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In der Hifi-Stereophonie 1983-Heft 3 steht auf drei Seiten, wie sie klingen, diese neuen digitalen Schallplatten - die CDs


Hier sollen die Bewertungen nicht mit abgebildet werden. Es sei alleine die Aufmerksamkeit auf die Anzahl der CDs überhaupt und den kritischen Eindruck samt der Kommentare des "Test-Hörers" Karl Breh gelenkt :

Die ersten digitalen Discs sind da
Karl Breh holt uns im April 2012 diese alten CDs aus seinen Regalen
und so sehen die aus

Franz Schubert (1797-1828)
Symphonie Nr. 9 C-dur D. 944

Wiener Philharmoniker, Dirigent Georg Solti (Aufnahmeleiter James Mallinson; Toningenieur James Lock) Decca 400 082-2

Bei dieser Aufnahme ergab sich die Möglichkeit, die CD-Version klanglich direkt mit der DMM-Analogplatte (vgl. HiFi-Stereo- phonie 2/83) zu vergleichen. Der einzige feststellbare Unterschied bestand darin, daß die Analogplatte trotz DMM hin und wieder geringfügige Oberflächengeräusche produzierte, die Compact Disc natürlich nicht.

Die Aufnahme wurde in den Sofiensälen in Wien produziert und entspricht bestem Decca-Niveau: unverfärbtes Klangbild, Durchsichtigkeit und großer Dynamikumfang, bei der Compact Disc aufgrund des Fehlens jeglichen Oberflächengeräuschs noch ein bißchen größer als bei der DMM-Analogplatte.

Wenn die Kataloge nicht täuschen, ist dies Sir Georgs erste Aufnahme einer Schubert-Symphonie. Daß es gleich die große C-dur-Symphonie sein muß, mag dem Stellenwert des Dirigenten im internationalen Musikbetrieb entsprechen. Er entledigt sich der Aufgabe korrekt auf einer eher klassischen Linie, mit Ausnahme des Finales, das m. E. zu sehr unter Dampf, man könnte auch sagen: unter etwas nervöser Dauerspannung steht. Neue Aspekte hat Solti dem Werk kaum abgewonnen, was im Spannungsfeld zwischen Furtwängler und Toscanini auch nur schwer möglich sein dürfte. Oder sollte uns eines Tages Carlos Kleiber eines Besseren belehren?
Im Beiheft der CD sind für Schubert falsche Lebensdaten angegeben.
Br.

Jacques Offenbach (1819-1880)
Ouvertüren: Orpheus in der Unterwelt und . . .

Blaubart; Die Großherzogin von Gerolstein; Die schöne Helena; Vert-Vert; Barcarole Berliner Philharmoniker, Dirigent Herbert von Karajan (Produzent Günther Breest; Aufnahmeleiter Michel Glotz; Tonmeister Günter Hermanns) DG 400 044-2

In HiFi-Stereophonie 8/81 beurteilte U. Seh. die Analogplatte dieser Digitalaufnahme sehr positiv. Allerdings fehlten ihm bei HvK das Augenzwinkern und das Filigran der Phrasierung. Die Pressung nannte er „absolut nebengeräuschfrei". Das trifft auf die Compact Disc erst recht zu.

An der digitalen Aufnahme bewunderte U. Seh. die außerordentliche Klarheit im Baßbereich, im Obertonbereich glaubte er eine gewisse Kälte festzustellen. In diesem letzten Punkt kann ich U. Seh. nicht recht folgen. Oder sollte durch Sauberkeit, Klarheit, völlige Verzerrungsfreiheit dem Obertonbereich eine Dimension der Kälte zuwachsen? Eine Frage der Psychoakustik, die möglicherweise nur individuell zu beantworten ist.
Br.

Peter Tschaikowsky (1840-1893)
Ouvertüre solennelle „1812" op. 49 und . . . .

Capriccio italien op. 45; Marche slaveop. 31
Chicago Symphony Orchestra, Dirigent Daniel Barenboim DG 400 035-20 10

Das Tolle an dieser Digitalaufnahme ist die exzellente Klangtechnik. Das hat schon A. B. in seiner Besprechung der Analogplatte in HiFi-Stereophonie 5/82 festgestellt. Für die CD-Version gilt diese Aussage sozusagen mit Sternchen. Die Reinheit des Klangbildes, dessen Staffelung und die Abwesenheit jeglicher Art von Störgeräuschen machen diese Platte mit den Tschaikowskyschen Pieces de resistance geradezu zu einem CD-Demonstrationsobjekt. Auch ein leicht defekter CD-Spieler vermochte die Platte wiederzugeben, allerdings mit an pp-Stellen deutlich hörbarem Quantisierungsrauschen.
Br.

Richard Strauss (1864-1949)
Eine Alpensymphonie op. 64

In Heft 11 in 1982 stand es bereits - hier wurde diese Alpensinfonie CD bereits vorgestellt

Berliner Philharmoniker, Dirigent Herbert von Karajan DG 400 039-2

Dies ist die erste Compact Disc überhaupt, die in Europa in das Rampenlicht der Öffentlichkeit geriet. Sie wurde HvK im Juni 1982 während einer Pressekonferenz in Sachen CD überreicht, und die Kunststoff-Kassette mit dem Matterhorn-Gipfel wurde in der Presse abgebildet, sicher ein voller PR-Erfolg.

Weniger glänzend war die Besprechung der Analogplatte dieser Digitalaufnahme von A. B. in HiFi-Stereophonie 2/82. ?, 0, 5, 10 war die Bewertung, mit der Begründung, „Strauss' symphonisches Breitwandmonstrum, dem Kitsch stellenweise ohnehin bedenlich nahe", werde „hier in einen undurchdringlichen Nebel gehüllt, aus dem allenfalls gelegentlich die eine oder andere melodische Linie des Blechs oder der ersten Violinen auftaucht. Ich [A. B.] sehe mich außerstande, Karajans Interpretation zu beurteilen, da das Wesentliche einer Wiedergabe dieser Alpensymphonie, die klangliche und klangfarbliche Organisation, die Raffinesse des instrumentalen Details, nicht aushörbar ist. Wen es also nach dem Stück gelüstet, der ist mit den Einspielungen von Solti und Kempe weit besser bedient."

Ich habe mir die Mühe gemacht, die CD-Version mit der Analogplatte von Kempe zu vergleichen. Das Ergebnis war einigermaßen überraschend: Zwar klingt die EMI-Aufnahme etwas vordergründiger, weniger breit und tief gestaffelt, und auf der DG-Aufnahme liegt der die unteren Register leicht verfärbende Hall der Berliner Philharmonie. Zwar gibt es Interpretationsunterschiede, aber sie sind gradueller Natur. HvK läßt die Apotheosen wuchtiger ausspielen, beschleunigt an dramatischen Stellen das Tempo merklich und verlangsamt es an lyrischen, auch ist er zurückhaltender beim Einsatz der Kuhglok-ken und der Windmaschine.

Aber es geht in der Karajan-Version kein Detail, keine Stimme, kein Farbtupfer, kein Vogelruf verloren. Wo Kempe beim Anstieg die Hörner wie aus der Ferne erklingen läßt, sind sie bei Karajan voll präsent. Dafür sind bei ihm die Holzbläser an Solostellen von dort zu hören, wo sie im Orchester wirklich sitzen, während bei Kempe Tiefenstaffelung kaum vorhanden ist. Gut, das macht die Kempe-Auf-nahme leichter durchhörbar. Aber die Unterschiede sind - um es nochmals zu sagen - gradueller Art. Beim Vergleich der analogen DG-Version mit der Compact Disc zeigte sich allerdings, daß in diesem Fall die CD wesentlich besser klingt. Das Klangbild der Analogversion ist kompakter und etwas breiig. War es das, was Beaujeans Mißmut provoziert hat? Br.

Richard Strauss (1864-1949)
Also sprach Zarathustra

Boston Symphony Orchestra, Dirigent Seiji Ozawa Philips 400072-2

Ozawa und sein Bostoner Orchester bieten einen „Zarathustra", der sich durch eine auffällig noble Stilistik und Klangkultur von der Menge der vorangegangenen Schallplatten-einspielungen abhebt, aber auch durch eine bemerkenswert unforcierte, harmonische, weder eifernde noch effekthascherische Ausdeutung. Man könnte ihr höchstens anlasten, daß sie tonmalerisch manchmal etwas distanziert wirkt.

Klanglich zeigt die Philips-Einspielung eher vornehme Distinguiertheit als vordergründige Brillanz. Die CD-Version tut gerade diesem Stück spürbar gut: Der Pianissimo-Anfang der großen Trommel braucht sich nicht aus dem analogen Störnebel herauszulösen, sondern ist verblüffend präzise und klar da. ihd

Maurice Ravel (1875-1937)
Bolero; La Valse und . . . .

Pavane pour une infante defunte; Daphnis et Chloe, Suite Nr. 2 Orchestre de Paris, Dirigent Daniel Barenboim (Tonmeister Klaus Scheibe) DG 400061-2

Die musikalische Seite dieser Interpretation von Werken Ravels durch das Orchestre de Paris unter Barenboim hat H. K. J. in HiFi-Stereophonie 7/82 unnachsichtig beurteilt. Man könnte die Interpretation auch etwas höher bewerten. So ist z. B. die Temposteigerung im Bolero selbst bei unmittelbarem Vergleich von Anfang und Ende so auffällig auch wieder nicht.

Die klangliche Seite der Aufnahme habe ich in Würdigung des insbesondere von den Holzbläsern entwickelten und ohne Verzeichnung aufgenommenen Klangraffinements um einen Punkt aufgewertet. Möglicherweise ist dies auch der Compact Disc zuzuschreiben. Br.

Igor Strawinsky (1882-1971)
Le sacre du printemps

Detroit Symphony Orchestra, Dirigent Antal Dorati Decca 400084-2

H. K. J. hat in seiner Besprechung der Analogversion dieser Digitalaufnahme die Klangqualität mit 7 bewertet (HiFi-Stereophonie 7/82). Er begründete das mit den richtigen Argumenten: Im „Danse de la terre" sind die Hörner unterbelichtet, und die raschen Tonwiederholungen der verschiedenen Orchestergruppen im Finale geraten nicht deutlich genug.

Im Unterschied zu H. K. J. bin ich aber der Auffassung, daß diese Mängel eher dem Dirigenten anzulasten sind und weniger der Aufnahmetechnik. Eine Bewertung der Klangqualität mit der Ziffer 7 könnte den Eindruck erwecken, der Orchesterklang sei womöglich verfärbt, verzerrt, mangelhaft gestaffelt oder werde durch eine zu geringe Dynamik beeinträchtigt. All dies trifft nicht zu, am allerwenigsten ein für dieses Lärmstück tödlicher Mangel an Dynamik. Deshalb habe ich die Klangbewertung vom interpretatorischen Minus entlastet. Br.

Igor Strawinsky (1882-1971)
Petrouchka (Originalversion 1911)

London Symphony Orchestra, Dirigent Claudio Abbado (Tonmeister Klaus Hiemann) DG 400042-2

H. K. J. bezeichnete in seiner Besprechung dieser Aufnahme in HiFi-Stereophonie 12/81 die digitale Klangtechnik als „einigermaßen sensationell". Sie führe das Orchester „in bester Herausgeputztheit und idealer Proportioniertheit" vor.

Dem ist nur hinzuzufügen, daß bei der CD-Version dieser exzellente Klang bei beliebiger Lautstärke aus totaler Stille erblüht und in den Modulationspausen in diese zurücksinkt.
Br.

Neujahrskonzert
Wiener Philharmoniker

Dirigent Lorin Maazel DG 400040-2

Wenn die Wiener Philharmoniker in Festtagslaune ihren Johann oder Josef Strauß im Musikvereinssaal zelebrieren, kann - egal, wer da dirigiert - nicht viel danebengehen. Und der derzeitige Chef der Wiener Staatsoper ist gewiß nicht der schlechteste Dirigent.

Die digitale Aufnahmetechnik liefert einen sehr natürlichen unverfärbten Klang, trotz Live-Mitschnitts, was man sehr gut auch am Applaus beurteilen kann. Die analoge Platte klingt, hört man sie mit einem hochwertigen MC-Tonabnehmer ab, kein bißchen anders als die Compact Disc. Allerdings zeichnet sich mein Analogexemplar dieser Aufnahme durch eine in jeder Hinsicht tadellose Fertigung aus. Br.

Antonio Vivaldi (1678-1741)
Le quattro stagioni

Simon Standage, Violine; The English Concert, Leiter Trevor Pinnock DG 400045-2

Eine Darstellung nach Art des English Concert: historisierend im Instrumentarium und was die Besetzung betrifft, gelegentlichen Verzierungen nicht abhold, flotte Tempi, prägnante rhythmische Durchzeichnung, Verzicht auf Schweller und allzu rhetorischen Vortrag, im ganzen eine sehr ansprechende, überzeugende Interpretation.

Die Höhen der Streicher könnte man als leicht überbelichtet bezeichnen, das Klangbild ist extrem durchsichtig und präsent, ruht aber auf festem Baßfundament. Rausch im üblichen Sinn gibt es in dieser Digitalaufnahme nicht, aber im tieffrequenten Bereich so etwas wie Saalrumpeln. Ist es Verkehrslärm, der unterschwellig in das Aufnahmestudio gedrungen ist, oder hat sich sonst etwas aufs Digitalband geschlichen? Br.

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Konzerte für Klavier und Orchester Nr. 12 A-dur

KV 414 (385 p) und Nr.20d-moll KV466 Rudolf Serkin, Klavier; London Symphony Orchestra, Dirigent Claudio Abbado (Produzent und Aufnahmeleiter Rainer Brock; Tonmeister Klaus Hiemann) DG 400068-2

Auch diese in HiFi-Stereophonie 12/82 auf Black Disc besprochene Digitalaufnahme zählt in ihrer CD-Version zu den kritischen Silberscheiben, die nur von den leistungsfähigeren CD-Spielern ohne Quantisierungsrauschen, ohne Rauschfahnen und ohne Störgeräusche im langsamen Satz des d-moll-Konzerts verkraftet werden.

Dabei könnte man das gelegentliche Mitbrummen Serkins mit solchen Störgeräuschen verwechseln, gegen die man bei der klinisch sauberen Compact Disc allergischer ist als bei der analogen Platte.

Der interpretatorischen Beurteilung von U. Seh. habe ich nichts hinzuzufügen. Was die klangliche Seite betrifft, möchte ich lediglich ergänzen, daß das orchestrale Klangbild in den Höhen leicht zur Härte neigt. Br.

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Konzerte für Klavier und Orchester Nr. 15 KV 450

und Nr. 21 KV 467 Alfred Brendel, Klavier; Academy of St. Martin-in-the-Fields, Dirigent Neville Marriner Philips 400 018-2

Was die Interpretation dieser Klavierkonzerte betrifft, sei auf die Rezension von A. B. in diesem Heft verwiesen.

Auch hier konnten wir die Analogversion der Aufnahme direkt mit der Compact Disc vergleichen. Das Klangbild der Compact Disc wirkt eine Nuance schlanker, leuchtender und brillanter. Das dürfte im wesentlichen zurückzuführen sein auf das Fehlen von Modulations- und Rillenrauschen, das trotz bester Oberflächenqualität der analogen Philips-Platte immer noch vorhanden ist.
ihd / Br.

Ludwig van Beethoven (1770-1828)
Konzert für Violine und Orchester D-durop. 61

Kyung-Wha Chung, Violine, Wiener Philharmoniker, Dirigent Kyrill Kondrashin (Aufnahmeleiter Christopher Rae-burn; Toningenieur James Lock) Decca 400048-2

U. Sch. hat in HiFi-Stereophonie 12/79 die Analogplatte dieser frühen Digitalaufnahme der Decca als eine von der Interpretation her gesehen entbehrliche, aber sehr schön klingende Darstellung des Werkes eingestuft.

Chungs Auffassung von diesem Konzert liegt gänzlich auf der Linie des romantischen Solokonzerts, und damit unterscheidet sie sich nicht von der anderer namhafter Violinvirtuosen. Ihr geigerisches Potential ist dabei allerdings recht hoch anzusetzen.
Die recht räumlich wirkende Aufnahme unterscheidet sich im direkten Vergleich zwischen Black Disc und CD durch den Wegfall jeglicher Nebengeräusche. Eine Wohltat! Br.

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Konzert für Violine und Orchester e-moll op. 64

Max Bruch (1838-1920) und Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 g-moll op. 26 Anne-Sophie Mutter, Violine; Berliner Philharmoniker, Dirigent Herbert von Karajan (Produzent Günther Breest; Aufnahmeleiter Michel Glotz; Tonmeister Günter Hermanns) DG 400031-2

Der Rezension von U. D. in HiFi-Stereophonie 8/81, die die Meriten der jungen Geigerin in das wohlverdiente Licht stellt, der prominenten Begleitung jedoch einige Nachlässigkeiten vorhält, ist kaum etwas hinzuzufügen, es sei denn die Feststellung, daß die Aufnahme im direkten Vergleich von der Compact Disc kein bißchen anders klingt als von der analogen Schallplatte. Der üppige Hall der Berliner Philharmonie, dem aufnahmetechnisch sicher entgegengewirkt wurde, läßt beim Orchesterklang den Eindruck uneingeschränkter Natürlichkeit nicht aufkommen. Daß bei der Compact Disc Rillenrauschen ebensowenig existiert wie gelegentliches Knacken oder Knistern, ist selbstverständlich. Br.


BelaBartok (1881-1945)
Konzert für Orchester (1943)

und Tanzsuite (1923) Chicago Symphony Orchestra, Dirigent Georg Solti (Aufnahmeleiter James Mallinson; Toningenieur James Lock) Decca 400052-2

U. D. läßt in seiner Rezension der Analogplatte (vgl. HiFi-Stereophonie 3/82) weder einen Zweifel am interpretatorischen Rang noch an der klangtechnischen Qualität der damaligen Neuerscheinung zum Bartok-Jahr.

Der Vergleich der Analogplatte mit der CD zeigt einmal mehr, daß - einen hochwertigen MC-Tonabnehmer vorausgesetzt - die klanglichen Unterschiede sich darin erschöpfen, daß bei CD der winzige Rest „Bindemittel", wie Ingo Harden das in seinem Beitrag im Musikteil dieser Ausgabe ausgedrückt hat, fehlt, so daß die Klänge jeder Abrundung entbehren und sich in geradezu kristallener Klarheit darbieten. Ich habe aus diesem Grund die klangliche Bewertung von U. D. um einen Punkt auf das mögliche Maximum aufgewertet. Br.

Frederic Chopin (1810-1849)
Walzer

das ist diese Ur-CD, die Karl Breh 1983 bei der Eröffnung des Presswerkes überreicht bekam

Claudio Arrau, Klavier - Philips 400025-2

Hier haben wir es mit einer Kuriosität zu tun, wie sie PR-Aktionen gelegentlich zustande bringen: Claudio Arrau war gerade im Lande, und in Hannover sollte das für 28 Millionen DM erstellte Compact-Disc-Werk in Anwesenheit der Presse in Betrieb genommen werden. Arrau sollte am 17. August 1982 auf ein Knöpfchen drücken (es war jenes Knöpfchen, das die vergleichsweise harmlose Etikettendruckmaschine in Bewegung setzt).

Bei dieser Gelegenheit mußte man dem Maestro - und den Presseleuten - doch wohl eines der neuen Produkte übergeben. Und was sonst hätte es sein können außer einer Klavieraufnahme mit Arrau?

Das Dumme war nur, daß es von ihm keine Digitalaufnahmen gab, und auf die Schnelle ließ sich auch keine machen. Also griff man behende auf die Analogaufnahme der Chopin-Walzer zurück, die sind in HiFi-Stereophonie 11/80 ausführlich besprochen und die Rezensenten haben den Klang mit 8 bewertet. Das wäre auch mein Urteil gewesen, an analogen Maßstäben gemessen.

Jetzt haben wir also eine CD-Klavieraufnahme, die deutlich hörbar rauscht - und das in der Einführungsphase von CD ausgerechnet mit Klavier, dem Vorführinstrument "par excellence". Soetwas waren die PR-Capriolen!
Br.

Johannes Brahms (1833-1897)
Vier Balladen op. 10

und von Franz Schubert (1797-1828) und Klaviersonate a-moll op. 164 D. 537
Arturo Benedetti Michelangeli, Klavier (Tonmeister Klaus Hiemann) DG 400043-2

Diese Aunahme wurde in der Version auf Black Disc in HiFi-Stereophonie 12/81 von Ingo Harden ausführlich besprochen. Ich habe sie als Compact Disc beim Vergleich verschiedener CD-Spieler unzählige Male gehört, insbesondere die vier Brahms-Balladen. Danach frage ich mich, ob ihd ABM an ABM messend nicht doch ein wenig zu streng beurteilt hat. Weniger vorbelastet als ihd habe ich jedesmal das kraftvolle und doch so nuancenreiche Spiel Michelangelis, seine Fähigkeit, Klangfarben zu verändern, ebenso bewundert wie den vollen, vielleicht im Vergleich zu modernen Instrumenten etwas dunkler timbrierten Klang des sechzig Jahre alten Steinway-Flügels.

Möglicherweise ist diese positivere Beurteilung der klanglichen Seite aber auch der Compact Disc zuzuschreiben. Zwar zählt diese CD zu den kritischen, die nicht von allen CD-Spielern ohne Quantisierungsrauschen und Rauschfahnen auf leisen Klängen wiedergegeben werden. Aber bei den CD-Spielern, die die Platte verkraften, gibt es keinerlei Störungen, keine Andeutung von Rauschen, keine Verzerrungen im pp-Bereich, nur die ungetrübte Sonorität des Flügels, bei bislang nicht realisierbarer Dynamik. Br.

Giuseppe Verdi (1813-1901)
La Traviata (Auszüge)

Joan Sutherland, Luciano Pavarotti, Matteo Manuguerra; London Opera Chorus; National Philharmonie Orchestra, Dirigent Richard Bonynge (Aufnahmeleiter Christopher Raeburn, Andrew Cornall; Toningenieure Kenneth Wilkinson, James Lock) Decca 400057-2

Die Gesamtaufnahme, der die Auszüge dieser Compact Disc entnommen sind, hat A. B. in HiFi-Stereophonie 9/80 besprochen und mit 6, 5, 8, 9 bewertet. Ich bin gerne bereit, ihm, was das Interpretatorische betrifft, zu folgen: Joan Sutherland ist nicht die ideale Violetta, und sogar Pavarotti hat einige Probleme.

Seine Beurteilung der klanglichen Seite vermag ich jedoch nicht zu teilen. Die Stimmen sind unverfälscht eingefangen und in einem räumlich m. E. recht optimal gegliederten Orchesterklang eingebunden. Ich habe es daher für richtig gehalten, die Aufnahmequalität um einen Punkt höher zu bewerten. Br.

Das waren also die ersten 1983 auf dem Markt befindlichen und erhältlichen CDs

. . . . sofern man sie überhaupt ergattern konnte. Und dann waren ganz schnell 500.- DM verbraten oder ausgegeben. Wie Sie aus den Kommentaren entnehmen konnten, war das noch lange nicht der Weisheit letzter Schluß, was dort an digitalisierten alten Analoganufnahmen (AAD) angeboten wurde.

Doch für 1983 war es "weltbewegend" und so mancher Schallplatten-Verkaufsleiter (beim damals noch analogen Wettbewerb) hatte schlaflose Nächte. Eine CD-Fertigung aus dem Boden zu stampfen war überhaupt nicht trivial.

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