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"Braun HiFi" - Ursprung einer Designkultur - April 2008
Eine Ausstellung über Einmaliges und bereits Vergangenes.

April 2008 - Machen wir doch mal eine Ausstellung über historisches Braun-Hifi, der Vorschlag kam vom Frankfurter Michael Bechtold. Das klingt einfach und ist doch so kompliziert. Wer macht was für wen und wer stellt wo und wie und was aus, das sind die Fragen.

So hatte sich ein fast 20 köpfiges Gremium (Und wenn du nicht mehr weiter weißt, dann machst du einen Arbeitskreis.) intensiv Gedanken gemacht, wofür steht der Name Braun in Deutschland und in der Welt und wo sind die Wurzeln zu einem Synonym für Braun.

Auch wenn "fast Jeder?" jeden Morgen einen Braun Rasierer in der Hand hält, Braun steht letztendlich für edle Qualität mit progressivem Hifi-Design, genauso wie das ReVox A77 Bandgerät das Synonym für ein Tonbandgerät ist und DUAL das Synonym ist (nein, "es war einmal") für einen Plattenspieler, weltweit.

Jedenfalls war das bislang (2008) der Stand der Informationen eines aussenstehenden Hifi-Bewunderers des BRAUN Marketings der 1960er und 1970er Jahre. Daß sich das alles mit dem Kennenlernen des ehemaligen Chefentwicklers Wolfgang Hasselbach gewaltig geändert hat, ist eine andere Geschichte. Beginnen Sie vielleicht später mal hier bei dem TG 60 Bandgerät von 1965.
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Der Ausstellungsort, das Westerbach-Center in Kronberg

Das Westerbach-Center liegt in der Westerbach Straße direkt neben dem Firmensitz der Firma Braun am Autobahnzubringer von Frankfurt/Main nach Kronberg. Und die großen hellen Ausstellungräume liegen ebenerdig gut zugänglich am Eingang C direkt am Kunden-Parkplatz.

Nach Monaten der Vorbereitung war sie dann fertig

Wer schon mal eine größere Ausstellung oder eine richtige Messe organisiert hat, der weiß, wie viel harte Arbeit die Vorbereitung macht. Die Zusammenstellung der Liste der Exponate, das Einsammeln dieser Geräte bei unterschiedlichsten und oft sehr eigenen Sammlern (die dazu auch noch überzeugt werden wollen) und die Aufarbeitung vom Putzen bis zum Komplettieren von Teilen, es ist alles zeitraubend.

 

Und dabei ist von der Diskussion über Reihenfolge, die Beleuchtung und die Texte und Titel über und hinter den Exponaten ganz zu schweigen.

 

Es war aber für diese Ausstellung von großem Vorteil, daß es bereits eine vorhergehende Ausstellung in diesen ca. 460qm großen Räumen gab und die Vitrinen und das Mobilar bereits verfügbar waren.

Die Eröffnung am 17.April 2008

Natürlich wird die Ausstellung von der Braun GmbH, insbesondere von Bernhard Wild, unterstützt, denn alleine ist solch ein großes Projekt von einem Förderverein nur bedingt zu schultern.

 

Und selbstverständlich werden zur Eröffnung die aktuell Beteiligten wie auch die Macher von damals eingeladen. Und da man stolz auf das Geleistete ist und auch später noch werden möchte, ist die Presse vom Fach und aus dem lokalen Umfeld mit dabei.

 

Fast alle Austellungsmacher messen den Erfolg ihrer Mühen an der Zahl der Besucher, so wie die Hersteller den Verkaufserfolg ihrer Produkte nach den Verkaufszahlen bewerten.

 

Die schwungvolle Eröffnungsrede und Begrüßung vor über 50 geladenen Gästen hielt Herr Wild, der Vorsitzende des Födervereins Braun Sammlung.

 

Und daß die Blüte der Hifi-Zeit inzwischen mehr als ca. 20 Jahre zurück liegt, sieht man am besten von hinten an den Freiflächen auf den Köpfen der Anwesenden.

Was wird gezeigt ?

Zur Geschichte der Firma Braun gehört auch die "Vor-" Hifi-Ära, als, wie überall, noch ganz normale Radios gebaut wurden. Wenn man in den Publikationen der GFGF (Gesellschaft der Freunde der Geschichte des Funkwesens) blättert, sieht man, daß es nach dem II Weltkrieg in Westdeutschland eine Unmenge kleiner Firmen gab, die sich mit dem Riesen Max Grundig schlagen wollten.

 

Doch Max Grundig hatte sich nicht umsonst den Titel "Meister aller Klassen" erarbeitet. Dieser Kampf gegen den Riesen war, wie wir ja inzwischen alle wissen, nahezu aussichtslos. Bis Anfang der 60er Jahre verschwanden sie alle, Einer nach dem Anderen.

 

Bei Braun suchte und fand man Alternativen in einer erstmals kleinen Nische, einer progressiven Design- Nische. Der (damals junge) Dieter Rams (im Bild oben links neben dem Rednerpult) hatte die Ideen, ein einfaches schlichtes und zeitloses Aussehen an den ureigensten Wünschen der Benutzer zu orientieren und entwickelte das spätere typische Braun-Design.

 

Wie Herr Wild lebhaft aus den Erinnerungen von damals vortrug, war aber nicht das Design ausschlaggebend für den Erfolg dieser Strategie. Die angestrebte, entwickelte und auch gelieferte Qualität der High-End-Produkte bekam von dem Ramsschen Design sicherlich das Krönchen aufgesetzt . Und somit hatten die Braun-Geräte ein Alleinstellungsmerkmal, das es weltweit bis dato nicht gab.

 

Und so schmückte sich jeder der Beteiligten halt mit seinen Perlen, am Ende aber honorierten alle, daß es auch bei Braun nur im Team so erfolgreich werden konnte.

Der Ursprung der Designkultur

In den beiden Vorträgen (der jetzige Design-Chef Peter Schneider hielt den zweiten Vortrag) wurde kurzweilig darüber referiert, daß es damals noch so manche technischen Schwierigkeiten gab, für die überhaupt erst mal Lösungen gefunden bzw. erarbeitet werden mußten, für die es keine Vorbilder gab und die sehr oft vom Designer erst mal nur vorgegeben waren.

 

Und hier kommt die im Nachhinein erfahrene Schwäche dieser Ausstellung zum Vorschein. Nur wenige von den erwarteten jüngeren Besuchern können sich überhaupt vorstellen, wie denn die anderen nicht so flachen Geräte von Grundig, Saba, Nordmende usw. gegenüber Braun ausgesehen hatten. (Beispiel: Der Autor dieser Seiten hatte in 2007 mit einem 22jährigen Schweizer telefoniert, der nicht wußte, was eine Revox war und wer Willi Studer war, er hatte es nie gelernt oder erfahren.)

 

Erst im direkten Vergleich der damaligen Geräte der etwa gleichen Klasse kann man meines Erachtens erahnen, daß der damals supermoderne Verstärker CSV-60 oder das (damals) extrem flache Steuergerät Regie-500 während der Entwicklung mit gravierenden konstruktiven Wärmeproblemen zu kämpfen hatten. Kennt man die anderen Geräte nicht, und wie sollen heute Zwanzigjährige die auch noch kennen, so stehen diese verständnislos vor den Wunderwerken ihrer Väter und Großväter, können aber nicht staunen.

 

So haben die Vorträge uns hungrig gemacht, wie denn die Historie der Braun Hifi-Geräte anschaulich hinter Glas dargestellt worden ist.

Die Geräte noch einmal anfassen ?

Nein, Anfassen ist leider nicht möglich. Diese Ausstellung soll ab dem 18. April 2008 für ein Jahr nahezu täglich ihre Pforten öffnen und die Erfahrungen in anderen Museen haben gezeigt, daß sogar schwerste (mit Inbus Schrauben verschraubte) Alu-Knöpfe auf einmal "Flügel" bekommen und gaaaanz plötzlich "ausgeflogen" waren.

 

So hat man sich entschieden, große luftige Glasvitrinen mit sorgfältig zusammen gestellten Anlagen einer Produkt- Famile anschaulich zu bestücken und auf großen Displays zu beschreiben.

 

Und das ist sehr schön gelungen. Die Anlage aus 1969/71 mit den legendären Braun Boxen L710 oder LV720 ist heute bei Liebhabern wieder unglaublich gefragt.

 

Und Halt, hier sind zwei Ausnahmen, hier kann man noch einmal anfassen. Hier macht ein wirklich historischer Braun CSV 13 Röhrenverstärker Musik.

 

Auch hängt eine der für die damalige Zeit ausserge- wöhnlichsten Anlagen - genau so wie damals - komplett an der Wand. Das hatte damals niemand auf der Welt, überall standen nämlich die Geräte auf Anrichten, Sideboards, in kleinen Regalen oder in den mehr oder weniger großen Musiktruhen.

 

Bei den Tonbandgeräten kamen nicht nur erst Jahre später die ersten senkrecht betreibbaren (Consumer-) Geräte auf den Markt, ein Tonbandgerät - so flach - und auch noch mit drei Motoren und Tipptastensteuerung, das war 1964 an sich schon aussergewöhnlich. Auch waren bis dato edle Hifi-Boxen immer voluminös und dick und klobig. Flachmänner wie diese hier erfreuten die Herzen der Damen, die mit den üblichen urigen Klötzen in ihren Wohnzimmern nie viel anzufangen wußten.

Ein kleiner Einblick in die doch recht große Produktpalette von Braun-Hifi

 

 

In vielen nebeneinander aufgestellten Vitrinen sind komplette Anlagen in historisch zeitlicher Reihenfolge zusammengestellt und eigentlich könnten die alle noch laufen, also wie damals edle Musik wiedergeben.

 

 

 

 

Die Macher haben sich jedoch auf einige wenige aktive Musikanlagen konzentriert, es würde mit Sicherheit (von der Lautstärke her) unkontrollierbar ausufern.

 

 

 

 

Hier jedoch steht die sichtbare Entwicklung des Braun typischen Designs im Vordergrund und das ist für einen aus dieser Zeit kommenden Besucher anschaulich nachvollziehbar.

 

 

 

 

Auf eine fotografische Darstellung der letzten 1990er Modelle wird hier verzichtet, die sind eigentlich noch "zu jung" für eine historische Präsentation.

Ein seltener Blick in einen nahezu fabrikneuen CSV 60 Röhrenvollverstärker

Ob die Spezialisten jetzt wirklich Tage lang geputzt hatten oder ob der wirklich neu ist, ist noch ein Geheimnis. Ein Unikat ist er auf jeden Fall. Für den unbedarften Laien sei hier angemerkt, selbst in der Endzeit der Röhrenverstärker waren dicke edle Powerverstärker sehr sehr rar gesäht.

 

Die großen ELA-Verstärker eigneten sich zwar für den Rummelplatz, konnten aber nie dem Anspruch einer Firma Braun oder Klein+Hummel gerecht werden. Und sehr viel mehr gab es auf dem deutschen Markt damals nicht. Die vier dicken Röhren des CSV 60 lieferten 2 x 30 Watt Nennleistung und das war schon sehr viel.

Experten-Plausch
Chefentwickler Hifi Wolfgang Hasselbach und Herr Bung im Gespräch

Natürlich war es für alte Hifi- Jünger auch mal wieder die Gelegenheit,

sich zum fachlichen Informationsaustausch über historische und moderne Hifi-Technik zu treffen und über alte Zeiten zu plaudern. Da war es natürlich für mich als Autor besonders wichtig, die Meinungen der Experten von Damals mit der Philosophie von Heute zu vergleichen.

 

Hier im Gespräch der langjährige Aufsichtsratsvor- sitzende der Braun GmbH, Bernhard Wild, mit dem GFGF Vorstand Karl Heinz Kratz.

Darunter der Verfasser der gesamten Beschriftungen sowie der Inhalte der Ausstellungszeitung "LIVE", Herr Joachim Bung, neben dem Diplomphysiker Wolfgang Hasselbach, dem langjährigen Entwicklungsleiter der Braun Hifi-Abteilung.

Ein paar halbe Stunden später treffen sich dann Torsten Marquardt von der Tontechnik des Hessischen Rundfunks mit Herrn Kratz und dem Ideengeber dieser Ausstellung, Michael Bechtold, zum nahezu endlosen Schwatz über die reine Lehre bei Studio-Lautsprechern.

 

Es gab da nämlich mal zwei aktive Dreiwege-Braun- Boxen LV 720 und LV 1020 mit eingebauten Endstufen, die erstens extrem gut (oder neutral) geklungen haben sollen und heute nur noch sehr sehr selten zu bekommen sind.

Wie immer, das Ohr und der Gaumen

sind für menschliche Genüsse zuständig.

 

Und so soll nicht unerwähnt bleiben, daß der Sponsor ziemlich unerwartet zum gemütlichen Ausklang der Eröffnung ein überaus leckeres Buffet anfahren ließ, daß ob seiner exzellenten Qualität bei allen Gästen regen Zuspruch fand.

 

Diese Überraschung war auch bei den alten Hasen der Hifi-Technik gelungen, denn von den Braun Geräten wußte man ja bereits, wie gut die waren.

 

Die Braun GmbH heute . . .

Herr Wild, ex Vorstandvorsitzender und ehemaliger oberster Boss
lebhafte Gespräche überall
nicht nur über Braun Hifi
Magnetbandexperte (und ex Entwicklungschef "Audio" der Firma Braun) Dipl. Ing. Wolfgang Hasselbach studiert die neue Ausstellungszeitung

Als damals der Abschied der Braun AG von den Hifi- Produkten von dem damaligen Eigentümer, der Gillette Corp. (den sogenannten Rasierermenschen) beschlossen und verkündet wurde, ging ein Aufschrei durch die verwöhnte Fachpresse, wie denn so etwas (angeblich Böses) sein könne.

 

Keiner, aber auch keiner dieser ach so klugen vermeintlichen Gurus wollte es wahr haben, daß erstens sich die Zeiten geändert hatten, der Publikums- geschmack ja auch und daß nicht unerheblicher Wettbewerb aus Asien mit sehr ähnlichen und deutlich billigeren (Hifi-) Geräten den Ertrag bei Braun-Hifi suczessive schmälerten.

 

Wie uns der langjährige Braun-Chef Bernard Wild anschaulich erläuterte, war die Entscheidung damals sicher schmerzlich, aber (vor allem im Nachhinein) richtig. Und so werden heute mit Hilfe dieser Erträge die auch in der Ausstellung gezeigten zur Zeit aktuellen Braun Produkte diese kulturell historischen Ausstellungen möglich sein. Grundig, AEG, Bosch-Bauer, Saba, Wega, Dual und all die anderen damaligen Wettbewerber haben heute keine Mittel mehr, solche Ausstellungen für die Erhaltung einer bestimmten Kultur zu fördern bzw. zu erhalten.

 

Die Firma Braun produziert überwiegend in Deutschland Millionen von Geräten für den gesamten Weltmarkt einschließlich des extrem hart umkämpften Japan-Marktes und ist immer noch erfolgreich.

 

Und das war die damalige Entscheidung wert, wenn sie auch Vielen im Innersten weh getan hatte.

 

Zumindest ich danke den Machern bei Braun (inzwischen Procter und Gamble) und den Mitgliedern des Fördervereins BraunSammlung e.V. für dieses kulturelle Engagement.

Facit - Kronberg und die Braun Ausstellung sind eine Reise wert.

Anfragen nach Gruppenführungen bitte an den Förderkreis BraunSammlung e.V.
Westerbach-Center / Westerbachstraße 23 Eingang C - 61476 Kronberg
Telefon: 06173-30-2244 (auch 06173 30 2315 Frau Monzel)

Weitere Infos und die Öffnungszeiten findenSie hier: http://www.foerderkreis-braunsammlung.de
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