Nach der Ankündigung der CD (der digitalen Schallplatte) in 1979 bis 1981 war das der zweite Tiefschlag gegen die Vinyl LP.
Ab 1981 stand allen Plattenspieler-Herstellern der Schweiß auf der Stirne, denn das Erscheinen der digitalen Schallplatte war einfach nur noch eine Frage der Zeit. Es gab ja kein Internet und auch sonst lag die Kommunikation im Vergleich zu Heute fast im Argen, doch man konnte es förmlich riechen. Dort in Holland und in Japan tat sich etwas Großes - hinter den Kulissen. Das gesamte Geschäftsfeld "Vinylplatte" samt Geräten und Zubehör würde oder wird sterben.
Als dann SONY im August 1982 auch noch diesen digitalen Audio-Magnetband-Recoder vorstellte, muß es den Beteiligten wie ein Blitzeinschlag vorgekommen sein, daß diese ganze analoge Ära wirklich "totsicher" vorbei gehen würde und daß jetzt dringender Handlungsbedarf bei der Entwicklung und beim Marketing angesagt war. Hier kommt der seltene Webeprospekt von SONY vom August 1982.
(Lesen Sie auch "Die DAT - Legende" von oder über Willi Studer - lesenswert) - Auch der Zukunftsartikel aus 1978 über den ersten SONY PCM Wandler ist lesenswert.
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Anmerkung: Das sind hier natürlich nur die Aussagen aus dem SONY Prospekt. Ob dieses hier vorgestellte Gerät bereits diese Eigenschaften alle hatte, können wir aber vermuten, denn der Leumund von SONY war damals super. Zumindest spätere Geräte (wie die gesamte DAT Technik auch von Sony) konnten das alles und sogar auf dem nur noch halb so breiten 4mm DAT Band.
Beachten Sie vor allem die Sprüche, die SONY eigentlich nicht nötig hatte : Sony "PCM unterdrückt das Rauschen nicht, sondern läßt es einfach weg." Das ist natürlich Unsinn, denn auch PCM rauscht, wie wir in späteren Artikeln von Arndt Klingelnberg noch hören werden.
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SONY Digital Audio Processor PCM-F1. (die PAL Variante !!)
Für digitale Tonaufzeichnungen in Studioqualität auf Videoband. Sony PCM unterdrückt das Rauschen nicht, sondern läßt es einfach weg.
Bandrauschen ist ohne Frage eine der offenkundigsten Schwächen traditioneller Analog-Aufzeich- nungen. Eine Schwäche, die durch die bekannten Rauschunterdrückungs-Systeme zwar gemildert, aber nicht völlig beseitigt werden kann. Sony hat deshalb überlegt, wie man das Übel an der Wurzel packen kann, um Bandrauschen von vornherein auszuschließen. Das Ergebnis dieser Überlegungen befand sogar die kritische, unabhängige Jury des 11. Japanischen Compo Grand Prix 82 des 1. Preises, der Goldmedaille, für würdig.
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Ohne Frage zu Recht, läßt doch der Sony PCM-Prozessor PCM-Fl in Verbindung mit dem Sony Betamax nicht nur Bandrauschen gar nicht erst entstehen, er eliminiert auch all die anderen Nachteile herkömmlicher Tonaufzeichnung: „Bias"- und „EQ"-Einstellung entfallen ebenso wie Frequenzgangfehler, Gleichlaufschwankungen und Verzerrungen.
Was übrig bleibt, ist dafür um so beeindruckender: Eine Klangproduktion von einer Reinheit, Räumlichkeit und Brillanz nämlich, wie sie bisher schlichtweg undenkbar war.
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Wem eine derartige Beschreibung zu übertrieben scheint, dem dürfte ein Blick auf die technischen Daten jeden Zweifel sofort nehmen:
Der Sony PCM-F1 realisiert überragende 90dB Dynamik - was übrigens die wahren Qualitäten hochwertiger HiFi-Anlagen erst richtig offenbart. Die Befähigung zu solchen Höchstleistungen ist leicht erklärt: Der PCM-Prozessor ist ein Elektronengehirn, dessen Aufgabe einzig und allein darin besteht, das eingespeiste analoge Musiksignal in Einzelimpulse zu zerlegen, diese Einzelimpulse zu messen und die Meßwerte zu codieren.
Das Ganze passiert ungeheuer schnell - genau 44.100 mal pro Sekunde. Und nicht minder exakt, nämlich in Form eines 16stelligen, dem Morse-Alphabet vergleichbaren Codes aus „Null"- und „Eins"- Impulsen.
Anmerkung : Heute in 2014 lachen wir über die Nennung der Geschwindigkeit als ungeheuer schnell. Unsere ganz normalen PC-Prozessoren arbeiten heutzutage mit bis zu 4 Gigahertz.
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Um die Millionen und Abermillionen codierten Einzelimpulse eines Musikstückes zu speichern, bedarf es natürlich einer gewaltigen Speicherkapazität. Und die bietet nun das breite Magnetband des Betamax Video-Recorders (Anmerkung : natürlich nur von SONY).
Die Vorzüge derartiger Digitalaufzeichnungen werden insbesondere bei der Rückwandlung der Impulse in Musiksignale deutlich: Der Recorder tastet keine komplizierten Musikkurven samt unerwünschter Begleiterscheinungen wie Verzerrungen und Bandrauschen ab, sondern liest nur noch Zahlencodes. Und deren Klangqualität ist belanglos. Es ist wie bei Morseübertragungen - die Einzelsignale müssen nicht sauber, sondern nur erkennbar sein.
Die herkömmlichen Fehlerquellen sind damit ausgemerzt, Fehler durch Bandaussetzer werden durch eine spezielle Elektronik automatisch korrigiert. Für die Arbeit, die ein PCM-Prozessor leistet, hätte man noch vor nicht allzu langer Zeit einen schrankgroßen Computer benötigt. Dank der Erfindung hochintegrierter Schaltungen ist der Sony PCM-Fl einer der kleinsten und leichtesten Digital-Prozessoren der Welt.
In Verbindung mit dem Sony Betamax SL-F1E hat man so eine komplette, leicht transportierbare Digital-Aufnahme/Wiedergabeeinheit in Studioqualität - und das Ganze kleiner als ein normales Tapedeck. Die intelligente Lösung eines separaten Netzteiles, das zugleich die Ladestelle für die Akkus ist, macht das Ganze auch noch mobil, also noch unabhängiger. Was vor allem die Freunde exzellenter Live-Aufnahmen freuen dürfte. Damit sind die Einsatzmöglichkeiten natürlich nicht erschöpft.
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So bieten sich dem Besitzer des Betamax SL-F1E selbstverständlich auch alle Möglichkeiten eines hochkarätigen Video-Recorders: Zeitlupe, Standbild, Einzelbildschaltung, Schnittautomatik für Aufnahmen mit der eigenen Video-Kamera und sogar Bildwiedergabe vorwärts und rückwärts in Normalgeschwindigkeit - die sogenannte Swing Search-Einrichtung.
Schließen Sie die Tuner/Timer-Einheit Sony TT-F1E an, verfügen Sie obendrein über 9 Speicherprogramme für 14 Tage und schließlich die Möglichkeit, ein Fernsehprogramm aufzuzeichnen, während Sie ein anderes sehen. Außerdem stellt der Sony TT-F1E zugleich den Befehlsempfänger der Fernbedienung dar.
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Nachdem wir Ihnen nun eigentlich genügend den Mund wäßrig gemacht haben, nun noch etwas Erfreuliches zur finanziellen Seite: PCM ist auf den ersten Blick vielleicht nicht gerade billig. Aber schon nach 30 Stunden Spieldauer hat sich die digitale Tonaufzeichnung auf Video-Cassette durch geringere Bandkosten gegenüber normalen Offenspulen-2-Spur-Bandmaschinen mit 38 cm/sec. amortisiert. Wenn Sie Ihre Ohren allerdings erst einmal mit PCM verwöhnt haben, werden Sie an solch profane Themen wie Rentabilität ohnehin keinen Gedanken mehr verschwenden wollen.
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Ganz ganz wichtig - NTSC oder PAL/Secam - inkompatibel !
Es gab 2 Versionen dieses Wandlers - die NTSC Variante und die PAL/SECAM Variante - und diese sind immer mit den entsprechenden Videorecordern zu betreiben. Das Protokoll von und zum jeweiligen Videorecorder ist also nicht kompatibel. Darauf muß man aufpassen, wenn man vorhandene Bänder digitalisieren will.
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Technische Daten: PCM-F1
Code Format | EIAJ-Standard |
Abtastfrequenz | 44.100 kHz PAL |
Quantisierung | 14 oder umschaltbar auf 16 bit linear |
Frequenzbereich | 10-20.000 Hz |
Verzerrungen (THD) | < 0,007% (14 bit) bzw. < 0,005% (16 bit) |
Dynamik | 85 dB (14 bit) 90 dB (16 bit) |
Gleichlaufschwankungen | nicht meßbar |
Eingänge | 2 x Micro; 2 x Line in; 1 x Video in |
Ausgänge | 2 x Line out; 1 x Video out 1 x Copy out; 1 x Kopfhörer |
Abmessungen (BxHxT) | 215x80x305 mm |
Gewicht | ca. 4 kg |
Das war also der "deutsche" Prospekt (für die PAL/SECAM Variante) mit Stand 8/1982; technische Änderungen und Irrtümer vorbehalten von Sony Deutschland, Hugo-Eckener-Str. 20, 5000 Köln 30
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