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März 2011 - Der High Power Stereo DUAL CH1000 Turm oder ...
wie man einen guten Namen in Grund und Boden rammt.

Es ist ja bekannt, daß auch die Urfirma DUAL das Kräftemessen mit den Japanern nicht überlebt hatte und daß die originäre Firma Dual Gebr. Steidinger 1982 Konkurs anmelden mußte.

Danach wurde der Firmenname DUAL an diverse Konzerne verkauft oder vermietet oder verliehen oder verhökert .... Es gab also die Thomson- Zeit, die Schneider- Zeit, die Karstadt- Zeit und noch ne Zeit ?.

Und während einer dieser Nachfolgeepisoden kam ein DUAL Turm mit der Bezeichnung CH1000 auf den Markt. Der Turm sollte die unglaubliche Leistung von 1.000 Watt an die Lautsprecher bringen. Das ist natürlich völliger Blödsinn und Unsinn und typisch für die "Ich bin doch ziemlich blöd" Zeit.

Für einen symbolischen Euro konnte ich im Feb 2011 nicht nein sagen und dann habe ich diesen Turm geholt und auch gleich zerlegt. Alleine der traurige Plattenspieler ganz oben drauf hat mir signalisiert, diesen Turm können wir nicht brauchen.

Man kann dann hinten einen Deckel abschrauben - wie damals bei Omas alten Fernsehern und einem erstarrt der Blick. Das sind gar keine Einzelkomponenten, es ist eine Plastik-Fassade wie in den Filmstudios von Babelsberg oder eher Hollywood.

Und sogleich sticht ein zwar riesiger aber dennoch billiger 430 Watt Trafo ins Auge und ein blanker riesiger Kühlkörper billigster Bauart. Hinter dem Kühlkörper lugt eine Pertinax Platine (kein Epoxy) mit der Netzteil-Elektronik hervor. Aber sehen Sie selbst:
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Der eigentliche 1000 Watt Verstärker ist ein Hybrid STK 4241V

vermutlich etwa 400 Watt

Ursprünglich wurde dieses Endstufen-Modul von Sanyo entwickelt und vielleicht auch eine Zeit lang produziert. Dieser hier ist nicht von Sanyo, er hat überhaupt keinen Hersteller- Namen.

Laut Datenblatt soll solch ein Modul 2 x 120 Watt Sinus "leisten" können von 20-20.000Hz mit K3 von unter 0,4% - bei 1 Watt sogar unter 0,08%.

Doch zu jeder Leistungangabe gehören immer die Spannung und der Strom und die Last als solche in Ohm angegeben. Hier ist das eine Fehlanzeige oder ich habe nicht lange genug gesucht. Darum vermute ich mal, daß die Nenn-Leistung nur bei 4 Ohm Last abgegeben wird.

Ein detailierter Blick auf den Verstärker

Die Erfahrungen aus alter Zeit sagen, ein Spitzenklasse Hifi-Verstärker mit einer 2 x 50 Watt Sinus Endstufe sollte Kondensatoren mit etwa 5.000 uF für die Versorgungsspannung zur Verfügung stellen, um mit diesen Reserven eine angemessene Impulsleistung zu liefern. Das bedeutet, der Verstärker könnte reale (Musik-) Impulsspitzen von +25% bis +33% seiner Nennleistung abgeben.

Bei 120 Watt Sinus wären das dann etwa 12.000uF bei 60 bis 80 Volt Versorgungsspannung. Dieses Teil hat nur 6.800 uF und das reicht nicht für richtige Musikleistung, schon gar nicht für 1.000 Watt. Beim näheren Betrachten kommt man zu dem Schluß, dieser Endverstärker- Netzteil- "Einschub" war mal für viel kleinere Leistungen konzipiert und wurde einfach nur "aufgebohrt". Der Kühlkörper ist für die Mechanik viel zu groß.

Es kommt alles aus China

Schaut man von hinten in diesen Drahtverhau, wird man an die ersten Bastelversuche von vor 45 Jahren erinnert. Natürlich sind einige professionelle Ansätze zu erkennen und auch einige sonst gut gemachte Konzepte an ein paar Stellen zu erblicken, doch im Großen und Ganzen ist es unterste Qualität mit dem Anspruch auf Hifi Qualität.

Der gesamte Bedienteil scheint aus einem Modul-System eines chinesischen OEM Lieferanten zusammen gesetzt zu sein.

Die Bestückung der Bauteile auf den Platinen ist auf dem Japan Niveau von 1970, das war in den 80ern schon lange nicht mehr zeitgemäß.

Das Netzteil erzeugt 3 Spannungen

Auf der Netzteil-Endstufen-Platine werden mit 3 Gleichrichtern 3 Spannungen für den Turm erzeugt. Das ist eigentlich recht komfortabel. Doch der Gleichrichter für die Endstufe kann niemals 100 Watt liefern. Der Trafo ist mit 435 Watt Netzaufnahme angegeben. Er könnte sekundärseitig etwa 380 Watt liefern. Die Spannungen sind mit 6 oder mehr Sicherungen abgesichert.

Ein 20 Watt Hilfstransformator hängt dauernd am Netz und liefert die (Standby-) Bereitschaftsspannungen zur Ferneinschaltung. Die Huckepack-Versorgungspaltine war gerissen und wurde bereits geklebt.

Im Ganzen ist es eine recht unglückliche Konstruktion, bei der einiges nachgeflickt wurde.

Die Lautsprecherklemmen sind die wirklich unterste Qualitätsstufe, wobei dort die meisten Verluste durch Übergangswiderstände zu vermuten sind. Aber das werden wir noch nachmessen.

Der Plattenspieler oben hatte gelitten

Was immer das für ein Modell war, es war extrem billig. Und auch nur dort stand "Made in Germany" drauf.

Da die Filz- oder Gummi- Plattenauflage auf dem billigen und leichten Plastikteller fehlte, werden wir das Teil sowieso gleich entsorgen.

Ein Highlight, der Lautstärkesteller

Auf der kleinen "Regler ?"-platine war außer dem Stereopotentiometer auch der Kopfhörerausgang samt zugehörigem Verstärkerchip untergebracht. Zwei Trimmpotis ermöglichen, die Balance des Kopfhörer-Ausgangs zu korrigieren. So etwas findet man nur in hochwertigen Anlagen oder aber der Rest der Potis unterliegt dermaßen großen Streuungen, das es zwingend erforderlich war.
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Die Qualität des Rests der Frontelemente

Den Tunerteil werden wir nicht mehr in Betrieb nehmen, das Doppelkassettenlaufwerk auch nicht. Also mal sehen, ob die Endstufe alleine mit dem Vorverstärker noch funktioniert.

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