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Der Receiver SR 4000 war auch aus der neuen 1979er Produktreihe (und in 1980 bereits wieder verschwunden)

Die Zeitschrift Klangbild hatte sich (unerkannter Weise) mit soliden, neutralen und wiederholbaren Tests und gewissen- haften Rezensionen profiliert, die aber manchen Herstellern überhaupt nicht gefallen hatten. Die Tester und Redakteure dort schrieben einfach alles das auf oder in ihre Seiten, das sie herausgefunden bzw. wirklich gemessen hatten. Sie waren der Auffassung, daß in allen anderen Magazinen diese Tests gekauft waren und daß sogar in der Hifi-Stereophonie die Beschreibungen inzwischen "aufgehübscht" seien.

Das war ein dicker "Fehler" der Redakteure, denn "das" wollten die Anzeigenkunden so direkt nicht lesen. Ob "man" es ihnen "nahegebracht" hatte, diese Philosophie zu ändern, weiß ich nicht. Jedenfalls mußte Klangbild bereits ein paar Jahre später aufgeben - etwas früher als die Hifi-Stereophonie. Der gesamte kommerzielle Anzeigenmarkt in allen Medien ist wegen der Abhängigkeit von den Auftraggebern nach wie vor korrupt und bestechlich.

Dieser SR 4000 war einer der neuen blitzblanken Prozzo Prozzo Receiver in der gehobenen Mittelklasse für etwa DM 900.-. Lassen Sie sich nicht veralbern, wenn die ebay Gaukler von High-End fabulieren, um den Preis hoch zu drücken. Bevor Sie mit dem Test beginnen, schaun Sie vorab mal in die ausführliche Historie der Firma Marantz rein. Also mal sehen, was die Tester alles gefunden hatten:

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Güte ist Tradition
Receiver SR 4000 von Marantz (Klangbild 12/1979)

Einen guten Namen hat die Firma Marantz seit der Firmengründung in den sechziger Jahren. Denn die Hi-Fi-Geräte, die Saul Marantz zunächst in einer Garage baute, erlangten Berühmtheit wegen ihrer beispielhaften Qualität, ihres soliden Aufbaus und wegen des zeitlosen Designs - das auch bisher kaum geändert wurde.

Ob auch heute noch Begeisterung für die jetzt teilweise in Japan gefertigten Geräte angebracht ist, wollte KLANGBILD wissen. Im Folgenden stellen wir zunächst das zweitstärkste Modell der neuen Receiver-Reihe vor.

Es gibt etliche Hersteller von HiFi-Geräten, die ihrer Design-Linie ziemlich lange treu bleiben und keine gravierenden Veränderungen um der Veränderung willen vornehmen.

Zu ihnen gehört die Firma Marantz, die jetzt mit einer Reihe neuer Steuergeräte herauskam. Das zweitstärkste von ihnen, das hier vorgestellte SR 4000, präsentiert sich nicht nur im (fast) gewohnten Kleid, sondern auch mit der bei dieser amerikanischen Marke gewohnten Güte.

Wenn man genau hinsieht, bemerkt man doch schon ein paar kosmetische Korrekturen: Die in einem sehr schönen Champagnerton gehaltene Frontplatte wurde durch die seitlichen Begrenzungen erhaben gemacht und durch Längsrillen dreigeteilt. Die unterste Partie ist dabei ganz leicht zurückgesetzt. Als Hauptmerkmal hat sie ein Feld mit vier Anzeigen, auf die wir noch zurückkommen.

Skala fast vorbildlich

So bleibt das obere, langgezogene Feld für die Skalenfelder (vorhandene Wellenbereiche UKW und MW) frei. Die Skalen sind also erfreulich lang und übersichtlich geraten. Gerade deswegen wäre aber genügend Platz für eine feinere Strichunterteilung gewesen. Die fehlt jedoch hier, und das muß mit einem kleinen Minuspunkt geahndet werden.

Besonders im MW-Bereich, dessen Skalenziffern zudem auch noch ziemlich klein sind, wäre eine bessere Unterteilung hilfreich. Denn der MW-Empfang ist schon an der eingebauten Ferritantenne recht gut. Soweit man das bei der Unterteilung der UKW-Skala optisch abschätzen kann, ist sie ziemlich genau geeicht; eine eventuelle Abweichung dürfte kaum mehr als 50 kHz ausmachen.

Die Abstimmung erfolgt mit dem von Marantz-Geräten her wohlbekannten „Gyro-Touch"-Abstimmrad, und der Antrieb geht wie immer spielfrei. Bei früher getesteten Geräten des Herstellers hatte ich allerdings den Eindruck, daß der Skalentrieb ein wenig leichtgängiger war.

Vielleicht liegt der Unterschied beim SR 4000 daran, daß der bisherige Skalenzeiger durch einen Skalenreiter mit Strichmarkierung ersetzt wurde.

Der transparente Reiter führt seine Beleuchtung mit sich, so daß ein entsprechender Skalensektor von etwa 4cm Breite stets illuminiert ist. Bei dunklerem Raum ist das allerdings weniger schön, weil die restliche Skala keine Beleuchtung mehr hat.

Was angezeigt wird

Dezent beleuchtet ist dagegen das Feld unten links, das die beiden Abstimmanzeigen enthält. Ihre feinen, aber gut sichtbaren Zeiger sind hängend angeordnet. Die linke Anzeige gibt Aufschluß über die Feldstärke des empfangenen Senders. Sie spricht schon gut auf schwächere Pegel an, erreicht aber erst bei sehr starkem „Antennensaft" ihren Vollausschlag.

Die Anzeige ist auch mit „Multi-path" beschriftet, doch läßt sich das Gerät nicht auf eine spezielle Anzeige von Mehrwegeempfang umschalten. Liegt aber eine solche Störung vor, dann beginnt der Zeiger deutlich hin- und herzuwandern. Vielleicht ist die Einrichtung so gedacht; die Bedienungsanleitung jedenfalls gibt über den Sachverhalt keine nähere Auskunft.

Das rechte Instrument dient der genauen Abstimmung des Senders auf Ratiomitte. Bei exakter Senkrechtstellung des Zeigers ist das Klirr- und Rauschminimum erreicht, und auch ohne Scharfstimmautomatik (AFC) bleibt der Zeiger selbst nach langer Betriebszeit stur in dieser Position - ein Zeichen für die sorgfältige Schaltungsauslegung der Oszillatorstufe. Wie es im Inneren aussieht, zeigt Bild 1.

Sehr attraktiv sind die beiden unterhalb der Abstimminstrumente angebrachten Leistungsanzeigen: In den dunklen schmalen Feldern leuchten je nach Ausgangsleistung bis zu zwölf senkrechte rote Doppelstriche auf. Die obere Skaleneichung geht von 0,001 bis 100 Watt für 8Ohm und die untere von 0,002 bis 200 Watt für 4 Ohm. Man kann also für beide Boxenimpedanzen die jeweils anstehende Leistung unmittelbar ablesen.

Klangregelung dreigeteilt

Links vom unteren Anzeigerfeld finden wir die Kopfhörer-Klinkenbuchse, die erfreulicherweise sowohl niederohmige als auch mittel-ohmige Hörer mit genügend Spannung versorgt. Rechts vom Feld sind die Klangregler angeordnet. Zu ihnen gehört gemäß „altem Marantz-Brauch" auch ein Mittenregler. Da sein Einstellbereich sehr gut gewählt wurde, kann er bei ungünstiger Raumakustik als „Feinkorrektor" sehr hilfreich sein.

Alle Klangregler rasten leicht in je fünf Anhebungs- und Absenkschritten. Bei den Reglern für Tiefen und Höhen beträgt die Abstufung etwa 2dB pro Schritt, so daß ein ausreichend großer Einstellumfang gegeben ist.

Keine Interessenkollision

Die bekannt „stramme" und genaue Rasterung weist der Wahlschalter „Selector" auf. Mit ihm lassen sich die Programmquellen AM, FM, Phono magnetisch und AUX (Tape 3) zuschalten. Wieder eine zarte Rasterung (insgesamt 41 Schritte) kennzeichnet den Lautstärkeregler. Bei so hoher Schrittzahl sind seine Stufen genügend fein, doch könnte im untersten Bereich die Kanalübereinstimmung besser sein. Manche Hersteller kommen denn auch von der Rasterung des Lautstärkereglers so langsam wieder ab.

Der Knopf des Reglers ist nicht sonderlich groß - dies deswegen, weil er seinen Platz noch mit dem „um ihn herum" angeordneten Balanceregler teilen muß. Doch kommt es hier nicht zu der sonst immer naheliegenden Interessenkollision: Der Lautstärkeknopf steht noch genügend weit vor, um den umgebenden Kranz nicht „mitzunehmen", und der Balanceregler ist so leichtgängig, daß man ihn mit ausgestrecktem Zeige- und Mittelfinger einer Hand bequem betätigen kann.

Zu der bei den neuen Marantz-Receivern vorgenommenen Gesichtskosmetik gehört auch, daß die Tastenschalter rechteckig wurden. Dadurch wird die Linienführung der Frontplatte vorteilhaft unterstrichen. Die Taste neben dem Abstimmrad schaltet von Stereo auf Mono um. Mit der Stereo-Funktion ist die Muting-Funktion zwangsgekoppelt - keine sehr glückliche Lösung. Die Ansprechschwelle der Stummabstimmung ist recht gut gewählt.

Üppige Baßanhebung

Die Baßanhebung bei der gehörrichtigen Korrektur der Lautstärkeregelung - zu schalten mit der Taste „Loudness" - ist leider wieder etwas üppig ausgefallen.

Dagegen hätte man bei der Dämpfungssteilheit des vorhandenen Tiefenfilters ruhig etwas mehr „hinlangen" sollen: 12dB statt 6dB pro Oktave wären besser gewesen.

Da es sich beim SR 4000 um den Zweitstärksten der neuen Serie handelt, hätte es ihm gut angestanden, wenn er auch ein Höhenfilter bekommen hätte. Doch das blieb nur dem größeren Bruder SR 6000 vorbehalten.

Der zweite Wunsch richtet sich auf die Bandschaltvorrichtung: Außer dem einen Tape-Copy-Schalter könnte vielleicht noch ein weiterer vorhanden sein, so daß ein direktes Überspielen auch von Bandgerät 2 auf Bandgerät 1 möglich würde.

Die beiden Tape-Monitor-Tasten schalten unabhängig vom Programmwähler "Selector" die Bandeingänge direkt durch. So ist bei entsprechend ausgelegtem Bandgerät Hinterbandkontrolle möglich. Zwei separate Tasten auch für die anschließbaren Boxen: Beide Paare lassen sich einzeln zu- und abschalten. Die Netztaste ist mit einem leise klickenden Relais gekoppelt, das lästige Einschaltgeräusche von den Boxen fern hält.
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Interessantes der Rückseite

Die Rückseite des mit Nußbaumimitat versehenen Gehäuses weist eine klare und übersichtliche Gliederung auf (Bild 2). Oberhalb des Anschlusses für das - erfreulicherweise steckbar ausgeführte - Netzkabel sind die fest zupackenden Schnappklemmen für die Lautsprecherkabel angeordnet. Die Antennenanschlüsse und die Nf-Eingänge sind in klar beschrifteten Gruppen zusammengefaßt.

Für die Nf-Eingänge und die Bandausgänge werden die üblichen Cinch-Anschlüsse verwendet. Wenigstens für den einen Bandanschluß hätte aber bei der Europa-Version des SR 4000 noch eine zusätzliche DIN-Tonbandbuchse vorgesehen werden sollen.
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  • Anmerkung : Die "japanischen Japaner" hatten fast alle eine zusätzliche 5-Pol DIN Buchse für deutsche Bandgeräte.

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Auch hätte der Hersteller sich nichts vergeben, wenn er statt des zweiten 75-Ohm-Koaxialeingangs (für freie Kabelenden) eine Buchse nach der neuen DIN/IEC-Ausführung angebracht hätte. Sie hätte doch wohl nicht die Welt gekostet.

Empfängereigenschaften wie gewohnt

Bei der hochentwickelten Marantz-Technologie braucht einem um das Leistungsniveau des Geräts nicht bange zu sein. Beim UKW-Teil sind Empfindlichkeit und Trennschärfe nicht nur für sich gut, sondern auch vernünftig aufeinander abgestimmt.

Der weitgehend glatte Frequenzgang trägt zusammen mit dem erfreulich geringen Klirrgrad zu einem klaren und sauberen Klangbild bis hin zu sehr hohen Frequenzen bei.

Dank der sehr guten Kanaltrennung ist das Stereo-Klangbild räumlich gut gegliedert. Der Pilotton ist mehr als ausreichend unterdrückt, so daß er nicht mehr stören kann. Die Unterdrückung von Spiegelwellen (Spiegelwellenselektion) ist dagegen nur knapp; in der Nähe starker Sender kann sich das nachteilig auswirken.

Auch wird die Verwendung einer guten Antenne empfohlen, weil aufgrund des nicht sonderlich hohen Fremdspannungsabstands Stereosendungen sonst nicht rauschfrei zu bekommen sind.

Mit fast 2 x 100 Watt Sinusleistung nach DIN verfügt das SR 4000 über genügend Reserven auch für anspruchsvolles Programm-Material. Typisch für Marantz-Endstufen ist der starke Rückgang der Klirr- und Intermodulationsverzerrungen, wenn man auf die propagierte Nennleistung (2 x 50W an 8 Ohm zwischen 20 Hz und 20 kHz) zurückgeht.

Frequenzgang und Phono-Entzerrung des Verstärkerteils sind so, wie man es von einem Vertreter der gehobenen Mittelklasse erwarten kann. Die Phono-Empfindlichkeit könnte geringfügig besser sein; dafür liegt die Übersteuerungsgrenze des Eingangs mit gut 150 mV aber auch ziemlich hoch. Lobenswert ist der hohe Dämpfungsfaktor der Endstufe, denn er trägt dazu bei, daß auch impulsreiche Klänge mit der erforderlichen Klarheit wiedergegeben werden.

Zusammenfassung

Als zweitstärkstes Modell einer brandneuen Reihe von Receivern präsentiert sich der SR 4000 in unauffällig überarbeitetem Design und in gewohnter Güte. Es weist den heute üblichen Anschluß- und Bedienungskomfort auf, wobei die vier genauen Anzeigen lobend zu erwähnen sind.

Wünschenswert wären indes noch ein Höhenfilter und ein zweiter Tape-Copy- Schalter. Empfindlichkeit, Trennschärfe, Frequenzgang und Kanaltrennung des UKW-Empfangsteils verdienen allesamt gute Noten, während die Spiegelwellenselektion und der Rauschabstand etwas besser sein könnten.

Vermißt hat der Tester eine Koaxialbuchse (75 Ohm) für die UKW-Antenne.

Der Verstärkerteil bietet reichlich Wattreserven bei weit unter der Hörgrenze liegenden Verzerrungen, glatten Frequenzgang, saubere Impulswiedergabe und die üblichen Werte für die Störgeräuscharmut. Eine zusätzliche DIN-Tonbandbuchse würde nichts schaden. Die Verarbeitung des Geräts ist von gewohnter Sorgfalt; das Preis/Leistungs-Verhältnis ist als günstig einzustufen.

Joachim Stiehr
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Wichtige Daten auf einen Blick
Receiver SR 4000 von Marantz

UKW-Empfangsteil  
Eingangsempfindlichkeiten (an 300 Ohm) Mono(bei26dBS/N) 1,6uV
  Stereo (bei 46 dB S/N) 45 uA/
Verstärkerteil  
Sinusleistung (nach DIN)an 40hm 2 x 98W
an 80hm 2 x 76W
Nennleistung an 4 Ohm 2 x 63W
an 80hm 2 x 50W
Klirr- und Intermodulation (Nennleistung) 0,05%
Frequenzgang (Hochpegel, 8 Hz . . .44kHz) ± 1dB
Phono-Entzerrung RIAA± 1dB
Empfindlichkeiten (für Nennleistung)  
Eingang Phono magnetisch 2,6 mV
Hochpegel-Eingänge 168 mV
Fremdspannungsabstände(bei2 x 10 W)  
Eingang Phono magnetisch 59dB
Hochpegel-Eingänge 87 dB
Tiefenregler(beMOOHz) ± 10dB
Mittenregler (bei 800 Hz) ±6dB
Höhenregler(bei 10kHz) ± 10dB
Tiefenfilter (-3dB bei 30 Hz) 6 dB/Oktave
Dämpfungsfaktor (8 Ohm Last) >57
Ausgängefür 2 x Boxen (schaltbar), 2 x Tonband, Kopfhörer
Leistungsaufnahme max.240W
Abmessungen (B x H x T) 47cm x 14cm x 35cm
Gewicht 10kg
ungefährer Handelspreis 900 DM
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