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Ein Artikel in Audio 02/1987

"The Final Countdown"

Digitale Cassettenrecorder - Harte Zeiten für Cassettendecks:
Die DAT-Welle rollt heran. - Von Uwe Andresen im Feb. 1987


Die "Tokioter Audio Fair" im Dez. 1986

Die Interessen waren klar: Gut 70 Prozent der Befragten wollten sich vor allem über das „Digital Audio Tape" (DAT) informieren. Davon konnten sie im vergangenen Herbst auf der Tokioter Audio Fair auch reichlich sehen (siehe AUDIO 12/1986).

Kaum ein Hersteller ließ sich die Gelegenheit entgehen, mit einem eigenen DAT-Recorder zu protzen. Und obwohl an allen Geräten noch der - wohl vorher gemeinsam verabschiedete - „Prototyp"-Hinweis klebte, wurden die ersten Serienmodelle schon für den April 1987 avisiert.
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Diese Präsentation war offenbar so überzeugend, daß am Ende der Ausstellung gleich jeder zehnte der befragten Besucher erklärte, innerhalb eines Jahres unbedingt ein DAT-Gerät kaufen zu wollen.

Der DAT Verkaufsstart - vermutlich in Japan

Die Werkzeuge stehen parat, und die Fließbänder haben längst begonnen, sich durch die Fabrikhallen zu robben. Wer sich demnächst also eine der neuen Bandmaschinen anschaffen will, braucht keine geheimnisvollen Hintermänner, sondern das nötige Kleingeld für ein Flugticket nach Japan.

Für rund 2.000 bis 2.500 Mark wird es aber schon in diesem Jahr erste Europamodelle geben. Daß die Technik schon da ist, zeigte schließlich der erste Test eines DAT-Recorders (AUDIO 1/1987).

DAT muß und wird billiger werden

DAT wird also zunächst eine ziemlich kostspielige Sache sein, von unmittelbarer Gefahr nur für die hochpreisigen Cassettenrecorder. Für Spekulationen bleibt freilich jede Menge Raum. Hat doch die CD-Technik vorgemacht, welche Preisstürze innerhalb kurzer Zeit möglich sind: Betrugen nämlich die Herstellerkosten für Laser-Abtasteinheiten im Einführungsjahr 1983 stattliche 300 Mark, schlagen sie 1987 nur noch mit rund 30 Mark zu Buche.

So drastische Entwicklungen sind zwar bei der aufwendigen Mechanik für DAT nicht zu erwarten. Preise um 1.000 Mark sehen Insider jedoch als durchaus realistisch für die Zukunft an. Ähnliches wird bereits für die unbespielten DAT-Cassetten in Aussicht gestellt: Von zunächst 20 Mark wird ihr Preis möglicherweise auf die Hälfte fallen.

Zur Zeit 2 Std auf Kassetten mit 60m Band

Außerdem sind noch Verlängerungen der Spielzeit denkbar: Das aktuelle Band, mit Metallpulver beschichtet und 13 tausendstel Millimeter dick, könnte durchaus noch dünner werden. Dann paßt mehr Band in die Minicassette, und die Spielzeit könnte sich deutlich verlängern, ohne daß der Cassetten-Standard sich ändern müßte.

Noch ist die DAT-Cassette mit rund 60 Metern Band gefüllt und bringt darauf immerhin zwei Stunden Musik unter. Zum Vergleich: Die analoge Compact- Cassette, doppelt so groß wie der DAT-Konkurrent, braucht rund 130 Meter Band für zweimal 45 Minuten Spielzeit.

Mineaturisierung auch fürs Auto

Selbst die Mechanik läßt sich mittlerweile so weit miniaturisieren, daß DAT-Player samt Rundfunkempfangsteil ins Auto passen. Einige Hersteller - wie Kenwood und Alpine - konnten bereits Auto-DATs in Normgehäusen vorführen.

Gerade hier wird denn auch eine große Zukunft des jüngsten Tonträgers liegen. Denn DAT bietet - im Gegensatz zur CD - auch im Auto die Möglichkeit, ein vorher selbst zusammengestelltes Musikprogramm abzuspielen. Und zwar in einer klanglichen Qualität, die deutlich über jener der bislang gewohnten Cassette liegt.

Die DAT-Cassette

Die DAT-Cassette, gerade halb so groß wie die Compact-Cassette, öffnet sich erst im Recorder. Eine Mini-Mechanik zieht das Band heraus und schlingt es in einem Winkel von (nur) 90 Grad um die rotierende Kopftrommel. 2.OOO mal in der Minute schreibt jeder der beiden Köpfe seine Schrägspur aufs Band.

Ungeklärt bleibt bislang freilich die Frage nach der Störfestigkeit des DAT-Geräts im Auto. Noch schweigen sich die Hersteller nämlich darüber aus, wie sie die kitzlige Mechanik genügend erschütterungsfest machen wollen, damit der Musikgenuß nicht mit jedem Schlagloch endet.

Auch bei der Wartung wird's so viel Sorgfalt wie beim Videorekorder brauchen. DAT-Anwender müssen sich also daran gewöhnen, öfter mal eine Reinigungscassette einzulegen, um die aufwendige Mechanik immer schön sauber zu halten.

Die Kopftrommel - ein Verschleißteil

Wichtig bleibt darüber hinaus die videogewohnte Pflege der Kopftrommel, die in regelmäßigen Abständen und fachmännisch gereinigt sein will. Sonst kann der DAT gewissermaßen hinterhältig werden: Ein verschmutzter Kopf bringt immer mäßige Aufzeichnungen zustande. Das wird beim analogen Cassettenrecorder sofort hör-, beim Videorekorder dagegen sichtbar.

Anders bei DAT: Die pfiffige Fehlerkorrektur kann die Mäßigkeit der aufgezeichneten Signale weitgehend kaschieren, weil sie, wie beim CD-Spieler, vorhandene Mängel in gewissem Rahmen repariert. Arbeitet diese Korrektur allerdings von vornherein an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, genügen schon geringe Beschädigungen am Band, um die Aufnahme unbrauchbar zu machen.

Hinterdigitalkontrolle noch selten

Überhaupt wird sich die Aufnahmequalität beim DAT-Recorder zunächst nur nachträglich beurteilen lassen. Die ersten Geräte bieten zwar eine Hinterdigitalkontrolle, um das Originalsignal direkt mit dem Ergebnis der A/D-und D/A-Wandler zu vergleichen. Eine Hinterbandkontrolle kennen sie indes nicht. Das könnte sich freilich ändern, weil ein zusätzliches Kopfpaar auf der Trommel - wie bei der professionellen U-Matic-Videomaschine von Sony - das Hinterbandhören möglich macht.

Von leichten Fehlern oder Beschädigungen des Bandes zeigt sich der DAT-Recorder freilich unbeeindruckt. Dafür sorgt die Fehlerkorrektur, indem sie das digitale Signal vor der Aufzeichnung erst einmal tüchtig verschachtelt. Dadurch wirken mögliche Bandfehler nicht so konzentriert und lassen sich leichter ausbügeln.

Wie bei der CD sind auch hier die Mindestanforderungen an das Band und die Fehlerkorrektur des Geräts in einem Pflichtenheft festgelegt. Und damit die Markteinführung nicht zur Rutschpartie wird, orientieren sich die Hersteller an standardisierten Referenzbändern von den Magnetband-Produzenten Sony und TDK.

Aber auch die bundesdeutschen Bandhersteller scheinen sich für die Massenproduktion von DAT-Cassetten bereitzumachen.

Diese Kassette ist rundrum zu !

Außerdem wurde allerlei unternommen, um das empfindsame DAT-Band gehörig in Schutz zu nehmen. Die allseits geschlossene Cassette, deren Frontklappe sich erst im Gerät öffnet und das Band freigibt, hat sich schon in der Videotechnik bewährt. Und auch die DAT-Maschine schaltet nach mehreren Minuten Pausen-Betrieb, wenn also die rotierenden Köpfe allzu lang übers stehende Band sausen, kurzerhand das Laufwerk ab.

Noch kein Schnellkopierverfahren

Aus rein technischer Sicht ist DAT folglich kein Schnellschuß. Einzig die Technik der digitalen Schnellkopie, mit der vorbespielte DAT-Cassetten zum rasch verfügbaren Massenartikel werden können, will offenbar noch nicht klappen.

Daß die Markteinführung dennoch so zögerlich betrieben wird, hat andere Ursachen. Die Musikproduzenten fürchten den neuen Tonträger wegen seiner Kopiermöglichkeiten und bangen deshalb um das weiterhin blendende Geschäft mit der CD.

Nun sollen weitere Verhandlungen die Interessen aller Beteiligten auf einen Nenner bringen. Vom früher geforderten Kopierschutz, der den digitalen DAT-Mitschnitt von CD-Programmen verhindern soll, ist kaum noch die Rede. Und auch das Software-Embargo für vorbespielte DAT-Cassetten dürfte fallen. Dann allerdings steht dem DAT-Recorder wirklich der Markt offen - neben und mit der CD.

Von Uwe Andresen im Feb. 1987

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