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Die Radio- & Phono-Kataloge ab 1950

Die Radio- und Phono- und Fernseh-Kataloge ab 1950 erzählen die Wahrheit zwischen den Zeilen, wie sich das mit dem Rundfunk, den Platten und den Bandgeräten entwickelte. Die einführende Seite zu den vielen Einzel- seiten finden Sie hier.

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Anfänglich gabs das in jeder Ausgabe : "ZUM GELEIT"

Aus diesem Vorwort bzw. der Einführung ging recht klar hervor, für wen und vor allem, vom wem dieses Handbuch gemacht wurde. Es war von der deutschen Radio-Industrie für die deutschen Großhändler und vielleicht auch noch für die Einzelhändler gemacht, aber nicht für die Endkunden. Die hätten sich nämlich kundig machen können, was die einzelnen Produkte NICHT können und wie wenig Sinn es gemacht hatte, alle Röhren namentlich aufzuführen. Auch die Anzahl der Keise war nun wirklich kein Qualitätskriterium mehr, wurde aber von der Industrie immer wieder hervorgeholt, bis uns die Japaner vorgeführt hatten, daß auch das Unsinn war.

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WELCHE ZUKUNFT HAT DIE RUNDFUNKWIRTSCHAFT ?
ZUM GELEIT (Stand 1952)

Diese Frage nimmt in den letzten Monaten (des Jahre 1952) einen beherrschenden Platz ein. Sie wird in Fachkreisen pessimistisch, bestenfalls gedämpft optimistisch beantwortet. Nur ganz vereinzelt sind Stimmen zu vernehmen, die einer realen Hoffnung Raum geben.

Warum neigt die Mehrzahl der in der Rundfunkwirtschaft tätigen Kaufleute zu einer bedenklichen Grundhaltung? Vielleicht liegt es nur daran, daß man von einem Vergleich mit der Vorkriegszeit nicht abkommt.

Vor dem Kriege (vor 1939) brachte die Rundfunkwirtschaft eine Jahresproduktion von gut gerechnet 1,8 Millionen Markenempfängern unter. In den Jahren 1950 und 1951 wurde diese Ziffer bei einer geringeren Bevölkerungszahl und auf kleinerem Raum überschritten.

Die Herstellung betrug 1950 2,4 Millionen und 1951 2,6 Millionen Geräte. Der Sättigungsgrad lag 1939 bei 63,5% und beträgt heute rund 65%. Aus dieser Zahlengegenüberstellung ist also festzustellen, daß im verarmten Nachkriegsdeutschland mehr Haushalte mit Rundfunkgeräten ausgestattet sind als im (Anmerkung : vermeintlich) wohlhabenderen größeren Vorkriegsdeutschland.
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Die Vergleiche zwischen heute und gestern

Nun, die Vergleiche zwischen heute und gestern hinken, wie die meisten ähnlicher Art. 1939 war die Entwicklung innerhalb der Rundfunkwirtschaft noch keineswegs abgeschlossen, sondern in vollem Fluß. Es ist bekannt, daß in anderen westeuropäischen Ländern und in den Vereinigten Staaten der Sättigungsgrad über 90% liegt, und daß die Rundfunkwirtschaft dieser Länder dennoch keineswegs zum Aussterben verurteilt ist.

Eine vergleichende Betrachtung der Herstellungs- und Absatzzahlen der letzten Jahre kann - bei aller Vorsicht sogenannten Marktprognosen gegenüber - vielleicht schon etwas mehr darüber aussagen, welches Ergebnis das Jahr 1952 haben wird.

Behalten die Pessimisten recht, die von einem maximalen Geräteabsatz von 1 bis 1,2 Millionen Stück, äußerstenfalls 1,5 Millionen Stück sprechen, oder werden die Optimisten im Recht sein, die für 1952 einen Geräteabsatz von rund 2 Millionen Stück voraussagen ?

Diese größere Zahl ist durchaus nicht eine über den Daumen gepeilte Schätzung, sondern das Ergebnis einer sorgfältigen Untersuchung der Absatzmöglichkeiten unter Berücksichtigung der Kaufkraft, der Kaufgewohnheiten, des bisherigen Entwicklungsverlaufs, des voraussichtlichen Neubedarfs und des Nachholbedarfs. Unter Berücksichtigung aller dieser Faktoren ergab sich jene Zahl von 2 Millionen Empfängern für 1952.
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Die künftige Absatzentwicklung - eine Betrachtung

Bei einer Betrachtung über die künftige Absatzentwicklung muß von dem voraussichtlich beständigen Bedarf ausgegangen werden, der sich aus dem Neu- und dem Ersatzbedarf zusammensetzt.

Der Neubedarf nimmt mit zunehmendem Sättigungsgrad ab. Zur Zeit sind in der Bundesrepublik etwa 10 Millionen Haushaltungen mit einem Rundfunkgerät ausgestattet. Die Zahl aller Haushaltungen ist aber ungefähr 15 Millionen. Die 5 Millionen Haushaltungen ohne Empfänger zuzüglich der durch Eheschließungen hinzukommenden Neuhaushaltungen (etwa 300.000 bis 400.000 jährlich) repräsentieren die Käuferschicht, die für eine Erstausstattung mit Rundfunkgeräten, also für den Neubedarf in Frage kommen.

Wie groß ist nun der voraussichtliche jährliche Neubedarf? Hierüber geben die Hörerzahlen der letzten Jahre Aufschluß. Im Jahre 1949 war der Hörerzuwachs 720.000, 1950 1,2 Millionen und im Jahre 1951 stieg er auf 1,36 Millionen.

Wenn man davon ausgeht, daß 1951 das Jahr der höchsten Geräteproduktion war und die erreichten Umsatzziffern sich ab 1952 rückläufig entwickeln, so kann der echte Neubedarf für 1952 auf etwa 1,2 Millionen Empfänger (siehe nachfolgende Tabelle) geschätzt werden. Auf jeden Fall wird der echte Neubedarf mit zunehmendem Sättigungsgrad von Jahr zu Jahr geringer werden.
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Der Ersatzbedarf als zweiter Faktor

Der Ersatzbedarf als zweiter Faktor einer langfristigen Marktanalyse wird, wie noch bewiesen werden wird, eine umgekehrte Entwicklung nehmen, d. h., er wird mit zunehmendem Sättigungsgrad größer werden.

Ein Rundfunkempfänger hat eine bestimmte Lebensdauer, die in Deutschland gegenüber anderen Ländern sehr hoch ist. Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, daß der Käufer in Deutschland einen Rundfunkapparat als Möbelstück und nicht nur als technischen Gebrauchsgegenstand betrachtet.

In den USA dürfte die durchschnittliche Lebensdauer eines Rundfunkempfängers bei zwei bis drei Jahren liegen, während in Deutschland eine Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren keine Seltenheit ist. Geht man einmal davon aus, daß die durchschnittliche Lebensdauer eines Empfängers in Deutschland 12 Jahre ist, dann ergibt sich bei einem Bestand von 10 Millionen Rundfunkempfängern ein Ersatzbedarf von 830.000 Geräten. Bei 12 Millionen in Gebrauch befindlichen Empfängern würde der Ersatzbedarf 1 Million sein und bei 15 Millionen Geräten 1,25 Millionen.

In der nachstehenden Übersicht ist versucht worden, die voraussichtliche Bedarfsentwicklung der nächsten fünf Jahre aufzuzeigen.
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Entwicklung des Gerätebedarfs in 1000 Stück (geschätzt)

  Bestand      
Jahr (Hörerzahlen) Neubedarf Ersatzbedarf Gesamtbedarf
         
1. 1.52 9 800 1 200 820 2 020
1. 1.53 11 000 1 000 915 1 915
1. 1.54 12 000 800 1 000 1800
1. 1.55 12 800 700 1 065 1765
1. 1.56 13 500 600 1 120 1720
1. 1.57 14 200 500 1 180 1680

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Ausgangspunkt ist der Bestand genehmigter Rundfunkempfänger zum 1. Januar 1952 (2. Spalte). In der 3. Spalte ist der geschätzte Neubedarf, in der 4. Spalte der voraussichtliche Ersatzbedarf und in der 5. Spalte der sich ergebende Gesamtbedarf aufgezeichnet.

Der so ermittelte Gesamtbedarf für die nächsten fünf Jahre läßt einen Rückgang von zunächst 2 Millionen Empfängern auf rund 1,7 Millionen Empfängern erkennen.
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Das Fernsehen steht 1952 in den Startlöchern

Es muß aber berücksichtigt werden, daß die Rundfunkwirtschaft in nicht allzuferner Zeit eine geschäftliche Expansion durch das Fernsehen erhält.

In den ersten Jahren nach Einführung des Fernsehens wird sich zwar eine gewisse Beeinflussung des Rundfunkempfängerumsatzes nicht vermeiden lassen; diese Beeinträchtigung wird jedoch, wie die Erfahrungen in den USA und in England zeigen, durch den zusätzlichen Vertrieb von Fernsehempfängern überkompensiert.

Die Beeinflussung des Rundfunkempfängerabsatzes durch die Einführung des Fernsehens war in beiden Ländern etwa drei Jahre nach dem Fernsehstart am stärksten erkennbar. Die Rundfunkgeräteproduktion sank mit Beginn des Fernsehens ständig ab und erreichte ihren Tiefststand in den USA bei 42% und in England bei 65% des Ausgangswertes (1946).

Sie erholte sich dann wieder schnell, um vom fünften Jahre ab in den USA bei 70 % und in England bei 80 % anzukommen. Wichtig ist, daß schon nach zwei Jahren Fernsehen das Loch im Umsatz ausgefüllt war und nach weiteren zwei Jahren der wertmäßige Umsatz bei Fernsehgeräten den besten Jahresumsatz bei Rundfunkgeräten um das Dreieinhalbfache übertraf.

In nachstehender Tabelle sind die tatsächlichen Herstellungszahlen der Jahre 1950, 1951 und des ersten Halbjahres 1952 einander gegenübergestellt.
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Rundfunkgeräte-Herstellung

Monat 1950   1951   1952  
  Stück % Stück % Stück %
Januar 153 266   246 601   174 871  
Februar 163 850   231 863   182 797  
März 168 540   230 557   190 757  
April 133 736   176 474   173 768  
Mai 112 655   132 110   141 869  
Juni 111704   170 482   125 681  
             
1. Halbjahr 843 751 35% 1 188 087 45% 989 743 45%
Juli 121 615 209 941        
August 203 319 222 686        
September 269 271 225 574        
Oktober 328 830 285 862        
November 324 570 298 112        
Dezember 276 964 216 894        
             
2. Halbjahr 1 524 569 65% 1 459 069 55%    
I. u. II. Halbjahr 2 368 320 100% 2 647 156 100% 2 199 000  

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Besonderheizen - der Saisoncharakter

Um den Saisoncharakter besser hervorheben zu können, sind in dieser Tabelle die Halbjahresergebnisse besonders herausgestellt worden. Für das Jahr 1950 ergibt sich eine Gesamtproduktion von rund 2,37 Millionen Geräten.

Davon entfallen rund 35% auf das erste Halbjahr und rund 65% auf das zweite. Von der Gesamtherstellung 1951 (= 2,65 Millionen Empfänger) entfallen rund 45% auf das erste und 55% auf das zweite Halbjahr.

Der 1950 noch beobachtete jahreszeitliche Charakter mit einem Produktionsschwergewicht in den Monaten August bis Dezember ist im Jahre 1951 nicht mehr in so ausgeprägter Weise festzustellen. Die Produktion der Rundfunkindustrie verteilte sich über das ganze Jahr ausgeglichener.

Für 1952 können nur die Herstellungsergebnisse des 1. Halbjahres bei den Überlegungen berücksichtigt werden. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden rund 1 Million Rundfunkempfänger gebaut. Unter der Voraussetzung, daß sich in diesem Jahr der Produktionsrhythmus von 1951 mit 45% im ersten Halbjahr und 55% im zweiten wiederholt, ist für 1952 mit einer Gesamtherstellung von rund 2,2 Millionen Empfängern zu
rechnen.

Diese Zahl liegt also noch über den optimistischsten Schätzungen. Ob sie erreicht wird, läßt sich naturgemäß im Augenblick noch nicht sagen. Dies wird nicht zuletzt davon abhängen, in welchem Umfang eine verstärkte Werbung für den Rundfunkgedanken in der Lage ist, weitere Käuferkreise für den Erwerb eines Rundfunkgerätes zu mobilisieren. Auf jeden Fall wird sich die Zahl des in diesem Jahr erzielbaren Umsatzes um die 2-Millionen-Grenze bewegen und diese eher leicht über- als unterschreiten.
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UKW - eine ausgereifte Entwicklung

Ein sehr beachtliches Moment für den Erwerb eines neuen Rundfunk-Gerätes in der Saison 1952/53 dürfte die ausgereifte Entwicklung des UKW-Teiles sein.
Nach vorsichtigen Schätzungen können bisher rd. 1/3 der Rundfunk-Teilnehmer das UKW-Programm abhören. Die Rundfunk-Gesellschaften, die Industrie, der Groß- und Einzelhandel haben aber ihre gemeinsam durchgeführten Werbemaßnahmen für den Gedanken des UKW-Hörens gerade in den letzten Wochen und Monaten sehr gefördert.

Es kommt also neben den Neuerwerbungen, dem normalen Nachholbedarf, noch ein verstärkter Nachholbedarf derjenigen Kreise hinzu, die sich teils durch die intensive Werbung, teils durch persönliches Überzeugen entschließen, ihren alten Empfänger gegen einen neuen AM/FM-Apparat auszuwechseln.
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Man brauche sich keine Sorgen zu machen

Die Umsatzentwicklung der nächsten Monate dürfte also zu irgendwelchen ernsthaften Sorgen keinen Anlaß geben. Man kann in diesem Zusammenhang die Rekordumsätze der Jahre 1950 und 1951 nicht als Maßstab wählen. Derartige Spitzenumsätze werden in der Geschichte der deutschen Rundfunkwirtschaft wohl kaum wiederkehren.

Eine gute Umsatzentwicklung sagt zunächst noch nichts über die Geschäftslage aus. Es können hohe Umsätze erreicht werden und trotzdem zahlreiche Firmen an die Grenze der Illiquidität kommen.
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Ein Problem kommt : Die Preis- und Rabattfrage

Eine solche Entwicklung zeichnet sich in der deutschen Rundfunkwirtschaft ab. Es sei daher auch ein Wort über die Preis- und Rabattfrage sowie über die Konditionen gesagt.

Die Preise haben sich auch in der neuen Saison eher rückläufig entwickelt, als daß sie gestiegen wären. Von der Preisseite her sind also alle Voraussetzungen gegeben, um möglichst viel Kaufnachfrage auf Rundfunkgeräte zu ziehen.

Durch die außerordentlich günstige Preislage für Rundfunkempfänger im Vergleich zu anderen Konsumgütern und in Verbindung mit einem immer ausgeprägteren Hang des kaufenden Publikums zu technischen Gebrauchsgegenständen sollte es möglich sein, nicht nur gute Umsätze zu erreichen, sondern auch die Kaufverträge zu erträglicheren Bedingungen abzuschließen.

Der Anteil der Barverkäufe am Gesamtumsatz ist ein Gradmesser für die Kunst des Verkaufens. Jeder Händler sollte sein Hauptaugenmerk darauf richten, möglichst viele Barverkäufe zu tätigen. Außerdem sollte er sich darüber im klaren sein, daß auch die Teilzahlungsverkäufe zu vernünftigen Bedingungen abgeschlossen werden müssen.

Die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Rundfunkwirtschaft hat vor längerer Zeit empfehlende Richtlinien herausgegeben, die von einer Anzahlung in Höhe von 25% des Kaufvertrages und von höchstens sechs Monaten für das Restkaufgeld ausgehen. An diesen Sätzen sollte der Rundfunkhandel festhalten. Darüber hinausgehende Bedingungen gefährden die Liquidität.

Die Rundfunkwirtschaft wird dann weiterhin gut im Rennen liegen, wenn sie nur bemüht bleibt, alle Werbechancen zu nutzen. Der Handel muß den Käufer ansprechen. Er kann nicht recht darauf warten, bis der Käufer ihn anspricht. In diesem Falle würde er den Wettlauf aller Branchen um den Käufer verlieren.
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(Katalog des Rundfunkgroßhandels 1952/53)
bearbeitet von CURT RINT Chefredakteur der FUNK-TECHNIK
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