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Der Deutsche Rundfunk bis zum Inkrafttreten des Kopenhagener Wellenplans (1950)
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Von Gerhart Goebel (Darmstadt / Eberstadt)
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A. Vorgeschichte
(1) Technische Grundlagen (Teil 2)

1909 - Große Zweifel an drahtloser Telephonie

Noch um 1909 hielten selbst Fachleute das Anwendungsgebiet der drahtlosen Telephonie für beschränkt. „Ausführbar und vielleicht auch aussichtsvoll", meinte Postrat Jentsch, „wäre höchstens eine Art drahtloser Telephonzeitung zur gemeinschaftlichen Übermittlung bestimmter Nachrichten an eine größere Anzahl Abonnenten. Bei diesen würden nur einfache Empfangsvorrichtungen für drahtlose Telegraphie aufzustellen sein" [39].

1910 - die Lieben Röhre

1910 führten auch v. Lieben und Mitarbeiter eine siebartige Steuerelektrode zwischen Kathode und Anode ein [40], und zwar ohne Kenntnis der sehr ähnlichen Anordnung beim Audion, das erst 1912 in Europa bekannt wurde. 1912 gingen die Liebenschen Erfinderrechte an ein Konsortium über, dem Siemens & Halske, die AEG, Feiten & Guilleaume und Telefunken angehörten. Die Röhre wurde zunächst im AEG-Laboratorium weiterentwickelt und 1912 auf dem Kongreß für drahtlose Telegraphie in London erstmalig öffentlich vorgeführt [41].

1912 - Die Röhre, die eine "Lampe" ist

Am 20.7.1912 ging von der AEG ein „Bericht über ein neues Fernsprech-Relais, die sog. Relaislampe" an das Reichspostamt, das sich daraufhin bereit erklärte, im Laboratorium des Telegraphen-Versuchsamtes die neue Verstärkerröhre erproben zu lassen. Am 20.9.1912 erklärten maßgebende Vertreter des Reichspostamtes, daß „nach den vorläufigen Resultaten es nicht ausgeschlossen" erscheine, „daß die Lampe eine wichtige Anwendung im Fernsprechverkehr seitens der Reichspost erfahren dürfte" [168].

1912 - L. de Forest erzeugt Tonfrequenz-Schwingungen

Die erste Schaltung zur Erzeugung von Tonfrequenz-Schwingungen mittels Röhren stammt anscheinend von L. de Forest (Sommer 1912). Zur induktiven Rückkopplung diente ein Transformator mit Eisenkern [42].
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1913 - A. Meissner erzeugt Hochfrequenzen

Im März 1913 benutzte A. Meissner bei Telefunken [43; 44] Lieben-Röhren mit Gasfüllung erstmalig zur Erzeugung hochfrequenten Wechselstroms mittels induktiver Rückkopplung in einer „Einrichtung zur Erzeugung elektrischer Schwingungen, dadurch gekennzeichnet, daß ein mit glühender Kathode oder ionisierter Gasstrecke oder dergleichen arbeitendes elektrisches Relais sowohl an seiner Primär- als auch an seiner Sekundärstrecke mit einem schwingungsfähigen System verbunden ist, so daß die in letzterem erregten Anfangsschwingungen durch das Relais verstärkt und aufrecht erhalten werden".

1913 - Drahtloser Sprechverkehr zwischen Berlin und Nauen

Am 21.6.1913 konnte Telefunken den wechselseitigen drahtlosen Sprechverkehr zwischen Berlin und Nauen mit einem Lieben-Röhrensender nach A. Meissner verwirklichen [45]. Damit begann die „Aera des Röhrensenders" [46; 47]. „In Amerika war dagegen in den maßgebenden Fachkreisen bis in den Herbst jenes Jahres von Röhrensenderarbeiten nichts bekannt", schrieb Meissner 1928 [53]. „Erst nach unseren gut gelungenen Nauen-Empfangsversuchen im Jahre 1913 ... begannen die Amerikaner, Patente anzumelden".

L.d.Forest und E.H.Armstrong bekommen Patent nachträglich

Und zwar konnten L.d.Forest und E.H.Armstrong aus ihren Laboratoriumsunterlagen nachweisen, daß sie vor dem Termin der deutschen Anmeldung Rückkopplungsschaltungen benutzt hätten, so daß dem Erfinder das Patent nachträglich (swear back) erteilt wurde. Das entsprechende Patent der RCA in Deutschland [165] wurde erst 1920 angemeldet.

1916 - Verworrene Patentlage

Offenbar waren die Prioritätsverhältnisse auf dem Gebiet der Röhrenschaltungen schon 1916 derart verworren, daß J. Zenneck [132] sich im Anhang seines „Lehrbuches der Drahtlosen Telegraphie" ausdrücklich darauf beschränkte, die Erfinder E. H. Armstrong, L. de Forest, R. v. Lieben, A. Meissner und E. Reiss nur noch in „alphabetischer Reihenfolge" zu erwähnen und lediglich bemerkte, die „ersten Veröffentlichungen über die Vorgänge bei diesen Schaltungen" verdankten wir E. H. Armstrong.

1914 - erste Hochvakuumröhren bei Siemens

Im Jahre 1914 begannen bei Siemens & ' Halske unter der Mitarbeit von Pirani Versuche mit Hochvakuumröhren, da die bei der AEG hergestellten gasgefüllten Lieben-Röhren in Senderschaltung nur eine Lebensdauer von wenigen Stunden erreichten. (Die grundlegenden Untersuchungen von I. Langmuir über die Glühkathodenemission im Hochvakuum erschienen erst 1914 [48].)
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1914 - Erste NF-Vertärker mit Röhren

Am 1.8.1914 brachte Telefunken den ersten mit Hochvakuum-Trioden (Bild 1) arbeitenden zweistufigen Niederfrequenzverstärker für Hörempfang heraus, und 1914/15 ging H. Rukop zum Bau von Sendern mit Hochvakuum-Röhren in Dreipunktschaltung (10W) über, mit denen Anfang 1915 Telephonieversuche zwischen Fürstenbrunn und Seegefeld bei Berlin über 15km gelangen [45]. Das Mikrophon lag anfangs unmittelbar in der Antenne, später in einem mit der Antenne gekoppelten Absorptionskreis. 1917 wurde bereits die Gitterspannungsmodulation benutzt [52; 83].

1915 - Erster rückgekoppelter Audion-Empfänger

Als Empfangsgerät diente 1915 wohl zum ersten Male ein rückgekoppelter Audion-Empfänger nach A. Meissner und E. Schloemilch, ... dadurch gekennzeichnet, daß der die verstärkten Hochfrequenzströme aufnehmende Kreis sowohl mit dem die Antennenströme dem Relais zuführenden Kreis zurückgekoppelt, als auch unmittelbar mit dem Indikationsinstrument zum Anzeigen der übertragenen Signale verbunden ist, so daß die Wirkung der Kathodenstrahlröhre sowohl als Verstärker als auch als Gleichrichter für die Hochfrequenzströme auf das Indikationsinstrument zur Geltung kommen kann". (DRP Nr. 290 257 vom 16. 12. 1913.)

Dann gab es einen Krieg und alles war geheim ...

Die weitere Entwicklung der drahtlosen Telephonie während des ersten Weltkrieges läßt sich an Hand der Literatur nicht mehr verfolgen; denn die Geräte wurden, wie Nesper schreibt, „im Interesse der Landesverteidigung" anscheinend bei allen Staaten sorgfältig geheim gehalten.

Der Chronist ist - ebenso wie nach 1939 - zum Teil auf persönliche Erinnerungen der Beteiligten angewiesen, in erster Linie auf die Mitteilungen von H. Bredow, der damals Direktor der Telefunken- Gesellschaft war.

1917 - Reichweitenversuche mit Röhrensendern an der Front

Auf Anordnung des Chefs der Feldtelegraphie führte er im Sommer 1917 zusammen mit A. Meissner und v. Lepel an der Westfront bei Rethel Reichweitenversuche mit Röhrensendern durch. Als Versuchstext wurden zunächst Tagesmeldungen und der Heeresbericht durchgegeben. Als Anreiz für die Aufmerksamkeit der abhörenden Funker ließ Bredow vor dem Mikrophon zwischendurch Handharmonika- und Geigensoli spielen und las selbst Heines Gedichte.

Einer jener Funker berichtete damals: „Es war ein Fronttag wie jeder andere, auch für die Funkstation des I. AOK ... In die Meldungen und Funkspruche hinein fiel plötzlich Musik, klar und deutlich. Man nahm die Kopfhörer ab, voll Verwunderung über dieses unverständliche Geschehnis. Aber die Musik war verstummt, sie kam nicht von draußen, sie war die erste (?) gelungene Sendung Hans Bredows". Sehr bald wurde dieser „Soldatenrundfunk" von der Obersten Heeresleitung verboten.
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1918 - Röhrensender mit 200 Watt

Die erzielten Reichweiten betrugen 50 ... 60km bei 10W Oberstrichleistung, eine beachtliche Entfernung, wenn man berücksichtigt, daß als Empfänger anfangs nur Detektorgeräte mit zwei Niederfrequenz-Verstärkerstufen [49] dienten. 1917 wurden auch rückgekoppelte Audion-Empfänger und vierstufige aperiodische Hochfrequenzverstärker nach dem 1911 von O. v. Bronk angegebenem Prinzip eingesetzt [50]. Die höchste bis 1918 mit Röhrensendern erreichte Telephonieleistung betrug 200W [109].

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