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1985 - Immer noch wird PCM (auch Video) hochgejubelt

Und bei der PCM Technik streiten sich die Experten und die Laien, wer das beste Konzept hatte oder hat. Bislang war (bis auf die Professionals) alles ein Flop. Die ersten großen PCM Wandler mit den großen VHS Videorecordern waren viel zu klobig und zu unhandlich. Die Nachfolger auf Video-8 Basis waren qualitativ auf der 8-bit Technik aufgebaut und für diese elitäre Kaufkraft-Gruppe klanglich miserabel.

Jetzt im Mai 1985 macht SONY einen neuen Anlauf, doch noch irgend etwas Brauchbares in den Markt zu "lancieren". Aber hinter den Kulissen wird bereits seit Monaten um ein echtes DAT System gerungen. Zwei Konzepte wollen ausgewählt werden, das Philips Konzept mit der Längsspuraufzeichnung auf 10 Spuren gleichzeitig und das SONY Konzept mit der Schrägspuraufzeichnung.

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Premiere: Ein neuer PCM-8-Recorder

Die neue 8mm Kassette gilt nicht nur den Video-Entwicklern als Trumpf-As. Auch den Tonmeistern eröffnet die kompakte Kassette neue Möglichkeiten. Ein einziges Band nimmt entweder zwei Stunden lang digitale Toninformationen zusätzlich zum Videobild oder zwölf Stunden Stereomusik auf.

in der AUDIO 05/1985 von Wolfgang Tunze.

Habt Acht

Mit Videoaufnahmen ist die neue 8-Millimeter- Cassette nicht ausgereizt. Sie kommt jetzt auch als Normband für die digitale Tonaufzeichnung.

Vorgestellt in Paris auf dem „Festival du Son et Images"

Auf dem Pariser „Festival du Son et Images" zauberten zwei den Trumpf aus dem Ärmel, den alle anderen noch in der Hinterhand halten.

Toshiba und Pioneer legten die ersten Recorder nach dem neuen Video-8-Standard vor.

"Pulse Code Modulation", kurz PCM-Technik, rüstet die neue Cassettennorm auch für digitale Tonaufnahmen auf.

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Eine Konferenz mit 127 Firmen ?? Geht das ??

Als sich 127 Firmen nach fünf Sitzungen der internationalen Standardisierungskonferenz auf die Eckwerte der neuen Acht-Millimeter-Technik einigten, hatten sie die Audio-Idee wohl schon im Hinterkopf.

Den digitalen Stereoton schrieben sie der neuen Gerätegeneration ins Pflichtenheft. Der Prototyp von Pioneer vereint auch schon Video-Technik und PCM-Ton in einer Blackbox vom Format eines CD-Players.

Ein Konzept, das im Markt nicht ankam, ein Beinahe-Flop

Der Recorder schreibt auf fünf Sechsteln des acht Millimeter breiten Magnetbands 120 Minuten lang Bilder und FM-Ton in Monoqualität auf. Das verbleibende Sechstel ist einem zusätzlichen, digitalen Stereosignal reserviert.

Musik in HiFi-Qualität poliert so beim Nachvertonen oder schon bei der Aufzeichnung jeden Film zum Hörerlebnis auf. Wer ganz auf Videobilder verzichten kann, der findet auf der neuen Compact-Cassette ungeheuere Speicherkapazitäten. Ein einziges Band genügt, um bis zu zwölf Stunden Musik zu konservieren.

Die von Videorecordern übernommenen Prinzipien der Schrägaufzeichnung von Informationen und der rotierenden Aufzeichnungsköpfe machen diese enorme Packungsdichte digitaler Ton-Notierungen möglich.

Video 8-Recorder mit digitaler Tonaufzeichnung serienreif

Die ersten Video 8-Recorder mit digitaler Tonaufzeichnung sind serienreif. Im Toshiba-Turm (oben) hat ein PCM-Prozessor neben Rekorder, Tuner, Timer und Netzteil seinen festen Platz. Im Prototyp von Pioneer (links) ist der Digital- Prozessor bereits ins Recordergehäuse integriert.
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  • Anmerkung : Die späteren DAT Recorder hatten eine Trommel mit nur 30mm Durchmesser und mit einer 90 Grad Umschlingung.

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Eigentlich mechanisch ungesund, diese 221 Grad Umschlingung

Weil das Magnetband die Kopftrommel nicht wie bei den bisherigen drei Videosystemen üblich, nur um 180 Grad, sondern nun um 221 Grad umschlingt, kann einer der beiden Köpfe schon die nächste Bildspur schreiben, während sein Partner auf der gegenüberliegenden Seite der Kopftrommel die Schrägspuren noch um den Streifen für den PCM-Ton verlängert. Der nahtlose Übergang in der Bildaufzeichnung ist dabei dennoch gewährleistet.

Leisten die Magnetköpfe bei dieser kombinierten Aufgabe Schwerstarbeit, ist die reine Tonaufzeichnung für sie ein leichtes. Bei jeder Umdrehung der Trommel magnetisieren sie nur einen rund eineinhalb Zentimeter langen Schrägstreifen des Bandes. Auf den übrigen 7,5 Zentimetern der Schrägspur haben sie Pause. Ein aufwendiger elektronischer Speicher vermeidet trotz des Leerlaufs Aufnahmelücken.

Zwar 12 Stunden - aber bei mäßiger Qualität

Beim nächsten Zwei-Stunden-Durchgang des Bandes nehmen sie sich dann ausschließlich den nächsten Abschnitt der Schrägspur vor. So ergibt sich die enorme Spieldauer von zwölf Stunden pro Cassette.

Die kurzen Bandsegmente jeder Spur reichen freilich nicht aus, um die Tonqualität einer digital bespielten, herkömmlichen Videocassette zu erreichen.

PCM-Prozessoren vom Zuschnitt der AUDIO-Referenz Sony PCM-701 ES lösen im Zusammenspiel mit dem Beta-Rekorder Sony SL-C 9 ES Signale mit 16-Bit-Technik in 65.536 Schritten auf.

Acht-Millimeter-Prozessoren der kommenden Generation, nach der sogenannten Acht-auf-Zehn-Bit-Technik konstruiert, bringen es trotz hochintelligenter Schaltungstricks - Wandler mit gekrümmter Kennlinie - höchstens auf 1024 Auflösungsschritte.

Mit dbx-Rauschunterdrückung nachbessern reicht nicht

Wirkungsvolle dbx-Rauschunterdrückung, aus Cassettenrecordern hinlänglich bekannt, soll die Schwäche überspielen. Pioneer jedenfalls prahlt mit stolzen 90 Dezibel Dynamikumfang des Prototyps und stellt ihn damit auf eine Stufe mit der Compact Disc - auf dem Papier zumindest.

Auf Rauschunterdrücker kann keiner der neuen Recorder verzichten, auch das Toshiba-System nicht. Schließlich ist es sogar Bestandteil des Normenpapiers. Der HiFi-Ton ist bei dieser sehr kompakten Anlage allerdings Dreingabe. Eine separate Prozessor-Komponente ergänzt den Mini-Turm aus Video-Rekorder, Tuner, Timer und Netzteil zum HiFi-Aufnahmesystem.
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  • Anmerkung : Dem dbx Verfahren haftete der Makel an, daß es viel zu oft einen schwankenden Pegel ausgab, man nannte das auch "pumpen". Das Dolby Verfahren dagegen mußte mit einem Kalibrierton aufwendig eingepegelt werden.

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1985 sei das Jahr des Acht-Millimeter-Bands ???

Toshiba und Pioneer sind aber nur die Vorboten einer neuen Gerätegeneration. Denn die Branchen-Insider sind sich einig: 1985 ist das Jahr des Acht-Millimeter-Bands.

Sanyo und Sony wollten mit ihren ersten Präsentationen wohl vorrangig die Video-Käufer aufs Acht-Millimeter-Boot heben: Sanyos Mini-Videoanlage und Sonys „Video-8"-Kamerarekorder beherrschen den PCM-Ton noch nicht.

Die Welle von Heimrecordern im Acht-Millimeter-Standard, die spätestens zur Funkausstellung Berlin im September aus Japan herüberschwappen wird, dürfte jedoch durchweg auch auf die HiFi-Kundschaft abzielen.

Doch erst mal die alten VHS-Videorecorder verkaufen

Die Produzenten von VHS-Videorecordern halten sich freilich jetzt noch bedeckt, um den warmen Regen der Systemführerschaft in vollen Zügen zu genießen. Panasonic-Sprecherin Beatrix Baumann muß aber schon jetzt einräumen: „Natürlich haben auch wir, wie alle anderen Großen, die Acht-Millimeter-Technik schon zur Serienreife entwickelt."

In den Startlöchern steht auch der Elektronik-Konzern Sharp. Firmensprecher Neils fürchtet allerdings noch um die Akzeptanz der neuen Norm bei den Musikfreunden: „Acht-Millimeter-Cassetten sind für Sharp kein Audio-Thema." Die Zukunft der digitalen HiFi-Recorder sieht Neils auf ganz anderen Cassetten.

Es gibt da eine "Digital-Audio Tape-Conference", DAT genannt

Während einerseits die Produktion der Acht-Millimeter-PCM-Recorder schon anrollt, redet sich die Digital-Audio Tape-Conference, kurz DAT, noch immer die Köpfe heiß, um die letzten Details der Compact-Cassetten-Nachfolge auszukochen.

Eine Fraktion der 70 DAT-Mitglieder kupfert zwar die rotierenden Aufzeichnungsköpfe von der Video-Technik ab, hat sich aber bereits auf ein noch kleineres Cassettenformat verständigt.

Im Gegensatz zur 9,5 Zentimeter langen und 6,2 Zentimeter breiten Acht-Millimeter-Cassette mißt das (neue DAT-) Bandgehäuse dann nur noch 7,3 auf 5,3 Zentimeter. Sie paßt in Recorder, die den Bedienungskomfort der heutigen analogen Cassettendecks beibehalten sollen. Acht-Millimeter-Recorder sind damit überfordert.

Den Compact-Cassettenrecordern entnimmt das Konkurrenzlager sogar das Prinzip der stehenden Tonköpfe.

Das (später nicht ausgewählte) lineare DAT Format

Sie schreiben die digitalisierten Informationen auf mindestens zehn Spuren pro Cassettenseite übereinander aufs Magnetband.

Vor allem Fertigungsprobleme bei der Tonkopfproduktion und Bandherstellung andererseits verhindern noch, daß es der analogen Compact-Cassette an den Kragen geht. Denn qualitativ dürften wohl beide neuen Aufzeichnungsverfahren konkurrenzlos vor der Analogtechnik rangieren - aber auch vor dem brandneuen Acht-Millimeter-Prinzip.

Dem exklusiven DAT-Club erscheint nämlich alles unter 14-Bit-Signalauflösung unter seiner Würde.
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späterer 8 Kanal DAT-Recorder für 8mm Band mit einem DAT Recorder oben drauf

SONY gibt bei Video-8 nicht auf

Das Talent zu Edel-HiFi besitzt das 8mm-Band freilich auch. Noch in diesem Jahr wird Sony den Beweis antreten. In einem neuen Video-8-Recorder sitzt bereits ein PCM-Prozessor, der auf Wunsch auch die Bildfläche des Bandes für die Musikaufzeichnung nutzt - im Gegensatz zum Pioneer zwei Stunden lang in 16-Bit-Qualität.

wt im Mai 1985 (Wolfgang Tunze)

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