Quadro 73 - (zitiert aus "fonoforum" August 1973)
von Gert Redlich im Februar 2015 - Zuerst ist es für das Verständnis wichtig, einige Anmerkungen zu dem "fonoforum" QUADRO-Artikel aus 1973 zu machen.
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Aktuelle Anmerkungen zu den Firmen-Befragungen aus 1973:
Diese kommentarlose Auflistung der Platten-Labels in diesem Artikel suggeriert eine in etwa gleiche (wirtschaftliche) Bedeutung der Namen (Hersteller) und deren Aussagen und deren damaliger Marktgröße in Deutschland oder Europa.
Dem war natürlich überhaupt nicht so. Zum Beispiel war das BASF Schallplattenlabel auf dem deutschen Plattenmarkt absolut unbedeutend, obwohl die BASF als Firma damals 1973 schon zu den größten Chemiefirmen der Welt gehörte.
Das Label RCA, RCA hatte schon früh die "Victor Talking Machine Company" in USA aufgekauft bzw. mit ihr fusioniert. Und zusammen mit JVC (die Japan Victor Corp.) gehörte RCA / Victor bis etwa 1985 zu den größten Labels der Welt. Philips, der Eigentümer der Deutschen Grammophon samt Polydor kommt überhaupt nicht vor, obwohl Philips in Europa als eigenständiges Label durchaus bedeutend war.
Damit müßte man die gemachten Aussagen im Verhältnis zur damaligen Marktbedeutung gewichten. Denn für ein kleines Label war es viel einfacher, mehrere Quadro Platten als Test herauszubringen und in homöopatischen Mengen in den Markt zu streuen.
Die großen Label wurden sofort an ihrer Größe gemessen und wenn dann eine Quadro Platte nicht sofort in jedem deutschen Plattenladen von Sylt bis zum tiefsten Bayern verfügbar war, gab es ganzseitige Verrisse.
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Verwirspiel bei den Quadro-Systemen und Interpreten
Jetzt bei der Übersicht der insgesamt beschränkten Anzahl von analogen Quadro-Platten der Jahre 1972 bis 1976 fällt auf, daß viele Cover zwar mit QUADRO werben, aber nicht herausheben, welches QUADRO gemeint war. Und das hatte natürlich manchen potentiell Interessierten davon abgehalten, überhaupt wieder solche Platten zu kaufen.
Auch das Bewerben von zum Beispiel Cole Porter Quadrophonic Platten in einem nicht benannten bzw. einem unbekannten Quadro Format sorgte mehr für Verwirrung als für Publicity, denn Cole Porter war bereits 1964 gestorben.
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Anmerkungen zu den Geräteherstellern :
Aus dem Umfeld der deutschen Gerätehersteller kam viel viel später heraus, daß die Entwicklung solcher Quadro Decoder - egal, welches System - gar nicht trivial war und daß die Hersteller mal gleich hunderttausende (von DM) investieren müßten (oder sollten oder mußten), um überhaupt irgend etwas auf die Beine zustellen.
Die 4 großen Anbieter von Quadro-Konzeptionen (Kofierungen) wollten gegen jedewede Vernunft "ihr" System durchboxen (sehr ähnlich zu den Bildplatten) und von den (deutschen) Herstellern wurde indirekt verlangt, daß solch ein Decoder dann eben alle 3 oder 4 Systeme wiedergeben - also decodoieren - können sollte.
Und das war wiederum aus Lizenzgründen ein Unding. Dazu durften die deutschen Hersteller aus zukünftigen Marketing-Gründen auch die Karten nicht offen auf den Tisch legen, welche der QUADRO-Systeme absolut mangelhaft funktionierten.
Aus dem damaligen BRAUN Audio-Labor und dem Entwicklungs-Chef Dipl. Phys. Hasselbach wissen wir (inzwischen), daß die BRAUN Ingenieure dem ganzen "Quadro Kram" so gut wie keine Chance eingeräumt hatten, jedenfalls solange es 4 konkurrierende Systeme gab. Alleine CD4 hätte eine Chance gehabt, wenn die Platten und die Abtaster die hohen Frequenzen auch wirklich auf Dauer wiedergegeben hätten. Doch die Ingenieure bei BRAUN fanden schnell heraus, daß nach 20 mal Abspielen auch von CD4-Platten von Quadro keine Spur mehr war. Bei den ganzen SQ Matrixsystemen war es sowieso sehr sehr mäßig mit der Kanaltrennung. So weit die Aussagen des ehemaligen Chefs der AUDIO-Entwicklung Hasselbach in 2010.
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Jetzt zum Artikel aus August 1973
"Quadrophonie 1973"
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- Anmerkungen zur Lage
- Umfrage bei den Schallplattenherstellern
- Das Repertoire
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Die originalen Artikel im fonoforum 1973 sind sehr leseunfreundlich über mehrere Seiten verteilt und in ihrer Gesamtheit nur schwer zu überblicken und zu verstehen.
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(1) Anmerkungen zur Lage
Kommt Quadrophonie? fragten wir Anfang 1971, bald nachdem die ersten Beispiele vierkanaliger Übertragungstechnik auch bei uns zur Diskussion gestellt worden waren. Zweieinhalb Jahre sind seither vergangen.
Quadrophonie ist schneller gekommen, als viele es sich vorgestellt haben und manchen lieb ist: Sie wird eines der Hauptthemen der Berliner Funkausstellung sein, die am letzten Tag dieses Monats beginnt; auch die deutsche Geräteindustrie, die sich bisher bewußt zurückgehalten hat, wird diese Karte jetzt ausspielen und auf „Raumklang" setzen.
Kampf der Systeme
Unterdessen wird nicht nur der Kampf der Systeme - hier diskrete Vierkanaltechnik, dort Matrix-Verfahren - von allen Beteiligten mit mehr oder weniger stiller Verbissenheit weitergeführt; auch der Streit um Sinn und Berechtigung der Quadrophonie ist noch lange nicht abgeklungen.
Das Spektrum der Meinungen reicht von bedingungsloser Zustimmung bis zu weitgehender Ablehnung, wie sie sich etwa in dem galligen Wort eines bekannten deutschen Schallplattenmannes äußert: „Diese Technik bietet die Lösung für ein Problem, das genau genommen überhaupt nicht existiert."
Besteht wirklich dringende Notwendigkeit für QUADRO ?
Angespielt wird damit auf die unbestreitbare Tatsache, daß Quadrophonie - von den wenigen Kompositionen, die „um den Hörer herum" erfunden sind - normalerweise ein Mehr an musikalisch-klanglicher Aufschlüsselung der Partitur nicht bietet, so daß unter dem Aspekt einer mediengerechten Werkerschließung der sogenannten klassischen Musikliteratur für die Einführung der Vierkanaltechnik tatsächlich keine dringende Notwendigkeit besteht.
Eine solche Betrachtung läßt allerdings nicht nur Pop, Unterhaltung und Neue Musik außer acht - worüber zu diskutieren wäre -, sie übergeht auch die Tatsache, daß der historische Weg der Übertragungstechnik auch gekennzeichnet ist durch einen stetigen Zuwachs an purer Klanglichkeit der Übertragung.
Sie war, wie sich spätestens bei den Quasi-Stereo-Aufbereitungen alten Monorepertoires zeigte, auch beim Vordringen der zweikanaligen „Stereophonie" eine wesentliche Triebkraft. Unter diesem Gesichtspunkt aber stellt Quadrophonie nicht eine problematische Randentwicklung dar, sondern den sinnvollen „nächsten Schritt", der die Stereophonie tatsächlich zu dem erweitert, was in ihrem Wort vollmundig angelegt ist: zum Raumklang.
Die fonoforum Aussage : Der Durchbruch kommt !
Das eindrucksvolle klangliche Mehr quadrophoner Musikwiedergabe in den eigenen vier Wänden wird der neuen Technik - dies unsere Prognose nach wie vor - zum Durchbruch verhelfen.
Und es scheint der Zeitpunkt nicht mehr gar so fern, da die Diskussion über die Notwendigkeit von Quadrophonie genau so altfränkisch anmuten wird wie heute die Lektüre der gerade erst fünfzehn Jahre alten Auseinandersetzungen über die Frage, ob Stereo bei Aufnahmen eines Soloinstruments, etwa eines Klaviers, sinnvoll sei.
Nach unserer derzeitigen Meinung liegt zwar ein gewisses Problem darin, daß die Möglichkeiten von Quadro durch die nicht-klassische Musik besser zu nutzen (und zu demonstrieren) sind, während bei Klassik als dem gewichtigen Kern jedes Schallplattenrepertoires von den beiden hinteren Kanälen für gewöhnlich „nur Raum" kommt.
Doch dies wird sich wohl höchstens verlangsamend auf die Entwicklung auswirken. Weitaus gravierender ist in dieser Hinsicht die Konkurrenz der verschiedenen Quadrophonie-Systeme. Anders als bei Einführung der Stereophonie haben die Geräte- und Schallplattenhersteller sich nicht vorab auf ein System und eine Norm festgelegt.
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- Anmerkung : Das war natürlich ein "durchsichtiger" vorbeugender Zweck-Optimismus. Kein Chefredakteur, Redakteur oder Reporter oder Moderator wollte sich später mal nachsagen lassen, er hätte den Zug der Zeit nicht erkannt oder er wäre auch einer der ewig Gestrigen. Nach weiteren 3 Jahren waren die Beteiligten alle schlauer.
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Der Vergleich mit der Tonbandkassette
Ähnlich wie bei der Tonbandkassette wird die Konkurrenz der Systeme auf offenem Markt ausgetragen, und ähnlich wie auf dem Kassettenmarkt Musikcassette und Achtspur-Cartridge nebeneinander herlaufen, so scheint beim heutigen Stand der Dinge denkbar, daß zwar einige Verfahren von der Bildfläche verschwinden, aber am Ende doch zwei oder noch mehr Quadrophoniesysteme zur Auswahl stehen - eine unglückliche Situation.
Die STEREO-Kompatibilität
Denn obwohl dadurch der Gerätekäufer eher eine Chance erhält, seine Quadrogeräte eines nicht zu fernen Tages nicht zum alten Eisen werfen zu müssen, so gibt es doch stattdessen mehrere Repertoires, die zwar alle über Stereo abgehört werden können, quadrophonisch jedoch nicht kompatibel sind.
Diese Lage läßt es verständlich und sinnvoll erscheinen, daß die meisten deutschen Schallplattenhersteller sich noch nicht auf ein System festgelegt haben, sofern sie nicht als Tochtergesellschaften internationaler Konzerne der Politik ihrer Zentrale folgen, und allgemein nur sehr vorsichtig Repertoire auf Quadro-Schallplatten anbieten.
Wie eine Reihe von Firmen zur Quadrophonie steht und was von dieser Seite dem deutschen Käufer zur Zeit geraten wird, haben wir in einer Umfrage erforscht, deren Resultate wir auf den folgenden Seiten wiedergeben.
Vorausgeschickt sei die Feststellung, daß der Schallplattenmarkt zur Zeit ein ähnlich uneinheitliches Bild bietet wie der Gerätemarkt: für das japanische „diskrete" CD-4-Verfahren von JVC Nivico haben sich RCA und WEA entschieden. Die CBS/Sony-Entwicklung des SQ-Matrix-Verfahrens wurde von CBS und EMI übernommen, außerdem werden von Pye Records in England auch Quadroplatten nach Sansuis QS-Verfahren angeboten. -
ihd ??? Wer war das ? Ingo Harden ??
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(2) Umfrage bei den Schallplattenherstellern
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- Anmerkung in 2015 : Wie ganz oben bereits ausgeführt, dienen diese Kommentare heute nur noch dazu, die Hintergründe des Versagens näher zu beleuchten. Denn aus manchen Aussagen erklingt eine große Euphorie durch und andere Kommentatoren sehen das ganz realistisch bzw. pragmatisch. Viele der Geräte-Hersteller standen zu der Zeit bereits mit dem Rücken zur Wand und kämfpten mit Marktsättigungsproblemen. SIe warteten dringen auf neuen Produkte. Wie wir heute Wissen, wurde es ein sehr teurer Flop.
- Aus der Sicht von 2014 fehlen hier zwei große Labels, nämlich Philips und RCA/Victor. Dazu gab es noch viele weitere kleine Platten-Labels, die sich mit QUADRO beschäftigt hatten, aber auch nicht befragt wurden.
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Vier Fragen zur Quadrophonie (vom Sommer 1973)
Wie steht Ihr Haus der Entwicklung der Quadrophonie zum jetzigen Zeitpunkt gegenüber?
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Es antworten für Ariola-Eurodisc
Hans Richard Stracke, Leiter der Klassik-Abteilung
Wie steht Ihr Haus der Entwicklung der Quadrophonie zum jetzigen Zeitpunkt gegenüber?
Aus künstlerischer Sicht?
- Unser Haus stand jederzeit und steht auch jetzt der Entwicklung der Quadrophonie positiv gegenüber. Aus künstlerischer Sicht ist grundsätzlich alles zu begrüßen, was aus eingefahrenen Gleisen herausführt, also auch die Quadrophonie. Wie zu Beginn der Stereophonie stecken wir gegenwärtig in einer Gärungsphase, aus der sich mit Sicherheit verbindliche Kriterien und Maßstäbe entwickeln werden. Das gilt in gleicher Weise für die Technik; noch ist der Umgang mit der Quadrophonie ein ständiger Lernprozeß. Wer sagt, er beherrsche die neue Technik, lügt.
Hat Ihr Haus sich bereits auf ein System der Quadrophonie-Wiedergabe festgelegt?
- Nein, unser Haus hat sich nicht auf ein System der Quadrophonie-Wiedergabe festgelegt. Unsere ersten Veröffentlichungen werden jedoch in Anpassung an die Marktsituation auf dem Gerätesektor nach dem Matrixverfahren erfolgen.
Wenn nein, wann ist eine Festlegung zu erwarten, was spricht nach Ihrer Meinung für welches System?
- Wann eine Festlegung zu erwarten ist, können wir jetzt nicht sagen. Beide Systeme haben ihre Vorzüge. Das Diskretsystem scheint die klarere, eindeutigere musikalische Information zu geben. Vorzug des SQ-Systems scheint die größere Praktikabilität, auch im Zukunftsblick auf Funk und Fernsehen.
Welche Empfehlung würden Sie zum derzeitigen Zeitpunkt dem deutschen Käufer zum Thema Quadrophonie geben?
- Das ist eine Frage des Geldbeutels. Wer es sich leisten kann, soll kaufen, wer nicht, sollte besser warten. Vielleicht bringt die Funkausstellung 1973 größere Klarheit.
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Es antworten für Bärenreiter-Musicaphon
Dr. Joachim von Hecker, Produktionsleiter
Wie steht Ihr Haus der Entwicklung der Quadrophonie zum jetzigen Zeitpunkt gegenüber?
Aus künstlerischer Sicht?
- Insgesamt abwartend. - Aus künstlerischer Sicht grundsätzlich positiv.
Aus technischer Sicht?
- Aus technischer Sicht wollen wir warten, bis sich die Dinge etwas mehr aus dem Anfangsstadium herausentwickelt haben und man sich ein genaueres Urteil bilden kann. Grundsätzlich aber meinen wir, daß man die Entwicklung sehr aufmerksam verfolgen muß und sich zu einem möglichst frühzeitigen Stadium, zumindest von den Aufnahmen her, zur Anwendung der Quadrophonie entschließen sollte, was noch nicht heißt, daß man dann auch gleich quadrophonische Platten auf den Markt bringen soll. Hierin sollten erst die Erfahrungen der großen Firmen abgewartet werden.
Hat Ihr Haus sich bereits auf ein System der Quadrophonie-Wiedergabe festgelegt?
- Nein.
Welche Empfehlung würden Sie zum derzeitigen Zeitpunkt dem deutschen Käufer zum Thema Quadrophonie geben?
- Da der eigene Ausgangsradius auf dem Gebiet der Quadrophonie noch nicht breit genug ist und wir selbst noch am Lernen und Orientieren sind, halte ich meinerseits zum derzeitigen Zeitpunkt für unangebracht, dem deutschen Käufer Empfehlungen zu geben.
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Es antworten für BASF (also das kleine BASF Label !)
Günter Mallmann, Musik-Pressereferent
Wie steht Ihr Haus der Entwicklung der Quadrophonie zum jetzigen Zeitpunkt gegenüber?
Aus künstlerischer Sicht?
- Die Quadrophonie bringt einen neuen Hörgenuß und ist deshalb grundsätzlich zu begrüßen.
Hat Ihr Haus sich bereits auf ein System der Quadrophonie-Wiedergabe festgelegt?
- Wir sind der Empfehlung des ZVEI gefolgt und werden LPs nach dem Matrix-SQ-Verfahren auf den Markt bringen.
Welche Empfehlung würden Sie zum derzeitigen Zeitpunkt dem deutschen Käufer zum Thema Quadrophonie geben?
- Da die nach einem der Matrix-Systeme hergestellten Quadro-LPs stereokompatibel sind, also auch auf einem herkömmlichen Stereosystem abgespielt werden können, kann man dem Käufer durchaus empfehlen, sich solche Platten zuzulegen, entweder im Vorgriff auf eine noch anzuschaffende Quadro-Abspielanlage oder gemeinsam mit einer solchen.
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Es antworten für CBS
Norman D. Block, Director of Business Affairs
Wie steht Ihr Haus der Entwicklung der Quadrophonie zum jetzigen Zeitpunkt gegenüber?
Aus künstlerischer Sicht?
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- Aus künstlerischer Sicht?Vom künstlerischen Standpunkt aus gesehen ist CBS Records begeistert von der Aussicht, die die Quadrophonie Künstlern, Produzenten und Komponisten zur Kreation von neuen musikalischen Variationen bietet. Für beide Tätigkeitsbereiche unserer Industrie, Pop und Klassik, stellt die Quadrophonie eine bedeutende artistische Entwicklung dar.
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Aus technischer Sicht?
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- Vom technischen Standpunkt aus bedauern wir sehr, daß es noch kein Standardsystem gibt; aber die Tat sache, daß viele führende Gerätehersteller der Welt das SQ-System adoptiert haben, veranlaßt uns zu glauben, daß das von CBS entwickelte System „SQ", welches echt kompatibel ist und über Rundfunk quadrophonisch empfangen werden kann, das Standardsystem zu werden scheint.
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Hat Ihr Haus sich bereits auf ein System der Quadrophonie-Wiedergabe festgelegt?
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- Selbstverständlich verwendet CBS ihr eigenes System.
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Welche Empfehlung würden Sie zum derzeitigen Zeitpunkt dem deutschen Käufer zum Thema Quadrophonie geben?
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- CBS ist überzeugt, daß der deutsche Käufer mit der quadrophonischen Wiedergabe von speziell für das SQ-System produzierten Schallplatten, zum Beispiel Electrola (EMI), CBS und EPIC, vollauf zufrieden sein wird. Die gleiche Zufriedenheit wird der Käufer von SQ-HiFi-Anlagen der bereits zur SQ-Familie gehörenden Firmen wie z. B. Quelle, Sony, Garrard, Fisher usw. erhalten.
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Es antworten für die DGG (Deutsche Grammophon)
Richard Busch, Geschäftsführer
Wie steht Ihr Haus der Entwicklung der Quadrophonie zum jetzigen Zeitpunkt gegenüber?
Aus künstlerischer Sicht?
- Natürlich beobachten wir das Geschehen auf der ganzen Welt sehr aufmerksam. Dazu machen wir unsere eigenen Versuche und Erfahrungen. Unter den uns bekannten Aufnahmen - seien es echte oder pseudo-quadro-phonische Aufnahmen - ist keine, bei der mit Hilfe der Quadrophonie eine neue künstlerische Dimension erreicht worden wäre. Viele Aufnahmen erinnern an die ersten Stereo-Versuche. Was damals der sogenannte „Ping-Pong"-Effekt war, ist jetzt häufig ein „Vorn-Hinten"-Effekt.
Aus technischer Sicht?
- Keines der heute bekannten Systeme kann ohne Einschränkungen unsere Forderung nach voller Kompatibilität Quadro-Stereo-Mono ohne Spielzeiteinschränkungen erfüllen. Unterschiedliche Vorteile stehen unterschiedlichen Nachteilen gegenüber. Wir zweifeln nicht daran, daß es den Geräteherstellern auf der ganzen Welt gelingen wird, ein System zu finden, das ohne die jetzt bekannten Nachteile die Vorteile der verschiedenen Systeme auf sich vereinigt.
Hat Ihr Haus sich bereits auf ein System der Quadrophonie-Wiedergabe festgelegt?
- Aus den neben genannten Gründen haben wir uns bis heute auf kein System festgelegt.
Wenn nein, wann ist eine Festlegung zu erwarten, was spricht nach Ihrer Meinung für welches System?
- Die Entwicklung ist dynamisch. Wir glauben daran, daß das ideale System - sei es als Verbesserung bestehender Systeme oder als Neuentwicklung -in den nächsten 24 Monaten auf den Markt kommt.
Welche Empfehlung würden Sie zum derzeitigen Zeitpunkt dem deutschen Käufer zum Thema Quadrophonie geben?
- Wer unbedingt das jeweils Neueste von jeder möglichen technischen Entwicklung haben möchte, kann sich natürlich heute schon für eines der angebotenen Systeme entscheiden. Allerdings riskiert er dabei, in absehbarer Zeit noch einmal investieren zu müssen. Wer nicht zweimal investieren möchte, sollte weiterhin für sein gutes Geld gute Stereophonie kaufen und sich darauf verlassen, daß diese Aufnahmen auch auf einem noch zu findenden Quadro-System der Zukunft Freude macht.
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Es antworten für EMI-Electrola
Ernst Rothe, Leiter der Technischen Abteilung und Dr. Herfrid Kier, Leiter der Repertoire- und Marketing-Abteilung Klassik
Wie steht Ihr Haus der Entwicklung der Quadrophonie zum jetzigen Zeitpunkt gegenüber?
Aus künstlerischer Sicht?
- Die Quadrophonie, eine Erfindung der Techniker, stellte die Künstler vor ganz neue Probleme. Die Fortschrittlichen unter ihnen begriffen sehr schnell, daß die Quadrophonie völlig neue, höchst willkommene Perspektiven eröffnet, insbesondere auf dem Sektor des Musiktheaters.
Nicht nur die zeitgenössischen Komponisten, sondern auch unsere modernen Regisseure möchten endlich weg von der sogenannten „Guckkastenbühne". Eben dies kann - weil visuell unabhängig - die Klangregie der Quadrophonie aller Systeme für das Musiktheater auf der Schallplatte leisten, und zwar braucht das keineswegs aus Effekthascherei getan zu werden, sondern geschieht wesentlich auch zum besseren Hören und damit zugleich besseren Verständnis der musikalischen Vorgänge auf dem imaginären Schallplatten-Theater.
Was die übrige Musik angeht, so läßt sich sagen, daß die Abbildung des Konzertsaals sich nur bei wirklich herrlicher Akustik lohnt. Doch wäre die weitere - Stereo war die erste(!) - Auffächerung der Partitur auf die hinteren Lautsprecher denkbar und durchaus auch vom Ästhetischen her vertretbar im Hinblick auf die erstrebenswerte Durchhörbarkeit der Partitur.
Außerdem besteht unsere Aufgabe nicht nur im getreuen Abbilden des in der Oper oder im Konzertsaal für den Zuhörer produzierten akustischen Geschehens, sondern in der speziellen Interpretation der Komposition für das Medium Schallplatte und deren Wiedergabemöglichkeiten. Man denke auch an die Popmusik, wo die Musik, richtig balanciert, überhaupt erst im Regieraum entsteht.
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Und aus aus technischer Sicht?
- Die Quadrophonie hat ideenstimulierend bei allen an einer Aufnahme unmittelbar Beteiligten gewirkt, das neue Hörerlebnis regt die klanglichschöpferische Phantasie an. Die (diskrete) Aufnahmetechnik bietet vom Technischen her keine Schwierigkeiten, Probleme-vorwiegend ästhetischer Natur- gibt es bei der Aufteilung der verschiedenen klanglichen Elemente auf die vier Lautsprecher. Aber wir lernen von Aufnahme zu Aufnahme mehr, mit dem neuen Medium umzugehen.
Hat Ihr Haus sich bereits auf ein System der Quadrophonie-Wiedergabe festgelegt?
- Wir haben uns schon vor geraumer Zeit im ganzen EMI-Konzern für das SQ-Matrix-System entschieden; es ist dasjenige Matrixsystem mit der größten weltweiten Verbreitung.
Wenn nein, wann ist eine Festlegung zu erwarten, was spricht nach Ihrer Meinung für welches System?
- Der Hauptgrund für die Entscheidung für das obengenannte System war die Voll-Kompatibilität der SQ-Platten mit den normalen Stereoplatten: Jedermann im Besitz einer Stereoanlage kann die quadrophonischen SQ-Platten ohne Qualitätseinbuße gegenüber den Stereoplatten abhören; und will man in Quadro hören, so ist dies mit dem kleinstmöglichen finanziellen Aufwand realisierbar.
- Der Nachteil der bei allen Matrixsystemen theoretisch nicht möglichen 100%igen Kanaltrennung stört eigentlich nur den Tonmeister beim direkten AB-Vergleich mit dem stets diskreten Originalband und wird durch immer raffiniertere Codierungs- und Decodierungsschaltungen zusehends schwächer.
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Welche Empfehlung würden Sie zum derzeitigen Zeitpunkt dem deutschen Käufer zum Thema Quadrophonie geben?
- Da EMI-Electrola sich für das SQ-System entschieden hat, und da nicht zu erwarten ist, daß jemand sich für Quadrophonie interessiert, der noch nicht einmal eine Stereoanlage hat, können wir dem deutschen Käufer nur eine Empfehlung geben: Kaufen Sie zukunftssicher, kaufen Sie quadrophonische Langspielplatten. Die konsequente Haltung unseres Hauses drückt sich schon dadurch aus, daß wir zufriedenstellend gelungene Quadro-Neuheiten nicht mehr in Stereo, sondern nur noch in Quadrophonie veröffentlichen. Wo bliebe unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir es anders tun würden?
- Bezüglich der Wiedergabe-Anlagen möchten wir als Schallplattenhersteller keine Empfehlungen geben, doch raten wir den Interessenten dringend, bei der Neuanschaffung bzw. dem Ausbau ihrer HiFi-Anlage von vornherein darauf zu achten, daß die verschiedenen Quadro-Systeme abspielbar sind.
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Es antworten für Metronome
Clemens Krauß, Product-Manager
Wie steht Ihr Haus der Entwicklung der Quadrophonie zum jetzigen Zeitpunkt gegenüber?
Aus künstlerischer Sicht?
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- Die Existenz mehrerer Systeme bei der quadrophonen Schallplatte ist Ergebnis einer bedauerlichen Entwicklung, da der ohnehin kleine potentielle Markt geteilt und verunsichert wird.
Die Matrix-Systeme „SQ" und „QS" mögen im Moment die einfachsten Kompromißmöglichkeiten sein, doch eignen sich beide Systeme aufgrund mangelnder Eindeutigkeit schlecht, das Prinzip Quadrophonie überhaupt dem interessierten Laien zu demonstrieren.
Wir glauben, daß man Quadrophonie richtig oder gar nicht anbieten sollte. Richtig in unserem Sinne ist Quadrophonie dann, wenn es der Technik der Schallplatte gelingt, die Klanginformationen der 4-Kanal-Abmischung so rein und unverwischt wie im Aufnahmestudio in das Wohnzimmer zu übertragen. Dieses kann augenblicklich nur das von JVC entwickelte CD-4-Verfahren.
Den Künstlern wird mit dieser neuen Technik ein weiteres Gestaltungselement für die Verwirklichung neuer musikalischer Einfälle in die Hand gegeben. Besonders in der sogenannten „progressiven Musik" wird man die neue Dimension der 4-Kanal-Technik mit allen ihren Möglichkeiten ausnützen. Die „Gleichberechtigung" aller vier Kanäle ist dabei wichtig. Die Quadrophonie stellt höhere Ansprüche an Arrangeure, da durch die Verteilung der Instrumente rundum das Klangbild und die Arrangements „durchsichtiger" werden.
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Und aus aus technischer Sicht?
- Die Entwicklung in Deutschland wird sich, was Quadrophonie betrifft, zwangsweise an die Entwicklungen in Japan und den USA anpassen müssen.
Die Verflechtung der Hardware- und Software-Industrie bringt dies mit sich. Motor für die Quadrophonie war und ist zweifellos die Hardware-Branche - wir als Schallplattenhersteller versuchen Repertoire zu verkaufen, dieses natürlich auch in der besten zu erreichenden technischen Qualität.
Für die Schallplatte ist es wichtig, daß jede neue Weiterentwicklung auf keinen Fall zu Lasten des herkömmlichen Standards geschieht. Wir können der augenblicklichen Minderheit der Quadrophonie-Fans und ihren Ansprüchen nur so lange gerecht werden, solange die entsprechend weiterentwickelte Quadro-Platte die Masse der „Nur"-Stereo-Hörer wie gewohnt befriedigt. Eine dabei auftretende Qualitätsverbesserung für diese Stereo-Mehrheit ist natürlich immer erfreulich.
Hat Ihr Haus sich bereits auf ein System der Quadrophonie-Wiedergabe festgelegt?
- Die Metronome hat sich augenblicklich noch auf keines der Systeme festgelegt. Da wir aber QS bzw. SQ als effektiv nicht ausreichend betrachten, bleibt als Lösung nur CD-4, wenn nicht eine noch bessere Form der diskreten 4-Kanal-Übertragung gefunden wird.
Wenn nein, wann ist eine Festlegung zu erwarten, was spricht nach Ihrer Meinung für welches System?
- Die Funkausstellung in Berlin wird für eine Meinungsbildung in puncto System recht interessant sein. Am aufschlußreichsten dürfte eine Untersuchung über die Reaktion solcher Besucher sein, denen hier zum erstenmal Kostproben der drei Quadrophonie-Systeme geboten werden. Wie bereits angedeutet, wird voraussichtlich das CD-4-Verfahren in diesem Zusammenhang den meisten zu erwartenden Erfolg haben, denn durch die deutliche Kanaltrennung kann jedem Laien demonstriert werden, worum es bei der Quadrophonie überhaupt geht. CD-4 ist in diesem Zusammenhang problemlos.
Dafür gibt es bei CD-4 andere Probleme, z. B. der niedrigere Pegel, die höhere Empfindlichkeit der Schallrille oder die Notwendigkeit, die für die Herstellung der Platte nötige Wachsfolie mit halber Geschwindigkeit zu schneiden. Diese letzte Tatsache wiederum ist ein hörbarer Vorteil für den Endverbraucher. Auch derjenige, der eine CD-4-Platte auf seiner Stereo-Anlage abspielt, wird erstaunt sein über die „sauberen" Höhen, die durch das langsamere Schneiden so exakt aufgezeichnet sind.
Welche Empfehlung würden Sie zum derzeitigen Zeitpunkt dem deutschen Käufer zum Thema Quadrophonie geben?
- So vorsichtig der Verbraucher im Augenblick beim Kauf einer Quadrophonie Anlage sein sollte, so unbefangen kann er beim Kauf von Quadro-Schallplatten sein. Ob SQ oder QS oder CD-4, in jedem Fall erwirbt der Kunde eine hervorragende Stereo-Langspielplatte, die mit besonderer Sorgfalt hergestellt wurde. Unserer Ansicht nach werden die SQ- und QS-Decoder auf keinen Fall vom Markt verschwinden, allein deshalb nicht, weil sie herkömmliche Stereo-Platten hervorragend für Pseudo-Quadrophonie „aufarbeiten" können. In einigen Fällen hören sich so wiedergegebene Stereo-Platten pseudo-quadrophonisch besser an, als manche echte „Matrix"-Platte. Freunde „echter" Quadrophonie sollten sich mit CD-4 vertraut machen.
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Es antworten für Phonogram
Hans-Georg Baum Marketing Manager
Wie steht Ihr Haus der Entwicklung der Quadrophonie zum jetzigen Zeitpunkt gegenüber?
Aus künstlerischer Sicht?
- Gibt es denn wirklich schon eine „Entwicklung", einen Fortschritt in Sachen Quadrophonie? Wir haben eigentlich bislang allenfalls eine Entwicklung im Geräteangebot beobachtet.
- Was wir bis jetzt an Quadro-Aufnahmen gehört haben, erscheint uns eher wie „erweiterte" Stereophonie; d. h.: bei Klassik wird hinten etwas „Raum" hinzugefügt, bei Pop soll eine willkürliche „Vom-Hinten-Aufteilung" Effekt machen. Aber - ist sie künstlerisch relevant?
Und aus aus technischer Sicht?
- Auch technisch erscheinen uns die verschiedenen Systeme noch so unausgereift, daß wir es unseren Kunden gegenüber nicht verantworten können, sie zu kostspieligen Neuanschaffungen zu verleiten: die Unterschiede zum HiFi-Stereo-Erlebnis sind allzu geringfügig.
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Hat Ihr Haus sich bereits auf ein System der Quadrophonie-Wiedergabe festgelegt?
- Wegen dieser und anderer Unzulänglichkeiten (z. B. keine volle Kompatibilität!) haben wir uns noch auf kein System festgelegt.
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Wenn nein, wann ist eine Festlegung zu erwarten, was spricht nach Ihrer Meinung für welches System?
- Wir werden Quadrophonie anbieten, sobald wir sicher sind, daß wir den
- Interessen unserer Plattenkäufer künstlerisch und technisch einwandfrei dienen und den Standard heutiger Stereo-Platten erreichen können.
Welche Empfehlung würden Sie zum derzeitigen Zeitpunkt dem deutschen Käufer zum Thema Quadrophonie geben?
- Wer den Wettlauf nach Neuerungen um jeden Preis mitmachen möchte, wird sehen, ob er auf seine Kosten kommt.
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Es antworten für Teldec
Martin Fouque, Chef-Tonmeister
Wie steht Ihr Haus der Entwicklung der Quadrophonie zum jetzigen Zeitpunkt gegenüber?
Aus künstlerischer Sicht?
- Quadrophonie bedeutet Weiterentwicklung, die bei optimaler Aufnahmetechnik eine neue Klangwelt erschließen kann.
Aus technischer Sicht?
- Es gibt zwei wesentliche Aufzeichnungsverfahren.
Methode 1 ist das CD-4-Verfahren (Compatible Discrete 4-Channel) der Victor Company of Japan. Sie bemüht sich, die vier Tonkanäle „diskret", also möglichst getrennt, zum „Konsumenten" zu transportieren. Der Aufwand dafür ist relativ groß, vorhandene Plattenspieler sind nur nach Modifikationen für die Wiedergabe zu benutzen.
Die zweite wichtige Methode: Die Matrix-Systeme (zum Beispiel SQ, QS, UMX). Durch eine spezielle Schaltung werden aus den ursprünglichen vier Übertragungskanälen zwei zusammengemischt und schließlich (beim Hörer) wieder zurückverwandelt (Dekodierung). Die Nachteile ergeben sich aus der unvermeidlichen gegenseitigen Beeinflussung der vier Kanäle.
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Hat Ihr Haus sich bereits auf ein System der Quadrophonie-Wiedergabe festgelegt?
- Nein
Wenn nein, wann ist eine Festlegung zu erwarten, was spricht nach Ihrer Meinung für welches System?
- Einen Zeitpunkt können wir noch nicht fixieren. Wir halten ein Matrixverfahren zwar für die einfachere Lösung, glauben aber, daß wegen der systembedingten Einschränkungen in der Aufnahmetechnik der Aufwand auf der Wiedergabeseite zur Zeit nicht gerechtfertigt erscheint.
Welche Empfehlung würden Sie zum derzeitigen Zeitpunkt dem deutschen Käufer zum Thema Quadrophonie geben?
- Wir würden ein System empfehlen, mit dem die große klangliche Verbesserung in der Aufnahmetechnik mit vertretbarem Aufwand auch beim Hörer im Heim zur vollen Wirkung kommt. Gleichzeitig darf die bisherige Qualität für den „normalen" Stereohörer nicht verschlechtert werden. Ein erfolgreiches Übertragungsverfahren der Zukunft muß eine möglichst geringe Beeinflussung der vier Kanäle untereinander gewährleisten. Im übrigen ist die Entwicklung optimaler Übertragungsverfahren unserer Meinung nach noch nicht abgeschlossen.
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