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Der Deutsche Rundfunk bis zum Inkrafttreten des Kopenhagener Wellenplans (1950)
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Von Gerhart Goebel (Darmstadt / Eberstadt)
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B. Die Entwicklung der Rundfunk-Technik in Deutschland

III. Übertragungstechnik
a) Drahtlose Übertragungen


Das Problem, eine Rundfunkdarbietung aus einem Studio gleichzeitig auf mehrere Sender zu übertragen, trat im deutschen Rundfunk zum ersten Male auf, als die Weihnachtsansprache des Reichskanzlers Marx am 23. Dezember 1923 für einen größeren Kreis von Hörern mit Detektor-Empfängern übertragen werden sollte, als dies mit dem schwachen Voxhaus-Sender allein möglich gewesen wäre. Die Ansprache wurde deshalb in Königs Wusterhausen drahtlos empfangen und über den alten „Konzertsender" als Relaissender auf Welle 645 erneut ausgestrahlt.

Das Ball-Sendeverfahren

Dieses an sich naheliegende Ball-Sendeverfahren wurde bis 1929 nur noch zur Besprechung des Senders Königsberg (Empfangsstelle Godrinen) von Berlin aus wegen des dazwischen liegenden Polnischen Korridors angewandt. Auch das erste Programm des englischen Großsenders Chelmsford wurde (am 14.3.1925) auf drahtlosem Wege auf die Sender der Norag übertragen.

Anmerkung zum Namen "Ball-Verfahren" :

Der sogenannte "Ball-Empfang" war (zumindest in Deutschland) bei Rundfunk und Fernsehen sehr gebräuchlich, wenn aussenliegende Sender mit dem Hauptprogramm versorgt werden mußten und keine Übertragungs-Leitungen vorhanden waren.
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Die Bezeichnung "Ball-Empfang" kam bereits in den 30er Jahren irgendwann zufällig, wenn man das originale Sender-Signal vom nächstliegenden Sender "wie ein Ball" gerade noch auffangen konnte und als Programm-Quelle in den lokalen Sender wieder einspeisen konnte.
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Ball-Empfänger wurden auf einen einzigen Quell-Sender (auf die Quell-Frequenz) abgestimmt und mußten dann hochgenau und frequenzstabil autark über Monate funktionieren, da in den Technikräumen niemand zum Nachjustieren anwesend war.

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Ball-Sendeverfahren noch nicht ausgereift

Das Ball-Sendeverfahren bewährte sich jedoch für einen regelmäßigen Programmaustausch nicht, weil der drahtlose Weg zu leicht durch atmosphärische Entladungen, Schwunderscheinungen, Telegraphie-sender u. a. m. gestört wurde [187]. Zwar rüstete die DRP noch während der 3. und 4. Bauperiode alle Sender mit hochwertigen, abgeschirmt aufgestellten Ballempfängern aus, um im Falle einer Störung der Modulationsleitungen den Sendebetrieb aufrecht erhalten zu können. Von diesen Einrichtungen ist jedoch im Mittelwellenbereich vor 1939 praktisch nie Gebrauch gemacht worden.
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Nur gegen Ende des Krieges mußten die Sender in den Grenzgebieten, u. a. Freiburg (ab November 1944 während 50% der Sendezeit), Langenberg und die oberschlesischen Sender das damalige Reichsprogramm vorwiegend über Ballempfang ausstrahlen. Nach dem Kriege übernahmen die Sender Osterloog und Elmshorn bis zur Schaltung direkter Leitungen im Jahre 1946 das BBC-Programm über die Ballempfangsstelle Utlandshörn, die auch heute noch für den Fall einer Kabelstörung zur Verfügung steht.
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Bei Kurzwelle funktionierte es

Im Programmaustausch mit überseeischen Sendern, bei denen man auf den drahtlosen Übertragungsweg angewiesen war, ließen sich die Nachteile des Ballempfangs durch Verwendung von Kurzwellen verschiedener, jeweils optimaler Frequenz und durch starke Bündelung der ausgestrahlten Energie weitgehend beseitigen, so daß bereits am 31. Januar 1925 der Rundfunk-Sender Stuttgart über die Empfangsstelle im Schloß Solitude die ersten Darbietungen aus USA durch Ballempfang übertragen konnte.

Anfang 1928 wurde eine Sendung von Bandoeng auf Java auf den Münchener Sender übertragen, und im März 1928 übernahm München über Kurzwelle ein Programm aus Melbourne.

Dezember 1929 - Ball-Empfang aus USA

Am 25. Dezember 1929 übernahm der amerikanische Sender Schenectady vom deutschen Kurzwellensender Zeesen das erste deutsche Programm [188].

Am 16. März 1930 folgte eine Übertragung aus der Dresdener Oper auf das deutsche Rundfunkleitungsnetz und zugleich über Zeesen-Schenectady auf das gesamte Sendernetz der amerikanischen National-Broadcasting-Company. Zur Ermittlung geeigneter Wellenlängen für einen Weltrundfunkdienst wurden von 1929 an zwischen der Radio-Corporation of America in Riverhead (NY) und der DRP umfangreiche Versuche angestellt, die im Sommer 1931 zu einem regelmäßigen Programmaustausch mit Nordamerika, später auch mit Südamerika, Afrika und Asien führten.

Kontrolle der (Sende-) Güte fortlaufend über Dienstkanal

Für diesen Zweck wurde im Fernamt Berlin 1932 eine besondere Übersee - Rundfunkübertragungsstelle geschaffen, die durch Leitungen mit den deutschen Kurzwellensendern Zeesen, Königs Wusterhausen und Nauen sowie mit der Empfangsanlage in Beelitz verbunden war. Von hier aus konnte sowohl vor der eigentlichen Übertragung die Güte der Kurzwellenverbindung im Wechselsprechverkehr zwischen den beteiligten Dienststellen durch Tonmodulation des Senders geprüft werden als auch während der Sendung deren Güte fortlaufend über den Dienstkanal sowie durch Abhören der von der überseeischen Gegenstelle ausgestrahlten Darbietungen überwacht werden [195]. Auf amerikanischer Seite wurden dabei die Empfangs- und Sendeeinrichtungen der RCA / der Radio Corporation of America benutzt.

Nov. 1933 - Erster Programmaustausch mit Japan

Am 15.11.1933 konnte das erste Rundfunk-Programm zwischen Deutschland und Japan ausgetauscht werden.
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Die Zahl der von und nach Übersee durchgeführten Übertragungen für amerikanische Rundfunkgesellschaften betrug [196]:

im Jahr von Deutschland von Übersee
  nach Übersee nach Deutschland
1934 157 104
1935 112 200
1936 34 136
1937 29 188
1938 37 107
1939 165 141

Für diese bestellten Übertragungen dienten vorwiegend die älteren Kurzwellensender in Zeesen (Haus 4), zu denen aus Sicherheitsgründen gelegentlich auch auf anderer Welle arbeitende kommerzielle Kurzwellensender in Nauen oder Königs Wusterhausen parallel geschaltet wurden. Der scheinbare Rückgang der Übertragungen im Jahre 1936 erklärt sich daraus, daß die neuen 8 Kurzwellensender in Zeesen (Haus 5 und 6) von der DRP der RRG ständig zur Verfügung gestellt worden waren. Die Mehrzahl der Rundfunkübertragungen von und nach Übersee wurde über diese Sender „blind" durchgeführt, d.h. unter Verzicht auf eine laufende Korrektur über den Dienstkanal. Für den Empfang forderte die RRG später gewöhnlich von der Empfangsstelle Beelitz nur die Schaltung zweier Diversity-Empfänger, deren Ausgänge vom Rundfunk-Verstärkeramt Berlin unmittelbar auf das „Haus des Rundfunks" geschaltet wurden.

III. Übertragungstechnik
b) auf Leitungen

1. Freileitungen


Die Unsicherheit des drahtlosen Weges für die Übertragung von Sendefolgen führte bereits Anfang 1924 zu Versuchen, zunächst kurze Fernsprech-Anschlußleitungen bis zu etwa 10km Länge innerhalb Berlins für die Übertragung von Darbietungen aus dem Thalia-Theater (20.1.1924) und aus der Philharmonie (2.10.1924) zum nahegelegenen Voxhaus auszunutzen. Im selben Jahre wurde auch die Brauchbarkeit oberirdischer Fernsprechleitungen für die Modulation der geplanten Zwischensender und für einen etwaigen Programmaustausch der verschiedenen Sendegesellschaften untersucht.

Derartige reine Freileitungen übertrugen alle Frequenzen bis zu 10.000 Hz mit fast gleicher und außerdem sehr geringer Dämpfung, so daß Entfernungen bis zu 500km ohne Zwischenverstärker überbrückt werden konnten. Sie wurden daher zunächst 1925 teils zur trägerfrequenten, teils zur niederfrequenten Verbindung der Zwischensender Bremen und Hannover mit dem Besprechungsraum der Norag in Hamburg benutzt und auch später noch für Rundfunk-Übertragungen über größere Entfernungen bevorzugt.

Freileitungen bis 1927 mit großen Schwächen

Am 1. April 1927 waren noch 71% der ständig geschalteten Rundfunk-Übertragungswege oberirdische Freileitungen (Bild 84), und noch Ende 1927 wurden z. B. für Rundfunk-Übertragungen zwischen Berlin und Frankfurt/Main und zwischen Berlin und Stuttgart Freileitungen benutzt [198].

Selbst im neuen Fernamt Berlin, das im Mai 1929 in Betrieb genommen wurde, waren noch Freileitungen für Rundfunk-Übertragungszwecke eingeführt [249]. Auf die Dauer konnte jedoch weder die Geräusch- und Nebensprechfreiheit noch die durch Wind, Rauhreif u. a. Naturerscheinungen beeinflußte Betriebssicherheit dieser oberirdischen Leitung den Anforderungen des Rundfunks genügen.

Das Fernkabelnetz 1925/26 konnte maximal 2.500Hz übertragen

Anderseits enthielt das seit 1921 im Aufbau begriffene deutsche Fernkabelnetz damals nur schwer bespulte Fernsprech-Adern, deren Frequenzbereich (~ 2.500 Hz) und deren Nebensprechfreiheit für Rundfunkzwecke nicht ausreichte. Trotzdem nutzte man 1925/26 diese Vierdrahtleitungen gelegentlich bereits für Rundfunk-Übertragungen aus, weil die damaligen Lautsprecher ohnehin kein breiteres Frequenzband abstrahlten und weil die Frequenzbandbeschneidung anfangs eine nicht unwillkommene Unterdrückung der Leitungsgeräusche ermöglichte.

Aufteilung des Frequenzbandes in hoch und tief

1927 spaltete man für Rundfunk-Übertragungen zwischen Berlin, Leipzig und Hamburg das Tonfrequenzband nach einem Vorschlag von R. Fiedler versuchsweise in 2 Komponenten auf. Die höheren Frequenzen wurden durch Freileitungen, die tieferen durch gewöhnliche Kabelleitungen übertragen und am Leitungsende unter Dämpfung des stärker gestörten Übertragungsweges durch Regelglieder wieder vereinigt.

Zwischen Berlin und Köln/Rh. wurden anfangs die höheren Tonfrequenzen auf einer mit gewöhnlichen Fernsprech-Verstärkern ausgerüsteten Kabelader (ohneGabel ???), die tiefen auf einer verstärkerlosen Kabelader übertragen. Erst Ende 1930 war das deutsche Rundfunk-Kabelnetz nahezu vollständig verkabelt.

2. Kabel

aa) Kernvierer
Im Inneren der ersten Normal-Fernkabel waren anfangs noch zwei durch einen 1mm starken Bleimantel besonders geschützte Adernpaare von 0,9mm Durchmesser vorgesehen, die in Störungsfällen als Meß- und Verständigungsleitung dienen sollten. Da der aus diesen Meßadern gebildete „Kernvierer" vollkommen störungsfrei war, wurde ab 1926 seine Pupinisierung von 0,07 H auf 0,0094 H verringert und damit die Grenzfrequenz auf 9.600 Hz, die Nebensprechdämpfung gegen die übrigen Sprechkreise auf etwa 13N erhöht [199].

Dadurch gewann man in jedem Fernkabel je eine praktisch störungsfreie Rundfunk-Übertragungsleitung, die zunächst auf den Versuchsstrecken Berlin-Leipzig und Hannover-Hamburg-Bremen erprobt wurde. Da die Musik-Pupinisierung der vorhandenen Kernvierer der Kostenersparnis wegen zusammen mit anderen Kabelarbeiten ausgeführt werden mußte, schritt der Aufbau des deutschen Rundfunkleitungsnetzes anfangs nur verhältnismäßig langsam fort.
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bb) Rundfunkadern
Seit 1925 hatte man bei der Planung neuer Fernkabelmuster von vornherein die Forderungen des Rundfunks berücksichtigt, indem man die Kernvierer (Kennfarbe: Schwarz, Grenzfrequenz 9.600 Hz) aller neuen Fernkabel mit Spulen von 9,4mH im Abstand 2km ausrüstete und 1930 an Stelle der durch neuere Meßverfahren überflüssig gewordenen Kernvierer in jedem Fernkabel in der Regel eine bis vier statisch geschirmte Doppeladern von 1,4mm Durchmesser mit einer Bespulung von 12mH im Abstand von 1,7km (Kennfarbe: Gelb, Grenzfrequenz 11.500 Hz) vorsah [203]. Als höchste übertragene Frequenz galt bei diesen Leitungen etwa das 0,7-fache der Grenzfrequenz. Die zwischendurch benutzten „blauen", „grünen" und „roten" Leitungen unterschieden sich voneinander bei annähernd gleicher Grenzfrequenz von rund 9.500Hz im wesentlichen durch Aufbau (Vierer oder Paar) und Spulenabstand.

Die Entwicklung des deutschen Rundfunkleitungs-Netzes zeigt Bild 84. Die Funkhäuser am Senderort wurden seit 1927 mit den Sendern an Stelle von Freileitungen meist durch 1,2mm starke unbespulte, geschirmte Adernpaare (Ortssende- und Ortsempfangsleitungen) in Rundfunksonderkabeln verbunden.
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3. Rundfunk-Leitungsverstärker und- Überwachungsgeräte

Zum Ausgleich der Dämpfung und des Frequenzverlaufes der Leitung mußten in die Rundfunk-Fernleitungen am Anfang und Ende, später auch in regelmäßigen Abständen Verstärker eingeschaltet werden. Man arbeitete 1925 zunächst versuchsweise teils mit gewöhnlichen Fernsprech-Vierdrahtverstärkern, teils mit einstufigen, für fermeldetechnische, elektromedizinische o. a. Zwecke entwickelten Verstärkern (Siemens u. Halske, Rel.Verst. 1).

Wo deren Verstärkungsziffer nicht ausreichte, benutzte man 1926 (R. Fiedler) im RPZ entwickelte, ungeschirmte drei- und vierstufige Breitband-Verstärker, die zur Beseitigung des Mikrophon-Effektes auf Fußballblasen aufgestellt wurden. Gelegentlich wurde auch die Dreifach-Röhre von S. Loewe als Rundfunk- Leitungsverstärker verwandt.

aa) Rundfunk-Leitungsverstärker System 29
Das erste deutsche Rundfunkleitungs-Verstärkersystem für das „schwarze" Leitungsnetz wurde 1927/28 von der DRP in Zusammenarbeit mit der Firma Siemens u. Halske AG. entwickelt.

Der Rundfunkleitungs- Hauptverstärker 29 enthielt zwei transformatorgekoppelte OCK (später Ca)-Röhren und eine fest eingebaute Entzerrerschaltung, die den Verstärkungsverlauf innerhalb eines Bereiches von 50 ... 6.400 Hz an den Dämpfungsverlauf einer 72,5km langen Rundfunkleitung anzupassen gestattete. Diese Verstärkerfeld-Länge ergab sich aus den zulässigen Unterschieden zwischen dem Höchst-, Mindest- und Störpegel (1000:10:2,5) auf der Leitung bei einer Verstärkerfeld-Dämpfung von etwa 3N. Verstärkerfelder anderer Länge wurden durch künstliche Fernkabel-Verlängerungsleitungen einheitlich auf den normalen Verzerrungswert gebracht.

Jede ankommenden Leitung war jeweils ein fester Verstärker mit eingebautem Entzerrer zugeordnet. Zur Verbindung mehrerer Rundfunkleitungen mit einem Hauptverstärker eines Verzweigungslmtes dienten einstufige Zusatzverstärker mit hochohmigem Eingang und einem Verstärkungsfaktor Null, mittels deren am Anfang jeder Leitung - unabhängig von der Zahl der Verzweigungen - derselbe Pegel aufrecht erhalten werden konnte wie am Ausgang eines Durchgangsverstärkers.

An die gleichmäßige Dämpfungsentzerrung wurden sehr hohe Anforderungen gestellt: Frequenzen, deren Dämpfung um 0,5N größer war als die Dämpfung bei 800Hz, galten als nicht mehr übertragen. [200 . ..203].

Die durch Temperaturänderung der Verstärkerfeldleitung verursachte zusätzliche Dämpfungsverzerrung von etwa 0,1N/l0° C bei 800 Hz konnte durch Temperatur-Dämpfungsausgleicher, kompensiert werden. Damit in einem Zwischenamt beim Wechsel der Übertragungsrichtung die für jeden Leitungsabschnitt besonders ermittelten Entzerrungsglieder nicht umgewechselt zu werden brauchten, schaltete man für jede Richtung einen besonderen Verstärkersatz ein, der zugleich als Reserve diente [204].
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bb) Programmaustausch
Um ihre Programme abwechslungsreicher zu gestalten, hatten die deutschen Rundfunkgesellschaften bereits in den Jahren 1926 bis 1928 gelegentlich die Darbietungen ausländischer Stationen übertragen. Als im Jahre 1929 das deutsche Rundfunkleitungsnetz weiter ausgebaut worden war und auch im Ausland gleichwertige Leitungen zur Verfügung standen, konnte bereits ein regelmäßiger europäischer Programmaustausch stattfinden. Berlin, Wien, Budapest, Prag und Warschau übertrugen von Zeit zu Zeit gemeinsame Musikprogramme. Seit 1930 beteiligten sich auch London und Brüssel am zwischenstaatlichen Programm-Austausch, nachdem die ersten Versuchsübertragungen bereits am 13. März 1928 in beiden Richtungen erfolgreich durchgeführt waren.

Als eine der ersten Veranstaltungen wurde im April 1930 ein Konzert aus der Thomaskirche in Leipzig über Fernkabel nach London übertragen. Ostern 1930 folgte eine Sendung von Rom nach Frankfurt/M. Als erstes Konzert im Rahmen der „Europäischen Konzerte" sendete Hamburg im Januar 1931 einen Brahms-Abend. Vom Jahre 1932 an wurde für manche Veranstaltung fast das ganze europäische Sendernetz zusammengeschaltet [250].

Während der Olympischen Spiele wurden von Deutschland nach dem Europäischen Ausland 369, nach Übersee 800 Rundfunk-Übertragungen durchgeführt [251].

Seit 1930 fanden über das deutsche Rundfunk-Leitungsnetz in zunehmendem Maße auch Durchgangs-Übertragungen statt, so z. B. zwischen Paris und Prag, zwischen Budapest und Nord-Amerika [251].
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cc) Rundfunk-Leitungsverstärker System 34
Obwohl das Rundfunkleitungs - Verstärkersystem 29 in Verbindung mit Rundfunkleitungen der Kennfarbe: Schwarz in Bezug auf den Übertragungsbereich bereits den bis 1948 geltenden zwischenstaatlichen Vereinbarungen (übertragenes Frequenzband 50 ... 6.400 Hz) genügte, wurde von der DRP in Verbindung mit der Firma Siemens u. Halske 1934 ein neues Rundfunkleitungs-Verstärkersystem (Bild 85) entwickelt, das dem von den „gelben" Leitungen übertragenen breiten Frequenzband entsprach.

Die in der Regel ebenfalls in Abständen von 72,5km angeordneten Hauptverstärker 34 in Baukasten-Form besaßen 3 Stufen mit Widerstands-Kondensator-Kopplung (2 Ba-Vorröhren (2W) und eine Da-Leistungsröhre (13W)). Sie wiesen bei 5N Gesamtverstärkung für alle Frequenzen zwischen 30 und 10.000Hz eine geradlinige Verstärkungskurve auf.

Der Klirrfaktor zwischen 100 und 10.000 Hz war kleiner als l%, zwischen 30 und 100 Hz kleiner als 4%. Jeder Fernleitungszweig wurde individuell geradlinig auf den gleichen Spannungswert bei jeder zu übertragenden Frequenz entzerrt, so daß man in den Rundfunk-Verstärkerämtern nunmehr völlig freizügig jeder ankommenden Leitung jeden Hauptverstärker zuordnen konnte.

Das System der Verzweigung über Zusatzverstärker - das ab 1937 auch die RRG für ihre Funkhäuser übernahm - wurde beibehalten.

Der Zusatzverstärker 34 entsprach in seiner Dimensionierung der Endstufe des Hauptverstärkers 34. In den Verzweigungsämtern konnten über Zusatzverstärker bis zu 15 Rundfunkleitungen an je einen Hauptverstärker angeschlossen werden.

Das Übertragungssystem wurde anfangs so entzerrt, daß bei einer Ausgangsspannung von 1V am Ausgang des ersten Rundfunkleitungs- Verstärkers an den Ausgängen aller folgenden Verstärker wiederum frequenzunabhängig eine konstante Spannung von 1V auftrat [206].

Am 1. Januar 1935 ging die DRP zur Erzielung eines genügenden Abstandes zwischen dem nach den CCIF-Empfehlungen noch zugelassenen Störgeräusch-Pegel von 4mV und dem Mindest-Nutzpegel (40mV) von 1V auf eine maximale Aussteuerungsspannung von 4V eff. (= 1,64N) entsprechend einer Leistung von 50mW an 316Ohm über, nachdem in allen Rundfunk- Leitungen die älteren Spulen mit Blechkernen gegen Massekernspulen ausgewechselt waren.

Die kleinste Nutzspannung am Anfang des Verstärkerfeldes wurde mit 1/100 der maximalen Nutzspannung festgelegt. Die Funkhäuser gaben einen maximalen Spannungspegel von 1,55V auf die Ortssendeleitung, die im nächstgelegenen Rundfunkverstärkeramt auf 3,1V eff. (= 1,4N) erhöht wurde (Bild 86).
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Die vom CCIF für den Laufzeit-Unterschied bei 50 Hz und 6400 Hz gegenüber 800 Hz empfohlenen Grenzwerte von 70 ms und 10 ms wurden beim System 29 nach etwa 10, beim System 34 erst nach etwa 21 Rundfunkleitungs- Verstärkerfeidern überschritten [253].

Je 2 Hauptverstärker 34 und 4 Zusatzverstärker wurden in einem Gestell vereinigt, das 4 Rundfunk-Fernleitungen für beiderseitigen (wechselzeitigen) Betrieb und 2 Rundfunk-Ortsleitungen für gerichteten Betrieb aufnehmen konnte. Die Verstärkergestelle für Unterwegs- und Verzweigungsämter waren grundsätzlich gleich ausgeführt.
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Eine der ersten Kreuzschienen
Um die durch den Systemaufbau 34 gegebene beliebige Verwendbarkeit der Hauptverstärker und Leitungen voll ausnutzen zu können, erhielt jedes Verstärkergestell ein Kreuzschienen - Vielfach-Umschaltefeld, an dessen linken vertikalen Buchsenreihen die ankommenden entzerrten Rundfunk-Fernleitungen endeten, während an den rechten senkrechten Reihen über Zusatzverstärker die abgehenden Leitungen lagen. In die waagerechten Buchsenreihen war je ein Hauptverstärker eingeschaltet, so daß durch einfaches Einführen von Schalt-Steckern in die Schnittpunkte je einer senkrechten und einer waagerechten Reihe jede ankommende und jede abgehende Leitung über jeden Haupt Verstärker miteinander verbunden werden konnte.

Durch mechanische und elektrische Verriegelungen wurden Fehlschaltungen selbsttätig verhindert. Die Zahl der in ein Verstärkeramt einmündenden Rundfunkleitungen war praktisch unbeschränkt und hing lediglich von der Zahl der aufstellbaren Verstärkergestelle ab. Die Zahl der gleichzeitig übertragbaren Sendefolgen war durch die Aufnahmefähigkeit des Kreuzschienen- Verteilerfeldes auf 8 begrenzt, konnte jedoch im Notfall durch Schnurschaltungen oder fliegende Leitungen entsprechend erweitert werden.

Im größten, am 13. März 1944 in Betrieb genommenen deutschen Rundfunk-Verstärkeramt Berlin (Bild 87) standen insgesamt 24 Haupt- und 96 Zusatzverstärker, die über ein 24-teiliges Verteilerfeld geschaltet werden konnten. Hinzu kamen noch 8 Hauptverstärker und 24 Zusatzverstärker zur Besprechung der Kurzwellensender Zeesen, Elmshorn und München. Bei Sendungen, die von Berlin auf alle deutschen Sender übertragen werden mußten, waren 1934 im Durchschnitt 7.500km Rundfunkübertragungsleitungen und 6.500km Ersatzleitungen mit etwa 200 Verstärkern zu schalten [208].

Dazu kamen noch rund 8.000km Meldeleitungen für die Verständigung zwischen den Ämtern. An einer solchen Übertragung waren etwa 300 Verstärkeramtskräfte unmittelbar und 8000 Kräfte mittelbar beteiligt [209].

Für Übertragungen von Orten, die nicht durch besondere Rundfunk- Übertragungsleitungen ständig mit dem Rundfunkleitungsnetz der DRP (Bild 88) verbunden waren, griff man (e.F. ???) auf Adern des vorhandenen Fernsprechnetzes oder auf Freileitungen zurück, die dann als Rundfunk- Zubringerleitungen geschaltet wurden, wobei für künstlerische Darbietungen u. U. die Forderung an das zu übertragende Frequenzband auf etwa 5.000 Hz eingeschränkt werden mußte.

Für solche Übertragungen wurden 1935 tragbare Verstärker 34 für Netzanschluß sowie ein Übertragungs-Wagen in Dienst gestellt. Bis zum Jahre 1939 folgten weitere 10 Wagen, die mit allen Meß-, Überwachungs- und Übertragungseinrichtungen ausgerüstet waren und ihren Betriebsstrom entweder aus dem Netz oder aus batteriegespeisten Umformern entnahmen.
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dd) Trägerfrequenz-Systeme
Die Möglichkeit, Rundfunkdarbietungen mit Vorteil auch trägerfrequent zu übertragen, wurde der Olympischen Winterspiele vorgesehen, als die Antennenzuleitung des auf den Voxhaussender abgestimmten Königs Wusterhausener Ballempfängers zufällig mit der für die Relaisübertragung nicht benutzten Freileitung von Berlin gekoppelt wurde [211].

Die ersten betriebsmäßigen Rundfunkübertragungen mittels Trägerfrequenz wurden dagegen in Deutschland erst 1936 anläßlich der Olympischen Winterspiele vorgesehen, als auf einer einzigen unbespulten Kabelleitung vier verschiedensprachige Berichte mit Trägerfrequenzen von 150 ... 300 kHz übermittelt werden mußten.

Auch bei oberirdischen Zubringerleitungen (z.B. für Übertragungen aus Schneidemühl) wurde bei zu hoher Störanfälligkeit im Niederfrequenzbereich mit Trägerfrequenzen im Bereich von 40 und 80kHz gearbeitet [205]. Die Rundfunk-Übertragung auf Trägerfrequenz wurde während des Krieges insbesondere zur Modulation von kleineren Rundfunk- und Drahtfunksendern angewandt.

ee) Überwachungs-Einrichtungen
Zur Überwachung der Verstärker und Leitungen erhielten die Verzweigungs- und Zwischenämter des Rundfunk-Leitungsnetzes 1931 eine Reihe von Prüf- und Meßeinrichtungen, die in einem besonderen Gestell zusammengefaßt waren. Es enthielt neben einem Schwebungssummer einen Leistungsverstärker, der auch zur akustischen Überwachung der Sendung mittels Lautsprechers und als Hilfsverstärker diente, ferner ein Spannungsmeßfeld, einen in Neper geeichten Pegelzeiger (-3,2 ... +2,2N) oder einen sebsttätigen Pegelschreiber sowie einen Impulsmesser (Höchstwert-Zeiger) mit einer Ansprechzeit von etwa 20ms bei 2 ... 6s Abklingzeit. Daneben erhielten die wichtigen Verzweigungsämter Mindestwert-Anzeiger (Ansprechzeit 200ms, Abklingzeit 20s) und Fremdspannungsmesser, die nach Einschaltung eines Ohrfilters auch als Geräuschspannungsmesser verwandt werden konnten.

Während im Rundfunk-Übertragungs- und Sendedienst der DRP Aussteurungsmesser mit linearer Skala benutzt wurden, verwandten die Sendegesellschaften Tonmesser mit logarithmisch geteilter Skala. Daraus ergaben sich zwischen beiden Stellen gelegentlich Meinungsverschiedenheiten: Während der DRP vorgeworfen wurde, ihr Senderpersonal steure den Sender (zum Schutz gegen Modulations-Überspannungen) nicht voll aus, wurde gegen die Sendegesellschaft der Vorwurf erhoben, ihre Toningenieure übersteuerten (wegen der schlechten Ablesbarkeit der logarithmischen Tonmesserskala im Bereich höherer Spannungen) den Sender und verursachten dadurch Betriebsausfälle.
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ff) Rundfunk-Leitungsverstärker System 48
Das in Deutschland 1936 eingeführte Rundfunkleitungssystem 34 umfaßt den größten Teil des derzeitigen deutschen Rundfunk-Leitungsnetzes und hat bis heute allen berechtigten Anforderungen entsprochen. Trotzdem wurde vom CCIF in Montreux 1946 erwogen, mit Rücksicht auf die durch Frequenzmodulation von UKW-Sendern gegebenen Möglichkeiten einer Steigerung der Übertragungsgüte hochqualifizierte Rundfunk-Leitungen zu schaffen, die ein Frequenzband von 30 ... 15.000Hz wirksam übertragen sollen. Der Dynamikbereich soll von 4,6N ( = 40db) auf 5,75N ( = 50db) bei einer Erhöhung der übertragenen Leistung von 50 auf 100mW gesteigert werden [210].

Die Deutsche Bundespost hat 1949/50 mittels unbespulter Viererleitungen bei 35km Verstärkerfeld-Länge eine Rundfunk-Versuchsleitung zwischen Hamburg und Frankfurt/M. aufgebaut, um zu prüfen, wie weit die Montreux-Bedingungen im Betrieb zu verwirklichen sind. Hierbei zeigte es sich, daß Ende 1949 mit den von den Rundfunk-Anstalten benutzten Mikrophonen und Schallaufzeichnungsgeräten weder der Dynamik- noch der Frequenzbereich der Versuchsstrecke voll ausgenutzt werden konnte.

Die Deutsche Bundespost hat inzwischen in Zusammenarbeit mit der Firma Siemens u. Halske AG. ein Rundfunk-Verstärkersystem 48 entwickelt, das in der Lage ist, die Bedingungen von Montreux zu erfüllen. Die Verstärkergestelle 48 enthalten neben anderen Verbesserungen ein 12-teiliges Kreuzschienen-Verteiler-System.

Anfang 1950 wurden die Verstärkerämter Hamburg, Hannover. Frankfurt/M, Köln, Karlsruhe, Wuppertal und Nordhorn (internationale Leitung nach Holland) betriebsmäßig mit Verstärkern dieses Systems ausgerüstet. Im Laufe des Jahres 1950/51 werden in weiteren Rundfunk-Verstärkerämtern Verstärker 48 eingebaut werden, so daß demnächst in Westdeutschland ein Netz hochqualifizierter Rundfunk - Leitungen zur Verfügung steht.

In Verbindung mit diesem System ist ferner ein Überwachungsplatz 48 (Bild 89) für Rundfunk-Leitungen entwickelt worden, der mit einem Lichtzeiger-Aussteurungsmesser 48 ähnlich dem von den Rundfunk-Anstalten benutzten Tonmesser U21 und mit einer Lautsprecherkombination (Bild 90; 91) ausgerüstet ist, die ein Frequenzband von 30 ... 15.000Hz abstrahlen kann.
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