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BILD DER ZUKUNFT - 1987

Eigentlich war der Digital Audio Tape- Recorder fertig, aber die unendlich langen Querelen mit der weltweiten Musik-Industrie, also eigentlich nur mit den ganz ganz Großen angeblichen Rechteinhabern, ließ die Entwicklung und vor allem die Markteinführung stocken.

So schreibt der Autor in steroplay 09/1987 :

Einen der neuen DAT-Recorder kann man sogar dann kaufen, wenn die umstrittene Digitalkopiersperre bleibt.
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Im Mittelpunkt der Funkausstellung 1987

DAT steht zur Funkausstellung im Mittelpunkt wie die Filmdiva bei der Premiere. Doch die digital aufzeichnenden Recorder dürfen und sollen in Berlin angefaßt werden. Sie müssen Begierde in Form von Käufergunst wecken, soll sich das neue Medium zum Stammtisch der HiFi-Anlage gesellen. Der Preis liegt wie bei allem Neuen hoch.

Zwischen drei- und viertausend Mark sollen die Geräte kosten, wenn DAT nach der Funkausstellung bei den Händlern steht. Doch vor dem kompromißlosen Betrieb steht noch eine kleine Sperre: Das pure Digitalsignal aus CD-Playern läßt ohne Manipulation im Augenblick kaum ein Recorder auf die Bänder.
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Abgeschalteter Kopierschutz im Victor : Zuführung zu Pin 63 und 26 des ICB01 (Unterseite des Platinensandwich vorne rechts) unterbrechen und an den Beinchen definiertes Potential anlegen (Anschluß 63 auf plus, Anschluß 26a auf Masse).
So klein wie die Schneide eines Schraubenziehers: einer der zwei DAT-Köpfe.
Gesamte Laufwerkmechanik, fast in Originalgröße: drei Motörchen besorgen Cassetteneinzug, Wickel- und Kopfantrieb. Die Schaumstoffwalze (oben Mitte) putzt im Victor bei jedem Stop den Kopf.

Aus Angst vor "räuberischen" Kopien (Anmerkung : eine dieser verblödeten Anschuldigungen der Musik-Lobby), die sich vom Original in nichts unterscheiden, verordnete die Lobby der Plattenproduzenten den Digital-Eingangsbuchsen gleich einen doppelten Schutz. Schlägt der Puls des Eindringlings im Rhythmus der CD mit 44,1 Kilohertz, schaltet das Pendant auf stur und blockiert das Fahrwerk.

Das zweite Erkennungszeichen implantierten die Stammväter der CD dem Datenstrom in weiser Vorraussicht. Ein winziges Bit im Subcode (er dient zur Zeit- und Titelmarkierung) des CD-Signals signalisiert permanent bei allen Platten „Copy-Schutz".

Dabei fehlt, zumindest in unserem Lande, die rechtliche Grundlage zum Verbot irgendeiner Aufzeichnung zu privaten Zwecken. Die „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte", kurz Gema, regelt das Urheberrecht durch einen auf die leeren Bänder zu entrichtenden Obulus.

Was sie im Endeffekt bei DAT abkassiert, steht noch nicht fest, mit Hinweis auf die deutlich verbesserte Klangqualität soll es die 12 Pfennig pro Stunde Spielzeit bei Compactcassetten um Größenordnungen übersteigen.
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Der "Preis" pro Stunde

Rund zehn Mark pro Stunde Spielzeit muß der Konsument für die leeren Bänder berappen, und das für ein Medium, dessen Standardisierung gerade den Startlöchern entsprungen ist.

Bereits die ersten Tests der DAT-Recorder von Aiwa, Luxman und Technics (stereoplay 5 und 6/1987) zeigten Unstimmigkeiten im Zeitcode und im Handling. Mittlerweile durchliefen noch Geräte von Victor (JVC), Pioneer und Grundig (auf Seite 20) erfolgreich die erste Testinspektion.

Longplay

Der Victor - und dessen Variation von Grundig - lassen als derzeit einzige die Bänder sogar in halber Geschwindigkeit, also mit doppelter Spielzeit, an den Köpfen Revue passieren. Bei Longplay reduziert sich zwar die Bandbreite auf 15 Kilohertz, doch der bald zu erwartende Digitalrundfunk arbeitet mit derselben Einschränkung. In der langsamen Gangart stehen nur noch 12 Bit zur Dynamikeinstufung des Musiksignals zur Verfügung, aber eine Art zusätzliche Rauschunterdrückung verhilft der Dynamik fast wieder auf 16-Bit-Niveau.

Ein zweiter Grund, den Victor näher zu inspizieren, liegt in seiner überschaubaren Elektronik. Zwei simple Lötbrücken auf einer der Platinen legen den Copyschutz lahm, genauso einfach läßt sich sein Bandzählwerk auf Fehlerratenanzeige umstellen.

Das Innenleben

Ausfahrbarer Cassettenschlitten mit Dämpfern gegen Vibrationen, oben drauf die Ablaufsteuerung: Pioneer D 1000.
Digital/Analogwandlerstufe mit Zweifachoversampling.
Analog/Digitalwandlung, als Besonderheit ebenfalls mit Zweifachoversampling.
Jeweils ein eigener Transformator speist das Digital- und das Analogteil.
Aus Platznot findet die Stabilisierung der Versorgungsspannungen auf der Signalverarbeitungsplatine statt.
Erfreulich dicht bei den Ausgangsbuchsen liegt das unumgängliche Analogfilter.

Die analogen Eingänge

Um die Qualität von über die Analogeingänge gemachten Aufnahmen zu verbessern, ließ sich Pioneer einen Trick einfallen: Das Abtasten des Signals mit höherer Geschwindigkeit (Oversampling) findet im D1000 nicht, wie bei den meisten DAT-Recordern, vor der Digital/Analog-Umsetzung statt, sondern geschieht bereits während der Aufnahme bei der Analog/-Digital-Wandlung. Dies verlangt zwar wesentlich schnellere und deshalb teurere A/D-Wandler (Typ Burr-Brown PCM 77P), die Entwickler versprechen sich aber dadurch weniger Rauschen, besseres Phasenverhalten und noch "perfektere" Wiedergabe der mit Kopiersperre gemachten Aufnahmen.

Mit 91dB Dynamik (A-bewertet) und 95dB Übersprechdämpfung liegt der Pioneer meßtechnisch mit an der Spitze der DAT-Recorder.

Den herkömmlichen, rein analog aufzeichnenden Cassettendecks haben die Bit-Schleudern neben höherer Dynamik auch eine wesentlich bessere Tiefenaufzeichnung (theoretisch bis zu Gleichspannung) voraus.

Kritisch - die Übersteuerung

Kritisch reagieren sie nur auf Übersteuerung. Sind alle Bits gesetzt, äußert sich der übervolle Kanal durch schlagartig und rapide ansteigende Verzerrungen. Also: Aussteuerungsinstrumente im Auge behalten. Zusätzlich zu den sehr schnell an- und abschwellenden Balken zeigen der Pioneer und der Victor lobenswert die verbleibende Aussteuerungsreserve (Headroom) in dB als Zahl an. Doch dem D1000 fehlt ein fast lebenswichtiges Merkmal für Analogaufnahmen: die Warnleuchte für Übersteuerung.

Bei Digitalkopien (lediglich ein im Sockel steckender Speicherbaustein muß ausgewechselt werden) bleibt der Aussteuerungsregler außer Funktion. Der CD-Quellstrom fließt direkt aufs Band.

DAT-Recorder entfalten nur dann ihre volle Klangkraft, wenn sie mit digitalem Futter gespeist werden, das jedenfalls waren die Ergebnisse der ersten DAT-Hörtests bei stereoplay. Der Pioneer darf sich rühmen, über seine Eingangsbuchsen für Analogsignal erstmals Aufnahmen gefertigt zu haben, die noch weniger vom Original unterscheidbar klangen als die aller sonstigen DAT-Recorder.

Der leichte Rauschteppich

Der leichte Rauschteppich, meßtechnisch vorhanden, verlagerte sich - vermutlich als Folge des Oversamplings - in für das Ohr weniger empfindliche Bereiche, war also so gut wie nicht mehr auszumachen. Da der D1000 auch mit auf anderen Recordern digital kopierten Bändern restlos überzeugte (er selbst weigerte sich noch beharrlich, die CD digital zu überspielen), darf er als derzeitige Referenz das Feld der DAT-Recorder anführen.

Der Victor bei geknackter Kopiersperre zeigte sich mit digital aufgezeichnetem Futter ebenfalls über alle Kritik erhaben. Wurden gemein ausgesuchte Musikbeispiele (Klaviermusik und zarteste Pianissimo-Passagen) über die Analogeingänge aufs Band gebannt, begleitete sie bei der Wiedergabe ein zwar weit entfernter, doch heller und deshalb auffälliger Rauschteppich.

Bei Longplay fiel das Eigenrauschen des XD Z1100 noch etwas stärker auf, Feinstrukturen im Klangbild schienen weggesiebt. Zusätzlich wirkte die Räumlichkeit eingeengt: Sie konzentrierte sich auf einen recht engen Bereich zwischen den Lautsprechern.

Der Longplaymodus, wegen der doppelten Spielzeit ideal für Hintergrundgedudel in Spitzenklasse-Qualität, ist nicht für hochwertige Opernarchivierungen gedacht. Das Aufnehmen mit normaler Geschwindigkeit führt zu Ergebnissen, die sich noch um eine volle Klasse besser anhören.
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Der ideale DAT-Recorder

Ein geradezu idealer DAT-Recorder brauchte bei fehlender Kopiersperre die Mikrofoneingänge des Grundig, das Pioneer-Oversampling-Verfahren für Analogaufnahmen und als Dreingabe die Spielzeitverdopplung durch Longplay des Victor.

Hans-Ulrich Fessler

NICHT VON PAPPE
DAT-Recorder: Erster Dauertest

30 Meter Papier und noch immer kein Ende in Sicht: Der DAT-Dauertest vom Technics SVD 1000 läßt auf lange Lebensdauer schließen.
Die Zeitschaltuhr gönnt alle acht Stunden eine kurze Verschnaufpause: Frühestens nach 2000 Stunden soll die Kopftrommel Spuren von Verschleiß zeigen, der Austausch kostet etwa 300 D-Mark.

Manchem Redakteur blutete das Herz. Der vor wenigen Monaten in Japan erworbene und in einer Blitzaktion nach Deutschland geflogene Technics-DAT SV D1000 wurde zum Dauertestbetrieb in ein Einzelzimmer verbannt. Sein karges Futter bestand aus einem mit quälenden Meßtönen bespickten Band, das tage- und nächtelang seine rotierenden Tonköpfe traktierte - und umgekehrt. Meßgeräte harrten rund um die Uhr auf die geringste Untugend, die der angeschlossene Schreiber mit wilden Zacken registrierte. Kurze Zwischenuntersuchungen dokumentierten alle hundert Stunden seinen Gesundheitszustand.

Milliarden Umdrehungen der Kopftrommel, dabei über 1100 Stunden Dauerstreß am Band, vieltausendfacher Wechsel zwischen Spulen und Spielen - durch nichts, rein gar nichts ließ sich der Technics-DAT von der Spur abbringen. Nicht als Folge des Marathonlaufs zeigten sich nach etwa 600 Stunden die ersten wilden Zacken auf dem mittlerweile gut 20 Meter langen Meßschrieb: Bei hochsommerlichen Temperaturen brannte dem SV D1000 die Sonne auf den schwarzen Pelz und brachte die Elektronik schier zum Kochen. Der Fehlerkorrekturkreis zeigte sich überfordert und schaltete das Signal häufig stumm.

Erst ab etwa siebenhundert Stunden traten regelmäßig wiederkehrende, kurze Störungen auf: Das Band zeigte nun Verschleißerscheinungen in Form von nicht mehr korrigierbaren Drop-outs. Dabei blieb es dann auch.
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  • Anmerkung : Ab etwa 2010 will und kann kein Hersteller mehr die Köpfe tauschen. Es ist keiner mehr da, der es handwerklich könne und Teile gäbe es auch nicht mehr.

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Ein unglaublicher Qualitätsstandard

Das Ergebnis ist geradezu sensationell : Zum einen haben die ersten DAT-Bänder einen Qualitätsstandard, der ungleich höher ist als der von Compact Cassetten oder gar Video-Tapes. Zum anderen bescheinigte dem Technics eine große Laborinspektion nach über 1100 Beriebsstunden Meßwerte wie am ersten Tag. Der erneut aufgenommene Frequenzgangschrieb glich bis ins letzte Zehntel dB der Kurve bei Testbeginn.

Kein Deut Abweichung auch bei Rauschwerten, Übersprechen und Nichtlinearen Verzerrungen. Dabei repräsentiert das Zeitraffertempo des Dauertests eine Alltagsalterung von gut drei Jahren, eine Stunde täglichen Umgang vorausgesetzt.

Hans-Ulrich Fessler in 1987

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