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Ein historischer Rückblick auf die Entwicklungen von

Schall, Optik, Foto, Film und die moderne Technik. Viele Daten sind sehr sauber recherchiert bzw. aneinander gereiht, manche Daten stimmen aber doch nicht und manche Daten/Zeiten sind an der falschen Stelle. Doch insgesamt sind die Kapitel angenehm zu lesen und beeindruckend illustriert.
Der 1. Teil beginnt hier im Hifi-Museum, der 2. Teil beginnt hier im Fernseh-Museum.

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Die mechanische Tonwiedergabe

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Mit der Konstruktion seines Pathephone versuchte Charles Pathe (1863-1957) die Patente von Edison und Berliner zu umgehen. Die Platten aus Hartgummi mit einem Durchmesser von 27 oder 38 Zentimeter wurden von innen nach außen abgespielt (Drehzahl 98-100 U/min gegenüber den 78 U/min bei Berliner).
Spielzeuggrammophon, um 1910. Wer zehn 30-cm-Schellackplatten auf einmal kaufte, bekam ein solches Gerät geschenkt.
Minigrammophon 1928. Soweit bekannt, ist dies das kleinste Grammophon der Welt, das in Serie hergestellt wurde. Man konnte damit Schellackplatten bis zu einem Durchmesser von 25 Zentimeter abspielen, mußte sie dazu aber jeweils auf dem Teller festschrauben.

Plattenspieler und Aufnahmetechnik

Es war ein langer Weg vom einfachen Grammophon Emil Berliners bis zum modernen Präzisionsplattenspieler mit seinem schweren, exakt ausgewuchteten Plattenteller aus nichtmagnetischem Werkstoff, mit elektronischer Drehzahlregelung und Antiskatingvorrichtung. Eine Reihe von umwälzenden Erfindungen war unbedingt notwendig, um die Tonaufnahme und -wiedergabe zu perfektionieren und fast Originaltreue in allen Klangbereichen möglich zu machen.
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In Deutschland ging es los

Die erste Serienproduktion von Berliners Grammophon wurde in Deutschland aufgenommen. Der Erfinder hatte die Puppenfabrik Kämmerer & Reinhardt in Waltershausen damit beauftragt. Die Geräte waren noch recht einfach, und verständlicherweise erlaubte der Handkurbelbetrieb nicht immer die optimale Abspielgeschwindigkeit.

Die Geschäfte gingen zunächst ganz gut. Kauflustige Engländer mußten für ein Grammophon damals ganze zwei Guineen anlegen und bekamen als Zugabe noch sechs Platten geschenkt. Aber es dauerte nicht lange, bis sich ein Rückgang der Verkaufsgeschäfte bemerkbar machte. Das Publikum war durch die bequemere Federmechanik des Edison-Phonographen verwöhnt, und niemand wollte mehr ein Grammophon kaufen, das mit einer Handkurbel in Gang gehalten werden mußte.

Bevor die Lage kritisch wurde, lernte Berliner den begabten Mechaniker Eldridge R. Johnson kennen. Johnson konstruierte ein nahezu geräuschloses Antriebswerk mit einer Stahlfeder, das von Hand mit einer Kurbel aufgezogen wurde, und stellte diese Federmotoren in einer eigenen Firma her.
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Die Verbesserung mit den Federmotoren

Nach dieser Verbesserung konnte man darangehen, die größere Klangfülle der Schellackplatten gegenüber den Walzen auszuspielen. Im Jahr 1915 drehte erstmals ein Elektromotor den Plattenteller, aber die Tonabnahme funktionierte immer noch wie gehabt. In eine kleine Schalldose war eine Glimmermembran eingespannt. An die Membran lehnte sich ein kleiner Hebel an, in den unten die Nadel eingesetzt wurde.

Die Nadel wurde nun durch die Rille in der Schallplatte gezwungen, nach links und rechts auszuschlagen, und diese Ausschläge wurden durch den Hebel in vergrößertem Maßstab auf die Membran übertragen. Die Membran wiederum versetzte die sie umgebende Luft in Schwingungen. Von der Schalldose aus gelangte der Schall über den Tonarm zum Trichter.
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Modell des ersten Grammophons von Emil Berliner. So urtümlich uns dieses Gerät vorkommen mag - Berliner hatte bereits 1887 mit der Scheibe auf den Tonträger gesetzt, der die Edison-Walzen bald völlig vom Markt verschwinden ließ und der sich bis heute behaupten konnte.
Unten: Edison-Business-Phono-graph, 1903; als Diktiergerät gebaut, Elektromotor und Fernbedienung durch pneumatisch gesteuerte Zahnradkupplung.
Unten rechts: Die Detailaufnahme desselben Gerätes zeigt deutlich die beiden Schalldosen, eine für die Aufnahme und eine für die Wiedergabe. Das ersparte den Wechsel der Schalldose nach Diktat.

Der Trichter nahm bei der mechanischen Schallabstrahlung natürlich eine Schlüsselstellung ein, und man hatte sehr genaue Vorstellungen, wie der ideale Trichter auszusehen hatte. Zunächst einmal sollte die Eingangsöffnung möglichst klein gehalten werden, damit die Membranbewegung gedämpft wurde. Dagegen hielt man eine große Ausgangsöffnung für erforderlich, damit bei den tiefen Tönen keine lästigen Reflexionen auftraten. Und um eine störungsfreie Schallabstrahlung zu gewährleisten, sollte der Übergang zwischen den beiden Öffnungen ganz allmählich erfolgen.

Es gab Geräte, deren Blechtrichter so groß wie der einer Tuba war, und die Lautstärke war so groß, daß man damit selbst einen weitläufigen Salon mehr als ausreichend mit Musik versorgen konnte.

Die Tonarme zur Schallübertragung wurden zum Teil aus raffinierten Legierungen hergestellt, die Werbung verstieg sich sogar dazu, „High Fidelity" (höchste Klangtreue) zu versprechen, und die Firmen boten laute und leise Nadeln an. Aber das alles konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß dem mechanischen System physikalische Grenzen gesetzt waren.
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Das mechanisch-akustische Aufnahmeverfahren

Das Aufnahmeverfahren war eigentlich eine Umkehrung der Wiedergabe. An der Membran befand sich ein Schneidstichel, der die Schallwellen in eine rotierende Wachsplatte eingrub. Bei der Aufnahme wurde in den Schalltrichter hineingesungen und -gesprochen, sein Durchmesser richtete sich nach der Art der Aufnahme.

Die Nachteile liegen auf der Hand. Durch die Resonanzwirkung des Trichters kam es zu unschönen Verzerrungen. Der Frequenzumfang lag bei den Trichteraufnahmen zwischen 160 und 2.000 Hertz.

Um aber beispielsweise den Klang eines Orchesters aufnehmen zu können, müssen Frequenzen zwischen etwa 30 und 18.000 Schwingungen pro Sekunde wiedergegeben werden. Dazu kam, daß vor den Trichtern bei der Aufnahme ein unglaubliches Gedrängel herrschte. Das Orchester oder die Solisten mußten sich dicht um den Aufnahmetrichter gruppieren, damit die notwendige Schallenergie eingefangen werden konnte.

Tanzte einer der Beteiligten aus der Reihe und spielte oder sang einen falschen Ton, mußte das gesamte Musikstück wiederholt werden, bis eine fehlerfreie Aufnahme gelang.
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Wohin mit dem Abfall des Schneidstichels

Mechanischer Tonabnehmer, Baujahr 1920-1925, für Seitenschrift: In der aufrecht stehenden Schalldose bildet die Membran eine Ebene mit der Rille. Die Membran konnte aus verschiedenem Material bestehen, z. B. aus Kupfer, Aluminium, Glas oder meistens, wie bei diesem Tonabnehmer, aus Glimmer.
Mechanischer Tonabnehmer des Pathephone, Frankreich um 1900, konstruiert für Tiefenschrift: Die Schalldose steht im rechten Winkel zur Schallrille. Im Unterschied zu den Stahlnadeln für Seitenschrift finden wir hier Saphir-Kugelstifte.
Mit der Installation öffentlicher Stromnetze ab etwa 1910 verbreitete sich auch der Elektroantrieb für Plattenspieler, den schon Edison für seinen Phonographen einsetzte. Doch war das Aufladen der Akkumulatoren zu umständlich und relativ teuer. Die Abbildung zeigt das Innere eines Gerätes von Ebner, eines der ersten elektrisch angetriebenen, deren Antriebsmotor mit Lederriemen und Zugfedern aufgehängt war. Auf diese Weise ließ sich die Körperschallübertragung des Motors vermindern.

Emil Berliner verwendete, wie schon erwähnt, bei seinen Schallplattenaufnahmen eine Platte aus fein poliertem Zinkblech, die vor der Aufnahme in eine dünnflüssige Lösung von Wachs in Benzin getaucht wurde. Wenn das Benzin verdunstet war, blieb auf der Oberfläche eine hauchdünne, gleichmäßige Wachsschicht zurück, in die die Tonspur eingekratzt werden konnte.

Aber dieses Einritzen der Tonspur stellte Berliner vor ein Problem. Wenn der Schneidstichel mit der Platiniridiumspitze über das Wachs schabte, schob er das weggekratzte Wachs in Klümpchen vor sich her, und die Spur wurde ungleichmäßig.

Berliner löste dieses Problem, indem er den Plattenteller mit einem geschlossenen Blechrand versah. Den so entstandenen flachen Behälter füllte er mit einem Gemisch aus Wasser und Alkohol auf. Die gewachste Zinkplatte drehte sich also in einer Lösung, die alle Wachsteilchen sofort nach dem Losschneiden wegschwemmte.

Der Wachsabfall sammelte sich an der Oberfläche. Die fertig geschnittene Platte wurde zehn Minuten lang in ein Ätzbad aus einer dreiprozentigen Chromsäurelösung gelegt, dann waren die Rillen ausreichend tief eingeätzt, und die Platte konnte abgespielt werden.
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Neue Umdrehungsgeschwindigkeiten

Zur Verbesserung der Tonqualität unternahm man Versuche mit verschiedenen Umdrehungsgeschwindigkeiten. Einhundert Umdrehungen pro Minute ergaben eine zu kurze Spielzeit, vierzig Umdrehungen zwar eine längere, dafür aber eine miserable Wiedergabe.

Bis zum Jahre 1925 etwa hatte sich die Umdrehungsgeschwindigkeit zwischen vierundsiebzig und zweiundachtzig Umdrehungen pro Minute eingependelt.

Erst durch die Entwicklung der elektrischen Aufnahme von Platten wurde die Geschwindigkeit auf 78 U/min einheitlich festgelegt.

Der Grund dafür lag in einem weltweiten Austausch von Platten und Preßmatrizen. Eine Normierung war also unumgänglich. Allerdings blieben kleine Unterschiede auch weiterhin bestehen. In Amerika betrug die Frequenz des Stromnetzes 60 Hertz, das bedeutete für einen Zweipolsynchronmotor des Plattenspielers 3.600 Umdrehungen pro Minute.

Durch ein Untersetzungsgetriebe herabgesetzt, ergab das für den Plattenteller 78,26 Umdrehungen pro Minute. In Europa mußte man von einer Netzfrequenz von 50 Hertz ausgehen und erhielt für den Plattentellerantrieb etwas weniger, nämlich 77,92 Umdrehungen pro Minute.
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Ein gewaltiger Schritt nach vorn

Im Frühjahr 1925 spielte der Jazzpianist Art Gilham bei einer Plattenaufnahme zum ersten Mal vor einem Mikrofon. Damit brach eine neue Epoche der Aufnahmetechnik an. Die Schallschwingungen wurden nicht mehr unmittelbar in mechanische, sondern zunächst über das Mikrofon in elektrische Schwingungen umgesetzt. Voraussetzung für diese neue Technik war die Entwicklung des amerikanischen Erfinders Lee De Forest (1873 bis 1961).
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Auf vier Walzen auf einmal verewigt sich dieser Interpret. Das war die Vervielfältigungsmethode der Anfangszeit; später gab es dafür Dupliziermaschinen.

Aufbauend auf Edisons glühelektrischem Effekt und Flemings Gleichrichter erfand er die Triode, bei der sich der Elektronenstrom vom Heizfaden zur Gegenelektrode durch die Gitterspannung steuern ließ. Anders ausgedrückt bedeutete das, daß durch die Änderung eines schwachen Gitterstromes eine Änderung des sehr viel stärkeren Elektronenstroms erreicht werden konnte, und damit war der Verstärker geboren. Firmen in aller Welt stürzten sich auf diese Erfindung, und es blieb nicht aus, daß auch die Schallplattenindustrie die Triode für ihre Zwecke zu nutzen suchte.
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Die Technik der "Deutsche Grammophon Gesellschaft" von 1922

Das Logo nach 1950

Anfang Mai 1922 begann die Deutsche Grammophon Gesellschaft mit elektrischen Aufnahmeversuchen über Mikrofon und Verstärker. Ihre ersten brauchbaren Aufnahmen kamen 1925 auf den Markt. In Amerika entwickelten J. P. Masefield und H. C. Harrison von der Bell-Telephone-Forschungsanstalt eine kommerziell verwertbare elektrische Aufnahmetechnik. Das Prinzip war überall das gleiche. Die im Mikrofon erzeugten Stromschwankungen wurden erst einem Verstärker, dann einem Tonstärkeregler zugeführt.

An die Stelle der alten Membran war nun ein Elektromagnet getreten, zwischen dessen beiden Polen sich ein kleiner Hebel mit der Schneidnadel befand. Entsprechend den Stromschwankungen des Mikrofons änderte sich auch der Magnetismus, und der Hebel kam in Schwingungen. Die Nadel ritzte die Schallwellen in die rotierende Wachsplatte, genauso wie beim mechanischen Aufnahmeverfahren.
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Die elektrische Tonwiedergabe

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Anfang der 1920er Jahre - höchste Klangtreue

Aufnahmeapparat von Emil Berliner für Zinkplatten, die für die Aufnahme dünn mit einer Wachs-Benzin-Mischung beschichtet waren. Flüssigkeit aus der Flasche (Fl) transportierte das abgeschabte Wachs in den vertieften Blechrand der Drehscheibe (D).
Einer der ersten Zehnplattenspieler (Perpetuum-Ebner, 1949), Plattenzahl und Pausenschaltung programmierbar.
Tonabnehmersystem mit Dauermagnet.

Die zwanziger Jahre erlebten geradezu einen Boom im Plattengeschäft. Das neuartige Aufnahmeverfahren erlaubte höchste Klangtreue. Um so verwunderlicher erscheint es, daß die Tonwiedergabe bei diesen neuen Errungenschaften der Elektroakustik zunächst nicht mithalten konnte. Noch immer kratzte die Nadel mit Membran über die Schellackplatte.

Die Umstellung war so groß, daß man an das Naheliegende nicht dachte. Es dauerte über zwei weitere Jahre, bis die Tonwiedergabe über einen Verstärker und Lautsprecher erfolgte. Für die häuslichen Plattenspieler benutzte man das Rundfunkgerät, das beide Elemente enthielt. Zur Umwandlung der Nadelschwingungen in elektrische Stromschwankungen diente die „Elektrodose". Später setzte sich der amerikanische Ausdruck „Pick up" durch.

Diese Elektrodose bestand im wesentlichen aus einem starken Dauermagneten, der mit Drahtwicklungen versehen war. Zwischen den beiden Polen konnte der obligatorische Hebel mit der Nadel frei schwingen. Nach dem physikalischen Gesetz der Induktion entstand in den Wicklungen durch die Nadelbewegungen ein elektrischer Wechselstrom, der in einer Verstärkeranordnung verstärkt und schließlich dem Lautsprecher zugeführt wurde.
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Vom Trichter zum Lautsprecher

Der in der Frühzeit des Rundfunks verwendete Lautsprecher funktionierte nach dem magnetischen Prinzip einer Telefon-Hörmuschel, nur daß die Metallmembran durch eine Papiermembran ersetzt wurde. Vor den Polen des Magneten befand sich ein frei schwingender Anker, dessen Schwingungen auf eine konusförmige Papiermembran übertragen wurden.

1925 erfanden die beiden Ingenieure Edward Kellogg und Chester Rice den elektrodynamischen Konuslautsprecher, der noch heute verwendet wird. Der Lautsprecher löste nun die lautverstärkenden Trichter ab, die schon längst als monströse Relikte einer vergangenen Tonepoche angesehen wurden.

Die Entwicklung des Plattenspielers war damit natürlich nicht zu Ende. Er wurde ständig verbessert, man strebte Verbindungen mit anderen Tonträgern an. Mit der bahnbrechenden Erfindung des Transistors wurden die Plattenspieler kleiner und handlicher, Verstärker und Lautsprecher konnten in einem Gehäuse kombiniert werden. Der Zehnplattenwechsler erlaubte ein komplettes Musikprogramm.
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Querschnittszeichnungen durch ein Tonabnehmersystem mit Dauermagnet. Die Nadel ist an einem Weicheisenanker befestigt, der je nach Auslenkung den Stromfluß im System verändert.


Kompaktgeräte und HiFi-Türme mit Verstärker, Plattenspieler und Cassettenrecorder sowie Lautsprecherboxen führten zum eigenen Tonstudio im Wohnzimmer. Höchste Wiedergabetreue wurde zum Ideal, und um dieses Ideal zu erreichen, ließen sich die Techniker einiges einfallen. Neue Tonarmlagerungen mit immer ausgefeilteren Einstellmechanismen für Ausgleichsgewichte wurden entwickelt, bessere Dämpfungen des Plattentellers erreicht und die unterschiedlichsten Antriebsmechanismen getestet.

Die vorläufig letzte Entwicklung der Schallplattenindustrie war schließlich der bereits erwähnte Compact-Disc-Player, dessen Laserstrahl den digitalen Code einer Langspielplatte abtastet.
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Die elektrische Tonspeicherung - das Magnetband

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Der Weg der modernen Schallplatte

Studioproduktion eines sogenannten Mutterbandes.

Mit einem einzigen Mikrofon, wie es in der Anfangszeit der elektrischen Aufnahmetechnik noch verwendet wurde, kommt man bei den heutigen Plattenaufnahmen längst nicht mehr aus. Aber um den heutigen Standard zu erreichen, mußte erst das Tonbandgerät vervollkommnet werden.

Von Poulsens „klingendem Draht" mit einer einzigen Spur bis zu den modernsten Studiogeräten von Telefunken mit 32 Spuren war es ein langer Entwicklungsweg, aber ohne diese Entwicklung wären Plattenaufnahmen nicht mehr denkbar.

Das Tonband ist der Ausgangspunkt der Schallplattenherstellung. Je mehr Sorgfalt auf die Bandherstellung verwendet wird, desto überzeugender gelingt die Weiterverarbeitung zur Platte. Für die Aufnahme von Unterhaltungsmusik ist das 16-Spur-Stereo??-Bandgerät die kleinste Profi-Apparatur. Es wäre bei diesem Gerät also möglich, von sechzehn verschiedenen Mikrofonen aus gleichzeitig aufzunehmen, wobei jedes Mikrofon über ein Mischpult verschieden ausgesteuert werden kann und schließlich auf dem Band eine ganze Spur einnimmt.
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Aufnahmen auf bis zu 48 Tonspuren

In der Praxis der Unterhaltungsmusik sieht es aber meistens anders aus. Zunächst nimmt man das „Grundplayback" auf, bestehend aus Schlagzeug, Baß und Gitarre. Das Schlagzeug beansprucht meistens schon mehrere Bandspuren, weil dadurch die Möglichkeit gegeben ist, nach Belieben rhythmische Akzente zu setzen.

Beim nächsten Arbeitsgang hören die Spieler von Streich- und Tasteninstrumenten das Grundplayback über Kopfhörer ab, und gleichzeitig wird ihr Spiel auf das Band aufgenommen. Nach dem gleichen Schema kommt als nächstes der Chorgesang an die Reihe. Auch dazu werden mehrere Mikrofone aufgestellt. Um aber Bandkapazität zu sparen, werden die einzelnen Mikrofonströme am Mischpult abgestimmt und gemeinsam auf eine einzige Spur aufgenommen. Das wird man allerdings nur dann machen, wenn man mit den Bandspuren sparsam umgehen muß. Allerdings nimmt man heute schon auf bis zu 48 Tonspuren auf.

Zum Schluß nun wird der Sologesang aufgezeichnet. Im hier beschriebenen Fall sind jetzt also sechzehn Spuren bespielt. Was nun kommt, wird im Fachjargon als „Abmischen" bezeichnet. Die einzelnen Spuren werden noch einmal mit Pegelreglern abgestimmt und auf das „Schnürsenkelband" überspielt, das ist ein Viertelzoll-Stereoband. Dieses endgültige Band bezeichnet man als „Mastertape". Von ihm werden S-Kopien (Sicherheitskopien = Produktionsbänder) hergestellt, die als Grundlage für die Plattenherstellung dienen.

Keine Multi-Mikrofonie für die CD

Die Aufnahmetechnik mit mehreren Mikrofonen, die „Multi-Mikrofonie", hat sich bei den Tonaufnahmen für Compact Discs übrigens nicht bewährt - sie hat einen „stählernen", zu harten Klang zur Folge. Bei den laserabgetasteten Platten sind die Toningenieure deshalb wieder zu Aufnahmeverfahren mit nur zwei Mikrofonen zurückgekehrt.

Herstelllung einer Schallplatte

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Vom Mastertape zum „Vater"

Über mehrere Zwischenstufen
wird schließlich eine Preßmatrize
zur Plattenherstellung gefertigt.

Der erste Schritt vom Band zur (analogen) Platte geht in der Überspielabteilung vor sich. Auf elektrischem Weg werden die auf Tonband festgehaltenen Aufzeichnungen wieder in mechanische Schwingungen zurückverwandelt, die sich in eine Lackfolie eingraben.

Diese Folie besteht aus einer runden, mit Lack überzogenen Metallplatte. Sie sieht aus wie eine unbespielte, glatte, große Schallplatte. Ein elektrisch geheizter Stichel schneidet die Rillen der Tonspur in den Lacküberzug. Nicht die geringste Erschütterung darf die Bewegungen des Schneidstichels beeinflussen. Ein besonders genau berechnetes Fundament sorgt dafür, daß weder Maschinenerschütterungen noch Fußtritte in der Umgebung des Überspielraumes sich störend auswirken können. Das Überspielgerät wird mit der Sorgfalt behandelt, die einem empfindlichen Erdbebenmesser zukommt.

Die fertig bespielte Lackfolie steht an der Spitze einer ganzen Generationenkette von Kopien dieses Originals, die alle nur Zwischenstadien auf dem Weg zur endgültigen Preßmatrize darstellen.

Zunächst einmal wird die Folie mit einem Silberüberzug versehen, damit sie elektrisch leitfähig wird. Ein ähnliches Verfahren hatte auch schon Berliner angewandt. Nächste Station: Die hauchdünn versilberte Folie wird in ein galvanisches Bad gehängt und überzieht sich mit Kupfer. Eine ansehnliche Metallschicht legt sich auf das Silber. Sie ist so dick, daß man sie nach Beendigung des chemischen Prozesses mit ein paar geschickten Griffen von der Folie abziehen kann. Die Schallplattenleute nennen diesen Kupferabdruck mit den winzigen Erhöhungen „Vater".
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Die Generationenfolge - Vater - Mutter - Sohn

Nach einem ähnlichen Verfahren wird vom „Vater" eine „Mutter" hergestellt. Die „Mutter" ist ein getreuer Abklatsch des „Vaters", hat aber an Stelle der Erhöhungen wieder Rillen. Man kann sie abspielen - und das tut man auch, zur Kontrolle nämlich, damit man schon jetzt bei der Zwischenstufe feststellen kann, ob sich die Silber-Kupfer-Schicht vollständig von der Lackfolie gelöst hat und keine Rückstände verblieben sind, die später zur Ursache von häßlichen Knackern und Rauschern werden können. Kleine Fehler lassen sich mit Geduld und einem spitzen Graviereisen jetzt noch entfernen. Die „Mutter" wird neben der Probe-Abspielung auch noch unter dem Mikroskop geprüft.

Auch die „Mutter" wandert noch nicht in die Presserei, doch sie stellt eine der vorläufigen Endstufen auf dem Weg vom Band zur Platte dar. Wieder wird ein galvanischer Abklatsch hergestellt, für den jede Schallplattenfabrik ihr erprobtes Geheimverfahren anwendet.

Was dabei herauskommt, ist eine silberglänzende Matrize, auf der die Rillen nicht wie bei der „Mutter" vertieft, sondern wie beim „Vater" erhöht sind. Diese Matrize ist der „Sohn"; man nennt sie auch „Preßmatrize", weil sie endlich keine Zwischenstufe mehr ist, sondern der Ausgangspunkt der fertigen Schallplatte. Der „Sohn" wandert nach einer letzten Prüfung, nach der Zurichtung des Randes und der Bohrung des Mittelloches in die Presserei.

Hitze und Druck

In einer Art großem Waffeleisen sind oben und unten die Preßmatrizen für die beiden Seiten der Schallplatte befestigt sowie die Etiketten; in der Mitte der Massekuchen aus Kunststoffgranulat. Unter Druck und Hitze ist dann in wenigen Sekunden eine neue Schallplatte fertig.

Die Plattenpressen sehen so ähnlich aus wie gewaltige Waffeleisen. Dieser Vergleich ist schon deshalb nicht ganz verkehrt, weil die Platten mit Hilfe von erheblichen Hitzegraden tatsächlich wie in einem Waffeleisen gebacken werden.

Auf der unteren Form der Presse wird die Matrize für die eine Plattenseite befestigt, auf der oberen Form die Matrize für die andere Seite. Die Etiketten werden eingelegt. Dann wird über eine Zuführautomatik eine vorgewogene Portion Kunststoff-Granulat in Form einer kleinen, aber sehr dicken Scheibe eingeführt.

Das Maul der Presse, deren Backen mit Heißdampf geheizt werden, schließt sich und preßt innerhalb weniger Sekunden in einem einzigen Arbeitsgang die Platte aus. Während das Preßmaul noch geschlossen ist, wird die Dampfzufuhr automatisch abgestellt. Statt dessen strömt Kühlwasser durch das Röhrensystem der Presse und setzt die Temperatur der Platte so weit herab, daß sich die Kunststoffmasse festigt und die fertige Platte gefahrlos aus dem Maul der Presse genommen werden kann.

Die Temperatur in dieser Schallplattenpresse beträgt etwa 180 Grad Celsius, der Druck gegen 200 Bar (Atmosphären). Das entspricht ungefähr der Belastung von 120 Tonnen. Rund 40 Liter Kühlwasser werden pro Platte gebraucht.

Der Wasser- und Dampfverbrauch einer großen Schallplattenfabrik, in der täglich Tausende von Platten gepreßt werden, ist gewaltig. Die noch warme Platte ist noch nicht ganz fertig. Sie hat einen häßlichen Rand, weil die
überquellende Preßmasse sich während des Arbeitsvorganges nicht entfernen läßt. Das besorgen Stanzen oder Fräsen. Bei den kleinen 17cm-Platten, die übrigens im allgemeinen gespritzt und nicht gepreßt werden, muß auch noch das große Mittelloch ausgestanzt werden.

Bei der Schlußkontrolle wird mit den Augen geprüft, ob die Pressung sauber ausgefallen ist, und mit den Ohren, ob vielleicht doch irgendwoher ein winziges Sandkörnchen in die Presse eingedrungen ist und häßliche Geräusche verursacht. Erst wenn die zahlreichen Qualitätskontrollen erfolgreich durchlaufen sind, kann die eigentliche Produktion anlaufen.
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