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Elektor - elektorakel - 1. Mai 1970

Mit dem ersten Heft von Elektor wird ein neuer Stil der Information auf elektronischem Gebiet eingeführt. Neu vor allem, weil Elektor sich auf eine andere Art an die elektronischen Objekte und Fragestellungen heranmacht, als Sie es bisher gewohnt waren.

Es ist eine der Eigenschaften von Elektor, dass durch die dynamische Behandlung der verschiedenen Themen Ihre Wissbegier, die durch Ihr Interesse für Elektronik bereits vorhanden ist, noch weiter gereizt wird.

Ihre Wissbegier wird aber auch befriedigt, und zwar durch die pragmatische Annäherung an die elektronischen Probleme und durch eine Vielzahl an brauchbaren Schaltungen mit modernen aktiven und passiven Bauelementen. Ausserdem ist die Redaktion bemüht, die diversen Schaltungen aus solchen Bauteilen aufzubauen, die tatsächlich im Einzelhandel erhältlich sind.

Sollte letzteres einmal nicht der Fall sein, dann wird die Redaktion sich anstrengen, damit die Teile für den Einzelhandel freigegeben werden. Um eine maximale Unabhängigkeit der Redaktion zu erreichen, werden von Elektor grundsätzlich keine Bauelemente angeboten. Aus dem gleichen Grund können Inserenten keinen Einfluss auf den redaktionellen Inhalt ausüben.

Der Charakter von Elektor wird dynamisch und informativ sein, manchmal auch ein wenig irritierend; wir werden z.B. Röhrenschaltungen und Schaltungen mit Germaniumtransistoren ohne Zögern in einer Antikrubrik unterbringen.

Vielleicht werden wir Sie herausfordern, indem wir beispielsweise einen Verstärker ablehnen, wenn er nach unserer Meinung für den Heimgebrauch zu gut und damit auch zu teuer ist.

Dass wir den Lesern dies alles bieten können erklärt sich aus unserer zehnjährigen Auslandserfahrung.

Elektor hat einen langsamen Start und wird in diesem Jahr zweimonatlich erscheinen. Wir laden Sie zu einem Abonnement für die kommenden vier Hefte ein, die am 1. Mai, 1. Juli, 1. September und 1. November erscheinen werden.

5133 Buscherheide 1. Mai 1970
Chefredakteur B.W. van der Horst

Elektor elektorakel - Jan. 1971

Wohl jeder, der sich beruflich mit Elektronik befaßt, wird seine Tätigkeit in erster Linie als Aufgabe verstehen, für die ihm vorgelegten technischen Probleme eine Lösung zu finden.

Zum Jahreswechsel kann eine Besinnung auf die anderen Aspekte, die zu erwartenden Veränderungen auf ökonomisch-technischem und auf gesellschaftlichem Gebiet, sicher nicht schaden. Dies um so weniger, wenn die verbreitete Meinung stimmt, daß der Elektroniker, mehr noch als andere Spezialisten, sehr nüchtern zu denken gewohnt ist und seine Phantasie fast ausschließlich auf die Objekte seiner Arbeit richtet, dagegen - im Regelfall - kaum philosophische oder soziologische Betrachtungen über gegenwärtige und zukünftige Probleme der menschlichen Gesellschaft anstellt.

Ökonomische Fragen sieht der Elektroniker häufig nur aus einer sehr persönlichen Sicht. Die Höhe des Gehaltes aber, das er morgen empfangen wird, hängt nicht nur von seinem Können, sondern auch in starkem Maße - nach den Gesetzmäßigkeiten des freien Arbeits- und des freien Produktenmarktes - von der heutigen Nachfrage für neue Schaltungen und Geräte ab.

So kann z.B. erwartet werden, daß das derzeitige Überangebot in einigen Bereichen der elektronischen Produktion auch auf die Elektroniker-Gehälter Einfluß haben wird, nicht nur auf die Preise der betreffende Artikel.

Entlassungen sind in Europa noch nicht zahlreich, aber die Rezession in den USA wird sich auch hierzulande auf jeden Fall bemerkbar machen. Der Kampf um die Marktanteile bei digitalen IC s, der den 1000-Stück-Preis auf unter 1,-DM gedrückt hat, zeigt eine auf den ersten Blick positiv zu wertende Entwicklung auf, weil bei anhaltendem Preisverfall für 1971 mit folgenden Laden-Stückpreisen gerechnet werden kann: 7401 unter 2,-DM, zweifacher J-K-Flipflop ca. 4,-DM, kompletter Zehnerzähler oder Dekodierer ca. 6,-DM.

Da diese Preisabstriche nicht das Ergebnis neuer, kostendrückender Produktionvexfahren sind, sondern den harten Konkurrenzkampf zur Ursache haben, werden die meisten Firmen ihre Produktionsraten und den Personalbestand einschränken müssen.

In den USA ist diese Entwicklung bereits deutlich spürbar. Auch bei Farbfernsehgeräten sind Preisverfall einerseits und Produktionsrückgang andererseits nur die marktlogischen Folgen der Überbestände.

Die modernen Methoden der Wirtschaftssteuerung lassen jedoch erwarten, daß die gegenwärtige Situation, mit ihren ausgeprägten positiven und negativen Begleiterscheinungen, nicht allzulange dauern wird, wie sehr auch die Meinungen darüber auseinandergehen mögen.
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Der Blik in die Zukunft der Technik

Der Blik in die Zukunft der Technik gibt zu Optimismus Anlaß. Man rechnet damit, daß noch weitaus komplexere Digitalschaltungen als bisher integriert und zu niedrigeren Preisen auf den Markt gebracht werden.

Dafür sprechen mindestens zwei Gründe: Erstens müssen die Hersteller für die Zeit unter dem Selbstkostenpreis produzierten IC's einen Ausgleich finden, zweitens bietet die MOS-LSI-Technik die Möglichkeit, bisher unerreichbare, komplexe Schaltungen zu verwirklichen oder bewährte Schaltungen zu vereinfachen bzw. dort, wo es möglich und sinnvoll zugleich ist, Einzeltransistoren durch Op-Amps zu ersetzen.

Schwieriger ist die Vorhersage, welche naturwissenschaftlichen Neuentdeckungen für die Technik nutzbar gemacht werden können. Die flüssigen Kristalle haben mit den sog. Orthoferriten einen Konkurrenten bekommen.

Durch verschmelzen eines Ferriten mit einem seltenen Element, wie z.B. Terbium oder Yttrium, entsteht ein neuartiges Magnetmaterial, das, je nach seiner magnetischen Polarisierung, einen Lichtstrahl absorbiert oder durchtreten läßt.

Auch ist es möglich, einen polarisierten Bereich durch geeignete Zuführung einer geringe Energiemenge zu verschieben, z.B. kann man einen solchen Bereich in einem aus Orthoferriten hergestellten Draht wandern lassen.

Die Fachleute sind nicht nur überzeugt, ein besseres Material für die Datenspeicherung gefunden zu haben (schneller, sparsamer und billiger als die heutigen Speicher), sondern denken bereits an eine Verwendung in Displays und im Bereich des Fernsehens (Magnetic Bubbles, Bell Telephone Labs, USA und British Post Office Research, Londen).
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Flüssige Kristalle (nematische undcholesterische) scheinen die besten Aussichten zu haben, in Ziffern- und Zeichenanzeigen sowie in Fernsehgeräten zum Einsatz zu kommen. Viele Laboratorien in aller Welt sind auf der Suche nach dem für diese Zwecke am meisten geeigneten flüssigen Kristall.

Transport und Speicherung von Videosignalen

Der Themenkreis: Transport und Speicherung von Videosignalen ist im letzten Jahr durch das Bekanntwerden einiger Neuentwickelungen wie EVR und Bildplatte wieder hochaktuell geworden.

In letzter Zeit kommt die Diskussion über Kabelfernsehen auf, eine Art zentrales Antennensystem. Es ist zu bedenken, daß dieses System schon jetzt überholt scheint durch die Fortschritte im Raumfahrtbereich, die es möglich machen, in etwa fünf Jahren einen Satelliten über Europa "aufzuhängen", der im Gigahertzbereich (6000-10.000 MHz) vielleicht zwanzig oder fünfzig verschiedene Fernsehprogramme überträgt, jedes mit etwa zwanzig Tonkanälen.

Diese Technik scheint uns flexibler und billiger zu sein als die Strippentechnik der Kabelpropheten, der mit Sicherheit nur eine geringe Bedeutung beschieden sein wird.

Elektor wird zu gegebener Zeit Entwürfe für eine Gigahertzantenne und für einen Satellitenkonverter zur Umsetzung von Gigahertzkanälen nach freien UHF-Kanälen veröffentlichen.
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Der Kontakt zwischen Mensch und Mensch

Diese Betrachtungen über ökonomische und technische Zukunftserwartungen stehen alle in einer gewissen Beziehung zur Kommunikation, zu dem Kontakt zwischen Mensch und Mensch.

In zehn Jahren wird es kein technisches Problem sein, einen Ost-Pakistani seine Meinung über die noch immer bestehende Gefahr neuer Überschwemmungen mittels Satellitenfernsehen in alle Welt verbreiten zu lassen.

Diese Sendung findet wahrscheinlich gegen vier Uhr MEZ statt, wir werden daher das Gespräch mit einem Magnetic-Bubble-Speicher aufzeichnen und es zu beliebiger Zeit über den nematischen Bildschirm wiedergeben lassen.

Es müßte für einen Elektroniker eine außerordentliche Befriedigung sein, sich mit diesen Kommunikationsmitteln zu beschäftigen und sich für sie einzusetzen. Obwohl solche Betrachtungen vordergründig sicher nicht zu seinen Aufgaben gehören, darf es ihm niemand verübeln, wenn er sich Ziel und Zweck seiner Arbeit bewußt macht.

Ob diese Arbeit dann tatsächlich einen Beitrag zur besseren Kommunikation zwischen den Menschen darstellt, und ob die neuen Kontaktmöglichkeiten überhaupt in richtiger Weise genützt werden, das kann erst die Zukunft zeigen.

Alle Mitarbeiter von Elektor sowie die Direktion wünschen Ihnen, in jeder Hinsicht, ein glückliches und erfolgreiches Neues Jahr
Jan. 1971 - Chefredakteur: B. W. v.d. Horst

Elektor elektorakel - Mai 1971 - Die letzte Fusion

Gesetzt den Fall, im Jahre 1982 fusionieren die Deutsche Bank und Krupp einerseits, AEG-Telefunken und Hoechst andererseits. Bis dahin haben diese vier Firmen genügend Zeit, sich diverse Arzneimittelfirmen, Zeitschriftengroßkonzeme, Waschmittelhersteller usw. einzuverleiben.

Die anschließende Fusion zwischen Deutsche Bank / Krupp und AEG-Telefunken / Hoechst kann dann als die letzte Fusion schlechthin angesehen werden, weil es in der Bundesrepublik keine nennenswerten, selbständigen Firmen mehr gibt. Eine Fusion, die nur im Alptraum eines Bundeskartellamtsbeamten stattfindet ?
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Das berüchtigte Orwellsche Jahr

Ein Blick in die Wirtschaftsbeilagen großer Tageszeitungen beweist, daß die "letzte Fusion" eine durchaus realistische Extrapolation des heutigen Wirtschaftsgeschehens ist.

Von Formulierungen wie: "Zwang zu weiterer Konzentration"," Kooperation aufgrund des Marktdruckes der internationalen Konkurrenz", "Erweiterung der Produktionspalette" (durch "Angliederung" aufgekaufter Firmen) usw. braucht man nur den feingesponnenen verbalen Grauschleier wegzuziehen, um die Fusionsbereitschaft oder die schon beschlossene Fusion hinter dem Wortgefecht zu erkennen.

Ob man um den heißen Brei herumredet oder das Kind beim Namen nennt, wie es Udo Jürgens in seinem Lied "Lieb Vaterland" tut, in dem es heißt: "Konzerne dürfen maßlos sich entfalten", Tatsache ist, daß in der Bundesrepublik zwischen 200 und 300 Fusionen pro Jahr stattfinden.

In der Bundesrepublik gibt es ca. 1000 Groß- und Mittelbetriebe; in diesen Betrieben arbeitet der größte Teil der westdeutschen Arbeitnehmerschaft. Bei gleichbleibender Fusionsfreudigkeit dürften von diesen 1000 Betrieben in 10 Jahren noch ca. 100 Größt- und Großbetriebe übrig sein. Bezieht man jedoch die derzeitige Progression der Fusionsrate in die Betrachtung mit ein, so ist damit zu rechnen, daß die Zahl der selbständigen Betriebe in dieser Zeit auf nur 10 Superkonzerne zusammenschrumpft und daß die letzte Fusion im Jahre 1984, dem berüchtigten Orwellschen Jahr, zustandekommt.
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Der oder die Arbeitnehmer der Deutschland AG

Das Durchführen oder Bekämpfen dieser Fusion sei den Oberunternehmern, freien Aktionären, Kursmanipulateuren, Futurologen, Soziologen, Straßendemokraten und anderen Aktivisten überlassen, wir wollen uns nur vorübergehend die Situation vorstellen, diese letzte Fusion sei Realität geworden:

Der größte Teil der Bevölkerung arbeitet bei dem einzigen Arbeitgeber der Bundesrepublik, der Deutschland AG. Im Alltag des Arbeitnehmers der Deutschland AG spielen die im Arbeitskontrakt festgelegten Bedingungen sowie die Arbeitsordnung der Deutschland AG eine größere Rolle als das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.

Er darf nämlich den wirtschaftlichen Interessen der Deutschland AG nicht zuwiderhandeln! Rangieren die im Grundgesetz verankerten Rechte erst einmal an zweiter Stelle, ist das Bonner Kabinett durch eine Art Verwaltungsrat, das Parlament durch den Unternehmensrat ersetzt, dann bestimmen sich soziale und wirtschaftliche Position des Deutschen (lies: Arbeitnehmer der Deutschland AG) durch die Konkurrenzposition des Betriebes (lies: Land) gegenüber anderen Betrieben (Ausland).

Jeder Arbeitnehmer der Deutschland AG wird mittels eines Arbeitskontraktes, der Rechte, Verbote und Pflichten katalogisiert, auf Gedeih und Verderb an die 3 gebunden. Z.B. verbietet der Katalog dem Arbeitnehmer möglicherweise, ohne Zustimmung des Vorgesetzen publizistisch tätig zu werden. Irgendeine Kommission, die den zu veröffentlichenden Artikel auf Inhalt und Sprachstil (pardon, es könnte ja auch Satire sein) untersucht, entscheidet von Fall zu Fall, ob die Genehmigung erteilt wird.

Bitte glauben Sie nicht, daß derart absurde Arbeitsbedingungen nur für die Ostblockländer typisch sind. Solche im Arbeitskontrakt festgelegten Bedingungen gelten in vielen westlichen Großbetrieben als völlig normal und sind sogar verständlich, wenn man bedenkt, daß in den Ländern mit freier Marktwirtschaft die Konkurrenz zum obersten Prinzip jeglichen Wirtschaftens erhoben worden ist.

Es sind diese Arbeitskontrakte, die es Arbeitnehmern verschiedener Großbetriebe heute schon unmöglich machen, Artikel z.B. für Elektor ohne Genehmigung, Zustimmung, Einsichtnahme usw. zu schreiben. Es ist wohl deutlich geworden, daß unser futurologischer Entwurf die noch ungeklärten Differenzen zwischen den meisten Arbeitskontrakten und der im Grundgesetz verankerten Pressefreiheit rechtzeitig in den BlickpunktI rücken soll.
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Die Pressefreiheit

Pressefreiheit, zumal die interne, ist in den letzten Jahren immer häufiger Gegenstand von Diskussionen zwischen Direktion und Redaktion von Zeitungen und Zeitschriften geworden. Die Situation in den Betrieben und besonders, wie es uns scheint, in den Firmen des elektronischen Sektors, dürfte ungleich kritischer sein.

Der Vorgesetzte hat kein Interesse daran, die Genehmigung zur Veröffentlichung eines Artikels zu erteilen : Aufgrund der Klauseln trägt er die Verantwortung für den Inhalt, während der Autor den Ruhm (und das Honorar) einheimst.

Unsere "letzte Fusion" ist ein Plädoyer für die Einführung neuer Richtlinien für zeitgemäße Arbeitskontrakte. An die Stelle der Zensur müssen neue Inhalte treten, die dem Arbeitnehmer die Freiheit der publizistischen Tätigkeit garantieren. Die Interessen des Arbeitgebers sind in jedem Fall durch die normale Gerichtsbarkeit geschützt, die ja bekanntlich von allen Handlungen nur die strafbaren ahndet, und zwar erst dann, wenn sie begangen worden sind.

Pressefreiheit und Freiheit für publizistische Tätigkeit, so wie wir sie verstehen, könnten einen beträchtlichen Beitrag zur Demokratisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse und technischer Errungenschaften leisten. Die Information ist wichtiger als 10% mehr oder weniger Gewinn, Verdienst, Verlust usw. Vor allem sollte jeder Wissenschaftler oder Techniker uneingeschränkt mitteilen können, was die Menschheit zu ihrem Wohl oder zu ihrem Übel mit den Ergebnissen seiner Arbeit anstellen kann. Vielleicht hilft die oben ausgemalte Schreckensvision von der letzten Fusion ein bischen nach.
Elektor Mai 1971

Elektor elektorakel - Jan. 1976

Stehen wir an der Schwelle eines neuen Zeitalters der elektronischen Kommunikation?

Auf den ersten Blick gab es während des eben abgelaufenen Jahres 1975 wenig Anlaß, diese Frage mit "Ja" zu beantworten. Das durch die wirtschaftliche Rezession erzwungene neue Kostenbewußtsein hat die Realisierung breitbandiger Kommunikationsnetze (Kabelfernsehen, Bildtelefon) in weite Ferne gerückt.

Der Ausbau vorhandener Kommunikationseinrichtungen (Telefon, Fernschreiben) hat sich wesentlich verlangsamt. Ebenfalls aus Kostengründen mußten Quantität und Qualität der Fernsehprogramme und teilweise auch der Rundfunksendungen eingeschränkt werden.

Die technische Weiterentwicklung der "elektronischen Medien" Fernsehen und Rundfunk beschränkte sich wegen der Finanzkrise der Anstalten weitgehend auf die Empfangsgeräte. Hier hatten die jüngsten technischen "Errungenschaften", wie Ultraschall- Fernbedienung, Infrarot- Tonübertragung sowie Zeit- und Kanaleinblendung auf dem Bildschirm wohl nur die Aufgabe, den Bedienungskomfort zu verbessern bzw. neue Kaufanreize zu schaffen.

Die Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den Menschen wurden dadurch weder verbessert noch erweitert. Das gilt auch für die sich bereits abzeichnenden Weiterentwicklungen. Zur nächsten Funkausstellung sind Fernsehgeräte mit Synthesizer-Tunern und integrierten "Bildschirmspielen" zu erwarten, die Entwicklung geeigneter IC's ist schon weitgehend abgeschlossen.
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Die Meinung des Orakels

Trotz dieses pessimistischen Rückblicks und der noch auf längere Zeit tristen wirtschaftlichen Perspektiven gibt es bei einer genaueren Analyse der bestehenden und zukünftigen Möglichkeiten der Elektronik Anzeichen für einen Durchbruch zu jedermann zugänglichen, elektronischen "Zweiweg"-Kommunikationssystemen.

Diese Meinung des Orakels gründet sich im wesentlichen auf drei Tatsachen:

  • • Die vorhandenen Telekommunikationseinrichtungen bieten noch zahlreiche, bisher ungenutzte Möglichkeiten. Sowohl Fernsehsender als auch das Telefonnetz verfügen über freie Kapazitäten zur Informationsübertragung.
  • • Zur elektronischen Informationsdarstellung steht bereits in nahezu jedem Haushalt ein geeignetes Medium zur Verfügung: das Fernsehgerät. Es eignet sich zur Darstellung "grafischer" Informationen aller Art, sofern sich diese zu einem Videosignal aufbereiten lassen.
  • • Die moderne Halbleitertechnologie erschließt mit integrierten A/D- und D/A-Wandlern, Mikroprozessoren und Halbleiterspeichern neue Möglichkeiten der Signalverarbeitung und der Speicherung. Damit wird die technische Voraussetzung zu einer weitergehenden Nutzung bestehender Kommunikationsnetze geschaffen.

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Buchstaben auf dem Bildschirm

Ausgehend von diesen "Grundlagen" ist eine ganze Reihe zukünftiger Kommunikationssysteme vorstellbar. Allen gemeinsam ist die Verwendung des Fernsehgeräts zur Darstellung grafischer Information.

Eine besondere Bedeutung wird in Zukunft die Darstellung alphanumerischer Zeichen (Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen) auf dem Bildschirm haben. Die Übertragung alphanumerischer Zeichen ist nämlich im Vergleich zu anderen grafischen Informationen, wie z.B. Handschrift, Zeichnungen und Fernsehbildern, besonders effektiv.

Die Informationsmenge eines "einzelnen" Fernsehbildes entspricht der Informationsmenge von ca. 30.000 alphanumerischen Zeichen, das sind immerhin gut drei DIN-A4-Druckseiten.

In Großbritannien sind bereits seit einiger Zeit sogenannte Teletext-Systeme in Betrieb, die während des laufenden Fernsehprogramms zusätzliche Informationen in Form von alphanumerischen Zeichen übertragen.

Die Übertragung erfolgt während der zum Bildwechsel erforderlichen "Schwarzlücke". Obwohl pro Fernsehbild nur vier Zeilen benutzt werden, dauert die Übertragung eines "Magazins" von 100 Textseiten lediglich 24 Sekunden.

Wegen der hohen Produktionskosten von Fernsehprogrammen sind die meisten Fernsehsender den größten Teil des Tages außer Betrieb. Es liegt daher nahe, diese "Totzeiten" ebenfalls zur Übertragung grafischer Information zu nutzen.

Bei der hohen Übertragungskapazität eines Fernsehkanals (ca. 3,5 Mill. Bit/s) könnte ein erweitertes Teletextsystem einen Großteil der jetzt mit Hilfe von tausenden von Tonnen Rotationsdruckpapier verbreiteten Informationen elektronisch "frei Haus" liefern.

Die Übertragung des gesamten redaktionellen Inhalts einer Elektor-Ausgabe würde kaum zwei Sekunden Sendezeit in Anspruch nehmen.
Technisch wäre ein solches Informationssystem schon heute zu realisieren, wirtschaftlich wohl (noch) nicht.

Langfristig gesehen ist eine elektronische Alternative zur Druckerpresse umso sinnvoller, je kostbarer der Rohstoff Papier wird. Außerdem sollte es schon heute ein wirtschaftliches Problem darstellen, ein technisch hochwertiges und kostspieliges Übertragungssystem wie das Fernsehen nicht voll auszulasten!

Was die gesellschaftlichen Konsequenzen einer fast vollständigen "Elektronisierung" der Massenmedien anbelangt, muß das Orakel gestehen, überfragt zu sein (von der dann fälligen Umbenennung der IG Druck und Papier einmal abgesehen).
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Von der Einweg-Kommunikation zur Zweiweg-Kommunikation

Über bestehende Fernsehkanäle ist vom Prinzip her nur "Einweg-Kommunikation" möglich, d.h., von einem zentralen Ort (Sender) können Informationen zu beliebig vielen Empfängern übermittelt werden, die Empfänger können aber nicht untereinander oder mit der "Zentrale" über das gleiche System Kontakt aufnehmen.

Das setzt ein "Zweiweg-Kommunikationsnetz" voraus, das zumindest im Prinzip jedermann zugänglich ist. Diese Eigenschaft trifft praktisch nur für das Fernsprechnetz zu, daran wird sich auch in Zukunft wenig ändern.

Allerdings ist die Bezeichnung "Fernsprechnetz" schon heute nicht mehr ganz zutreffend, es sei denn, man betrachtet den Datenaustausch zwischen zwei Computern als "Ferngespräch". Es ist zu erwarten, daß die "nichtverbale" Kommunikation über das Telefonnetz an Bedeutung stark zunehmen wird, zumal sie auch unter wirtschaftlichen Aspekten durchaus interessant sein kann.

Die Leitungsbandbreite des Telefons ermöglicht, je nach gewähltem digitalen Kode, die Übertragung von etwa 15.000 bis 30.000 "Zeichen" pro Minute (ca. 2 DIN-A4-Druckseiten). Um die gleiche Informationsmenge verbal zu übermitteln, würde man ca. 18 Minuten benötigen.

Diese Daten beziehen sich auf die einfachste Spielart des "sprachlosen" Telefonierens, das "Telefonfernschreiben". Hierbei erfolgt die "Informationseingabe" über eine Tastatur, als Anzeige bzw. Empfänger wird ein Fernsehgerät nebst "Zusatzelektronik" benutzt.
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Der elektronische Griffel

Da die Tastatur spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten erfordert, über die nicht jedermann in gleichem Maße verfügt, muß noch ein System zur Handschriftkodierung und Übertragung gefunden werden. Dies ist weniger ein grundsätzliches Problem als eine Frage der Optimierung, um eine möglichst geringe Informationsmenge bzw. Übertragungszeit pro Schrift zeichen zu erreichen.

Eine Übertragungsrate von etwa 1000 bis 1500 Zeichen pro Minute liegt nach Meinung des Orakels durchaus im Bereich des Möglichen. Die Verwendung "elektronischer Griffel" und "elektronischer Schreib tafeln" erinnert etwas an Großvaters Schiefertafel-Schulzeit und entbehrt (zumal in Verbindung mit einem Stehpult) nicht eines gewissen nostalgischen Charms, es ist aber auch möglich, den Fernsehbildschirm selbst als Schreib- und Zeichenfläche zu benutzen.

In der Datenverarbeitung gibt es dergleichen schon seit längerem unter dem Stichwort "Computer aided design" (rechnerunterstützte Konstruktion).
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Das Orakel von 1976 hatte briliante Ideen

Auch die Übertragung von Einzelbildern über das Telefonnetz bereitet keine unüberwindlichen Schwierigkeiten. Wegen der hohen Informationsmenge von Bildern ergeben sich je nach Auflösung Übertragungszeiten von wenigen Sekunden bis zu drei Minuten pro Bild.

Grafische Kommunikation via Telefon könnte in Zukunft die Briefbeförderung durch die Post wenigstens zum Teil ersetzen, dabei würde die Telefonleitung den "elektronischen Briefträger" darstellen, während das Fernsehgerät mit Speichereinheit die Aufgabe eines "elektronischen Briefkastens" übernimmt.

In Verbindung mit moderner Datenverarbeitung könnten ganze neue Dienstleistungssparten entstehen, wie z.B. jedermann zugängliche Datenbanken, Nachrichtenbüros, "offene" Schulen und Dienstleistungsrechenzentren.

Zweifler an diesem "Orakel" seien an die Tatsache erinnert, daß das Fernschreiben und das Übermitteln von Einzelbildern (Slow-Scan-TV) über Tonfrequenzkanäle für Funkamateure längst zum "Standard" geworden ist.

Es wäre nicht das erste Mal, daß die Funkamateure der Entwicklung um einen Schritt voraus sind. Unabhängig davon, wie die "neuen" Kommunikationsformen im einzelnen aussehen werden, läßt sich eines jetzt schon mit Sicherheit feststellen:

Sie werden auf unseren "kommunikativen Alltag" einen mindestens ebensogroßen Einfluß haben wie die Einführung des Telefons, des Rundfunks und des Fernsehens in der Vergangenheit. Ob dieser Einfluß immer positiv sein wird, bleibt abzuwarten.

Elektor wird auch in Zukunft, wie bisher, die Elektronik ins Haus bringen. Es ist aber nicht mehr ganz ausgeschlossen, daß eines Tages "die Elektronik" Elektor ins Haus bringt.

Literatur:
H. Ehmke: "Die Entwicklung der Nachrichtentechnologien - Möglichkeiten und Aufgaben", Media Perspektiven, Frankfurt.
W. Rittershofer: "Hat das Kabelfernsehen eine Chance?", Deutsche Post, Nr. 20, Oktober 75, S. 12 u. 13.
P. Rainger: "A broadcast Information service Ceefax", Electronics and Power, 12. Jahrg. 1973, S. 37-44.
G.A. McKenzie: "Oracle - an Information broadcasting service using data transmission in the vertical interval", Journal of the SMPTE, Vol. 83, Jan. 1974.
P.A. Darrington: "Wireless World Teletext decoder 1 - The back-ground", Wireless World, Nov. 1975.
Delftse Universitaire Pers: "Grafische Telekommunikation", Technische Hochschule Delft, Sept. 1975.

Elektor elektorakel - Januar 1980

Der Beginn eines neuen Jahrzehnts ist vielerorts Anlaß, vorausblickend in die nähere und fernere Zukunft zu schauen und zu orakeln, was die kommenden Jahre bringen werden.

Auf dem anbrechenden Jahrzehnt, den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, lastet unterschwellig eine Hypothek besonderer Art:

Wer kennt nicht den Roman "1984" von George Orwell, der uns die Zukunft in den düstersten Farben ausmalt. Doch es läßt sich leicht abschätzen, daß Orwells Vision in den nächsten zehn Jahren nicht Wirklichkeit wird.

Andere Zeiterscheinungen, von denen Orwell noch nichts ahnte, lassen uns dagegen manchmal um so besorgter in die Zukunft blicken. Die drohende Energieverknappung ist ein Dauerthema von Tageszeitungen und Wochenmagazinen: Wir werden bald infolge der Zerstörung der Atmosphäre aus dem Weltraum tödlich bestrahlt, oder der ansteigende Kohlendioxidgehalt der Luft läßt uns demnächst langsam ersticken.

Noch ist es allerdings nicht so weit. Wir teilen deshalb den in solchen Prophezeiungen steckenden Pessimismus nicht. Welchen Kurs die Entwicklung der Technik steuert, lag und liegt letztendlich in unser aller Hand.

Daß sich dies ausgerechnet in den achtziger Jahren ändert, dafür spricht nicht das Geringste. Ganz im Gegenteil: In mancherlei Hinsicht gewinnt unsere Welt an Menschlichkeit. Die Frau beispielsweise wächst endlich aus ihrer traditionellen Rolle heraus; sie spricht immer öfter auch in der Technik ein Wort mit. Vielleicht trägt dies dazu bei, daß sich mehr Menschen über Wert und Unwert einer durch und durch technisierten Welt Gedanken machen.
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Die Zukunft aus dem Kkaffesatz

Doch wir wollen uns in diesen Zeilen auf das Ausmalen dessen beschränken, was uns das kommende Jahrzehnt im Bereich der Elektronik beschert. Auch hier bleibt es uns überlassen, wo und wie wir neue Technologien nutzen und einsetzen. Dem Bedürfnis, an den Geschehnissen in unserer Umwelt teil zunehmen, tragen die neuen Medien Videotext und Bildschirmtext Rechnung. Der Informationsträger Papier wird seine heutige Bedeutung immer mehr verlieren.

Auch der Ausbildungsbereich erlebt einen Strukturwandel. Studienzeiten werden kürzer, unnötiger Ballast räumt nützlicheren Lehrinhalten den Platz. Werden wir bald allen Ballast den Computern überlassen können?

Es hat der Anschein! Eine Ausbildung wird nicht mehr die Fähigkeit vermitteln, wieder kehrende, oft recht ähnliche Arbeiten routinemäßig zu erledigen. Der Schwerpunkt wird sich verlagern: Wir werder in viel stärkerem Maß die Fähigkeil erwerben, die mannigfaltigen Erscheinungen in unserer Umwelt richtig zu deuten und aus ihnen die richtigen Konsequenzen zu ziehen.

Die dafür notwendige Flexibilität steht zweifellos im Widerspruch zum heutigen Spezialistentum. Die verschiedenen Fachgebiete werden aber immer stärker ineinander übergreifen, so daß uns eine wachsende Demokratisierung des Wissensstoffs bevorsteht.
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Der Widerstand der ewig Gestrigen ?

Doch diese Entwicklung wird auch auf Widerstand stoßen, auf Widerstand aus den Reihen derer, die um jeden Preis am bestehenden Gefüge festhalten wollen. Deshalb reicht wahrscheinlich ein Zeitraum von zehn Jahren bei weitem nicht aus, um unsere Umwelt und unser Bewußtsein so grundlegend zu verändern.

Auch wenn wir gesellschaftspolitische Gesichtspunkte beiseite lassen und uns mit dem Abschätzen der technischen Entwicklung im Laufe dieses Jahrzehnts begnügen, haben wir kein leichtes Spiel. Es gilt jedoch heute schon als sicher, daß etwa Mitte der achtziger Jahre wieder eine völlig neuartige Technologie ihr Debüt feiern wird, eine Technologie, von der jetzt noch niemand zu sagen vermag, welcher Art sie ist und welches ihre Auswirkungen sind.

Vielleicht werden wir die heute bekannten Energiequellen wie zum Beispiel die Kohle anders nutzen, vielleicht entdeckt man aber auch völlig neue Energiequellen und setzt demnächst chemische Energie unmittelbar in mechanische Energie um. Gerade auf dem Energiesektor scheinen sich solche folgenschweren Umbrüche anzubahnen. Hier tasten wir zur Zeit zwar noch im Dunkeln, doch möglicherweise werden wir den "Lichtschalter" bald finden.

Die Prophezeihung : Adieu, Platte und Band!

Als Schallträger haben Platte und Band sicherlich die längste Zeit gedient. Selbst dem neuen Compact-Disc-System von Philips, dem durchaus das Prädikat "revolutionär" zuerkannt werden kann, wird kein langes Leben beschieden sein.

Der Audiobereich geht zwangsläufig seiner Digitalisierung entgegen; insofern ist die Compact-Disc ein Schritt in die richtige Richtung. Mechanisch bewegte Teile, wie sie heute in Laufwerken in stattlicher Anzahl zu finden sind, werden jedoch auf die Dauer aus Aufnahme- und Wiedergabegeräten verschwinden.

Ein digitales Audiosystem mit einer Wortbreite von 16 bit und einer Abtastfrequenz von 50 kHz benötigt für eine einzige Stunde Stereo-Information eine Speicherkapazität von 6.000 Megabit. Sechstausend Millionen bit, wo bringt man die unter?

Heute heißt die Antwort in der Tat noch Compact-Disc, denn die leistungsfähigsten Speicher in IC-Form, die "Bubble Memories" (vergleichbar mit Floppy-Disk), können zur Zeit mit einer Kapazität in der Größenordnung von nur 1 MByte aufwarten; abgesehen davon sind sie bisher fast unbezahlbar teuer.

Die Kapazität der gegenwärtig verfügbaren ROMs reicht bei weitem noch nicht aus, doch die Entwicklung schreitet, wie die Grafik zeigt, zügig voran. Noch im gerade angebrochenen Jahrzehnt werden ROMs an die Stelle von Schallplatten und bespielten Kassetten treten.

Aber auch die unbespielte Kassette und das leere Tonband werden über kurz oder lang einem neuen Speichermedium weichen. Heute gibt es bereits EAROMs (Electrically Alterable ROMs), die man bequem zu Hause selbst programmieren kann; eine für Audio-Zwecke ausreichende Speicherkapazität ist nur eine Frage der Zeit. Den Audio-Freunden steht eine neue Ära bevor ...
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Künstliche Organe

Zum menschlichen Organismus gehören zahlreiche Organe, von denen die meisten unverzichtbar sind. Versagt ein solches Organ seinen gewohnten Dienst, so ist der betroffene Mensch in seinen Entfaltungsmöglichkeiten meistens stark eingeengt.

Von Menschenhand geschaffene "Ersatzteile" existieren bereits vereinzelt - man denke beispielsweise an die künstliche Niere - doch solche Kunstorgane sind bisher alles andere als handlich.

Die fortschreitende Miniaturisierung der Elektronik arbeitet mit der systematischen Erforschung solcher Organe Hand in Hand, so daß wahrscheinlich defekte Organe irgendwann einmal durch technische Hilfsmittel direkt ersetzt werden können.

Es ist sicher nicht notwendig, mit großem finanziellen Aufwand den menschlichen Körper in seiner Gesamtheit nachzubilden, doch wenn wir den betroffenen Menschen mit Hilfe der Technik zu einem menschenwürdigeren Dasein verhelfen können, dann dürfen wir dieser Aufgabe nicht ausweichen.

Ein Kunstorgan wird ungefähr wie folgt arbeiten: Alle im Einzelfall wichtigen biochemischen und mechanischen Variablen werden über geeignete Wandler in elektrische Signale umgesetzt. Über eine Art Input/Output-Einheit gelangen diese Signale zu einer Miniatur-Zentraleinheit - man könnte sie auch Bioprozessor nennen - wo sie in der gewünschten Weise verarbeitet werden.

Das Ergebnis steuert über entsprechende Wandler die für den Organismus notwendigen Vorgänge. Der Bioprozessor ist mit einem Speicher verbunden, der alle benötigten Daten enthält. Das ganze System arbeitet dann stark vereinfacht dargestellt etwa so:

Wenn beispielsweise die Konzentration von Stoff X im Blut den Wert Y überschreitet, wird dieser Stoff in den Stoff Z umgewandelt. Die Natur läßt sich bekanntlich nicht so leicht nachahmen. Den auf diesem Gebiet tätigen Wissenschaftlern steht deshalb noch ein langer Weg bevor, doch können erste brauchbare Ansätze schon in den nächsten Jahren von sich reden machen.
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Ein Hobby mit Zukunft?

Was wird in Zukunft aus der Hobby-Elektronik? Auch wenn wir unter Hobby-Elektronik mehr verstehen als nur das Reparieren von industriell gefertigten Geräten {was sicher immer notwendig sein wird), dann sind wir überzeugt, daß wir uns mit einem ausgesprochen zukunftsträchtigen Hobby beschäftigen.

war schickt sich die Halbleiterindustrie an, hochkomplexe elektronische Bausteine in Form von monolithischen oder hybriden ICs in immer größerer Vielfalt auf den Markt zu bringen.

Große Stückzahlen lassen die Preise sinken, so daß sich der Eigenbau äquivalenter Schaltung aus finanzieller Sicht oft nicht mehr lohnt.

Doch dies bedeutet keinesfalls, daß unser Hobby zum Sterben verurteilt ist. Seine Zukunft liegt in der Aktualität, in der Freude daran, sich ein Stück modernste Technik zu eigen zu machen, lange bevor es in Gestalt eines Konsumprodukts im Warenhaus zu haben ist.

Die Zukunft unseres Hobbys liegt natürlich auch in seinen Möglichkeiten zur Kreativität, zum Schaffen eines einmaligen Produkts, das nicht auch anderswo zehntausendfach existiert.

Auch die "Zweckentfremdung" eines ICs ist eine Form von Kreativität. Als Beispiel sei der im Dezember 1979 von Elektor veröffentlichte Sprachverfremder genannt: Exar brachte ein IC heraus, das für den Bau eines Funktionsgenerators vorgesehen ist. Wir verwenden das gleiche IC als Baustein für einen Ringmodulator. Ferner hat das Elektronik-Hobby schon deshalb Zukunft, weil es wie auch viele andere Hobbys unsere Zeit sinnvoll ausfüllt.

Was sinnvoll ist und was nicht, wird oft an wirtschaftlichen Maßstäben gemessen. Solche Maßstäbe haben hier jedoch nur begrenzt Gültigkeit. Wie will man denn auch die Freude über eine gerade "zum Laufen" gebrachte Schaltung in Geld aufwiegen?

Die Elektronik wird ihre Anziehungskraft als Hobby nicht verlieren, auch wenn sich die Art der Betätigung im Laufe der Jahre ändert. Einige Voraussetzungen für eine solche Betätigung müssen natürlich auch von der Bauelemente-Industrie geschaffen und erhalten werden.

Ein Hersteller freut sich in der Regel sehr, wenn sein neues Produkt in einem Hobbymagazin vorgestellt wird. Mit der Belieferung des Hobby-Markts hat er es dagegen oft nicht so eilig. In dieser Hinsicht bleiben für die Zukunft noch Wünsche offen.
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Äußerer Wandel

Die Formgestaltung elektrischer und elektronischer Geräte ist längst nicht optimal. TV-Apparate, Beleuchtungseinrichtungen, Lautsprecherboxen und viele andere technische Konsumgüter haben, von Ausnahmen abgesehen, heute noch ein gemeinsames Merkmal: die Unförmigkeit.

Die Industriedesigner geben sich in letzter Zeit viel Mühe, den mit heutigen Bauteilen aufgebauten Geräten eine ansprechende und funktionelle Form zu geben - leider mit wenig Erfolg.

In den kommenden Jahren werden sie es leichter haben, denn die Bauteile wandeln ihre Gestalt; sie werden kleiner, flacher und flexibler. Ein Designer der Elektronikbranche wird in Zukunft bei seiner Arbeit weniger oft an Grenzen stoßen, die ihm die technischen Notwendigkeiten setzen.

Andererseits fordert eine solche neue Gerätetechnologie nicht zwangsläufig zu stilistischen Eskapaden eraus. Das wichtigste Bauelement, das eine flachere Gestalt annimmt, ist die Bildröhre.

National brachte bereits kürzlich eine "Westentaschen-Version" heraus, während Philips schon vor fünfzehn Jahren das Know-How in der Schublade hatte. Nun stößt man immerhin auf eine bedeutungsvolle Geheimniskrämerei, wenn man sich nach dem Entwicklungsstand der Elektrolumineszenzplatten erkundigt.

Flache Lautsprecher

Flache Lautsprecher erblickten schon vor einigen Jahren das Licht der Welt (der "Planarlautsprecher" hatte die Form eines Wandbildes mittlerer Größe), leider aber stellte die Wiedergabequalität unsere verwöhnten Ansprüche nicht zufrieden.

Elektrostatische Lautsprecher sind inzwischen allgemein bekannt; ihnen haftet jedoch der Nachteil an, daß sie weder flach an die Wand gehängt werden können noch einen besonders schönen Anblick bieten.

Mit der Entwicklung des allen Ansprüchen genügenden flachen Lautsprechers sind, so darf man wohl mit Recht vermuten, zur Zeit zahlreiche kluge Köpfe beschäftigt; wir können wahrscheinlich auch auf diesem Gebiet innerhalb der nächsten zehn Jahre mit einer Überraschung rechnen.

Flache Lichtquellen sind nicht so fern wie es scheinen mag. Um eine gleichmäßig ausgewogene Beleuchtung zu erhalten, verwendet man heute die Leuchtstofflampe und deckt sie mit halbtransparenten, streuenden Materialien ab. Es wird jedoch nicht mehr allzu lange dauern, bis Lichtquellen zur Verfügung stehen, die so flach sind wie ein Zehnpfennigstück! Unsere liebgewordene Unterhaltungselektronik im häuslichen Wohnzimmer nimmt also augenfälligere Formen an. Zumindest schrumpft aber ihr Volumen, so daß mehr Platz für wirklich schöne Dinge übrig bleibt: eine dekorative Pflanze vielleicht, oder eine von Künstlerhand geschaffene Skulptur.
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Willkommen, Mußestunden!

Die Automatisierung der Arbeitswelt wird von zahlreichen Menschen als Gespenst erlebt. Mit der Automatisierung des Haushalts läßt sich dagegen leichter Freundschaft schließen.

Welches Ausmaß und welche Tragweite die Automatisierung am Ende der 19achtziger Jahre haben wird, können wir größtenteils selbst bestimmen. Sicher ist auf jeden Fall, daß eine Umverteilung und Umwertung der Arbeit stattfindet und uns viel mehr Freizeit als heute zur Verfügung steht.

Zahlreiche Menschen verbringen ihre Freizeit heute noch mit Tätigkeiten, die eigentlich auch eine Maschine übernehmen kann. Das Rasenmähen beispielsweise nimmt relativ viel Zeit in Anspruch, die Zahl der vom Rasenmähen begeisterten Menschen ist dagegen klein.

Durchaus vorstellen läßt sich daher, daß bald eine programmierbare vollautomatische Rasenmähmaschine konstruiert wird. In unseren Küchen nimmt der Grad der Automatisierung bereits heute stetig zu.

Schon gibt es programmierbare Herde, die eine Mahlzeit weitgehend selbsttätig zubereiten können. Das dialogfähige Informationszentrum in den eigenen vier Wänden, von dem bereits in den Medien anläßlich der Vorstellung von Videotext und Bildschirmtext die Rede war, wird ebenfalls in nicht allzu ferner Zukunft Realität.

Etwa 1990 dürfte in jeder Wohnung ein Terminal stehen, das fast jede Datenkommunikation mit der Außenwelt erlaubt. Ein Gang zum Briefkasten ist dann überflüssig; es steht allerdings in Frage, ob es dann überhaupt noch Briefkästen gibt.

Kurzum, viele mehr oder weniger angenehme Beschäftigungen, mit denen wir heute unsere Freizeit verbringen, werden uns in den kommenden zehn Jahren aus der Hand genommen. Wir werden uns nach anderen Tätigkeiten umsehen müssen. Wie wäre es mit dem Modellieren einer Plastik? Zu schwierig?

Nun, die Elektronik leistet Hilfestellung: Man fertigt ein dreidimensionales Bild (Hologramm) nach eigener Vorstellung oder an Hand eines Vorbilds an und füllt das Hologramm mit Modelliermasse aus.

Ein anderes schönes Hobby ist das Schneidern. Mit dem Heimcomputer lassen sich Kleidungsstücke nach den eigenen individuellen Maßen entwerfen und natürlich auch gleich die zugehörigen Schnittmuster anfertigen. Der Computer bescherte uns bereits verschiedene neue Hobbys, zum Beispiel seinen Selbstbau und seine Programmierung. Und nicht nur damit wird sich Elektor in den kommenden zehn Jahren beschäftigen.

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