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Ein Marantz Sonderdruck für den PM-250

Eigentlich hätte man sich 1979 bei Marantz Deutschland diesen Test-Sonderdruck sparen sollen. Denn zwischen den Zeilen dieses "stereoplay" Artikels (Ausgabe 09/1979) oder "Tests" steht, was das für eine Gurke ist. Abweichend von meiner Meinung über die "Tests" von stereoplay sowie über die ausufernden Sonderdrucke hat der Rezensent hier eine Menge Wahrheit reingeschrieben, und nicht nur zwischen die Zeilen. Bevor Sie mit dem Test beginnen, schauen Sie vorab mal in die ausführliche Historie der Firma Marantz rein.

Und somit fangen wir mit der ersten Seite an:

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Marantz: Viele Details für wenig Geld

Die amerikanische Firma Marantz brachte zur Funkausstellung 1979 eine neue Verstärker-Reihe auf den deutschen Markt. "stereoplay" besorgte sich schon vorher das Modell PM-250 und unterzog es einem harten Test.

Ganz neu zur Berliner Funkausstellung stellt die renommierte US-Herstellerfirma Marantz mit dem PM-250 den zweitkleinsten aus einer Reihe von sechs Vollverstärkern der HiFi-Mittelklasse vor. "stereoplay" hat sich aus der allerersten Produktionsserie ein Gerät zur Funkausstellung besorgt und getestet.
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  • Anmerkung : Das war natürlich Unsinn. Die Marantz Verkäufer hatten lange vor den Messen die diversen Muster-Testgeräte von Redaktion zu Redaktion geschleppt. Das war bei SONY und allen anderen Herstellern genauso und das fiel bei den ersten DAT-Spielern von SONY besonders auf, die auch erstaunlich lange vor der eigentlichen Vorstellung auf der Berliner Messe "getestet" und gelobt wurden.
    Weiterhin waren die Redaktionen (Verlage) natürlich erpicht darauf, exklusiv die größten Verstärker einer neuen Baureihe zum exklusiven "Test" zu bekommen. Der letzte Verlag bekam den Kleinsten.

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Die Beschreibung

Der Marantz PM-250 zeichnet sich durch einige optische und funktionelle Verbesserungen gegenüber seinem Vorgängermodell 1050 aus. Einige dieser Neuerungen, so zum Beispiel die Pegelanzeige für den Ausgang, brechen ganz entschieden mit der Tradition dieses vom legendären HiFi-Pionier Saul Marantz gegründeten Unternehmens.

Bei der Konzeption des PM-250 lag die Idee zugrunde, einen vielseitigen, sinnvoll zu bedienenden und äußerlich attraktiven Verstärker als Konkurrenz zu anderen Geräten der heiß umkämpften Niedrigpreisklasse (400 bis 500 Mark) anzubieten.

  • Anmerkung : 1979 zeichnete sich bereits eine deutliche Marktschwäche bei Hifi ab und die (alle) Hersteller versuchten, alle erkennbaren Lücken in ihren Programmen zu stopfen, - ehe es die Konkurrenz tat. Und Marantz Geräte waren eigentlich im hochpreisigen Edel-Marktsegment angesiedelt.

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Die Bedienbarkeit

Großer Wert wurde deshalb auf leichte Bedienbarkeit gelegt: Überraschend die Leichtgängigkeit der Bedienungselemente. Als Besonderheit fällt sofort beim Klangregel-System ein dritter Schiebe-Regler für die mittleren Frequenzen auf - ein ungewöhnliches Ausstattungsmerkmal für ein Gerät dieser Preisklasse.

Über den tatsächlichen Wert dieses optisch sehr eindrucksvollen Klangregel-Netzwerks (beim Spitzenmodell dieser Verstärkerreihe findet man gar zehn solche Schieber) kann man allerdings geteilter Meinung sein.

Eine weitere Besonderheit stellt beim PM-250 der Mikrofoneingang dar. Das Signal kann jeder anderen Programmquelle zugemischt werden, was allerdings nur für eingeblendete Ansagen auf Partys oder bei Bandaufnahmen sinnvoll ist.

Im übrigen können an den PM-250 ein Plattenspieler, ein Tuner, ein Tonbandgerät und eine weitere hochpegelige Signalquelle angeschlossen werden. Es gibt einen Kopfhörerausgang und Anschlüsse für zwei Lautsprecherpaare.

Die Anzeigen

Was dann aber erkennbar den Rahmen der Marantz-Tradition sprengt, ist die beim PM-250 verwendete LED-Anzeige, die die Ausgangsleistung des Verstärkers mit nicht gerade überwältigender Genauigkeit anzeigt.

Bisher hat der Hersteller solche Anzeigen nicht in seine Geräte eingebaut, da sie letzten Endes nach der eigenen Firmen-Philosophie für das Hörerlebnis keine Bedeutung besitzen.

Die Verkaufsstatistiken geben aber Marantz offenbar recht, da beim Publikum die bunt blinkenden Lämpchen großen Anklang finden. Eine gewisse Bedeutung erlangt diese Anzeige in der Praxis allenfalls, wenn alle oder fast alle Segmente aufleuchten. Das bedeutet nämlich, daß der Verstärker an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angelangt ist und man besser die Lautstärke etwas reduzieren sollte.
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  • Anmerkung : Auf Deutsch, das ist alles überflüssiger Unsinn, der woanders besser eingesetzt werden sollte. Anders herum : Der Markt - besser die verbliebenen Kunden - wollte(n) flackernde Lämpchen oder Zeiger sehen - also da sind sie, zwar nutzlos - aber hell leuchtend.

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Die Schalter und die Boden-"Platte" aus Pappe

Schaltvorgänge vollziehen sich beim PM-250 angenehm geräuscharm. Wir haben allerdings festgestellt, daß das Gerät ziemlich empfindlich für Störungen durch magnetische Streufelder von den Netzteilen anderer Geräte ist.

Der Grund: Die Bodenplatte besteht aus Preßfasermaterial, Blech würde eben doch eine zusätzliche Abschirmung darstellen. Insgesamt ist die Konstruktion sparsam, aber zum Glück nur dort, wo
dies die Klangqualität nicht gefährdet. Natürlich fehlen auch Spannungswahlschalter und Netzsicherungen nicht. Beide sind von außen zugänglich.
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  • Anmerkung : Der Boden-Pappedeckel war erheblich preiswerter als Blech und sparte dazu Transportgewicht ein. Und das völlig konträr zu den seitenlangen Ausführungen, warum ein Gehäuse aus möglichst dickem Blech bestehen sollte, um mit der großen Masse den angeblichen Trittschall zu elemenieren.

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Die Messungen

Die Meßergebnisse bestätigen die kluge Politik einer zurückhaltenden Datenangabe bei Marantz. Die angegebene Leistung von 2 x 25 Watt an 8 Ohm wird mit 2 x 32 Watt deutlich übertroffen. An vier Ohm wurden sogar 2 x 38 Watt (bei einem Kilohertz) gemessen. Die Verzerrungen und Intermodulationen waren sehr gering. Ebenso erbrachten die Fremdspannungsmessungen besonders beim Phono-Eingang gute Werte.

Die Empfindlichkeit der Eingänge entsprach den Herstellerangaben und erscheint praxisgerecht. Am Phono-Eingang wird die RIAA-Entzerrung präzise eingehalten. Dafür traten sehr schnell Schwierigkeiten bei der Aussteuerbarkeit auf. Zwar erreichte das Gerät bei der einfachsten Meßmethode (1 kHz Sinus) befriedigende Werte. Bei der etwas komplexeren dynamischen Messung mit Hilfe eines Rechteck-Signals allerdings traten schon bei dem sehr niedrigen Wert der Eingangsspannung von 25 mV Unsauberkeiten (Dissymmetrien) auf. Die dynamische Übersteuerungsfestigkeit sollte unbedingt verbessert werden - etwa dadurch, daß man ein paar Transistoren mehr für den Phono-Vorverstärker verwendet.
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  • Anmerkung : Man konnte also den letzen Transistor in der Phono-Vorstufe leider doch nicht weglassen, da die Entzerrrung - rein passiv - nicht funktionert. Auf Deutsch : Billiger ging es nun wirklich nicht mehr.

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Der Hörtest

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  • Anmerkung : Achten Sie auf den Sinn zwischen den Zeilen. Jetzt mußte der Rezensent zeigen, wie gut er rhetorisch mit der deutschen Sprache drauf war und wie gut er eine Gurke nach draußen verkaufen konnte.

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Beim Hörtest machte sich diese Schwäche des Phono-Eingangs bei komplexer Musik, etwa großem Orchester, und bei Plattenmaterial mit hohen Dynamik- Spitzen, etwa bei Direktschnitten, in Form eines leicht verhangenen, eng wirkenden Klangbildes bemerkbar.

Dafür klang der PM-250 vor allem bei Pop-Musik sehr ausgeglichen und neigte niemals zur Schärfe in den Höhen.

Ganz sicher ist der „kleine" Marantz in mancher Beziehung ein Kompromiß zwischen Konstruktions-Aufwand und Preis. Wer allerdings heute als Hersteller in dieser für den HiFi-Einsteiger so wichtigen Preisklasse mithalten will, der wird um ähnliche Zugeständnisse kaum herumkommen. So gesehen, muß man dem Marantz PM-250 sogar eine überdurchschnittlich vielseitige Ausstattung und recht passable Klang-Eigenschaften bescheinigen.
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  • Anmerkung : Positiv ist zu bemerken, er hat nicht das extra lange Netzkabel als besonderes Highlight herausgestellt, sondern den Preisdruck des 1979er Marktes.

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Meßwerte - Marantz PM-250

Ausgangsleistung (RMS) bei 1 kHz und gleichzeitigern Betrieb beider Kanäle:
38,4 + 38,4 Watt an 4 Ohm
33,8 + 33,8 Watt an 8 Ohm
getrennt für jeden Kanal: 42,4 + 42,0 Watt an 8 Ohm
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Test Verstärker Marantz PM-250
Preis: um 450 Mark
Gerätenummer: 93 N 010200
Hersteller: Marantz, USA - Vertrieb: Marantz Deutschland,
Max-Planck-Straße 22, 6072 Dreieich

Man müsste hier aber noch ergänzen, produziert bei der Marantz Tochter in Japan.
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