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Mit den hier aus den Fingern gesogenen Sprüchen und Kommentaren zum eigentlichen Klangunterschied bei diesen sogenannten Tests konnte ich mich noch nie anfreunden. Wenn die viel zu oft künstlichen und/oder marginalen Unterschiede erst heraustreten, weil den Testern das Blut aus den Ohren rinnt, ist schon etwas faul.

Und als dann ein in der Branche bekannter Akustik-Mediziner diese Tester mal "durchleuchten" wollte (es war um 1986), wurde er regelrecht abgewimmelt.

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Wie sie klingen oder strahlen oder sounden (1) -
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Recht neutral strahlte die ELAC Frauenstimmen ab, üppig intonierte das "schwarze Temperamentbündel" Mavis Rivers ihre Version der „Honeysuckle Rose" (AUDIO-CD „Soundshow"). Kräftige Männergesänge wirkten über "die Kielerin" jedoch etwas dumpf und verhangen, Jay Leonharts Stimmbänder („Salamander Pie") klangen leicht wattiert.

Dort hatte die "Aktivistin" von KS keine Probleme, sie plagte sich allerdings mit einer Schwäche im oberen Grundtonbereich. Amanda McBrooms glockenklarer Stimme entzog sie Wärme und Schmelz („Creme de la Creme") und dichtete ihr ein quäkendes, durchdringendes Timbre an. Samtige Streicher klangen eher etwas widerspenstig und kratzbürstig.

Dafür kam die KS mit swingenden Kontrabässen besser klar als die ELAC; sie ließ die dicken Saiten kräftiger gegen den Griffsteg "klatschen" und verlieh dem Holzkorpus mehr Volumen („Salamander Pie"). Im Hochtonbereich zeichnete "die Marxenerin" ebenfalls schärfer durch; Dollar Brands perfide Klavierattacken („African Dawn") transportierte sie mit mehr Biß und Akkuratesse.

Auch bei Pop- und Rockmusik legte sich die Aktiv 2 stärker ins Zeug, ließ die Dire Straits auf ihrer CD „Brothers In Arms" mit mehr Schwung und noch druckvoller zur Sache gehen - die kleine KS versprühte erstaunlich viel Temperament.

Mit dem gleichen Programm befeuert, zeigte "die Kielerin" in jedem Falle etwas mehr Zurückhaltung. Knackige Baßimpulse weichte sie eher auf, zarten Soloviolinen und pikanten Flötentremoli („Soundshow") gestand sie allerdings mehr Glanz und Seidigkeit zu als die KS.

Knorrige Posaunenklänge („The Pugh Taylor Project") wirkten über die EL 85 besonders luftig und lösten sich souveräner von den Membranen; die Aktiv 2 klang dagegen "frecher" und zugleich "vordergründiger" - sie schien sich bei diesen vertrackten Jazz-Rhythmen stärker anstrengen zu müssen.

Unterm Strich trifft auf diese beiden Kontrahenten eine längst totgeglaubte Kategorisierung zu: "Die Aktivistin" von ELAC macht mehr Spaß bei klassischer Musik, die muntere KS gefällt bei Pop-und Rockmusik durchweg besser.
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Wie sie klingen oder strahlen oder sounden (2) -
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Nach bester britischer Art spielte die M20 von Meridian auf. Mit ihrem leicht abgesenkten Hochtonbereich wirkte sie stets sehr rund und in sich stimmig - ein Lautsprecher der unaufdringlichen, dezenten Art. Harten Beckenschlägen und bissigen
Blechbläsern zog die Meridian den Stachel („Soundshow"), steuerte samtigen Streicherklängen mehr Schmelz bei als "die Teutonin" von T + A.

Im Grundtonbereich allerdings übte die M20 zu starkes britisches Understatement. Sie verlieh dem originellen Loriot auf Prokofjews „Peter und der Wolf" eine recht mulmige und eigentümlich abgedämpfte Grabesstimme. Zugleich ebnete sie das nuancierte Lippenspiel des humoristischen Märchenonkels deutlich ein, verschluckte generell bei mittleren Frequenzen wichtige Details.

Ein Herz für Feinheiten demonstrierte dagegen die Spektrum IL Sie enthüllte feinste Anblasgeräusche und separierte sicher drei gleichzeitig geblasene Hörner, die den bösen Wolf ankündigen.

Frauenstimmen reproduzierte die T + A durchweg sehr neutral, kehligen Männerstimmen, beispielsweise Jay Leonhart, dichtete sie jedoch hier und da einen leichten Hang zum Knödeln an. Bei duftigen Streichern und strahlenden Bläsern kam der Wunsch nach einer Spur mehr Glanz und Wärme auf. Insgesamt klingt die Spektrum II aber erstaunlich ausgeglichen und verfärbungsarm.

Auch bei harten Impulsen übertrumpfte die T+A ihre "englische Gegnerin", brachte hart angerissene Gitarrensaiten, peitschende Metall-Becken und wuchtig getretene Baßtrommeln (Billy Cobham: „Warning") druckvoller und klarer akzentuiert. Deutlich mehr Baßfundament bescherte "die Herforderin" aufbrausenden Orgelakkorden, denen die Meridian eher zaghaft die Substanz entzog.

Beide Modelle gefielen jedoch in ihrer räumlichen Abbildung: Die Britin staffelte Instrumente stärker in die Raumtiefe, klang durchweg hintergründiger, aber zugleich etwas diffuser als die Aktiv II. Die zeichnete dafür Konturen der Instrumente schärfer nach.

Insgesamt ging das Duell dieser deutsch/englischen Paarung klar zugunsten der T + A aus. Sie klang "neutraler" (kann man "neutral" steigern ?), präziser und auch temperamentvoller als die Britin: ein exzellenter Lautsprecher mit guten Allround-Eigenschaften. Nur HiFi-Freunde, die ein dezentes Klangbild über alles andere stellen, dürften mit der recht teuren Meridian glücklich werden.

Wie sie klingen oder strahlen oder sounden (3) -
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Im "ungleichen Zweikampf" Canton gegen Newtronics ließ sich die kleine Skorpion von der voluminösen Canton allerdings nicht die Butter vom Brot nehmen: Der aktive Winzling spielte derart neutral auf, daß die geregelte Canton CA-10 in diesem Punkt klar das Nachsehen hatte.

Sehr tiefe Männerstimmen sangen über die Skorpion etwas stärker aus der Brust heraus als gewohnt; außer dieser kleinen Eigenart bot sie jedoch nicht den geringsten Kritikpunkt - ein Paradebeispiel für ausgeglichene Musikwiedergabe.

Sehr nuanciert und ohne nennenswerte Verfärbungen gab zwar auch die Canton Männerstimmen wieder, ließ jedoch die sehnsüchtige Stimme Amandas („Creme de la Creme") kühler und durchdringender klingen - Zischlaute wirkten dadurch etwas scharf und überspitzt.

Streichern und Blechbläsern verlieh der "vorlaute Hochtöner" der CA-10 ein hartes und metallisches Timbre - natürliche Wärme und Seidigkeit offerierte eher die Newtronics.

Auch wirkte "die Skorpion" im gesamten Mittel-/Hochton-bereich luftiger und selbstverständlicher. Zarte Flötentupfer und subtile Klänge mittelalterlicher Zupfinstrumente löste sie feiner auf als die Canton, ließ die "verrückten spanischen Tänze" einfach noch "schwereloser" (schon wider - kann man "schwerelos" steigern ?) erklingen („La Folia").

Selbst extreme Impulse, wie sie harte Vibraphonanschläge und kräftig angerissene Gitarrensaiten produzieren (AUDIO-CD „Stakkato"), strahlten beide Kandidaten
mit "unerbittlicher Präzision" ab und blieben dabei stets sauber und detailgenau.

Bei der Baßwiedergabe spielte die Canton aber erbarmungslos ihr Volumen aus, strahlte knackige Elektrobaßläufe druckvoller ab und marschierte noch energischer in den Tiefton-Keller („Brothers In Arms"). Auch die kleine Skorpion reicht erstaunlich weit hinunter und reproduziert selbst "gemeine Kicks" gegen die "Baß-Drum" phänomenal kurz und trocken („Warning").

Dem filigranen Tieftöner sieht man bei solchen Härtetests allerdings die Mühe an: Er springt förmlich aus dem Gehäuse und lenkt beängstigend weit aus. Gewaltige Lautstärken sind mit der Newtronics daher nicht möglich: das Mini-Chassis droht anzuschlagen.

Dagegen war die Canton hier in ihrem Element: Wenn's um gewaltige Pegel ging, spielte sie mit "ungezügeltem Temperament" auf. Bei "knüppelharten Rockrhythmen" fühlte sie sich richtig wohl. So verlieh kein aktiver Konkurrent den Beginn von „Money for nothing" (Dire Straits) so viel Brisanz und Power wie die CA-10. Mit ihr kann man wohl einen kleinen Tanzsaal beschallen, die Skorpion eignet sich dagegen eher für normale Wohnzimmer - vorausgesetzt, der Hörer besteht nicht auf Konzert-Lautstärke.

Wer diese Einschränkung akzeptiert und auf eine Portion Druck im Tiefbaß verzichten kann, findet in der ungewöhnlich kompakten Skorpion einen sehr guten Lautsprecher für 7500 Mark.

HiFi-Fans, die für gleichen Preis eine ähnlich gutklingende Kombination aus Passivlautsprecher und Verstärker suchen, müssen lange suchen.

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