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Der langsame Umstieg auf die Transistoren

Grundig SV50 Rückwand

Auf der Seite des Grundig Transistor-Vollverstärkers SV50 von 1963 hatte ich es schon geschrieben, Max Grundig war ein Visionär und Vorreiter. Als die anderen noch darüber grübelten, was denn das mit diesen neuen Transistoren nun schon wieder sei, hatte er bereits ganz tolle Hifi-Geräte in Arbeit und/oder schon fertig. Bereits die aufgeräumte und übersichtliche Rückwand des SV50 von 1963 zeugte von guten Entwicklern.

Andere Firmen brauchten Jahre, um da aufzuholen.

Natürlich gab es auch bei Grundig Entwickler, die sowohl mit der Geschwindigkeit der Innovationen als auch mit den Ideen des Chefs nicht mehr mithalten konnten. Meines Wissens nach konnten diese Kollegen dann erfolgreich im Service eingesetzt werden. In der Entwicklung waren die jüngeren lernfähigen "Newcomer" Ingenieure gefragt. Und die entwickelten dann erst mal sogenannte Hybrid Geräte, also halb Röhren und halb Transistoren.

Hier hat uns ein Freund ein Muster bzw. Beispiel geschenkt :

Ein Loewe Stereo-Steuergerät
Die Rückseite wie damals üblich
so dahen fast alle innen aus
hier der Röhren-Teil
und hier die neue Endstufe
der Kondensator ist aus KW5 / 1967

Das Gerät heißt Loewe Opta Stereo Konzertgerät LO 11 aus dem Jahr 1966/67 und ist ein Gerät unterhalb der Hifi-Klasse. Es dient auch mehr als Muster, wie sich die Technik langsam gewandelt hatte. Langsam ist natürlich relativ.

Loewe Opta hatte vor 1945 Meilensteine in der Fernsehtechnik gesetzt und auch bei den Radios aussergewöhnliche Geräte entwickelt. Bei der Transistorisierung ihrer Rundfunktechnik liefen sie jedoch hinterher. Mag sein, daß die Entwicklung im Bereich Fernsehen forciert wurde, weil dort die größeren Gewinne warteten.

An diesem Stereo Radiogerät wurde zuerst die Stereo-Endstufe transistorisiert.
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Empfangsteil und Vorverstärker noch mit Röhren

Dort konnte man so schnell gar keine funktionierenden Schaltungen entwickeln oder abkupfern. Denn nur die Halbleiterhersteller publizierten Standard- Schaltungen mit ihren Produkten, so also Philips und Telefunken. Ab etwa 1964 gab es dort die einigermaßen ausgereifen und nachbausicheren Endstufenschaltungen - teils immer noch mit Germaniumtransistoren.

Die beiden Endstufen, mit Kleinleistungstransistoren

So sahen die ersten 3Watt Endstufen aus, mit Germanium Transistoren. Und die waren sehr wärmeempfindlich. Die Kennlinien "liefen weg". Dafür brauchte man diese Temperaturfühler (zwischen den Transistoren), die dann die Kennlinie wieder stabilisierten, so gut es ging. Aber schon beim ersten Kurzschluß zeigte sich, das ganze Konzept hatte große Schwächen.

Die Geräte dieser Generation "besuchten" oft "ihre" Werkstatt. (Das war zu oft.) Und die Kunden fanden recht schnell heraus, welche Hersteller ihre Produkte im Griff hatten. Max Grundig hatte Glück, er war der unumstrittene König, seine Radios waren allesamt super (und preiswert) und so marschierte er auf den (über) 50% Marktanteil zu und übertraf diese Grenze dann auch noch bei weitem.
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Auch das Grundig TK320/TK340 Bandgerät war ein Hybrid

Auch bei den Großen in Deutschland gab es 1965 (noch) Hybrid-Geräte. Eines der bekanntesten Gerate bei den Grundig Tonbandgeräten war das große Erfolgsmodell TK320/TK340. Die Endstufen waren voll transistorisiert und das ersparte dem Gerät die große Aufheizung durch die Endstufenröhren der TK45/TK46/TK47 Serie.

Das TK 320 war eigentlich nur die optische "Aufhübschung" des TK47 und das TK 340 entsprach fast dem TK46, wie gesagt die neuen hatten jetzt 14 Halbleiter und sahen leidlich modern aus. Diese Geräte wurden für eine bei Grundig extrem lange Lebenszeit von nahezu 7 Jahren gebaut. Die Buschtrommel flüsterte, sie hatten nichts Besseres gehabt.
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Ausnahmen gelten bei Fernsehern

Diese Maßstäbe konnte man aber fairerweise bei Fernsehern bis Anfang der 1970er Jahre nicht anlegen. Um die großen Bildröhren zu betreiben, benötigte man Hochspannungen von mehreren Tausend Volt. Die wurden in der Regel über einen Hochspannungstrafo erzeugt. Und dessen Ansteuerung mit mehreren hundert Volt war kritisch.

Die ersten Transistoren hatten nämlich eine bescheidene Spannungsfestigkeit. Bei den Endverstärkern war damit die Ausgangsleistung anfänglich begrenzt. Für die in den Fernsehgeräten benötigten Spannungen von weit über 100 Volt klappte das aber überhaupt nicht.

So wurden also die ersten Farbfernseher beworben mit : "Jetzt mit 4 Transistoren und 9 Röhren" - dann etwas später mit 12 Transistoren und 5 Röhren. Am Ende verblieb die Bildröhre.
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