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Auditorium: erster DAT-Reconder im Test - DAT isses

Das Warten auf DAT hat ein Ende: Die erste Bandmaschine der Zukunft ist da. - Von Uwe Andresen im Januar 1987
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Aus Japan über Hannover nach Stuttgart

Mancher hohe Gast wäre verstimmt gewesen, daß AUDIO keinen roten Teppich zum Empfang ausrollte. Der Luxman KD-117 machte sich nichts daraus: Auch ohne Plüsch und Pomp war der erste Digitalrecorder die Sensation.

Begleitet von Winrich Kyas, Pressesprecher des Hannoveraner Luxman-Importeurs All-Akustik, gab sich der digitale Prototyp in Hörraum und Meßlabor die Ehre - frisch aus Japan eingeflogen.

AUDIO-Redakteur Peter Bengel bat den KD-117 umgehend zu sich ins Labor. Die neue Technik sollte schließlich gründlich auf "Hertz" und "Bits" geprüft werden. Sein Fazit: CD-Niveau (siehe Kasten).

PCM - Eigentlich ist es ja gar nicht neu

Das freilich war zu erwarten, weil die DAT-Technik nicht wirklich neu ist. PCM-Aufzeichnungen sind seit langem (Anmerkung : 1979) bekannt (siehe AUDIO 10/ 1986). Außerdem nutzt das R-DAT-(R = Rotary head-) Prinzip mit rotierender Kopftrommel die Erfahrungen aus der Video-Technik.
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Die DAT-Trommel ist freilich extrem miniaturisiert. Ihr Durchmesser beträgt nur 30mm, ihr Gewicht gerade mal 45 Gramm und ihre Lebenserwartung wohl über 1500 Betriebsstunden.

Zwei gegenüberliegende Köpfe bringen die PCM-Signale in schrägen, langgezogenen Spuren aufs Band. Durch den unterschiedlichen Azimut (Kopfspalt-Winkel : Kopf 1 = +20° und Kopf 2 = -20°) bleibt aber jede Spur nur für den dazugehörigen Kopf lesbar.

  • Anmerkung : Warum das so ist, wird nicht erklärt, - der Autor wußte es vermutlich gar nicht. Es geht um den sonst zwischen zwei Spuren notwendigen Zwischenraum (Rasen oder Gap genannt), wie es bei Videorecordern lange Zeit notwendig war. Mit diesem Trick konnte man auf das Band noch mehr an Daten drauf schreiben.

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Das Digitalband läuft im Schneckentempo

Das mit Metallpuder beschichtete Magnetband ist in einer (Anmerkung : neuen) Mini-Cassette untergebracht und - ähnlich wie bei der Videokassette - allseits vor schädlichem Zugriff geschützt. Erst im Gerät öffnet sich die Verschlußklappe an der Stirnseite, winzige Umlenkrollen ziehen das Band heraus und legen es (nur eine viertel Umdrehung) an die Kopftrommel.

Bei der Aufzeichnung oder Wiedergabe transportiert die Mechanik das Band mit lächerlichen 8,15 Millimetern pro Sekunde vorwärts. Weil aber der Kopf mit 2000 U/min rotiert, ergibt sich zwischen Kopf und Band eine relative Geschwindigkeit von 3,13m/sek. Zum Vergleich: Analoge Profi-Bandmaschinen ziehen das Tonband mit 38cm/sek an den (Anmerkung : feststehenden Magnetköpfen) Köpfen vorbei.

Das DAT-Band - nur 3,81 Millimeter breit

Das DAT-Band ist zwar - wie das Band der Compact-Cassette - nur 3,81 Millimeter breit (auch wenn 4mm drauf steht), jede Spur aber dank Schrägaufzeichnung 23,501 Millimeter lang. Sie enthält dabei 196 Datenblöcke mit jeweils 288 Informationseinheiten (Bits). 128 Blöcke betreffen das eigentliche PCM-Signal, die übrigen dienen der Fehlerkorrektur und informieren den Recorder über Anfänge, Zeiten und Nummern der einzelnen Titel. So werden 61.000 Bits pro Zoll untergebracht. Und da die Spuren nur 13 tausendstel Millimeter breit sind, beträgt die Packungsdichte sogar 114 Millionen Bits pro Quadratzoll - eine gewaltige Menge.

Der Kontakt zwischen Kopftrommel und Band bleibt in allen Funktionen (also auch vor- und rückspulen) erhalten, damit diese Zusatzinformationen auch ständig ausgelesen werden können und der Recorder sich zurechtfindet.

Viel Intelligenz in der Steuerung

Beim Titelsuchlauf - mit bis zu 200facher Transportgeschwindigkeit - muß allerdings der Kopf entsprechend langsamer rotieren. Schließlich muß die Relativgeschwindigkeit (Lesegeschwindigkeit) stets gleichbleiben, damit der Recorder die Informationsbits überhaupt lesen kann.

Insgesamt sieht das R-DAT-Format drei Abtastfrequenzen vor: 48.000 Hertz für den Standardbetrieb, 44.100 Hertz für vorbespielte DAT-Cassetten und digitale CD-Überspielungen sowie 32.000 Hertz für den künftigen Digitalrundfunk, für Longplay- und Vierkanalaufnahmen.

Sechs Betriebsarten

Dazu gehören in künftigen Modellen sechs Betriebsarten: Die Stereo-Aufzeichnung bei allen drei Abtastfrequenzen in höchster Qualität (16 Bit linear, wie bei der CD) mit zwei Stunden Spieldauer pro (Anmerkung : Standardkassette mit 60m Länge) Cassette.

Dann die sparsame Version bei 32.000 Hertz und geringerer Qualität (12 Bit nicht-linear) für vier Stunden Spieldauer bei halbierter Band- geschwindigkeit (4,075 Millimeter pro Sekunde) oder für zweistündige Quadro-Aufnahmen.

Schließlich die Wiedergabe spezieller, schnellkopierter DAT-Cassetten mit besonderer Beschichtung aus Barium-Ferrit. Sie werden mit 12,225 mm/sek transportiert und haben deshalb eine geringere Spieldauer von 80 Minuten (anstelle 120 Minuten).

Einmessen ist bei DAT kein Thema mehr

Sanft schnurrend fährt die Schublade aus, nimmt die winzige Cassette ohne jede Hakelei auf und zieht sie ein. Schon im nächsten Augenblick hat die innere Mechanik das Band eingefädelt und die Musik legt los.

Die Zugriffszeiten sind verblüffend kurz: Einen Drei-Minuten-Titel überspringt der Recorder in kaum einer Sekunde; bis zum Ende der Cassette braucht er im Suchlauf kaum 40 Sekunden. Zwar ist jeder CD-Player um ein Vielfaches schneller. Dafür bietet das DAT-Band allerdings auch fast die doppelte Spielzeit und ist vor allem löschbar und beliebig oft neu bespielbar.

Der Komfort macht auch vor den Aufnahmefunktionen nicht halt. Auf Knopfdruck fährt das Band automatisch bis zum Ende der letzten Aufnahme. Fragen nach Cassettentyp, nach penibler Einmessung und Vormagnetisierung stellen sich nicht. Einzig auf die richtige Aussteuerung muß geachtet werden, denn ein noch so kurzer Ausrutscher in den roten Bereich - beim analogen Recorder kein Problem - hat hier gewaltige Verzerrungen zur Folge.

Auch das könnte sich zumindest beim Mitschnitt von CDs und digitalen Hörfunksendungen ändern: Bei der direkten Aufzeichnung digitaler Programme ist die richtige Aussteuerung automatisch gewährleistet.

Analog-Recorder schlägt der Luxman spielend

Aber gerade diese Funktion des DAT-Recorders, die Digitalkopie nämlich, bleibt ja der neuralgische Punkt in der strittigen DAT-Diskussion. So waren auch beim KD-117 zwar Digitalein- und -ausgänge vorhanden, Direktüberspielungen vom CD-Player klappten indes nicht. Die Luxman-Ingenieure hatten politische Rücksichten genommen und diese Funktion blockiert. Daher mußte auch der Hörtest mit Aufnahmen von Analogsignalen durchgeführt werden.

Den Maßstab setzte dabei die Playerreferenz von Accuphase. Mit ihm hatte sich nicht allein der Luxman zu messen. Zum Vergleich kamen außerdem das Super-Cassettendeck Dragon von Nakamichi und die PCM-Video-Kombination (PCM-Prozessor PCM-601 ESD, Recorder SL-C9) von Sony hinzu. Alle Quellen wurden über den Vorverstärker von Burmester umgeschaltet und schließlich an die Aktivboxen BM 40 weitergereicht.

Eigentlich dürfte es keine Unterschiede geben .....

Deutliche Unterschiede gab es zunächst zwischen dem Luxman und dem Nakamichi. Der analoge Konkurrent, vor der Hörprobe noch ganz exakt eingemessen, machte seine Sache zwar gut. Im direkten Vergleich wirkte er aber etwas müder und ungenauer in der Abbildung.

Selbst gegenüber der hochwertigen PCM-Video-Aufnahme schien sich der Luxman besser zu halten. Stets hatte DAT das deutlich frischere Klangbild parat, zeigte sich in den Höhen dafür aber auch mit einiger Härte. Das lag wohl an der merklichen Überhöhung im Frequenzgang des DAT-Modells.

Wenig Zweifel gab's auch im Direktvergleich mit der CD, wenngleich die Unterschiede hier erstaunlich gering ausfielen. Dem Accuphase hätte der KD-117 freilich von vornherein nicht das Wasser reichen können. Denn für die Aufnahme mußte das Signal ja gleich zweimal mehr gewandelt werden, mußte erst den Analog/ Digital- Wandler am DAT-Eingang und dann den Digital/Analog-Wandler am Ausgang durchlaufen. Beim Digitalmitschnitt wäre das anders gelaufen, da hätte DAT wohl ein etwas besseres Signal geliefert. So klang der Luxman immerhin wie ein CD-Player der Mittelklasse.

Nur am Rande wurde ein Mangel der Prototyp-Version spürbar: Einige Einzelinstrumente, etwa die Beckenschläge von der Audio-Lab-CD 354 „The Dialogue", versah der KD-117 mit zarten Rauschschleppen, die aber das Modell, nicht das DAT-Prinzip verantwortete.

DAT - Zur Zeit unübertroffen

Dennoch übertraf der DAT-Prototyp in Klang, Komfort und Zugriffszeiten praktisch alle Erwartungen. Kein Wunder also, daß die Hersteller mit ihren Modellen ungeduldig in den Startlöchern stehen. Schon im Frühjahr sollen die ersten Seriengeräte in Japan auf den Markt kommen; Europa wird für den Herbst angepeilt.

Neben den stationären Geräten wird es bei der Markteinführung wohl auch Auto-DATs und tragbare Versionen geben. Dann sollen erste Modelle schon für rund 2000 Mark erhältlich sein. Setzt freilich danach ein Preissturz ein, wie ihn die CD-Player erlebten, können DAT-Recorder bald für etwa 1000 Mark zu haben sein. Da dürfte allerdings erst einmal die untere Grenze liegen.

Leercassetten sollen zunächst rund 20 Mark kosten. Bei DAT-Erfolg und Massenproduktion sind aber bereits 10 Mark für das zweistündige Band im Gespräch. Ob es dagegen bespielte DAT-Cassetten geben wird, bleibt zwar nach wie vor fraglich. Aber der erste Schritt in die Zukunft ist jetzt getan.

Der LUXMAN KD-117

Im Januar 1987 - Der Preis: steht noch nicht fest

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