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Ein seltenes Geschenk : Der SCOTT Stereomaster 380 von 1963

von Gert Redlich im Feb. 2014
Wann bekommt man schon mal einen historisch richtig wertvollen Stereo Röhren Receiver zu sehen ? Es ist wieder mal dem Zufall zu verdanken, (dem ich natürlich lange vorher etwas nachgeholfen hatte) daß mir ein ehemals dicker großer und teurer Röhren-Receiver aus den Anfängen der High-Fidelity als Geschenk angeboten wurde.
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Ein fast neues Edelholzgehäuse . . .

Im Jahr 1962/63 wurde bei uns in Deutschland der Ruf nach einem verbesserten attraktiveren UKW Musik-Programm immer lauter. Stereo mußte es sein. Die Schallplatte konnte es bereits, die Magnetbandgeräte auch, nur der Rundfunk hinkte hinterher. Wie wir wissen, hatte Grundig gegen Ende 1962 mit den ersten "Pre-"ceivern den Stereoempfang "vorbereitet", man mußte später dazu noch einen separaten Stereo-Decoder kaufen.
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Funkausstellung im Herbst 1963 in Berlin

Der SFB war natürlich als ortsansässiger ARD-Sender im Zugzwang, auf der Funkausstellung irgend etwas Werbewirksames bezüglich Stereo zu zeigen und natürlich auf der wichtigen (damals aber noch nicht internationalen) Funkausstellung auch vorzuführen.

Und wie damals beim alleresten deutschen (Nachkriegs-) Fernsehen in 1951 war es ähnlich : Ohne funktionierende UKW-Stereo-Empfänger macht auch der tollste und beste UKW-Stereo-Sender keinen Sinn. Wie auch immer, die SFB Technik nahm Kontakt zu Firmen auf (manchmal auch umgekehrt die Firmen zum SFB), die "soetwas" auf hohem Niveau überhaupt angeboten hatten und das waren damals (fast) nur amerikanische Firmen. Dort war nämlich Multiplex-Stereo bereits "etabliert".
Etwas genauer sollte man es schon betrachten, denn die amerikanische FCC (Federal Communication Commission), die Rundfunkbehörde für alle 50 Staaten, hatte aus vielen Konstruktionen und Labor-Ideen ein Mono-kompatibles System evaluiertt und per Dekret verordnet. So einfach war das damals in den USA.
Mehr über die ganze 1963er Stereo Geschichte steht hier.
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Am Ende boten die Entwickler von H.H. SCOTT aus den USA an, eine "handvoll" Receiver für die abweichende deutsche/europäische Stereo-Norm zu modifizieren. Angeblich waren es anfänglich 20 Stück, die gekauft werden sollten, es wurden aber nur insgesamt 16 abgenommen. Und mindestens einer ist aus irgendwelchen Schränken, Kellern oder Lager- räumen wieder aufgetaucht, unserer Stereomaster 380.

Bei meinem Besuch bei dem damaligen Technik-Chef des SFB, Dr. Schwarze, bekam ich die ganze 1963er Stereo-Story aus erster Hand erzählt ..... und zum Abschied die damalige und immer noch "funkel nagel neue" 1,5 (1,2 ?) Kilowatt Reserve- Senderöhre mit nach Wiesbaden - als Redaktions-Schmuckstück für die Vitrine.
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Wenn das Alter nagt . . .

In 2014 sind 50 Jahre eine lange Zeit. Viele von Ihnen waren noch gar nicht auf der Welt und viele sind schon nicht mehr da. So kann auch niemand mehr erzählen, warum diese kleinen Messingkappen auf den Drehreglern einfach so abfallen. Der Kleber ist nach 50 Jahren dann doch ausgehärtet und unser "Pattex" (ein Kleber, der ja angeblich ewig halten soll) hatten sie offensichtlich noch nicht.

35 Watt Sinus pro Kanal (also x 2) waren 1963 super - das hatten nur Spitzengeräte

leicht verstaubt nach 50 Jahren
aber sonst fast wie neu

Der Scott 380 gehörte zu den leistungstärksten und dennoch gerade noch erschwinglichen Stereogeräten auf dem engen damaligen (später sogenannten) High-End Welt-Markt. In 1962/63 war auch die Ergonomie der Frontplatte noch lange nicht so ausgeprägt wie bei späteren Generationen.

Der Netzschalter ist übrigens (noch) ein ganz "simpler" Schalter am Loudness- Drehpotentiometer. Das dürfte man heute so schon gar nicht mehr machen. Aber erst mal muß der Staub da raus, das geht mit leichter Pressluft bei feuchtem Wetter ganz gut.
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Wenn man weis, daß man in den USA für etwa 2.500 Dollar bereits einen 8m langen Blech-"Schlitten" bekam, dann sind 1.298.- US Dollar sehr viel Geld, auch für Amerikaner.
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Es geht weiter . . . . .  Austausch-Kondensatoren für die hohen Röhrenspannungen müssen bestellt werden. Das Meßgerät für solche Bauteile ist inzwischen eingetroffen.
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Der Scott 380 war schon ein besonders aufwendiger früher Stereo-Receiver - (jetzt ist er auch fast sauber) . . .

Sie können nachzählen - 21 Stück
und hier die 4 x 7591 Endröhren
und jetzt gesäubert

. . .  denn er hatte wirklich 21 Röhren und davon sogar 4 ganz dicke Exemplare als Endstufen-Röhren. Und der UKW- Stereodecoder - hier für die europäische leicht abweichende Variante modifiziert - war bereits fest integriert.
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Zwei riesige Ausgangsübertrager

Soetwas hatten wirklich nicht alle Konkurrenten. Auch sind die beiden Ausgangsübertrager unverhältnismäßg größer als bei uns, also deutlich voluminöser - und auch viel schwerer als bei unseren ersten deutschen Hifi-"Versuchen" von BRAUN (im CSV13 und CSV60) und von Grundig in
den NF10 und NF20 Stereo-Endstufen zum Beispiel.

Was an dem Scott auch besonders auffällt, ist der erstaunlich große gekapselte Netztrafo, der ja auch die anderen restlichen Röhren alle mit versorgen muß. Und da sind 250 Watt(VA) ganz schnell im - wahrsten Sinne des Wortes - "verheizt" !!
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Von dem legendären Referenzgerät, dem monumentalen McIntosh Mac 275 Endverstärker, wissen wir, daß dort alle beide gekapselte Ausgangsübertrager jeweils einzeln so groß waren wie der eigentliche gemeinsame Netztrafo und das hatte uns damals schon irritiert. Irgendwie stimmten scheinbar die Verhältnisse nicht, doch der Klang war absolut jenseits von Gut und Böse, er war einfach nur kraftvoll und edel - für den Preis eines damaligen Volkswagens (VW-Käfer).
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