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Peter Burkowitz (†) und "Die Welt des Klanges"

In der "stereoplay" Ausgabe Mai 1991 beginnt eine Artikelserie von Peter Burkowitz. - Der damalige Chefredakteur Karl Breh kannte sie alle, die Koryphäen der Tontechnik und der "highfidelen" Edelstudiotechnik. Ob es ein Siegfried Linkwitz oder Eberhard Sengpiel war, das waren die unbestech- lichen Geister, die mit dem Gehör jede Legende, jeden Mythos oder jedes virtuelle Wunschdenken und erst recht die verklärte Wahrheit der Erinnerung sofort entlarven konnten.
Das alles steht in den 25 Artikeln "über den Klang".

1991 - DIE WELT DES KLANGS
Musik auf dem Weg vom Künstler zum Hörer (25 von 25)

von Peter K. Burkowitz 1991 bis 1993

Die Historie der Künstler und Gerätebauer

Diejenigen, die den Künstlern und Gerätebauern über viele Jahrzehnte hinweg zum gewinn- oder auch verlustbringenden Einsatz ihrer Talente verholfen haben. Denn man weiß, wie die Weisheiten der Historiker lauten:
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Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht begreifen und die Zukunft nicht gestalten.


Warum soll das nicht auch für die phonographische Wirtschaft gelten, in der man schon so manches Label hat Not leiden oder sogar untergehen sehen, weil an den Signalen der Vergangenheit vorbei geschaut wurde.

Hier etwas Historie über deutsche Erfinder :

Im folgenden will ich nicht bis zu Edison zurückgehen. Seine, Berliners und anderer Beiträge hatte ich schon im ersten Kapitel genügend umrissen. Mit einem Sternchen (*) möchte ich hier Ereignisse und Leistungen hervorheben, über die meines Wissens bisher andernorts wenig oder gar nicht berichtet wurde.

1913

Die eigentlich bedeutenden Schritte hin zu einer professionell ernstzunehmenden Aufnahmepraxis kann man in das Jahr 1913 datieren, als zum erstenmal ein voll besetztes Orchester, die Berliner Philharmoniker unter Arthur Nikisch, Beethovens 5. auf vier doppelseitigen Platten für die Deutsche Grammophon Gesellschaft aufnimmt. Seinerzeit eine Sensation.

1920

1920, zu Weihnachten, führt ein Reichspost-Team unter von Bredow eine erste Radio-Versuchssendung mit Sprache und Musik von Schallplatten durch. Bereits

1922

1922, also drei Jahre vor der weltweiten Ingebrauchnahme, stellen Ingenieure der DGG Wachsaufzeichnungen mit Hilfe eines experimentellen elektromagnetischen Schreibers her.
Die klangliche Güte der Software ist mitentscheidend für eine überzeugende Vorführung. "Audiophile Labels" stehen daher hoch im Kurs.
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1923

1923 baut der Ingenieur Schwarzkopf von der Reichspost anläßlich einer Radio-Instrumentalmusik-Sendung an jedes Instrument eine Telefon-Hörkapsel als Kontakt-Mikrophon und schaltet diese über einen 10-Röhren-Trennverstärker auf die Sendeleitung. Eine visionäre Idee!

1923

1923 richtet von Bredow unter dem Firmenmantel "Berliner Radio-Stunde AG" das erste reguläre Rundfunkstudio ein.

1923

1923 werden in Königswusterhausen, dem Rundfunksender-Standort der Reichspost, akustische Schalldosen in elektrische umgewandelt, indem man die Nadelträger-Armatur von akustischen Dosen abnimmt und statt dessen an den Membranen von Telefon-Hörkapseln befestigt (und diese dann als quasi elektromagnetische Mikrophone auf den Sender schaltet).

1924

1924 führt die Firma "Tegraphon" zusammen mit der "Funk-Stunde AG" mit Hilfe eines neu entwickelten Mehrzellen-Kohlemikrophons die erste Übertragung einer Operettenaufführung aus einem Theater durch.

1924

1924 konstruiert C. Lorenz bei der Firma "Triergon" unter der Bezeichnung "Cathodophon" das erste membranlose Mikrophon nach dem Ionen-Prinzip.

1925 *

1925 verfaßt der Ingenieur Buhre bei der DGG einen Laborbericht über die erfolgreiche Entwicklung eines elektromagnetischen Schreibers, der in der Lage ist, 100 bis 4.500 Hz aufzuzeichnen.

1926 *

1926 ersetzt Hagemann bei der DGG das Graphitieren der Wachsplatten (um sie für die galvanische Behandlung leitend zu machen) durch elektrochemische Versilberung.

1928

1928 führt Pfleumer in Berlin vor Journalisten ein selbstgebautes Tonbandgerät mit Eisenpulver-beschichteten Papierbändern vor.

1928

1928 stellt Georg Neumann das erste zuverlässige, serienmäßig gefertigte Kondensatormikrophon CMV 3 vor.

1930

1930 entwickeln die Physiker Buchmann und Meyer an der Universität Göttingen die Methode, mit Hilfe der "Messung der Lichtbandbreite" den Pegel von Schallplattenaufzeichnungen festzustellen.

1931

1931 verwendet G. Neumann für den Antrieb seiner Platten-Schneidmaschinen erstmals Synchron-Motoren.

1932

1932 konstruiert G. Neumann den ersten elektrodynamischen Schreiber.

1932 *

1932 entsteht auf dem Firmengelände von C. Lindström in Berlin das erste zweckgerichtete Groß-Studio mit Konzertsaal-Akustik.

1933

1933 wird Schüller bei der AEG der ringförmige Magnetkopf für die Tonbandaufzeichnung patentiert.

1934 *

1934 wechselt der Reichsrundfunk unter den Ingenieuren Hoffmann und v. Malotki die bis dahin gebräuchlichen Rundregler in den Mischpulten gegen (lineare) Profil-Regler der Firma Konski & Krüger aus.

1935 *

1935 stellt der Reichsrundfunk seine Pegelzeiger-Instrumente auf die von Hoffmann, von Malotki und Eckmiller zusammen mit Siemens entwickelten Lichtzeiger-Instrumente um.

1935/36

1935/36 konstruieren Severin und A. Schaaf bei Telefunken und Siemens den ersten Leichtgewicht-Tonabnehmer ST6/7 mit eingelöteter und durch eine mechanische Rolle geschützter Saphirspitze.

1936 *

1936 verfassen Duhme und A. Schaaf bei der DGG erstmals eine systematische Klassifikation und quantitative Auswertung von Schallplattengeräuschen.

1936

1936 stellt Tuchel sein neues, selbstreinigendes Messerkontakt- Steckersystem vor.

1936 *

1936 Das erste wirkliche HiFi-Gerät (Kammermusikgerät der Firma Siemens mit separatem Tonabnehmerverstärker und exakter Entzerrung für den ST 6/7, konstruiert von A. Schaaf) erhält auf der Pariser Weltausstellung drei Goldmedaillen.

1937 *

1937 entwickelt Eckmiller den ersten modernen Flachbahnregler mit versenktem Schieber und den ersten koaxialen Breitbandlautsprecher.

1941

1941 (1937 war falsch) wird den Physikern von Braunmühl und Weber beim Reichsrundfunk das für die Verringerung des Bandrauschens entscheidende Verfahren der Hochfrequenz-Vormagnetisierung patentiert.

1942 *

1942 entwickelt Duhme von der DGG zusammen mit Siemens die Vakuum-Versilberung (anstelle der elektrochemischen Versilberung).

1942

1942 führt AEG beim Reichsrundfunk ihr erstes Stereo-Magnetophon ein.

1942

1942 erhält Eduard Rhein ein Patent für das Füllschrift-Verfahren (automatische Steuerung des Rillenabstandes durch die Aufzeichnungs-Amplitude). Dieses Verfahren wird der Öffentlichkeit 1950 vorgestellt. Teldec übernimmt es 1953, und Horst Redlich und W. Schmacks entwickeln es zu industrieller Einsatzreife weiter.

1943 *

1943 nehmen H. Krüger und O. Scheffler erstmalig auf dem AEG-Stereo-Magnetophon in einer regulären Studiositzung im großen Berliner Sendesaal des Reichsrundfunks Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 mit W. Gieseking unter Arthur Rother auf.

1946 *

1946 gründet E. Thienhaus an der Nordwestdeutschen Musik-Akademie (heute Staatliche Hochschule für Musik Westfalen-Lippe) die Tonmeister-Ausbildung mit staatlich anerkanntem Abschluß.

1946

1946 im Mai stellen G. Schöttler und A. Schaaf bei der DGG ihre modulationsabhängige Rillenabstands-Steuerung vor (patentiert 28.12.1948).

1946 *

1946 beginnen Eilers und A. Schaaf bei der DGG mit der Verwendung von Preßmaterialien ohne Füll- und Schleif-Stoffe.

1946 *

1946 Von diesem Jahr an macht die DGG ihre Aufnahmen auf Magnetophonband.

1947

1947 führt Neumann das erste Niere/Kugel-umschaltbare Kondensatormikrophon ein (das legendäre U 47).

1948

1948 beginnt der Autor beim RIAS mit dem Synchronisieren bei Tanzorchester-Aufnahmen (Rhythmus, Bläser, Streicher jeweils mit ihrer optimalen akustischen "Umgebung").

1949

1949 stellt Neumann das erste Kondensatormikrophon vor, dessen Richtcharakteristika vom Stromversorgungsgerät aus fernbedient werden können.

1949/50

1949/50 bringt die AEG professionelle Stereo-Magnetophone an den Markt.(es war das Magnetophon M5)

1950 *

1950 F. Trautwein (bekannt als Erfinder des "Trautoniums") gründet am Robert-Schumann-Konservatorium Düsseldorf eine Fachabteilung für die Ausbildung von Toningenieuren, woraus sich im Zusammenwirken mit der Fachhochschule Düsseldorf und der jetzigen Robert-Schumann-Hochschule der interdisziplinäre Studiengang "Ton und Bild" entwickelt.

1950 *

1950 O.Scheffler, J. Hinkel und von Malotki entwickeln beim RIAS den ersten integrierten Mischpult-Kanalstreifen (Vorverstärker und Regler mit allen sonstigen Kanal-Schaltelementen in einem Einbaustreifen zusammengefaßt).

1950 *

1950 Schlegel entwickelt bei Ortofon in Kopenhagen den gegengekoppelten Schreiber (bedeutender Fortschritt in bezug auf Frequenzgang und -umfang).

1950 *

1950 erste Stereo-Bandaufnahme der DGG für Vergleichstests und testweise Verwendung auf Schallplatten.

1950 *

1950 G. Neumann entwickelt dynamischen Meß-Tonabnehmer für LP-Rillen.

1951 *

1951 Der Autor Peter Burkowitz macht erste Nachhall-Versuche mit Tonband-Iteration (statt Hallraum) bei Aufnahmen mit dem RIAS Tanzorchester.

1952

1952 G. Neumann versieht seine gegengekoppelten Schreiber (Schneiddosen) mit Stichelheizung (glatterer Schnitt in Lackfolien).

1952 *

1952 H. Keilholz stattet die Wiener Staatsoper erfolgreich mit neuartigen, Dekorstilisierten Akustik-Elementen aus.

1953 *

1953 wird in Berlin an der Hochschule der Künste und der Technischen Universität unter maßgeblicher Mitwirkung von H. L. Feldgen (Heute Professor Feldgen) ein interdisziplinärer Hochschul-Studiengang für Tonmeister eingerichtet.

1954

1954 G. Neumann versieht seine Schneidmaschinen mit einem separaten Antrieb für den Rillenvorschub.

1954

1954 nimmt DGG erstmalig ein komplettes Werk der Literatur auf die modernen LPs auf: Goethes Faust.

1955 *

1955 A. Schaaf entwickelt bei Siemens eine Anlage für die elektronische Klangerzeugung von Effekten, komponiert von Carl Orff, für die Tonspuren von "Impulse der Zeit".

1955 *

1955 Horst Redlich und H.-J. Klemp entwickeln in Zusammenarbeit mit der Firma G. Neumann einen gegengekoppelten Zweikomponenten- (Stereo-) Schreiber.

1955/56 *

1955/56 Das Technik-Team der C. Lindström (Electrola) in Köln entwirft und baut das erste hiesige, nur für den Zweck geplante "Workshop"-Studio, mit zerlegbarem, transportablem Mehrkanal-Mischpult, Stereo-Nachhall- Verzögerungsmaschine, elektronischen Sammelschienen (zwecks rückwirkungsfreier Zusammenschaltung vieler Mikrophone) und einem Simulator für die benötigte Fläche auf der Schneidfolie.

1958 *

1958 K. Bertram entwickelt und realisiert bei Telefunken Hannover das erste kommerziell verfügbare Stereo-Mischpult in konsequenter "Summen-und-Differenz-Technik". Nach Umwandlung der Links-rechts-Signale in Summen-Differenz-Signale kann man auf elegante Weise - durch Schwächung der Summe vor der Rückwandlung - das Stereo-Panorama verbreitern oder es - durch Schwächung der Differenz - zur Mitte hin einengen.

(Anmerkung des Autors Peter Burkowitz : Mit diesem Pult getätigte Versuchsaufnahmen ergaben die bisher besterreichbare Stabilität der Lokalisation bei Veränderung der Hör-Position. Da für dieses Ergebnis jedoch bei der Aufstellung von Klangkörper und Mikrophonen streng Rücksicht auf physikalische Gegebenheiten genommen werden mußte, setzte sich das System nicht weithin durch.)

1958

1958 H. Redlich und H.-J. Klemp erweitern die Lichtbandbreiten-Messung für die Anwendung beim Stereo-Schnitt.

1958/59 *

1958/59 errichtet Professor Fouque bei Teldec Berlin mittels einem AEG 1Zoll 8-Spur-Magnetophon den ersten 8-Spur-Arbeitsplatz in Deutschland. (Tom Dowd war damit der erste in den USA Anfang der Fünfziger im Atlantic Studio New York für die Aufnahmen mit Les Paul & Mary Ford.)

1961 *

1961 führen H. Redlich und H.-J. Klemp bei den Originalbändern der Teldec die Aufzeichnung eines Code-Signals ein, das bei der Überspielung auf Lackfolie die Einstellungen für Pegel und Entzerrungen festhält, so daß bei Wiederholungen die ursprünglichen Einstellungen automatisch wieder verwendet werden.

1961 *

1961 stellen M. Fouque und H. Redlich bei Teldec unter der Bezeichnung "Magic Dimension" ein Aufnahme-Verfahren vor, bei dem die natürlichen Akustik-Vorgänge durch dosierte Links-rechts-Vertauschungen und -Verzögerungen simuliert werden.

1961 *

1961 Söding stellt bei DGG die erste experimentelle Entwicklung einer Bildplatte (Video Disc) vor.

1962 *

1962 Immelmann entwickelt bei DGG ein vollautomatisches elektronisches Platten-Prüfsystem.

1962

1962 entwickeln Redlich und Klemp die Helium-Kühlung für Stereo-Schreiber (zur Vermeidung von Überhitzung bei Leistungsspitzen).

1964

1964 stellen die Herren Horst Redlich und Klemp bei Teldec den ersten "Tracing Simulator" vor : (fügt dem in die Folie zu schneidenden Signal Anteile hinzu, durch die der Rillenverlauf eine Form erhält, als wenn der Schneidstichel eine kugelig gerundete Spitze gehabt hätte - so, wie der Abtaster sie notwendigerweise haben muß. Dadurch werden die Abtastverzerrungen stark vermindert, die sonst durch den geometrischen Unterschied zwischen Schneidstichel und Abtastspitze entstehen).

1964 *

1964 erhält der Autor ein Patent für die Schaltung von Kompressoren und Limmitern, wodurch bewirkt wird, daß die Dauer der Rückkehrzeit (zum Verstärkungsgrad im Ruhezustand) von Pegel und Tonhöhen [des durchlaufenden Ton-Programms gesteuert wird (bringt deutliche Verminderung von "Pump"-Effekten und anderen Kompressortypischen Störungen).

1964 *

1964 stellt A. Schaaf bei Siemens das erste elektronische Studio für professionellen Einsatz vor, bei dem alle Klangparameter auf digitaler Ebene gesteuert werden.

1969 *

1969 verfaßt C. Olms bei PolyGram die Prinzipien und Lösungsmöglichkeiten für die automatische Wiederholung von Arbeitsabläufen am Mischpult.

1971

1971 bringt Knick das erste Pegelanzeigegerät mit LEDs heraus.

1971 *

1971 verfaßt Struve bei Siemens ein Dokument über den Einfluß raumakustischer Daten auf die Hörsamkeit innerhalb des Klangkörpers und beider Einfluß auf den künstlerischen Ausdruck.

1972

1972 Die Klassik-Teams von DGG, Philips und Decca (PolyGram) werden planmäßig mit 8-, bald darauf mit 16-Spur-Maschinen ausgestattet.
(Philips hatte die DGG von Siemens abgekauft - wann war das ?)

1973

1972/73 G. Dickopp und H. Redlich entwickeln als Gemeinschaftsprojekt von Telefunken, Teldec und Decca London das (elektromechanische) TED-Bildplattensystem. (Anmerkung : Erstens wurde es bereits 1969 angefangen und später in 1975 wurde es ein teurer Flop).

1977 *

1977 L. Schmidt und Gorski realisieren bei PolyGram das erste automatisierte Abmischsystem mit Zwischenspur-Datenauf-zeichnung und Echtzeit- Datenerneuerung.

1977

1977 Decca in London baut sich selbst digitale Tonbandmaschinen.

1978 *

1978 Polygram rüstet Klassik-Teams mit marktgängigen Digitalmaschinen aus, darunter erste 32-Spur-Anlagen.

1979/1980

1979/1980 PolyGram entwickelt die zum CD-System gehörende Technologie der Plattenherstellung unter Ausnutzung interner, bis 1961 zurückreichender Erfahrungen mit optischer Plattenaufzeichnung im Laborversuch.

1980

1980 K. Weiland und H. Redlich entwickeln eine (elektromechanisch digitale) Tonplatte (System TED) für PCM (Puls-Code Modulation) unter der Bezeichnung MD (Mini Disc).

1981

1981 Im August diesen Jahres läuft in Hannover die CD-Großserienfertigung an.

1982

1982 stellt H. Redlich die DMM-Technik vor (Direct Metal Mastering - unmittelbare Herstellung der "Mutter" durch Direktschnitt auf Metallplatte ohne Umweg über Lackfolie, Galvanik und "Vater").

1986

1986 Dipl.-Ing. Horst Redlich und Dipl.-Phys. Günter Joschko entwickeln das DMM-Verfahren für den Direktschnitt von CD-Mastern.

AUSBLICK

Mit dem Erscheinen der CD, das den bisher markantesten Wandel in der Geschichte der Schallplattentechnik - nicht in der Aufnahmepraxis(!) - signalisiert, will ich diesen Bericht abschließen.

Die Zukunft aus der Sicht von 1992

Die Entwicklung wird natürlich weitergehen. Gespannt kann man beispielsweise sein, wann die Speicherdichte auf feststehenden Trägern so groß sein wird, daß man für das Aufbewahren von Musik keine beweglichen Teile mehr braucht.

Gigabytes auf "Flashcards"

Heute schon gibt es für kleine tragbare Computer (Laptops oder Notebooks) die "Flashcards", statische Speicher mit einer Kapazität immerhin schon im Megabyte-Bereich. Da scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die für "Musikregistrierung" erforderlichen Gigabyte auch drauf gehen.

Viele Namen fehlen hier noch - Nachsicht bitte

Und, das darf ich nicht vergessen: Die Aufzählung der Daten ist natürlich auch nicht vollständig. Wollte man allen Taten und ihren Urhebern gerecht werden, dürfte weder eine Zeitschrift noch ein Buch reichen. Ich muß daher alle diejenigen um Nachsicht bitten, die hier nicht erwähnt sind oder von denen ich schlicht nichts gewußt habe. Auch wenn man sich für die Sache noch so sehr interessiert und engagiert, man kann ja nicht alles wissen oder behalten.

Um die Zukunft noch schnell zu Ende zu spinnen:

Wenn keine bewegten Teile mehr vonnöten sind, könnte auch der Tag kommen, von dem ab "Schallprogramme" für die käufliche Weitergabe an den Kunden keines materiellen Trägers mehr bedürfen.

Ein kleiner Großspeicher in der Heimanlage könnte per (zu bezahlender) Kabel- oder Satelliten-Zulieferung alles vereinnahmen, was der Hörer zu besitzen wünscht.

Was bliebe "von uns" übrig ?

Von der Musik-"industrie" bliebe dann das übrig, was sie im Kern immer war: Künstler, Studios und Produktionsteams, plus schlagkräftige Verlags- und Vertriebsaktivität.

"Wie beruhigend, daß alles, was mit den Tönen selber zu tun hat, heutzutage vom Trägertechnologischen unberührt bleibt. Denn den Tönen ist es schließlich egal, wie sie zum Hörer kommen. Hauptsache, sie gefallen ihm!

Die Fähigkeiten des Mediums CD

Und inzwischen sind es nicht nur Töne, die um die Gunst des Kunden wetteifern. Die Fähigkeiten des Mediums CD (und aller seiner Nachfolger) gehen weit über den hörbaren Schall hinaus.

Als "Digital-Informationsträger" kann er im Rahmen seiner Kapazität alles speichern, was in digitaler Form darstellbar ist: Texte, Zeichnungen, Landkarten, Bilder, Zahlenkolonnen, Tabellen, Formeln, Computer-Programme und -Anwendungen. Kurz, alles, das auch ein sogenannter "Massenspeicher" der Computerwelt festhalten kann. Deshalb werden diese letzteren ja auch schon in Anlagen zur professionellen Ton-Speicherung und -Bearbeitung verwendet.

Damit schließt sich der Kreis,

und wir haben bereits jetzt, und künftig, nur noch ein Verfahren und Medium für die Aufzeichnung und Aufbewahrung von "Information" nötig.

Womit auch der Terminus "Information" seinen etwas strengen Hautgout verlieren wird, der sich bisher immer verbreitete, wenn Theoretiker ihn auf die Musik anwendeten. So folgt der übergeordneten Technologie eben auch der übergeordnete Begriff. Ein seltener Fall von Logik und Konsequenz, der es aber bis zur völligen Einbürgerung nicht leichter haben dürfte als mancher andere Einwanderer.

RÜCKBLICK (aus dem jahr 1993)

In der Regel folgt der Wiedererweckung von Erinnerungen neue Einsicht. Etwa in der Art: "Hättest du mit dem, was du heute weißt, damals ... "

Besonders in so schnellebigen Fächern wie der Tontechnik und der Datenverarbeitung scheint allein schon das Wissen um den schnellen Wandel diesen noch zusätzlich zu beflügeln.

Schließlich will ja niemand hinterherhinken. Und so sind hier wie kaum sonstwo Gelassenheit und Abstand gefragt, um - wie es so schön pädagogisch heißt - "das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren".

Das Ziel, welches da heißt: die Musik vom Künstler zum Hörer zu bringen.

Daß dies der eigentliche Auftrag des Aufnahmegeschäfts ist, kann in dem dichten Gestrüpp von Leitungen, Knöpfen, Schiebern, Kurven, Formularen, Theorien, Thesen und Kostenkalkulationen nur allzu leicht übersehen werden. In der Tat ist das Balancieren zwischen Versuchung und "Auftragstreue" ein besonderer Reiz in der "Welt des Klangs".

Nur eben ein bißchen anders.

Sie sehen, was nach außen hin an der Beschäftigung mit dem "Kunstbetrieb" so leichtfüßig und seelenerheiternd aussieht, ist doch nach innen ganz schön "normal". Wie in den meisten ernsthaften Berufen. Nur eben ein bißchen anders.

Peter K. Burkowitz - Anfang 1993

Ein Blick auf die LITERATUR

Für diejenigen Leser, die zu dem einen oder anderen Gebiet an weiteren Einzelheiten interessiert sind, nenne ich nachfolgend einige lohnende Literatur.

Was bedeuten die Buchstaben ?
INDIZES:

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  • A: Von Künstlern und über Künstler
  • B: Geräte-Technik
  • C: Theorie
  • D: Berufskundliches
  • E: Meinungen
  • F: Historisches

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1. B/F

Prof. e.h. Walter Bruch, "Von der Tonwalze zur Bildplatte" - Sonderdruck aus der Funkschau, Franzis-Verlag, München 1977/79

2. B/F

Oliver Read, Walter L. Welch; "From Tin Foil To Stereo"
Howard W Sams & Co.,Inc., Indianapolis / New York 1955

3. F

Gurt Riess, "Knaurs Weltgeschichte der Schallplatte" Droemer / Knaur, Zürich 1966

4. A/F

Roland Gelatt, "The Fabulous Phonograph" J. B. Lippincott, Philadelphia 1954

5. A/F

"The Gramophone Jubilee Book", General Gramophone Publications Ltd., London 1973

6. A

George Martin, "All You Need Is Ears", Macmillan, London 1979

7. A

John Culshaw, "Ring Resounding", Secker & Warburg, London 1967

8. A

Walter Legge, Elisabeth Schwarzkopf; "Gehörtes -Ungehörtes, Memoiren" Noack/Hübner-Verlag, München 1982

9. B/F

"The Phonograph And Sound Recording After One-Hundred Years" Centennial Issue, Journal of the Audio Engineering Society, Nr. 10/11, New York 1977

10. A

Walter Michael Berten, "Musik und Mikrophon" L. Schwann, Düsseldorf 1951

11. B/C

Howard M. Tremaine, "Audio Cyclopedia" Howard W. Sams & Co., Inc., The Bobbs-Merrill Co., Inc., Second Edition, Indianapolis 1973

12. B/C

Glen Ballou, "Handbook for Sound-Engineers", The New Audio-Cyclopedia, Second Edition 1991, Sams, Carmel, Indiana 46032

13. B/C

Karl Breh, Arndt Klingelnberg, G. Mania, "Grundlagen der HiFi-Technik", über 40 Artikel - Sonderausgabe der Vereinigte Motor-Verlage GmbH & Co. KG., Stuttgart

14. B/C

Johannes Webers, "Tonstudio-Technik", 5. Auflage, Franzis-Verlag, München 1985

15. D

P. K. Burkowitz, "Der Tonmeister in der Berufswelt", 13. Tonmeister-Tagung, München 1984, Bildungswerk des VDT, Wallen-steinstr. 121, 8500 Nürnberg 80
"Zum Berufsbild des Tonmeisters", Festvortrag zum 40 jährigen Bestehen der Tonmeister-Ausbildung in Detmold 1986, veröffentlicht in den "Tonmeister- Informationen" des VDT, Heft Jan.-Febr. 1988

16. D

"Blätter zur Berufskunde", 3-XI A 01 Tonmeister(in) und 3-XI A 02 Toningenieur(in) 2-IIJ 22 Bildtechniker(in), Tontechniker(in) beim Rundfunk - Bundesanstalt für Arbeit, c/o Bertelsmann Verlag KG, Pf 1020, 4800 Bielefeld 1

17. B/C

A. D. Blumlein, "Improvements in and relating to Sound-Transmission, Sound-Recording and Sound-Reproducing Systems", British Patent No.: 394325 v. 14. 12.1931

18. C

"Disk Recording", Vol. 1 and 2, An Anthology from the Pages of the Journal of the Audio Engineering Society, Vol. 1-28(1953-1980), AESPublicationOff., 60E, 42nd Str., N.Y 10165

19. E

"Compact Disc Digital Audio Symposium, Okt. 1984", Hochschule für Musik und Theater, Emmichplatz 1, 3000 Hannover 1

20. B/C

"Radiotron Designers Handbook (RCA)" Iliffe & Sons, Ltd., Dorset House, Stamford Str., London SEI

21. A

Herbert v. Karajan, "Die Probe" und "Techn. Musikwiedergabe", in: Franz Endler, "Karajan-Biographie"

22. C

John Eargle, "Handbook of Recording Engineering", 2nd edition, Van Nostrand Reinhold, 115 5th Ave., N.Y. 10003.

23. A, E, F

J. Viedebantt, Bibliographie "Schallplatte" - Interne Drucksache des Verbandes der Phonographischen "Wirtschaft. Titel aus der Zeit von 1939 bis 1971.

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