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Das ESR - Messgerät "ESR 1" von ELV - vom November 2008

Prüft Elkos im eingebautem Zustand - Stand: Nov. 2008

Dieser kleine nützliche Helfer erleichtert die Fehlersuche in modernen elektrischen Geräten, wie z.B. Fernsehgeräten, Monitoren, Videorecorder usw.

Das Messgerät ermittelt den Ersatz-Serienwiderstand (ESR) eines Elektrolyt-Kondensators (kurz: Elko) - dies sogar im eingebauten Zustand. Der ESR gibt z.B. Aufschluss über den Alterungszustand bzw. die „Qualität” eines Elkos.
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Elkos prüfen speziell in Schaltnetzteilen

Speziell in Schaltnetzteilen altern Elkos, bedingt durch die hohe Schaltfrequenz bzw. hohe Arbeitstemperaturen, schneller als „normal”. Steigt der ESR eines zur Spannungssiebung eingesetzten Kondensators über einen bestimmten Wert an, kann unter Umständen die Funktion des Schaltnetzteiles gestört werden. Selbstverständlich kann das ESR 1 auch zur Messung von ohmschen Widerständen im angegebenen Messbereich verwendet werden.
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Altern im Zeitraffer

Die meisten elektronischen Bauteile, wie z. B. Halbleiter oder Widerstände, haben im allgemeinen eine fast unbegrenzte Lebensdauer, vorausgesetzt, sie werden nicht überlastet und in der vorgesehenen Arbeitsumgebung betrieben.

Es gibt jedoch eine Ausnahme - den Elektrolyt-Kondensator (kurz: Elko genannt). Wird ein Elko mit der maximal zulässigen Betriebstemperatur eingesetzt (meist 85° oder 105°), beträgt die durchschnittliche Lebensdauer 1.000 bis 3.000 Betriebsstunden.

Allein schon die Lagerung bewirkt einen stetigen Kapazitätsverlust, sodass nach ca. 10 Jahren Lagerzeit ein Elko nicht mehr verwendet werden sollte.

  • Anmerkung : Das hat sich in den letzten 20 Jahren ab 2000 deutlich geändert. Die Mixturen der Elktrolyte sind chemisch veredelt und verbessert worden.

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Die Lebensdauer eines Elkos - Stand: November 2008

Einer der wesentlichen Gründe hierfür ist, dass das füssige Elektrolyt im Inneren des Elkos mit der Zeit austrocknet (verdunstet) und die Kapazität sich somit verringert. Maßgeblich entscheidend für den Austrocknungsprozess ist die Betriebstemperatur, die von der Umgebungstemperatur und der vom Elko selbst erzeugten Wärme bestimmt wird. Eine Faustformel besagt, dass eine Temperaturerhöhung um 10 K die Lebensdauer eines Elkos halbiert.
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Was ist tolerierbar ?

Wird ein Elko zur Spannungsstabilisierung in einem herkömmlichen Netzteil eingesetzt, ist z. B. eine Kapazitätsverringerung von 4.700uF auf 3.300uF üblicherweise noch tolerierbar.

Anders sieht die Sache bei modernen Schaltnetzteilen aus. Hier werden die eingesetzten Elkos extremen Belastungen ausgesetzt. Durch die relativ hohe Schaltfrequenz und die hohen, zum Teil rechteck-förmigen Impulsströme erwärmen sich die Elkos, wodurch die Lebensdauer rapide absinkt. Nicht umsonst sind Netzteile in Computern eine der häufgsten Ausfallursachen. Solche Schaltnetzteile finden zunehmend aber auch Einzug in moderne Consumergeräte.

Hierbei ist ein Trend zu beobachten, dass viele dieser elektronischen Geräte wie z. B. Fernseher, Videorecorder, Monitoren usw. heute schon nach relativ kurzer Zeit ausfallen. Als Fehlerursache stellt sich oft ein defekter Elko im Schaltnetzteil heraus.
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Kapazität ok, Innenwiderstand nicht ok .....

Misst man solche Elkos mit einem Kapazitätsmesser nach, stellt man erstaunt fest, dass diese nur unwesentlich an Kapazität verloren haben. Warum ist das Gerät bzw. das Schaltnetzteil dann aber ausgefallen?

Hier kommt der Innenwiderstand des Kondensators ins Spiel, der auch ESR (Equivalent Series Resistance) genannt wird. Dieser Widerstand stellt vielmehr die Summe aller seriellen Verluste eines Kondensator dar.

Der Innenwiderstand steht auch in direktem Zusammenhang mit dem Alterungszustand des Elkos, er nimmt mit dem Alter des Elkos zu. Bei hohen Frequenzen wirkt der ESR zusammen mit der Kapazität wie ein Tiefpass und setzt so die Wirkung der realen Kapazität deutlich
herab.

Dies hat zur Folge, dass, wie schon erwähnt, ein Schaltnetzteil z. B. nicht mehr einwandfrei arbeitet. Dies äußert sich dann z. B. so, dass das Gerät nur kurz scheinbar einwandfrei arbeitet, aber bald einfach bis auf die Standby-Funktion abschaltet.
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Es gibt hochwertige Low-ESR-Elkos - die sind nur etwas teurer

Um dieses Problem zu umgehen, setzen die Hersteller sogenannte Low-ESR-Elkos ein, die einen extrem geringen Innenwiderstand aufweisen und speziell für hohe Temperaturen ausgelegt sind.

Solche Elkos sind meist am Aufdruck „105°C” erkennbar - ein Standard-Elko ist nur für Temperaturen bis 85°C geeignet. Aber auch solche Low-ESR-Typen sind nicht vom Alterungsprozess ausgeschlossen.

Oft werden aber aus finanziellen Gründen vorwiegend bei billigen Geräten einfach „normale” Elkos eingebaut, mit den beschriebenen Folgen.
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Den ESR einfach messen

Mit dem hier vorgestellten ESR-Mess-gerät kann der Innenwiderstand (ESR) eines Elkos in der Schaltung gemessen werden, ohne diesen auslöten zu müssen. Hierdurch wird das lästige und zeitraubende Auslöten mit dem anschließenden Messen der Kapazität vermieden.

Zudem ist in solchen Fällen, wie bereits gesagt, der ESR aussagekräftiger als die mit einem Kapazitätsmessgerät gemessene Kapazität.
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Die theoretischen Grundlagen der ESR-Messung

Bild 1: Das Wechselspannungs-Ersatz-schaltbild des Kondensators verdeutlicht den Begriff ESR (Equivalent Series Resistance).

Bevor es nun an die Schaltungsbeschreibung des „ESR 1” geht, widmen wir uns kurz den theoretischen Grundlagen der ESR-Messung.

Jeder Kondensator ist durch seine Bauart verlustbehaftet, dies betrifft vor allem die Elektrolyt-Kondensatoren. Zur besseren Veranschaulichung ist in der Abbildung 1 das Ersatzschaltbild eines mit Wechselspannung betriebenen Kondensators dargestellt.

Die parasitären Komponenten sind wie folgt gekennzeichnet:

RESR = Serienverlustwiderstand RP = Isolationswiderstand (hervorgerufen durch den Leckstrom des Dielektrikums) LS = Serieninduktivität der Anschlussdrähte und der Elektroden

Der ESR (RESR) setzt sich aus den Widerständen zusammen, die durch die Anschlussdrähte, den Übergang zu den Elektroden und dem Widerstand des Dielektrikums entstehen. Dieser ESR ist eine Wechselspannungsgröße, die nicht mit einem normalen Multimeter gemessen werden kann. Um ein geeignetes Messverfahren zu fnden, soll für die weitere Betrachtung nur der RESR interessant sein.
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Die Messung

Legt man eine Wechselspannung an den Kondensator, ergibt sich zwischen den Spannungen am „ESR” und am „C” eine Phasenverschiebung von 90°. Der Scheinwiderstand (Z) des Kondensators (ohne Berücksichtigung von Ls und Rp) setzt sich aus den beiden Komponenten Blindwiderstand (Xc) und dem ESR zusammen, die in folgender Formel defniert sind:
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Bild 2: Das Zeigerdiagramm verdeutlicht die Zusammenhänge zwischen ESR, Schein- und Blindwiderstand.

Die Formel lässt sich grafsch mit Hilfe eines Zeigerdiagramms darstellen, dass dann folgendermaßen aussieht :

Wenn es uns gelingt, den Blindwiderstand des Kondensators so weit zu verkleinern, dass dieser ungefähr Null ist, könnten wir die Formel ganz einfach nach ESR aufösen. Die veränderbaren Parameter für Xc sind zum einen die Frequenz und zum anderen die Kapazität. Die Kapazität wird ja durch den Prüfing vorgegeben, somit bleibt nur noch die Frequenz übrig. D. h., wenn wir die Messfrequenz hoch genug wählen, tendiert Xc gegen Null, wie das folgende Beispiel beweist:


Durch diese Erkenntnis können wir die Formel für den Scheinwiderstand Z nach ESR aufösen, die dann folgendermaßen aussieht :
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Mit einem AC-Widerstandsmessgerät, das mit einer relativ hohen Frequenz (in unserem Fall mit 60 kHz) arbeitet, können wir also den ESR eines Kondensators bestimmen.
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Zwei verschiedene Messverfahren

Bild 4: Das gewählte Messverfahren unseres ESR-Messgerätes

Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Messverfahren für solche „Ohmmeter”: Man misst mit konstantem Strom oder mit einer konstanten Spannung. Wir haben uns für die Variante mit einer konstanten Spannung entschieden. Das Messprinzip ist in Abbildung 4 dargestellt.

Da die Spannung und der Vorwiderstand bekannt sind, ergibt sich aus der gemessenen Wechselspannung über den Kondensator der Wert für den ESR.

Der Nachteil dieser Schaltung soll allerdings nicht verschwiegen werden: Es gibt keinen linearen Verlauf zwischen dem ESR und der gemessenen Spannung. Wollte man hiermit Widerstände in einem großen Bereich messen, ist das Messverfahren mit einem konstanten Strom vorzuziehen, wie es bei den meisten Ohmmetern der Fall ist.

Da wir aber nur einen kleinen Teil dieser Kennlinie nutzen, und zwar den von 0 bis 20 Ohm, sind die Abweichungen nicht allzu groß. Es soll ja auch kein hoch genaues ESR-Messgerät entstehen, sondern eine preisgünstige und einfach aufzubauende Schaltung, mit der man defekte Elkos aufspüren kann. Zudem ist die Interpretation des gemessenen ESR-Wertes reine Erfahrungssache, da man vorwiegend Vergleiche mit neuen Elkos vornehmen sollte.
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Abgleich und Bedienung

Die mess-Strippen
ein 8 Ohm 1% Widerstand

Vorweg hier ein paar wichtige Hinweise, die für ein einwandfreies Funktionieren des Messgerätes notwendig sind:

Um die induktive Beeinflussung des Messergebnisses durch die Prüfeitungen zu minimieren, sind die beiden Leitungen in Abständen von ca. 10cm mit etwas Klebeband miteinander zu verbinden (siehe Abbildung 6).

Die 4mm-Stecker der Prüfeitungen sollten sehr stramm in den Buchsen am Messgerät sitzen. Eventuell sind die Kontakte des Steckers etwas auseinander zu biegen, denn nur bei festem Sitz ist ein guter Kontakt gewährleistet, der Fehlmessungen verhindert.

Vor der ersten Inbetriebnahme ist ein Abgleich notwendig, der jedoch nur einmalig durchzuführen ist (bei höheren Anforderungen ist er vielleicht einmal jährlich zu wiederholen). Zum Abgleich sind keine speziellen Messgeräte erforderlich, lediglich ein 8 oder 10 Ohm-Widerstand mit einer Toleranz <1% wird benötigt.

Nach dem Einschalten des Messgerätes hält man beide Prüfspitzen der Messleitungen zusammen, und gleicht die Anzeige mit dem Trimmer R6 genau auf „0,00” ab. Eine Abweichung von bis zu ±5 Digits ist noch tolerierbar.

Als nächstes kontaktiert man den 8 oder 10 Ohm-Widerstand zwischen den beiden Prüfspitzen. Mit dem Trimmer R23 (Skala) wird die Anzeige jetzt auf „10,00” eingestellt. Damit ist der Abgleich beendet und das Gerät betriebsbereit.
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Ganz wichtig beim Messen

Bei der Messung in elektrischen Geräten ist unbedingt darauf zu achten, dass diese nicht eingeschaltet bzw. vom Netz getrennt sind.

Es gibt keine generelle Aussage darüber, ab welchem ESR ein Elko defekt ist oder nicht. Hier zählen Erfahrungswerte und Vergleiche mit neuen, intakten Elkos. Zeigt ein gemessener Elko einen Wert von unter 1 O an, ist dieser auf jeden Fall als „OK” einzustufen. Ein ESR von über 10 Ohm ist für einen Elko nicht ungewöhnlich, aber für einen Einsatz in einem Schaltnetzteil ist dieser Elko nicht zu gebrauchen.

Grundsätzlich gilt:
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  • - Je höher die Spannungsfestigkeit eines Elkos, desto größer ist auch sein ESR, dies betrifft vor allem Elkos im Bereich von 1 uF bis 47 uF.
  • - Je größer die Kapazität, um so kleiner ist der ESR.
  • - Elkos größer 100 µF sollten auf jeden Fall einen ESR unter 1 Ohm aufweisen.
  • - Ein ESR mit mehr als 20 Ohm deutet sicher auf einen defekten Elko hin.

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In der folgenden Tabelle sind einige vom ELV-Labor gemessene Werte für verschiedene Elkos dargestellt.
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Achtung Glosse : Noch viel "grundsätzlicher" gilt :

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Siehst Du leichten Rauch aufsteigen, wird der Fehler sich bald zeigen.
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Die Tabelle mit benutzbaren "Erfahrungswerten" :

  25 V 63 V 100 V 350 V
1 µF     3,86 Ohm  
2,2 µF     2,76 Ohm  
4,7 µF 1,68 Ohm 1,25 Ohm   2,37 Ohm
10 µF 0,9 Ohm 1,46 Ohm   2,94 Ohm
22 µF 0,74 Ohm0,95 Ohm      
47 µF 1,1 Ohm 0,4 Ohm    
100 µF 0,12 Ohm 0,47 O 0,12 Ohm  
220 µF 0,23 Ohm 0,16 O 0,1 Ohm  
470 µF 0,36 Ohm 0,4 Ohm    
1000 µF 0,01 Ohm 0,01 Ohm    
2200 µF 0,01 Ohm 0,01 Ohm    

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Zur obigen Tabelle der Kommentar

Diese Werte sind natürlich nicht verbindlich, aber sie können als Anhaltspunkte dienen. Durch die verschiedenen Hersteller der Elkos ergibt sich beim Test keine erkennbare Struktur.

Auch sollte berücksichtigt werden, dass die Umgebungstemperatur einen nicht unerheblichen Einfuss auf den ESR hat.

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass mit dem „ESR 1” natürlich auch rein ohmsche Widerstände gemessen werden können, und zwar ebenfalls im eingebauten Zustand!

Die Messspannung von 250 mVss ist so klein, dass z. B. parallelliegende Halbleiter in der Schaltung nicht leitend werden (die Spannung müsste 0,6V übersteigen) und so das Ergebnis nicht beeinfussen. Eine Ausnahme bilden hier sehr niederohmige Induktivitäten, die das Messergebnis verfälschen können.
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Der Text stammt aus dem Heftchen zu dem Gerät aus 2008, wobei die Montage komplett ausgelassen wurde.
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