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Vergleich Analog-PCM:
Abschluß-Kommentar von Arndt Klingelnberg

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Analog oder Digital? Ein Kommentar zur Widerrede (aus HS-1983 Heft-04)

Wenn bei einer Miss-Wahl die Kandidatin mit dem größten Brustumfang und nicht die mit der größten Schuhnummer gewinnt, ist das zwar näherliegend, die optimale Wahl muß es dennoch nicht sein. Man muß die Sache gesamtheitlich betrachten:

Die Testserie sollte das Wissen unserer Leser durch Zusatzwisssen ergänzen, nicht dagegen bekannte (meist zu positive) Vorurteile zu PCM wiederholen: "rauschfrei und ohne Verzerrungen, funktioniert immer."

So kann ich es zumindest bei Beratungsgesprächen mit HiFi-Fans und bei (zu) vielen HiFi-Fachleuten heraushören. Warum darauf nicht einen berechtigten Kontrapunkt?

Und dies vorab: entgegen Jürg Jecklin wurde - wie geschrieben(!) - bei allen Messungen, soweit nicht ausdrücklich Zusatzmessungen anders bezeichnet sind, die Revox mit Dolby-B betrieben. Weiterhin wurde bei der umstrittenen Bestimmung der „realistischen, gehörbezogenen Systemdynamik" leise abgehört, und das auch so im Text vermerkt!

Welchen Klirrgrad kann man wirklich wahrnehmen ?

Auch Jürg Jecklin wird 0,2% Klirr bei einem Verstärker eher wahrnehmen als 5% bei einem Analogtonbandgerät. (Ich halte übrigens hundertstel Prozente bei Verstärkern auch für perfektionistische Augenwischerei, es wäre schön, wenn ich dies auch unseren Lesern vermitteln könnte.) Verzerrungen durch digitale Begrenzung sind aber noch deutlicher zu hören als die Verzerrungen von Verstärkern. Sie setzen hart ein, enthalten höhere Obertöne und zusätzliche, nicht harmonische (aliased) Verzerrungskomponenten (letztere werden kaum gehörmäßig verdeckt).

Auch bei der Dynamik wertet die "Psyche" anders

Zu der Dynamik bei PCM möchte ich nicht wiederum - wie in der ersten Antwort - Professor Fouque strapazieren. Daher ein weiteres Beispiel: beim Bayrischen Rundfunk wurden Aufnahmen mit 14 bit (Sony PCM 100) und Telcom (bei 320 nWb/m) 158 Tonmeistern im Vergleich vorgespielt. Nur 52% haben die Digitalaufnahme erkannt. Das unter anderem auch deshalb, weil (abhängig vom headroom, also von der Übersteuerungsreserve) PCM zum Teil stärker rauschte. Allgemein werden im Studiobereich 14 bit für nicht bereits vorbearbeitetes Material als unzureichend empfunden.

Sanyo und Sony empfehlen in den Bedienungsanleitungen bis -17 bzw. -15dB auszusteuern! Ansonsten habe ich meine Wahl des Aussteuerungs-Bezugspunkts bei -6dB (bezogen auf Begrenzung) mehrmals begründet.

Welches Rauschen stört mehr ?

Zum Vergleich der analogen und digitalen Dynamikmeßwerte wird von verschiedenen Seiten das Granulatrauschen 10 bis 12dB störender beschrieben als weißes Rauschen (analoges Bandgerät; hierzu gibt es einen interessanten Versuch mit einem Piano-Duett: „Pulse Code Modulation for High Quality Sound Distribution: Quantizizing Distortion at Very Low Signal Levels", BBC Research Eng. Div. Monograph 1970/18). In meinem Test, der unter drei verschiedenen realistischen Abhörbedingungen durchgeführt wurde, ergaben sich 9 bis 13,5dB, je nach Gerät.

Nicht alle sind Profis wie Jürg Jecklin

Wenn es auch nicht zutrifft, daß wir den besonders schwach ausgesteuerten 1-kHz-Testton zu laut abgehört haben, so halte ich dennoch Jürg Jecklin entgegen, daß selbst bei (etwas) erhöhter Wiedergabelautstärke praxisähnliche Bedingungen eines Amateurs dargestellt würden. Wer kann einem nicht-Profi verdenken, wenn er nicht mit voller Sorgfalt aussteuert und eine (zu schwach gemachte) Aufnahme dann bei der Wiedergabe auf das richtige Maß anhebt. Bei der Analogtechnik hat er dann weniger Schwierigkeiten als bei PCM.

Zu meiner harten Zensur des Sanyo Plus 5:

Es gibt Videorecorder, deren Video-Drop-Out-Verdeckung nicht ausgeschaltet werden kann, auch nicht durch einfachen Eingriff. Ein spezieller Videorecorder für PCM geht schließlich ins Geld. Zudem „verdauten" drei Prozessoren das problemreiche Signal ohne auffällige Fehler, nur einer nicht. Ist dieser eine dann nicht mit Vorsicht zu benutzen?

Ein Lob für die Jecklin Aufnahmen (mit Breh und Seikritt)

Auffälliges Modulationsrauschen, ja sogar Rauschmodulation, kann es auch bei digitalen Speichern geben. Es klingt anders als gewohnt, stört aber trotzdem. Eine Stunde, bevor ich mich an den Schreibtisch gesetzt habe, um diese Antwort zu schreiben, habe ich noch in einige Jecklinsche und eigene PCM-Aufnahmen hineingehört. Ich werde immer süchtiger nach dieser „Neuen Klarheit", um ein neues Schlagwort zu benutzen. Aber nicht PCM um jeden Preis, nicht jedes Gerät, das die Bezeichnung digital, PCM oder auch CD trägt!

Und darum mein Resume:

Ja zu PCM in ausreichender Qualität! Mein Test hat ja wohl auch gezeigt, was PCM kann (aber nicht zwangsläufig können muß). Meine Zweispur-Bandgeräte (ASC und Revox) werde ich trotzdem oft genug weiterhin benutzen.

von Arndt Klingelnberg im Frühjahr 1983
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