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Ein erster Test einer völlig neuen Technik:
Digitale Aufnahme- und Wiedergabe-"apparatur"

Heft 09 - 1980

Wir schreiben das Jahr 1980 und Karl Breh wagt sich an ein ganz heikles Thema. Seit ein "paar" Jahren werden digitale Konzertaufnahmen gemacht und keiner weiß so richtig, wie es wirklich funktioniert. Es funktioniert, solange man bei einem Hersteller und den exakt gleichen Geräten bleibt. Und dann endecken die Marketing Strategen den (ahnungslosen) Hifi-Fan mit zuviel Geld als Kunden.

Und gleich fangen die Werbetexter an,
das Produkt PCM zu vermarkten. Die tollsten Sprüche machen die Runden und bislang kann sie weder jemand beweisen noch wiederlegen. So heißt es da, Klirrfaktor : keiner, Rauschen : keines, Gleichlaufschwankungen : keine, Frequanzgang : absolut linear, Verschleiß : keiner, Probleme : auch keine.

Das ist natürlich alles Humbug, wenn man anfängt zu bohren und zu messen. Hier wird also der erste kompetente Anfang gemacht, das Wunschdenken mit der Wirklichkeit zu vergleichen.

Nicht mehr Adapter sondern Wandler . . .

Wir nennen diese Teile schon lange nicht mehr Adapter, sondern Digital-Wandler. In dem Sharp RX-1 sind zwei kombinierte D/A als auch A/D Wandler enthalten. In den späteren AUDIO CD-Playern sind natürlich nur D/A Wandler enthalten. Das Wandeln von analog in digital wurde ja bereits im Studio gemacht.

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PCM-Adapter Sharp RX-1 mit Videorecorder Sharp VC-6300

Im Audiobereich ist eine Umwälzung im Gange - die Zukunft hat bereits begonnen. Dies mag auch dem technisch wenig interessierten Schallplattenkäufer klargeworden sein, der die eine oder andere Schallplatte mit dem Aufdruck „Digital to Disc", „Digital Recording" oder „PCM-Recording" erstanden und die mehr oder weniger ausführlichen technischen Erläuterungen im Beiheft oder Hüllentext gelesen hat.
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Die kürzeste Form der Käuferaufklärung besagt immerhin folgendes: „Die Mutterbandaufzeichnung, von der aus diese Schallplatte produziert wurde, erfolgte auf einem Digitalrecorder, was mit einer signifikanten Qualitätsverbesserung im Vergleich zu konventionellen analogen Tonbandmaschinen verbunden ist. Unter Nutzung fortgeschrittener Digitaltechnik wurde ein Stereo-Mutterbandrecorder entwickelt, der den Erfordernissen moderner Aufnahmetechnik genügt und dessen Wiedergabequalität so gut ist wie das während der Aufnahme vom Regiepult angelieferte Eingangssignal.
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Vorbereitende Anmerkung:

Schaun Sie mal auf die beiden nachfolgenden Bilder und staunen Sie über die Größe dieses (Stereo-) Wandlers und die Menge an Platinen im seinem Innenleben. Heute (in 2010 und danach) steckt diese gesammte Intelligenz in zwei kleinen Chips und ist ohne aufmerksames Suchen fast nicht mehr zu erkennen.

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Keine Verzerrungen mehr - jedenfalls fast

Die Wandler-Einheit RX1 von vorne
und hier ein Einblick von oben

"Die zwar geringfügigen, aber doch signifikanten Verzerrungen, die auch von den besten analogen Studiotonbandmaschinen verursacht werden, sind dadurch eliminiert, was die Herstellung von Schallplatten einer Qualität ermöglicht, die von derjenigen sogenannter Direktschnittplatten nicht mehr zu unterscheiden ist, die aber anders als diese von den künstlerischen Vorteilen profitieren, die aus der Möglichkeit flexibler Schneidtechnik erwachsen."

Dieser von einer bedeutenden Schallplattenfirma stammende Text (Anmerkung : ein sehr ideeller Werbetext.) trifft den Sachverhalt insofern genau, als Schallplatten, denen Digitalaufnahmen zugrunde liegen, klanglich bestenfalls so gut sein können wie Direktschnittplatten, jedenfalls so lange, wie die Schallplatte selbst noch in analoger Form vorliegt.

Vor- und Nachteile

Die Vorteile der Digitaltechnik im Vergleich zum Direktschnitt sind jedoch hauptsächlich produktionsökonomischer Natur, was sich natürlich auch künstlerisch insofern auswirkt, als Fehler bei der Aufnahme durch elektronisches Schneiden der Digitalbänder zwar aufwendiger, jedoch noch präziser - und damit "unmerklicher (? aha)" - eliminiert werden können als bei Analogbändern.

Die Entwicklung des elektronischen Schneidens von Digitalbändern war die unabdingbare Voraussetzung dafür, daß sich große Schallplattenfirmen, die kostspielige Aufnahmen mit Symphonieorchestern oder Opernensembles produzieren müssen, überhaupt mit der Digitaltechnik anfreunden konnten.

Ein Vergleich mit Direktschnittplatten

Eine der ersten Direct Cut Vinyl-LPs

Die vom Direktschnittverfahren diktierte Alternative, falsche Töne oder andere Interpretationsfehler entweder stehen zu lassen oder jede Plattenseite so lange neu zu überspielen, bis sie fehlerfrei gerät, ist sowohl aus künstlerischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht tragbar, ganz abgesehen davon, daß es beim Direktschnittverfahren unumgänglich ist, die hochempfindliche Überspielapparatur in einen Raum des Aufnahmestudios zu verlagern.

Hinzu kommt, daß man über keinen Archivtonträger verfügt, von dem aus eine Neuauflage der Schallplatte zu gewinnen wäre. Es ist daher kein Wunder, daß es kaum künstlerisch zufriedenstellende Direktschnittplatten gibt, auf denen große Klangkörper zu hören sind.

Vorerst nur der halbe Fortschritt

Solange digitale Mutterbänder auf Schallplatte in konventioneller Rillenform, d.h. analog, überspielt werden, gelangt der Schallplattenkäufer jedoch nur in den Genuß des halben durch die Digitalisierung möglichen Fortschritts. Oberflächengeräusche, Rumpeln, Vorechos, Höhenschlag und dadurch verursachte Gleichlaufschwankungen, mechanische Verletzlichkeit und Verschleißerscheinungen bleiben, so minimal sie gelegentlich auch sein mögen, nach wie vor ein Ärgernis.

Dies wird sich erst ändern, wenn die Schallplatte selbst digitalisiert sein wird. Technisch ist das Problem gelöst (HiFi-Stereophonie 6/79 über die Philips-Kompaktplatte - Anmerkung: später als CD bekannt), jedoch bedarf es zur Einführung der Digitalplatte einer offenbar nur mühsam zu erreichenden internationalen Standardisierung. Es wird daher noch einige Jahre dauern, bis die Schallplatte selbst von den Mängeln der Analogaufzeichnung und -abtastung befreit ist. Dennoch stehen die Vorteile der digitalen Audiotechnik sogar dem Endverbraucher heute schon in Reinkultur zur Verfügung.

Digitaltechnik in Reinkultur

Die Hersteller-Angaben

Seit einiger Zeit (HiFi-Stereophonie 6/79, Erfahrungen mit Sony PCM-1 und Betamax) bieten japanische Hersteller PCM-Adapter an, die in der Lage sind, analoge Audiosignale in digitale Audiosignale umzuwandeln. Bei dieser Umwandlung fallen zwar qualitativ äußerst primitive Signale an, die nur noch „da" oder „nicht da" oder, im Binärcode in „bit" ausgedrückt, nur noch „1" oder „0" bedeuten.

Will man jedoch die Information, die im Analogsignal steckt, d.h. dessen Qualität, nicht beschädigen, so muß man dies mit einer ungeheuren Quantität solch primitiver Daten bezahlen. Betrachtet man den Informationsinhalt einer 1 oder einer 0 als ein bit, so muß man zur digitalen Übertragung eines Analogsignals von 20 kHz Bandbreite einen Datenfluß von 2,625 x 10e bit/s (= 2,625 Mbit/s) bewältigen. Das ist mit normalen Tonbandgeräten nicht zu schaffen.

Man nehme - einen Heimrecorder

Heimvideorecorder mit einer oberen Grenzfrequenz von rund 3 MHz sind jedoch hierfür geeignet. Aus diesem Grunde werden die im PCM-Adapter aus dem Analogsignal gewonnenen Digitaldaten elektronisch so aufbereitet, daß man sie einem Videorecorder zur Aufzeichnung zuführen kann. Die Art der Aufbereitung richtet sich nach der im Videorecorder angewandten Fernsehnorm.

Bei dem in HiFi-Stereophonie 6/79 beschriebenen Sony PCM-1 ist dies die amerikanische NTSC-Norm. Beim Sharp RX-1, den wir im folgenden Testbericht vorstellen, wurde erstmals nach der in unserem Lande geltenden PAL-Norm verfahren. Das bedeutet, daß der Sharp-Adapter RX-1 mit jedem PAL-tüchtigen Videorecorder, gleichgültig ob VHS, VCR, SVR, Betamax oder Video 2000, verbunden werden kann. (Anmerkung : Das war aber die blanke Theorie, wie sich später herausgestellt hatte.)

Damit steht die digitale Aufzeichnungstechnik, von der Klangqualität her gesehen in Reinkultur, dem Heimgebrauch zur Verfügung. Was aus Kostengründen für den privaten Benutzer nicht in Betracht kommt, sind die elektronischen Schneidapparaturen.

Anwendungsmöglichkeiten

Mit dieser Qualität macht PCM wenig Sinn

Was kann der private Benutzer mit einer solchen digitalen Aufnahme und Wiedergabeapparatur anfangen? Das Aufzeichnen oder Überspielen analoger Programmquellen, etwa von Schallplatten oder Tonbändern, auch wenn sie vom Rundfunk gesendet werden, ist sinnlos.

In Frage kommen also nur Eigenaufnahmen unter Nutzung hochwertiger Mikrophone oder bestenfalls das Mitschneiden von Rundfunk-Direktsendungen oder von Rundfunksendungen, die von solchen Digitalbändern ausgestrahlt werden.

Bis zu vier Stunden Aufzeichnungsdauer

Im Grunde kann eine solche Digitalapparatur die halbprofessionelle Spulentonbandmaschine klanglich überlegen ersetzen. Dabei bietet sie den Vorteil einer ununterbrochenen Aufzeichnungsdauer, die vom Videorecorder und der verwendeten Videocassette vorgegeben ist, im äußersten Fall also von vier Stunden.

Nachteilig im Vergleich zur hochwertigen Spulentonbandmaschine ist die Tatsache, daß Videobänder im privaten Bereich eben nicht geschnitten, bestenfalls durch Überspielung von einem Videorecorder auf einen anderen in gewissem Umfang ummontiert werden können, womit allerdings auch keinerlei Qualitätsverluste verbunden sind.

Die Redaktion produzierte die DHFI Platte Nr.6

Eine Anzeige aus Jan. 1980

Für uns Tester ist eine solche Digitalapparatur natürlich sehr nützlich, da wir uns durch Eigenaufnahmen ein Archiv geeigneter Testprogramme von absoluter Klangqualität zusammenstellen können, die wir für Hörtests von Lautsprecherboxen, Cassettenrecordern, Verstärkern und über den Umweg einer mit solchem Programmaterial produzierten Platte - die als DHFI-Platte Nr. 6 der Öffentlichkeit zugänglich ist - auch für Hörtests von Tonabnehmern benutzen werden.

Selbstverständlich haben wir den Sharp RX-1 in Verbindung mit dem VHS-Videorecorder Sharp VC-6300 schon vor einigen Monaten auch meßtechnisch untersucht. Die Ergebnisse sind in der Tabelle angegeben. Wichtiger erschien es uns jedoch, die Apparatur möglichst unter professionellen Bedingungen praktisch zu erproben. Unsere Erfahrungen im Umgang mit den Sharp-Geräten und unsere Höreindrücke werden wir am Ende dieses Testberichts zusammenfassen.

PCM-Adapter Sharp RX-1

So kompliziert das elektronische Innere des RX-1 ist, so einfach wirkt das Äußere des Geräts. Auf der Frontplatte unten findet man links die Ein/Aus-Taste, daneben eine Klinkenbuchse für den Anschluß eines Kopfhörers zum Mithören des angelieferten Analogsignals und ganz rechts zwei Klinkenbuchsen für den Anschluß von Mikrophonen. Die weiteren Bedienelemente sind oben in einem Schacht des Gerätes untergebracht.

Es sind dies von links nach rechts :

  1. eine Drucktaste zum Umschalten von Aufnahme auf Wiedergabe,
  2. eine mit „check" bezeichnete Taste zur Spurfeineinstellung des Videokopfes, wenn ein fremdbespieltes PCM-Band abgespielt werden soll (in Stellung „source" dieser Taste ist bei einer Aufnahme über Kopfhörer oder über den Ausgang des analoge Eingangssignal hörbar),
  3. ein Lautstärkesteller für die Wiedergabe über Kopfhörer,
  4. ein Lautstärkesteller für den Line-Ausgang;
  5. ein Pegelsteller für den Line-Eingang (diese beiden Steller wirken gleichzeitig auf beide Kanäle);
  6. zwei getrennte Pegelsteller für die beiden Mikrophon-Eingänge sowie
  7. ein Drehsteller für den optimalen Abgleich des bei Wiedergabe vom PCM-Band angelieferten Eingangssignals zur Vermeidung eines Spannungsversatzes, der das Erfassen des Datenstroms durch den Digital-Analog-Konverter verhindern würde.

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Die Einstellmöglichkeiten

Das Optimum ist erreicht, wenn in der LED-Kette unten rechts möglichst wenig Felder leuchten. Dreht man am Optimum-Steller nach links oder rechts, leuchten immer mehr LED-Felder auf, der Datenstrom reißt ab, die Wiedergabe wird unterbrochen. Weitere LED-Felder zeigen die verschiedenen Betriebszustände an: Netz eingeschaltet, Aufnahme oder Wiedergabe, PCM-Band-Anzeige; Anzeige für digitale Überspielsperre; Anzeigen für einfache oder doppelte Fehlerkorrektur. Für die Aussteuerungsanzeige dienen je zwei großflächig angeordnete LED-Ketten mit Skalen von -60 bis +6 dB und einer Übersteuerungsanzeige.

Die Rückseite des Geräts wirkt recht professionell. Die Line-Ein- und Ausgänge sind doppelt vorhanden, einmal in Cinch-, das andere mal in Cannon (XLR)- Ausführung. Ähnliches gilt für die Ein- und Ausgänge des Videosignals, nur daß hier Cinch- und Koaxialbuchsen vorliegen. Ferner findet man eine Cinchbuchse zum Überspielen des Audiosignals und, wieder doppelt als Cinch- und als Koaxbuchse, einen Ein- und Ausgang für externe Synchronisation. Eine Mehrfachsteckerleiste erlaubt digitales Überspielen in beiden Richtungen bei Anschluß eines zweiten Adapters.

Der Videorecorder Sharp VC-6300 G

Der VC-6300 ist ein VHS-Recorder, d.h., die maximale Spieldauer ohne Unterbrechung beträgt bei Verwendung einer E-180-Cassette drei Stunden.

Der Recorder ist mit einem Flüssigkristalidisplay ausgestattet, das auf Wunsch die Uhrzeit, die Bandlänge, die Kanäle einschließlich deren Vorprogrammierung im Bereich der sieben Wochentage und anderes mehr anzeigt. Ferner verfügt der Recorder über ein elektronisches Programmsuchsystem (APLD) in Verbindung mit einem Bandzählwerk. Diese Einrichtung ist für den PCM-Betrieb sehr nützlich.

Verschiedene Videofunktionen nicht nötig

Selbstverständlich verfügt der Recorder über alle Ausstattungsmerkmale, die für den Videobetrieb in Kombination mit einem Fernsehgerät oder einer Videokamera erforderlich sind, einschließlich einer über Kabel mit dem Recorder zu verbindenden Fernsteuereinheit, die bei der Wiedergabe von Videobändern halbe und doppelte Abspielgeschwindigkeit (Zeitlupe und Zeitraffer), Standbild und Einzelbildschaltung ermöglicht.

Für Digitalaufnahme oder -wiedergabe ist die veränderliche Abspielgeschwindigkeit jedoch nicht zu gebrauchen: der Datenfluß bricht ab, die Wiedergabe wird unterbrochen, sobald die Abspielgeschwindigkeit vom normalen Wert abweicht. Der Sharp-Videorecorder wird derzeit zu einem Nettopreis von etwa 2.100 DM einschließlich Fernsteuereinheit angeboten.

Ergebnisse unserer Messungen

Bild 1 - Frequenzgang, gemessen in beiden Kanälen bei zwei Aussteuerungswerten ( - 6 und -26 dB unter Voilaussteuerung). Man erkennt die steilflankige Dämpfung durch das Filter oberhalb 20 kHz. Die leichte Welligkeit im Hochtonbereich ist eine Folge der Filtercharakteristik

Da der RX-1 nur über einen Konverter (Wandler) pro Kanal verfügt, der bei Aufnahme- und Wiedergabe vom Signal jeweils in entgegengesetzter Richtung durchlaufen wird, sind Messungen nur über PCM-Band durchführbar. Bei der Beurteilung der Meßergebnisse und der Aussteuerungseigenschaften geben wir, um Vergleichbarkeit mit analogen Spulen- und Cassettentonband-geräten zu ermöglichen, die entsprechenden Punktbewertungen an. Dabei ist jedoch zu beachten, daß bestimmte Eigenschaften des Digitalverfahrens durch diese Meßmethoden nicht erfaßt werden.

Dazu gehört das Quantisierungsrauschen, das in gewisser Weise mit dem Modulationsrauschen bei Tonbandgeräten vergleichbar ist und dort durch die Dynamikwerte ebenfalls nicht erfaßt wird. Es entsteht durch die nur stufenweise Erfassung des momentanen Spannungswertes bei der Digitalisierung.

Rauschen erst bei -85db

Nachfolgend die Spektralanalyse eines 1-kHz-Signals über Band im Bereich 1 kHz ± 125 kHz
Bild 2a) Einfaches HiFi-Tonband- gerät (z.B. Cassetten-recorder). Die Störsignale setzen sich zusammen aus Frequenzmodulation infolge Gleichlaufschwankungen sowie Amplitudenmodulation infolge Gleichlaufschwankungen sowie Amplitudenmodulation durch Bandinhomogenitäten und wechselnden Band-Tonkopf-Kontakt. Die gesamte Fläche ist ein Maß für das Modulationsrauschen
Bild 2b) Gutes HiFi-Tonbandgerät (z. B. Zweispurspulen-gerät). Die verschiedenen Störeinflüsse sind gegenüber Bild 2 a sichtlich geringer
Bild 2c) PCM-Aufnahme eines 1-kHz-Tones. Alle Störeinflüsse liegen unter - 80 dB

Der Quantisierungsrauschabstand beträgt bei dem im RX-1 verwendeten Digitalisierungsformat runde 85dB, bezogen auf 0dB-Pegel. Bei kleineren Pegeln werden die Verhältnisse ungünstiger; dennoch tritt dieses Rauschen auch dann infolge des Verdeckungseffektes gehörmäßig nicht in Erscheinung.

Als weitere digitaltypische Störkomponente ist „Aliasing-Noise" zu nennen. Darunter versteht man Differenztöne, die dadurch entstehen, daß Frequenzen oberhalb der halben Abtastfrequenz auch bei kleinsten Spannungspegeln nicht mehr richtig abgetastet werden können.

Um solche Störsignale zu vermeiden, muß dem Analog-Digital-Konverter ein Tiefpaßfilter vorgeschaltet werden, das alle Signale mit Frequenzen größer als die halbe Abtastfrequenz extrem stark dämpft. Da die obere Grenze des Hörbereichs knapp unterhalb der halben Abtastfrequenz (22,05 Hz) liegt, muß ein kostspieliges Filter verwendet werden, damit sowohl ein vollwertiger Höhenfrequenzgang wie auch eine ausreichende Unterdrückung der Aliasing-Störungen gewährleistet ist. Da das im RX-1 verwendete Filter eine Dämpfung von 60dB aufweist, dürften hörbare Aliasing-Störungen kaum auftreten.

Ergebnisse unserer Messungen

Tabelle kommt noch

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Betriebstest und Hörerfahrungen - von Karl Breh

Wie eingangs schon erwähnt, wurde die Sharp-PCM-Anlage nicht nur dadurch erprobt, daß in unserem Abhörraum Sprach-und Geräuschaufnahmen unter Verwendung von Kondensatormikrophonen Peerless MBC-510 gemacht und kritisch abgehört wurden, was vom Typ immerhin schon zu der Feststellung führte, daß bei der Wiedergabe auch an Stellen des Schweigens keinerlei Rauschen zu hören war.

Vielmehr legten wir Wert darauf, die Anlage unter professionellen Bedingungen zur Aufnahme größerer und kritischer Klangkörper einzusetzen, einerseits um dadurch über geeignetes Programmaterial zu verfügen (das bei Hörtests festzustellen erlaubt, inwieweit Digitalaufnahmen besser oder anders klingen als professionelle Analogaufnahmen), andererseits um praktische Erfahrungen im Umgang mit der Anlage zu sammeln.

Live-Mitschnitt im Radio-Studio Basel

Die Möglichkeit hierfür ergab sich einmal dadurch, daß von Radiostudio Basel bestimmte Konzerte ohnehin in PCM-Technik mitgeschnitten und zeitversetzt ausgestrahlt werden, wobei der Livecharakter der Sendungen übrigens in erstaunlichem Ausmaß gewahrt bleibt.

Wir konnten uns mit der Sharp-Anlage bei zwei dieser Konzertmitschnitte, die unter Anwendung der Jecklinschen Mikrophonphilosophie produziert wurden, an den Ausgang der Regiepulte anhängen. Da Jürg Jecklin in seiner Eigenschaft als Cheftonmeister von Radiostudio Basel sich schon seit über einem Jahr mit der PCM-Technik befaßt hat und feststellen konnte, daß die PCM-Technik Sünden der Aufnahmetechnik sehr viel erbarmungsloser bloßlegt als die Analogtechnik, vertritt er die Auffassung, daß man wieder mehr auf die Akustik der Aufnahmeräume zu achten und mit der Anzahl der Mikrophone zu geizen habe (vgl. den Beitrag von Jürg Jecklin in diesem Heft: „Was ist los mit unseren Musikaufnahmen?").

Live Aufnahmen in Usingen

Eine weitere Erprobung der Sharp-PCM-Anlage erfolgte gelegentlich einer Schallplatten- produktion in der Laurentius-Kirche in Usingen, mit Werken von Mauro Giuliani für Violine und Gitarre und für Gitarre solo, interpretiert von György Terebesi und Sonja Prunnbauer. Dort wurden Schoeps-Stereomikrophone vom Typ CMC 4 mit Nierencharakteristik in XY-Anordnung verwendet.
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  • (Anmerkung : Wolfgang Seikritt stammte aus dieser Usinger Gegend und war ein Hifi-Fan oberster Güte.)


Schließlich haben wir auf den HiFi-Tagen in Osnabrück das Konzert des Bartholdy-Quartetts auf PCM mitgeschnitten. Dort verwendeten wir ebenfalls Kondensatormikrophone vom Typ MBC-510 mit Nierencharakteristik.

Ausschnitte aus diesen vier Aufnahmen konnte ich innerhalb der Sendung „Club der Stereofreunde" im zweiten Programm des Südwestfunks direkt vom PCM-Band ausstrahlen. In der Summe haben daher einige Fachleute, Toningenieure, Musiker und HiFi-Tester diese Aufnahmen mit großem Interesse abgehört.

Qualitätsbewertung und Meinung

Natürlich auch die Hörer der erwähnten Sendungen, von denen sich einige auch schriftlich anerkennend geäußert haben. Die einhellige Meinung der Fachleute, der ich mich übri gens anschließe, war:

• Die produzierten PCM-Aufnahmen sind absolut rauschfrei. Rauschprobleme können eigentlich nur noch von den Mikrophonen oder von Regiepulten hervorgerufen werden.

• Klangdefinition, Sauberkeit, Klarheit, Transparenz, Natürlichkeit sind deutlich besser als bei Analogstudioaufnahmen.

• PCM-Aufnahmen klingen
vermutlich wegen ihrer Tugend, Impulse nicht abzurunden und nicht aufzuweichen, und wegen des Fehlens von Modulationsrauschen in gewisser Weise „trockener" als Analogaufnahmen.

• Sie klingen jedoch keineswegs, wie schon behauptet wurde, kälter oder unterkühlt.

Die Bedienung scheint ausgereift

Der Umgang mit der Sharp-Anlage ist äußerst problemlos. Auf jeden Fall muß man vor einer Aufnahme den maximal zu erwartenden Schallpegel kennen oder ermitteln und für diesen Pegel die Aussteuerung auf 0 oder vielleicht +3 dB justieren, damit man für alle Fälle noch etwas Reserve hat. Die Aufnahme bleibt nämlich bis +6 dB, ja sogar bis zum flüchtigen Aufleuchten der Overload-Anzeige absolut sauber, aber schon 1 bis 2 dB mehr verderben sie dann schlagartig. Auf diesen prinzipiellen Unterschied zu Analogaufnahmen ist unbedingt zu achten.

Die Aussteuerung während der Aufnahme zu beeinflussen: dafür eignen sich zwar die LED-Ketten der Aussteuerungsanzeige und deren Auslegung durchaus, nicht jedoch die für jedes der beiden Mikrophone zu betätigenden kleinen Pegelsteller und deren Anordnung relativ zu den Aussteuerungsanzeigen. Insofern ist der Sharp-Adapter hier nicht sehr professionell ausgelegt.

Die Mithörpegel über Kopfhörer sind nicht getrennt veränderbar, was zur Kontrolle der optimalen Balance wünschenswert wäre. Auch die Mikrophon-Eingänge dürften "professioneller" ausgelegt sein. Außer dem zuletzt genannten Punkt, und bei dem auch nur in Extremfällen, haben diese Ausstattungsmängel jedoch keinen Einfluß auf die Klangqualität, wenn man sich erst einmal an den im Grunde einfachen Umgang mit den Geräten gewöhnt hat, der sich von dem mit einem professionellen oder halbprofessionellen Spulentonbandgerät grundsätzlich unterscheidet.

Doch die Hardware zickt

Für die Sendung im Südwestfunk mußte, um den gewünschten Ausschnitt zu erhalten, von einem PCM-Band auf ein anderes kopiert werden. Dies erfolgte unter Verwendung von zwei Sharp-Videorecordern ohne Qualitätsminderung. Allerdings wollte der Adapter die auf dem einen der beiden Videorecorder aufgenommenen Bänder partout nicht annehmen, er hüllte sich in Schweigen, während der andere Recorder, den der Adapter akzeptierte, auch die Bänder des Recorders einwandfrei wiedergab, auf den überspielt worden war.

Das Problem liegt nur an der Spureinstellung. Beim einen Recorder genügte der vorne zugängliche Tracking-Justierknopf offensichtlich nicht, um die Sache in Ordnung zu bringen. PCM-Anlagen zeichnen sich überhaupt durch eine sehr kategorische Eigenschaft aus: Entweder sie funktionieren, dann tun sie das perfekt, oder sie funktionieren gar nicht. Sie verhalten sich als Ganzes wie die Bits, die sie verarbeiten: Ja oder Nein, Alles oder Nichts.

Karl Breh im Herbst 1980

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