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Es gab viele "Tests" von dem Revox B795.

Willi Studer hatte nicht nur ein "Händchen" für Technik und Qualität und Ergonomie, sondern auch für gute Entwickler. Er konnte die besten Ingenieure an Land ziehen und mit seine Ideen begeistern und sie bauten ihrem Chef alles, das er sich so ausgedacht hatte. Die Bandgeräte hatten unbetrittene Weltgeltung, sogar in Japan und das will etwas heißen.

Mit dem Plattenspieler hatte Willi Studer die "Experten" wieder mal verblüfft. Denn die Crux an der Schallplatte war ja nun mal die schwierige Bedienbarkeit. Der DUAL 1009 und die Nachfolger bis zum 1229 hatten das zwar etwas gelindert. Doch die Haus- oder Ehefrauen trauten sich seltenst an solch ein Teil (ihres Mannes) ran, es gab ja doch nur Ärger.

Der B790 und der B795 waren wirklich idiotensicher. Und auch das will etwas heißen. Die Plattenspieler waren technologisch wie akustisch Spitzenklasse, das war Willi Studers Verdienst. Daß sie nach Auskunft der wirklichen Vinyl-Experten um ein Vielfaches besser waren, als die Schneidstudios die analogen Platten erzeugen konnten, wurde nur hinter den Kulissen getuschelt. Diese Wahrheit war nämlich geschäftsschädigend.

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Ein Artikel aus der stereoplay 6/1980 :
Der Titel etwas populistisch - "Links schwenk marsch!"

Erstmals gibt es jetzt einen aufwendigen Plattenspieler mit Tangentialtonarm, den Revox B 795. Wirkt sich der günstige Preis aber auch auf die Qualität des Schweizers aus?

  • Anmerkung : Der erste Satz suggeriert, daß es vorher noch keinen solchen aufwendigen Plattenspieler gab und auch noch keinen von Revox. Beides stimmt nicht. Der B790 kam bereits vor 3 Jahren raus (siehe nächster Absatz).

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Rückblick auf den B790 von 1979

Als vor drei Jahren die renommierte Firma Studer Revox mit ihrem ersten Plattenspieler an die Öffentlichkeit trat, gab es Schlagzeilen:

Mit dem B790 brachten die Schweizer damals das preiswerteste Laufwerk mit Tangentialtonarm auf den Markt. Seine 1.300 Mark lagen deutlich unter dem Kaufpreis der beiden einzigen Konkurrenten, Harman Kardon aus den USA und Bang & Olufsen aus Dänemark. (Alle anderen Hersteller schalteten anscheinend keine Werbung mehr.)

  • Anmerkung : Das stimmt so auch nicht. Es gab bereits mehrere Kombinationen von Laufwerken samt solcher Tonarme, vielleicht nicht bei stereoplay bekannt oder getestet, doch in der Hifi-Stereophonie sehr wohl.

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Gefahr erkannt - den Japanern Paroli bieten . . .

Doch seit der letztjährigen Funkausstellung vom Herbst 1981 in Berlin schien die eidgenössische Vormachtstellung ins Wanken geraten zu sein. Die Japaner präsentierten nämlich mehrere Tangential-Plattenspieler zu äußerst interessanten Preisen. Und jetzt gab Revox Kontra: Den neuen B 795 bietet das bekannte Unternehmen als erstes Laufwerk mit Tangentialabtastung an, das unter 1000 Mark kostet. (Markt-Preis: um 950 Mark)

Und natürlich hatte stereoplay einen der ersten . . . .

Ob allerdings unter dem Preisdruck die sprichwörtliche Schweizer Wertarbeit litt, wollte stereoplay im kritischen Test herausfinden: Eines der ersten Exemplare wanderte ins Meßlabor, wo die Daten des Neulings mit den Werten seines Vorgängers verglichen wurden.

Der Vergleich B790 und B795

Rein äußerlich gibt es nur geringe Unterschiede zwischen dem erfolgreichen B 790 und der preiswerten Version zu sehen. Der Verdacht liegt also nahe, daß das neue Modell ein abgemagerter B790er ist. Von der Frontplatte verschwand beispielsweise die Drehzahl-Feinregulierung und die digitale Drehzahlanzeige, die durch zwei simple Leuchtdioden ersetzt wurde.

Der Rest scheint gleich zu sein. Doch der Schein trügt. An der einen oder anderen Stelle mußten - für das Auge unsichtbar - Aluminiumteile preiswerterem Kunststoff weichen.

Es mußte doch ein wenig gespart werden

Noch mehr konnte Revox am Antrieb einsparen: Statt des teuren Motors im B 790, der von Deutschlands bekanntestem Motorproduzenten Papst geliefert wurde, treibt den jetzt 2,1 Kilogramm schweren Plattenteller des 795 eine weniger aufwendige Eigenkonstruktion an.

Ebenso vereinfachte Revox die Drehzahlkontrolle. Der dafür verantwortliche Tachogenerator erhielt statt der 200 Pole des großen Modells nur noch die Hälfte. Theoretisch leidet darunter die Gleichlaufkonstanz, da die Regelung um so feinfühliger eingreifen kann, je mehr Pole der Tacho aufweist.

Also doch eine Sparversion ?

Geriet der neue B795 also zur Sparversion? Warten wir's ab, was die Meß- und Hörtests zu den überlegten Sparmaßnahmen zu sagen haben. Immerhin blieben einer Reihe klangbestimmender Elemente vom B790 erhalten.

So gibt es auch beim Testgerät das im Grundchassis schwimmend gelagerte Laufwerkchassis, das Antrieb und Tonarm aufnimmt. Diese bei vielen namhaften Europäern bewährte Subchassis-Konstruktion verhindert weitgehend, daß Störungen durch Vibrationen oder Stöße von außen auf Schallplatte und Tonarm gelangen.

  • Anmerkung : Wenn der B795 in die Jahre kommt, dann federt das Chassis nicht mehr so leicht wie am Anfang vor 30 Jahren - und das bei allen unseren 3 Geräten.

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Über die Tonarmkonstruktion

Ebenso übernahmen die Revox-Leute die komplette Tonarmkonstruktion des großen Bruders: Den nur 40 Millimeter langen Armstummel, der das werkseitig montierte AKG-System P20 MDR aufnimmt, bewegt ein kleiner Gleichstrommotor durch die Rillen. Daß er dabei immer hübsch senkrecht zur Plattenrille bleibt, dafür sorgt eine magnetische Seitenführung.
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  • Anmerkung : Entweder ist mir etwas entgangen oder sie (bei stereoplay) haben es nicht verstanden. Bei uns sind bei allen drei Laufwerken optoelektronische Vorschub-Regelungen vorhanden, da gibt es nichts Magnetisches. Auch sind unsere Tonarme ca. 70mm lang. Wir haben ja erst 1980 und Karl Breh kam ja erst 1984 in die Redaktion von stereoplay.

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Über das Abtastverhalten

Diese berührungslos arbeitende Konstruktion hält in Verbindung mit der Einpunktlagerung des Arms die Reibungswerte (wo und wovon ??) in verschwindend kleinen Grenzen.

Das kommt natürlich dem Abtastverhalten zugute. Schon der B790 verhielt sich hier mustergültig, und der B795 steht ihm in nichts nach: Mit dem P20 MDR erreichte er spielend 80müh- Auslenkungen der DHFI-Meßschallplatte bei einer Auflagekraft von nur 12 Millinewton (bei uns hieß das damals 1,2 Gramm).
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Vor- und Nachteile des Tonarms

Auch bei verwellten Platten blieb die sehr gute Abtastfähigkeit dank der geringen Armmasse - ein Vorteil der Kurzbauweise - erhalten. Das System tanzte die Plattenberge auf und ab, als ob sie nicht existieren würden.

Freilich hat der kurze Arm auch einen Nachteil. Bei jedem Höhenschlag der Platte führt die Nadel eine winzig kleine Bewegung in der Plattenrille durch, die sich genauso auswirkt, wie wenn das Laufwerk Gleichlaufschwankungen produzieren würde. Schwankt die Plattenhöhe nur um einen Millimeter, so resultiert daraus ein Gleichlauffehler von 0,1 Prozent. Und das ist doppelt so viel wie der Eigenfehler des Laufwerks (siehe Meßwerte).
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Das Mittelteil hier auf dem 1229
paßt gar nicht auf den B795 drauf
  • Anmerkung: Von Revox war ausdrücklich eine intakte - nicht gewellte - Schallplatte spezifiziert, also kein "Marketing-Gag" wie damals 1963 beim neuen DUAL 1009, der sogar schräg aufgestellt und total schief noch sauber spielen sollte.

    Außerdem war bei dieser Tonarm-Konstruktion klar, daß solche Hilfsmittel wie die "Verschraubung und Anpressung" durch einen zusätzlichen Schraub-Aufsatz auf dem Label der Platte (siehe ein Bild vom DUAL 1229) hier nicht funktioniert.

    Das war alles hinreichend bekannt, nur den damaligen Redakteuren von stereoplay nicht. Über das Image bzw. die Qualifikation der stereoplay Macher gab es um 1980 bis 1984 viele Gerüchte.

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Dafür entschädigt der Arm durch sein Tangential-Prinzip mit extrem kleinen horizontalen Spurfehlwinkeln. Mit maximal 0,5 Grad (Anmerkung : über den gesamten Plattenradius!) ist er den besten konventionellen Tonarmen weit überlegen, die höchstens zwei Grad schaffen. Die Frage, was besser ist, gerät letztlich zur Philosophie.

Denn ob ein konventioneller Arm sich bei verwellten Platten günstiger verhält, oder der tangentiale Revox-Arm kleinste Spurfehlwinkel aufweisen kann und keine Skatingkraft erzeugt, oder ob ein langer Tangential-Tonarm zwar kleinere Gleichlauffehler verursacht, dafür aber wieder mehr Masse besitzt, ist einerlei. Perfekt ist kein Tonarm, und damit muß man leben.

Die beinahe vollkommene Bedienung

Schon eher vollkommen zeigt sich der Revox in der Bedienung. Nachdem die Schallplatte auf dem Teller liegt, der übrigens ein Kilogramm mehr Masse als der B 790 erhielt, braucht nur das etwas unförmig geratene Tonarmgehäuse nach links geschwenkt zu werden, und er marschiert los: Der Motor startet, und der Tonabnehmer senkt sich über der Einlaufrille ab. Über großflächige Tasten kann der Arm aber auch an jede bestimmte Plattenposition dirigiert werden, wobei eine kleine Suchlampe behilflich ist.

Damit nicht etwa unbeabsichtigtes Drehen am Armträger die Platte oder die teuere Nadel zerstört, hebt eine sinnige Automatik blitzschnell den Tonabnehmer von der Schallplatte ab, sobald der Arm nur wenige Grad ausgelenkt wird. Der wertvolle HiFi-Spieler braucht also vor auf Entdeckungsjagd gehender Kinderhand nicht mehr verschlossen zu werden.

Die Vorbereitung zum Hörtest

Da sich die wichtigsten Meßwerte beim 795 nur um Marginalien schlechter als die des 790 ergaben (die Gleichlaufschwankungen mit 0,06 Prozent sind über jeden Zweifel erhaben), scheinen die Sparmaßnahmen sich zumindest meßtechnisch kaum auszuwirken. Ob sie sich allerdings klanglich bemerkbar machten, sollte der Hörtest zeigen.

Der B 795 mußte sich am BL-91 des japanischen Plattenspieler- spezialisten Micro und am Thorens TD126 messen. (Der Test von beiden Laufwerken steht in stereoplay 3/1980). Als Abhörlautsprecher dienten die in der Mai-Ausgabe getesteten aktiven Boxen BM6 von Backes & Müller, die über den Agi-Vorverstärker 511 (Test 12/1979) angeschlossen wurden. Die beiden Konkurrenten erhielten den Spitzen-Tonabnehmer P8 ES der Wiener AKG.

Nur geringe klangliche Unterschiede - schwer zu beschreiben

Die klanglichen Unterschiede blieben zwar gering, aber doch hörbar. Beispielsweise standen einzelne Instrumente bei Micro und Thorens, die sich übrigens während des gesamten Hörtests sehr ähnlich gaben, klarer definiert im Raum; besonders dann, wenn die Musik komplex wurde. Baßinstrumente reichten zwar beim Revox genauso tief wie bei den Mitstreitern. Aber dort zeigten sich die Instrumente greifbarer.

Ein Kontrabaß zeigte mehr Kontur, war kompakter, während er beim Testgerät vergrößert erschien. Bei kleinem Kammerorchester schmolzen dagegen die Unterschiede zur Unhörbarkeit zusammen, und auch bei typischer Popmusik taten sich nur bei angestrengtem Hinhören Unterschiede auf. So reproduzierte der B 795 beispielsweise Schlagzeug knackig und präzise.

Aber obertonreiche Instrumente, die von klaren, präsenten Höhen leben, brachte der Revox etwas verschleierter als die beiden Riementriebler. Ein Becken beispielsweise zeigte bei ihnen mehr Metallcharakter, und ein Triangel benahm sich weniger aufdringlich - es blieb schlanker.

Es sind Nuancen von Unterschieden

Freilich blieben die Unterschiede recht gering. Ob der Grund im Direkt-Antrieb des Revox zu suchen ist, in seinem Tonarm oder gar im Tonabnehmer selbst, ober ob in der Summe der unterschiedlichen Konstruktionsmerkmale der drei (in diesem Vergleich benutzten) Laufwerke, sei dahingestellt.

Fest steht, daß der neue B795 ein gelungener Wurf der Schweizer ist, und noch dazu ein preiswerter. Denn einen Tangentialplattenspieler für 950 Mark, das können auch die Japaner nicht bieten.

Gerald O. Dick
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Das fiel auf :

Tastet der Tonarm die Platte tangential ab - so wie sie die Hersteller auch schneiden -, sollten die Fehler sehr gering bleiben. Doch kein Arm ist fehlerfrei, wie das Beispiel Revox wieder zeigt. Aber einen Vorteil haben die Tangentialen in jedem Fall: Einmal ab Werk justiert, kann der HiFi-Freund alle Einstellarbeiten vergessen. Da muß keine Skatingkraft kompensiert und überwacht werden; und auch der Überhang, der bei konventionellen Armen nach jedem Systemwechsel genau justiert werden muß, ist dem Revox gleichgültig.

Dk. ????
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