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Vorwort zum Test des AKAI 280D-SS Bandgerätes

Eigentlich hatte ein Bandgeräte-Test hier auf den Hifi-Museums- Seiten nichts zu suchen. Doch wir wollen den Stand der Quadro-Technik im Jahr 1972 beleuchten. Aus dem Test entnehmen wir auch nur die qualitätsrelevanten Daten der 4-Kanal Hifi Umgebung und stellen die heraus.

Vorweg genommen ist dieses Bandgerät auch ein prädestinierter Mosaikstein, warum die analoge Quadrophonie gescheitert ist.

Zum Grundwissen gehört, daß die Revox A77 mit den 26cm Spulen 5 Jahre zuvor im August 1967 vorgestellt wurde. Von da an begann deren Siegeslauf um die ganze Welt. Die Qualität der A77 Qualitäts-Bandaufnahmen wurde (mit über 470.000 verkauften Geräten zum Welt-Maßsstab.

Drei Jahre später im August 1970 wurde von BRAUN das Konkurrenzmodell TG 1000 mit 22cm Spulen und mit elektronischer Bandzugsregelung vorgestellt und schraubte den Maßstab nochmals eine Nummer höher. Beide Geräte mit diesen großen Spulen kosteten als Stereoversionen unter DM 2.000.-, teilweise auch nur knapp DM 1.600.- . Das muß man wissen, um die Bewertung dieser AKAI Maschine hier zu vergleichen.

Es kam noch viel schlimmer .... nämlich die Buschtrommel

Wer in Deutschland freundschaftliche Kontakte zu (gleichaltrigen) amerikanischen Soldaten pflegte, dem lag irgendwann ein Magazin mit dem Namen off-duty vor der Nase. Und da stand dann im Juli 1974 irgendwo drinnen, daß diese AKAI 4-Kanal-Maschine nur 495.- US Dollar kostet. Das waren zu der Zeit etwas über 1000.- DM !!!!!! Und schon geriet die Quadro-Welt aus den Fugen.

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Überblick über die AKAI 280D-SS 4-Kanal Bandmaschine

Die AKAI Tonbandmaschine 280 D-SS ist ein (optisch beeindruckendes) 3-Motoren-Gerät mit maximal 18cm Spulen für Stereo- und Quadrofoniebetrieb. Es enthält nur die Aufnahme- und Wiedergabeverstärker (mit jeweils 4 Kanälen) und ist somit nur über geeignete Endverstärker zu betreiben.

Unverbindlicher 1973er Richtpreis inkl. MWSt.: 2450,- DM
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Beschreibung

Das Gerät ist für Senkrechtbetrieb gedacht, das untere Bedienungsfeld ist daher pultähnlich ausgeführt. Die Spulen werden gegen Herabfallen durch Verdrehen des Dreizacks gesichert, die Spulenteller sind gummibelegt. Das Tonband läuft über zwei (Anmerkung : lediglich federgesteuert aber unbedämpfte) Spannhebel zur Vermeidung von Schlaufen, der linke dämpft zudem ein Flattern des Bandes, der rechte betätigt den Endabschalter. Auf Leitfolien spricht die Maschine auch an.

Das Band läuft über vier Tonköpfe (Bild 1):

  • 1. Vollspur-Löschknopf (eine 4-Kanal-Aufnahme beansprucht die gesamte Bandbreite),
  • 2. 2-Kanal-4-Spur-Löschkopf (löscht zwei Spuren für eine Stereoaufnahme),
  • 3. Aufnahme- und
  • 4. Wiedergabekopf mit 4 Spuren und ungewohnt kleinem Verrundungsradius der Polflächen.

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Der 3 Motoren-Antrieb

Das Band wird direkt von der Achse eines geregelten Außenläufer-Asynchronmotors getrieben. Die Drehzahl wird mittels eines an einem Tonkopf vorbeilaufenden Zahnrades bestimmt (Bild 2). Die abgetastete Frequenz wird mit einer Festfrequenz verglichen, bei Abweichungen wird das Bremsmoment einer Wirbelstrombremse verändert bis die Solldrehzahl erreicht ist. So ist es möglich, wie auch bei Revox, Braun und einigen Geräten von Sony und Philips, das Tonbandgerät ohne mechanischen Eingriff an 50- und 60-Hz-Stromnetzen zu betreiben, sowie auch an Generatoren und Wechselrichtern.

Die Spulen werden durch Asynchron-Außenläufer angetrieben (Bild 2, oben links). Die Laufwerkfunktionen werden über fünf Tasten mit Leuchtanzeige mittels Relais gesteuert. Fehlbedienungen sind nicht möglich. Die Aufnahmetaste links davon muß gleichzeitig mit der Wiedergabetaste betätigt werden, eine rote Kontrollampe leuchtet dann auf. Eine Aufnahme in Reverse-Richtung ist nicht möglich. Eine verriegelbare Pausentaste befindet sich links.

Mit der Taste daneben kann eine automatische Unterbrechung des Wiedergabezyklus am Bandanfang erreicht werden. Unter dem Netzschalter befindet sich der Geschwindigkeitswähler (19 und 9,5cm/s). Zur Mitte hin folgt der Vorband-Hinterbandschalter,der 2- und 4-Kanal- Wahlschalter und ein Umschalter von Normal- auf Low-Noise-Tonbänder. Dieser Umschalter beeinflußt die Aufnahmeentzerrung und korrigiert so den schlechteren Frequenzgang eines Normalbandes.

Die Elektronik und die Bedienung

Die vier VU-Meter werden gleichzeitig mit den Ausgängen auf Hinterband umgeschaltet, so ist auch eine meßtechnische Kontrolle der Aufzeichnung möglich. Unter den VU-Metern sind die zugehörigen Doppelaussteuerungsregler angeordnet. Der Line-Eingang kann mit dem DIN- bzw. Mikrofoneingang gemischt werden. Je zwei Mikrofon-Klinkenbuchsen sind außen, zwei Kopfhörerbuchsen (für vorne und hinten) sind in der Mitte der Frontplatte angeordnet. In der Rückfront des Gerätes oben befindet sich der Fernbedienungsanschluß und der Netzspannungs- und Frequenzwähler. Im Anschlußfeld unten fällt die für den 4-Kanalbetrieb notwendige doppelte Anzahl von DIN- und Cinch-Buchsen auf. An einem Schalter kann die Empfindlichkeit des DIN-Einganges verändert werden.

Ein weiterer Schalter gestattet Stereo-Multiplaybetrieb (über den Line-Regler), es ist aber nur ein einmaliges Zumischen möglich. Ein Deckel als Staub- und Transportschutz fehlt genauso, wie ein Griff an dem Nußbaumgehäuse.

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  • Anmerkung : Anrdt Klingelnberg enthält sich aus unbekannten Gründen jeglichen Kommentars über den inneren Aufbau der beiden baugleichen AKAI Band-Maschinen, von denen wir heute wissen, es war innen ein wüster Drahtverhau. Also überhaupt kein Vergleich mit der um 5 Jahre älteren Revox A77 oder der etwa gleich alten BRAUN TG 1000. - Wir bewegen uns ja im 2.500 DMark Preissegment !

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Das Gerät selbst

So ist das 21,5 kg schwere Gerät außerordentlich schlecht zu transportieren. Aufgrund der ungünstigen Schwerpunktlage und der kleinen Standfläche kann das Gerät bei unachtsamer Handhabung nach vorne kippen.

Ergebnisse unserer Messungen im Brehschen Labor

Wir hatten die Möglichkeit, manche Messungen an zwei Geräten durchzuführen, es wird dann auf die Gerätenummer verwiesen.

  • Anmerkung : Offensichtlich gab es da Probleme mit der "Fertigungsstreuung". Die Meßwerte des ersten Gerätes müssen so schlecht gewesen sein, daß Karl Breh dem Lieferanten eine Chance geben wollte. Soetwas wurde und wird hinter den Kulissen vereinbart und dann geschickt formuliert. Hier also werden zwei gleiche Geräte nebeneinander durchgemessen.

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Mechanische und elektrische Eigenschaften

Die Einzelheiten sollen im Magentbandmuseum erscheinen, hier ist die Zusammenfassung ein Thema.

Kommentar zu den Ergebnissen der 1973er Messungen

Mechanischer Teil: Die Gleichlaufwerte bei 9,5 cm/s erfüllen die DIN-HiFi-Norm von ±0,2% nicht. Der maximal ermittelte Wert betrug 0,26%. Hierbei sollte auch ein Vergleich zu der Toleranzgrenze von ±0,15% für HiFi-Plattenspieler gezogen werden. Der Hersteller selbst gibt in der Bedienungsanleitung an: weniger als ±0,15%, , in der Serviceanleitung jedoch weniger als ±0,18% und dieses nur für Wiedergabe, was ca. ±0,254% über alles entspricht.

Beide Herstellerangaben sind Effektivwertmessungen (RMS), DIN schreibt eine Spitzenwertmessung vor, die deutlich höhere (schlechtere) Meßergebnisse liefert. Die Werte für Umspulen, Hochlaufzeit, Bandgeschwindigkeit und Schlupf scheuen keinen Vergleich mit Spitzengeräten.

Elektrischer Teil: Auch hier fallen die besseren Herstellerangaben in der Gebrauchsanleitung gegenüber der Serviceschrift auf. Die Daten sind etwas vage formuliert und vermitteln allgemein ein zu gutes Bild. Der Mikrofonverstärker ist bis auf die meist doch nicht so bedeutsame Eingangsempfindlichkeit gut ausgelegt.

Der DIN-Eingang harmoniert nicht mit nach DIN ausgelegten Verstärkern, es können schon bei 1m langen Kabeln Höhenverluste auftreten. Die Ausgangspegel liegen in der richtigen Größenordnung. Bei den Line-Ausgängen kann durch manche Verstärker Klirren verursacht werden, wenn mehrere Kanäle zusammengeschaltet werden, z. B. Mono oder Quadrofonie auf Stereo.

Der Pegelunterschied Vor-Hinterband sollte kleiner sein. Die Frequenzgänge zeigen Baß-Resonanzen, sie sind tonkopfbedingt. Hiedurch und infolge überbetonter Höhen können manche Frequenzkurven das Toleranzfeld innerhalb der DIN-Grenze von 40 Hz bis 12,5 kHz verlassen.

Die Tonköpfe sind schlecht justiert. Das ist kein Individualfehler, laut Serviceanleitung wird ein für HiFi-Geräte ungeeignetes Einstellungsverfahren vorgeschrieben. Außer Justagefehlern treten die bei 4-Kanal-Tonköpfen unvermeidlichen relativen Spaltschrägstellungen und -Versetzungen der einzelnen Systeme auf. Beide Effekte bewirken die schlechten Frequenzgänge bei Mischung mehrerer Kanäle.

  • Anmerkung : Wir nennen das dann sogenante Auslöschungen bei Phasenverschiebungen, die zu groben Schwankungen der Linearität führen. Bei Quadro sind solche Auslöschungen besonders unangenehm, weil dann die Raum-Ortung der Instrumente wandert.


Der Vorbandfrequenzgang ist im Baßbereich fehlerhaft. Ein wirklicher Vor-Hinterband-Vergleich ist so nicht durchzuführen. Der Klirrgrad liegt auf die Bandmagnetisierung bezogen etwas hoch. Das ist ein Grund für die kleinen Ruhegeräuschspannungsabstände (bei 9,5 lagen die Werte gerade über der HiFi-Grenze).

Die Fremdspannungsabstände sollten ebenfalls größer sein. Das uns von AKAI empfohlene TDK-Tonband bewährte sich nicht. Frequenzgang und Geräuschspannungsabstand waren schlechter, bei 9,5 cm/s wurde die DIN-Grenze von 48dB teilweise knapp unterschritten. Die ungünstigeren Ergebnisse mit TDK 1800-SD gegenüber dem DIN-Bezugsband sind nicht unbedingt eine Folge der Tonbandqualität, es scheint eher, daß die AKAI-Maschine mit diesem Band nicht so gut harmoniert. Die Übersprechdämpfung ist recht gut. Die Löschdämpfung könnte höher liegen, sie reicht jedoch im Normalfall aus.

Betriebs- und Musikhörtest

Ausführliche Erfahrungsberichte über Quadrofonie allgemein, wie auch mit diesem Tonbandgerät werden im nächsten Heft folgen. Hier werden nur die wesentlichen Punkte angeführt. Der Hörtest bestätigte die Meßergebnisse völlig.

Ein störendes Rauschen war auch bei 19 cm/s vorhanden. Der unterschiedliche Höhenabfall in den einzelnen Kanälen war bei 9,5 cm/s durchaus erkennbar. Die Abhörlautstärke war bei manchen Kopfhörertypen ungenügend, leise Passagen waren kaum zu hören. Schaltknackse waren nur am Aufnahme-Anfang und nur ganz leise hörbar.

Die Bedienung der Geräte

Das Bandeinlegen gestaltet sich ungewohnt kompliziert. Ohne Einblick in die Bedienungsanleitung wird das Band auch von Fachleuten falsch eingelegt (siehe Titelbild, der Schaltbolzen rechts ist falsch umschlungen). Das Bandgerät wickelt recht sauber. Bei stark unterschiedlichen Spulengrößen können natürlich noch kleine Bandschlaufen auftreten.

Es verwundert, daß die Spuren nicht wie bei Stereogeräten einzeln geschaltet werden können. Das würde allerdings die Maschine sehr komplizieren.

Mikrofonaufnahmen erfordern natürlich eine individuelle Aussteuerung der Kanäle. Bei Aufnahmen von anderen 4-Kanal-Quellen wird dieses jedoch zur Qual.

Es ist sehr schwierig eine exakte Balance zu erhalten, bei Stereo dagegen ist eine Kontrolle der akustischen Mitte (insbesondere über Kopfhörer) einfach durchzuführen. Bei 4-Kanal-Aufnahmen sollte man einem gemeinsamen Aussteuerungsregler mit gutem Gleichlauf den Vorzug geben. Die Drehknöpfe für den Line-Eingang sind schlecht greifbar. Die sonst übersichtlichen VU-Meter könnten durch leuchtrote Zeiger noch an Ablesbarkeit gewinnen.

Zusammenfassung

Bei 9,5 cm/s werden einige HiFi-Forderungen nicht oder nur knapp erfüllt Die Frequenzgang- unterschiede einzelner Kanäle und Exemplarstreuungen sind hoch. Die Erweiterung auf vier Kanäle scheint eine Vereinfachung jedes einzelnen Kanales nach sich zu ziehen. Einige kleine konstruktive Änderungen sind notwendig, einige Punkte der Kritik (ausgenommen die Gleichlaufschwankungen) könnten auf einfache Weise korrigiert werden. Zur Zeit jedoch lassen einige Unausgereiftheiten die AKAI Maschine 280D-SS nur für wirkliche Quadrofonie-Interessenten und der Bandgeschwindigkeit von 19 cm/s empfehlenswert erscheinen.

a. k. = Arndt Klingelnberg

Unser Kommentar aus 2015

Es war schon eine Frechheit, was die Japaner von AKAI da zum (deutschen) Preis von 2.500.- DM angedient hatten. Warum sich Herr Klingelnberg so vornehm zurückhaltend über diesen Quadro-Schmarren ausgelassen hat und nicht den richtigen Ton gefunden hat, mag den vielen ganzseitigen Anzeigen geschuldet sein. Mit Sicherheit hatte Herr Breh AKAI um eine zweite Maschine gebeten, als die erste so sehr aus dem Ruder lief. Doch die war ja auch nicht besser und die AKAI Leute in Deutschland hatten sicher keine Messgeräte dafür.
Facit :
Wenn man im Vergleich der Tests der Hifi-Stereophonie Jahrgänge von 1970 bis 1975 das hier liest, war es ein versteckter totaler Verriß einer 18cm Quadro Schrottgurke von AKAI.

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