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100 Jahre Hertz'sche Wellen - Teil 5a (von 5 - Rundfunk) 1992

Vermutlich zu der Sonderausstellung "100 Jahre Hertz'sche Wellen" im Sheraton in Frankfurt am Flughafen wurde diese kleine Broschüre herausgegeben. Und zu dieser Veranstaltung waren sie alle da, die damals etwas zur Aufarbeitungung dieser Historie beigetragen haben. Wir haben inzwischen sogar ein Video von dieser Veranstaltung im Nachlass des Günter Bartosch gefunden. Leider ist die Erinnerung an diese Veranstaltung völlig versandet und darum wird ist hier im Museum enthalten. Weitere Teile über die Entwicklung des Fernsehens finden Sie dann im Fernsehmuseum. Die Übersicht steht hier.

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Der Rundfunk
Aus dem Fernsehurteil des Bundesverfassungsgerichts, 1961

Der Rundfunk bedient sich zur drahtlosen Übermittlung des Programms elektrischer Wellen, die durch Sender ausgestrahlt werden. Diese Rundfunksender sind Funkanlagen und damit Fernmeldeanlagen. Bei einer dem natürlichen Wortverständnis und dem allgemeinen Sprachgebrauch folgenden Auslegung gehören zum Fernmeldewesen nur die technischen Vorgänge des Sendens der Rundfunkdarbietungen. Fernmeldewesen ist ein technischer, am Vorgang der Übermittlung von Signalen orientierter Begriff. Das Fernmeldewesen hat es mit den Fernmeldeanlagen, also mit technischen Einrichtungen zu tun, mit deren Hilfe Signale „in die Ferne" gemeldet oder übermittelt werden.

Umfaßt das Fernmeldewesen nach allgemeinem Sprachgebrauch nur die der Übermittlung von Signalen dienenden funktechnischen Vorgänge, so ergibt sich, daß die sogenannte Studiotechnik nicht zum Fernmeldewesen gehört. Das Fernmeldewesen beginnt erst mit der Übermittlung der sendefertigen Ton- und Bildsignale vom Rundfunkstudio zu einem oder mehreren Sendern (Übermittlung durch Leitungen oder durch Funk); es umfaßt sodann die Ausstrahlung der Sendung und die sich etwa daran anschließenden technischen Vorgänge bis zum Empfang der Sendung.

HÖRFUNK FÜR DAS AUSLAND UND DIE DDR

Die beiden 1960 gegründeten Bundesrundfunkanstalten "Deutsche Welle" (DW) und "Deutschlandfunk" (DLF) brauchten - wie das ZDF - kein organisatorisches und technisches Neuland zu betreten. Schon seit den 50er Jahren waren unter der Obhut der ARD Sendungen über Kurz-, Lang- und Mittelwelle für das Ausland und die Sowjetische Besatzungszone (SBZ oder Ostzone) bzw. die DDR ausgestrahlt worden, die diese beiden Anstalten nunmehr als selbständige und unabhängige Einrichtungen fortsetzen sollten.
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Die "Deutsche Welle"

Die fünf je 100kW starken KW-Sender in Jülich für die Ausstrahlung der DW-Programme gingen in den Besitz der Deutschen Bundespost über, die bis 1968 die Anzahl der Sender verdoppelte und nunmehr dort 30 Richtantennen und drei Rundstrahlantennen bereithielt. Mit dieser Sendekapazität konnte die DW zügig ihr deutschsprachiges Programm ausbauen und immer mehr fremdsprachige Sendungen in ihr Angebot für die Hörer in aller Welt aufnehmen.

Im provisorischen Funkhaus in der Kölner Brüderstraße standen dafür ab 1962 drei Sendekomplexe, fünf Tonträgerräume und elf Sprecherstudios zur Verfügung. Ab 1968 ermöglichte die Inbetriebnahme einer automatischen Senderegie die Betreuung von gleichzeitig drei Sendungen durch einen Techniker. Zur Verbesserung der Empfangsqualität trugen auch die Relaisstationen bei, von denen die erste 1965 im zentralafrikanischen Kigali im Staat Ruanda in Betrieb ging.

Der "Deutschlandfunk"

Bei weitem bescheidener sah die sendetechnische Mitgift aus, auf die der DLF („Wiedervereinigungssender") bei seinem Schritt in die Selbständigkeit zurückgreifen konnte. Er benutzte weiterhin die LW-Frequenz 151kHz eines 20 kW-Senders des bisherigen ARD-Langwellensenders in Hamburg. Rechtzeitig zum Sendebeginn am 1. Januar 1962 hatte die Deutsche Bundespost zusätzlich auch einen 50kW MW-Sender in Mainflingen bei Aschaffenburg zur Verfügung gestellt. Doch mit dieser geringen Sendeenergie konnte er nur bedingt dem Deutschlandsender der DDR Paroli bieten, der schon seit geraumer Zeit für sein 24stündiges Programm einen 300kW LW-Sender, vier MW-Sender mit zusammen 475kW, zwei KW- und sechs UKW-Frequenzen benutzte.

Erst mehr als fünf Jahre danach hatte der DLF den sendetechnischen Rückstand seinem ostdeutschen Pendant gegenüber mehr als ausgeglichen: Nachdem die bundesdeutsche Rundfunkanstalt bereits 1964  ein Programm rund um die Uhr anbieten konnte, standen ihr 1967 mehr als ein halbes Dutzend MW-Sender, darunter die Sender in Braunschweig mit 800kW, Mainflingen mit 700kW und Neumünster mit 600kW, sowie ein LW-Sender in Donebach (Odenwald) mit 70kW zur Verfügung. Die studiotechnische Erstausstattung des Deutschlandfunks bestand aus sieben Tonträgerräumen und drei Studios.

STEREOFON 1963 UND QUADROFON 1972

Vier Jahre vor dem Farbfernsehen hatte eine andere rundfunktechnische Neuerung Furore gemacht. Ebenfalls anläßlich einer Berliner Funkausstellung begann im August 1963 die Einführung des stereofonen Hörfunks in der Bundesrepublik Deutschland. Erste Versuchssendungen hatte es Ende der 20er Jahre in den Vereinigten Staaten über zwei MW-Sender und Experimente Mitte der 30er Jahre in den Niederlanden mit bis zu drei Mikrofonen gegeben, um räumliches Hören möglich zu machen. Auch der deutsche Rundfunk war in den Jahren des Zweiten Weltkriegs soweit. Mit den notwendigen, von den Technikern selbst konstruierten Spezialgeräten für Aussteuerung, Bearbeitung und Speicherung wurden 1942 Musikaufnahmen in stereofoner Qualität (Unsinn - in stereophoner Technik) gemacht. Nach 1945 gingen bei der deutschen Industrie, aber auch beim Rundfunk die Experimente weiter.

Weihnachten 1958 - der SFB sendet UKW Stereo

So strahlte der Sender Freies Berlin an Weihnachten 1958 über zwei UKW-Sender eine Versuchssendung aus, die mit Hilfe zweier Empfänger einen räumlichen Klangeindruck vermittelten.

Aber erst flächendeckende UKW-Sendernetze, die Entwicklung des Verfahrens zur Übertragung eines zweikanaligen Signals über einen Sender und dessen Empfang in einem Gerät, Fortschritte in der Mikrofontechnik und bei Tonbandgeräten für Mehrspuraufzeichnung sowie die Verbesserung der Leitungswege zwischen Studios und Sendern brachten den Durchbruch für die Stereofonie.

Das für die Übertragung entwickelte Kodierungsverfahren mußte allerdings kompatibel sein, d.h. es mußte den Empfang einer Stereosendung auch durch einen Monoempfänger uneingeschränkt ermöglichen. Erst 1967/68 waren alle Landesrundfunkanstalten soweit, stereofonische Sendungen den Hörern anzubieten.

1969 - 77 Stunden Stereo pro Woche beim SWF

Die Umrüstung der UKW-Sender auf stereofonische Ausstrahlung und der Sende- und Produktionsstudios gingen in den einzelnen Sendebereichen mit unterschiedlichem Tempo voran.

So betrug der Umfang stereofonischer Sendungen pro Woche 1969 beim Südwestfunk 77 Stunden, bei Radio Bremen aber erst 17 Stunden. Zu diesem Zeitpunkt hatten fast alle Rundfunkanstalten ihre Musikproduktionen auf Stereofonie umgestellt, die Wortsendungen, besonders im Hörspiel, waren dagegen über das Stadium des technischen und dramaturgischen Experiments noch nicht hinausgekommen.

Am weitesten wagte sich der Saarländische Rundfunk vor, der 1967 bereits sechs und im Jahr darauf zwölf Stereo-Hörspiele in seinem Programm anbot. 1973 ging die erste Produktion in Kunstkopfstereofonie, ein Hörspiel des RIAS Berlin, in den Äther. Für dessen Empfang war ein Kopfhörerpaar notwendig, um das rechte und linke Ohr mit der jeweils entsprechenden Modulation optimal zu versorgen.

Pressemitteilung des WDR :

Am Trommelfell des Zuhörers werden bei der Wiedergabe die gleichen Signale erzeugt, die dort herrschen würden, wenn der Zuhörer sich unmittelbar am Autnahmeort befände. Zur Realisierung wird ein Kunstkopf verwendet, der in sienen akustischen Eigenschaften einem typischen natürlichen Kopf möglichst genau nachgebildet ist.

Die an den "Trommelfellen" des Kunstkopfes vorliegenden Schalldrucksignale werden mit Mikrofonen aufgenommen und müssen möglichst unverzerrt an die Trommelfelle der Zuhörer gebracht werden. Es sind nur zwei Übertragungskanäle notwendig. Als Wiedergabemittel für Kunstkopfsignale sind Kopfhörer das geeignete Mittel. (Pressemitteilung des WDR, 1973)

1970 - 4-Kanal-System für den Rundfunk in den USA

Erst Anfang der 80er Jahre war die Umstellung aller ARD-Hörfunkprogramme über UKW auf die neue Technik abgeschlossen, nachdem eine internationale UKW-Wellenkonferenz die für die Stereoausstrahlung benötigten höheren Sendeleistungen genehmigt hatte. 1970 wurde in den Vereinigten Staaten ein 4-Kanal-System für den Rundfunk, die Quadrophonie, vorgestellt. Die USA und auch Japan forcierten diese Technik und unternahmen mehrere Testsendungen über jeweils zwei Stereosender.

Das Verfahren war aber wegen der benötigten großen Bandbreite, das schlechte Signal/Rauschverhältnis sowie die notwendige Kompatibilität zu Stereo- und Monoempfang und der hohen Kanaldichte für Europa ungeeignet. Aus versorgungstechnischen und auch finanziellen Gründen wurde die Quadrophonie weder im Hörfunk noch im Fernsehen, das die dafür notwendigen Bandbreiten zur Verfügung stellen konnte, realisiert. Stattdessen ließen ARD und ZDF mit Beginn der 80er Jahre die Fernsehsender nach und nach auf Stereoton (Mehrkanalton) umrüsten.

1992 - Herausgeber: Arbeitsgruppe der Technischen Kommission ARD/ZDF - „Geschichte der Rundfunktechnik" Redaktion: Dipl.-Ing. Wolfgang Weinlein, - Vorsitzender der Arbeitsgruppe (SWF), - Dipl.-Ing. Albrecht Hafner (SWF) Texte: Dr. Ansgar Diller, Deutsches Rundfunkarchiv (DRA), - Norbert Langer (WDR), Wolfgang Weinlein (SWF) Bildnachweis: DLF (1), DRA (3), RIAS (1), SFB (1), SWF (5), - WDR (1), ZDF (3)

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