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Der erste richtige professionelle Studio-"Entzerrer" (1961)

Die Prospekt-Bilder des
Universal-Entzerrers 100

sollte laut der 1964er Liste etwa 3.700.- DM kosten.
Der Klein+Hummel UE-100 war eigentlich ein sehr aufwendiges aktives Röhren-Bandpaß-Filter
und hatte auf seinem Bedienteil links und rechts zwei sehr ähnliche korrespondierende Bedienelemente.

Dort konnte man zum Beispiel
links die tiefen Töne ab 40Hz mit 12 oder 24dB /Oktave abschneiden bzw. (= weg-) filtern und rechts konnte man die Höhen über 15kHz ebenfalls mit 12 oder 24dB/Oktave (weg-) filtern.

Übrig blieb dann das nahezu perfekt lineare (Rest-) Frequenz-"band",
das man überhaupt "passieren" lassen wollte bzw. auf der Schallplatte (also der Plattenschneid- maschine) haben wollte oder mußte (daher die Bezeichnung Bandpaß). Solch ein UE-100 wurde z.B. zwischen das Magnetbandgerät mit dem Masterband und der Platten- schneidmaschine "eingeschleift".

Das Filtern ohne Klangveränderung
war nämlich einer der wichtigsten Jobs in einem (Mono-) Schallplatten- Schneidstudio der 1950er Jahre. Etwas später (nach 1956/57) nahm man dann pro Kanal solch einen UE-100 oder noch etwas später den noch besseren transistorisierten UE-1000.

Der UE 100 stammt von 1961, da er in Inseraten in den Herbstausgaben der 1961er US Hifi-Magazine in den USA bereits unter dem Namen Gotham 1000 angeboten wurde.

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Universal-Entzerrer UE-100

Blick auf den Einschub von vorne

Moderne Arbeitsmethoden bei SchalIp!atten-Aufnahmen, Rundfunk, Film und Fernsehen haben die Beeinflussung des Klangbildes durch Verwendung von Entzerrern zu einer Notwendigkeit, zugleich aber auch zu einem Teil der künstlerischen Ausdrucksmittel gemacht! Genau bekannte Veränderungen des Frequenzganges werden außer in den vorgenannten Anwendungsfällen auch bei akustischen Messungen, in der Psycho-Akustik, Elektronischen Musik und Nachrichtentechnik benötigt.
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Linkes Filter und
rechtes Filter

Um alle diese verschiedenen Anforderungen zu erfüllen, wurden bisher viele unterschiedliche Geräte eingesetzt, welche sich jeweils durch besondere Entzerrer-Funktionen unterschieden. Fast ohne Ausnahme haben diese Geräte Abstimmkreise verwendet, welche die gewünschten Frequenzgänge durch Abstimmen von Induktivitäten erzielten.

Um die Regelmöglichkeiten vielseitig genug zu machen, war es bei vielen Anwendungsfällen notwendig, mehrere verschiedene Entzerrer in einem einzigen Kreis (Aufnahmeschaltung, Verstärkerstraße) zu verwenden! Die sich dabei zwangsläufig ergebende Verschlechterung des Störabstandes und der Impulswiedergabe sowie Phasendrehungen und Verzerrungen wurden als notwendiges Übel hingenommen.

Die Suche nach einem universell verwendbaren Entzerrer, welcher alle Funktionen der vielen verschiedenen Typen vereinigte, ohne jedoch auch deren Nachteile zu übernehmen, führte schließlich zur Entwicklung des Universal-Entzerrers UE-100.

Dieser Entzerrer bietet eine ungewöhnlich große Anzahl von Möglichkeiten zur Beeinflussung des Frequenzgangs in bezug auf Amplitude und Kurvenverlauf. Als Regler für den Frequenzgang werden entweder Drucktasten oder Stufenschalter verwendet, wodurch die einmal als optimal gefundenen Frequenzgänge jederzeit schnell und genau reproduziert werden können. Die genaue Einhaltung der Frequenzkurven macht den UE-100 vorzüglich geeignet für Stereo-Einrichtungen und für alle Gebiete der NF-Meßtechnik.

Anmerkung und Warnhinweis :

Die aufgedruckten Bezeichnungen und Skalen und Markierungen (die sind nicht eingraviert !!) sind nach 40 Jahren nicht mehr wasserfest. Also Abwaschen - selbst mit lauwarmem Wasser ohne Reinigungsmittel - ist katastrophal. Mit scharfen Mitteln oder gar Verdünner dürfen Sie an den braunen harten Dreck von vor 40 Jahren erst recht nicht ran gehen, dann löst sich die Farbe auf. Deshalb wird die Frontplatte eben auf ewig schmutzig bleiben müssen - siehe Bild 2 - der senkrechte Strich mit den braunen Flecken rings herum.

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Arbeitsprinzip

Die Drehschalter pro Filter

Die ungewöhnlichste Eigenschaft des UE-100 besteht darin, daß die gewünschten Frequenzkurven ohne jede Induktivität, sondern lediglich durch Röhrenschaltungen mit RC-Gliedern erreicht werden.

Der Fortfall von Abstimmkreisen und Induktivitäten hat folgende Vorteile:

1. Sehr geringe harmonische Verzerrungen
2. Geringste Intermodulationsverzerrungen
3. Extrem geringer Eigengeräusch-Pegel
4. Geringe Empfindlichkeit gegen induzierte magnetische und elektrische Felder
5. Ausgezeichneter Rechteckdurchgang, kein überschwingen, kein Einschwingen
6. Glatte Übergänge zwischen den einzelnen Filter-Netzwerken
7. Große Genauigkeit der eingestellten Kurven
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Konstruktion

Der eine Tastensatz
Das Netzteil
Blick auf die Rückseite

Der Universal-Entzerrer UE-100 ist aus einheitlichen Bausteinen aufgebaut. Jeder Drucktastensatz enthält seine eigenen Verstärkerstufen, Widerstände und Kondensatoren und wird von einer Verteilerschiene oberhalb des Netzteiles mit allen Betriebsspannungen versorgt. Die untenstehende Abbildung zeigt den mechanischen Aufbau.

Der Netzteil bildet den rückwärtigen Baustein des Gerätes. Einschließlich der symmetrischen Ein- und Ausgangsstufe besteht der UE-100 aus sieben solcher Bausteine, welche untereinander durch Stecker und Kabel verbunden sind. Jeder der sechs Bausteine beeinflußt einen besonderen Teil des Frequenzspektrums und ermöglicht Änderungen der Frequenzkurve in bezug auf Frequenz, Amplitude und Steilheit gleichzeitig und unabhängig voneinander in acht Abschnitten des gesamten hörbaren Frequenzbereiches.

Anwendung

Wegen seines extrem geringen Störpegels kann der UE-100 zum Beispiel direkt in die Mikrofonleitung eines Studio-Mischpultes geschaltet werden, denn der Ausgang des UE-100 ist direkt auf Studio-Leitungen mit Normpegel angepaßt.

Mit dem UE-100 kann man bereits bekannte Frequenzkurven reproduzieren, unerwünschte Frequenzgänge im Übertragungskanal kompensieren oder die Klangfarbe der Wiedergabe den subjektiven Wünschen der Künstler oder des Tonmeisters anpassen. Bei einkanaligen Aufnahmen wird ein UE-100 eingeschaltet, bei Stereo-Aufnahmen wird für jeden Kanal ein Gerät benötigt. Phasenverschiebungen, wie diese bei Induktivitäten immer auftreten, braucht man dabei nicht zu befürchten. Da Undefinierte und ungenaue Regler nicht vorhanden sind, ist es möglich, einmal bekannte Einstellungen mit großer Genauigkeit für zukünftige Reproduktionen festzuhalten.

Grenzfrequenzen, Steilheiten, Anhebungen, Absenkungen

Tiefen-Anhebung Grenzfrequenz 85,170,340, 680 Hz
Steilheit 6 oder 12 dB per Oktave
Anhebung 0, +3, +6, +9, +12, +15, +18, +20 dB
max. Ausgangsspannung 10 V

Tiefen-Absenkung Grenzfrequenz 60 Hz
Steilheit 6 dB per Oktave
Absenkung 0, -3, -6, -9, -12 dB
max. Ausgarjgsspannung 10 V

Tiefen-Sperre Grenzfrequenz 40, 60, 85,125 Hz
Steilheit 12 oder 24 dB per Oktave

dB-Stufen Durch Schalter wählbar - max. Ausgangsspannung 10 V

Tiefen-Bandfilter Untere
Grenzfrequenz bei 60, 110, 180, 300, 420, 600 Hz
Schwerpunktsfrequenz 180, 300, 500, 700, 1000 Hz
Obere Grenzfrequenz 300, 500, 850, 1200, 1700, 2400 <Hz
max. Ausgangsspannung 7 V

Höhen-Bandfilter Untere Grenzfrequenz 600, 850, 1200, 1700, 2400, 3200 Hz
Schwerpunktsfrequenz 1400, 2000, 2800, 4000, 5600 Hz
Obere Grenzfrequenz 2400, 3200, 4800, 6000, 9000, 13000 Hz
max. Ausgangsspannung 7 V

Höhen-Sperre Grenzfrequenz 6500, 8000, 10 000, 12 000 Hz
Steilheit 12 oder 24 dB per Oktave

dB-Stufen Durch Schalter wählbar - max. Ausgangsspannung 10 V

Höhen-Absenkung Grenzfrequenz 10 000 Hz
Steilheit 6 dB per Oktave
Absenkung 0, -3, -6, -9, -12 dB
max. Ausgangsspannung 10 V

Höhen-Anhebung Grenzfrequenz 2500,4000, 6500,10 000 Hz
Steilheit 6 oder 12 dB per Oktave
Anhebung 0, +3, +6, +9, +12, +15, +18, +20 dB
max. Ausgangsspannung 10 V
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Technische Daten

Frequenzgang in Stellung LINEAR 20 bis 20 000 Hz + 0,25 dB
Eingangs-Impedanz 5000 Ohm symmetrisch
Ausgangs-Impedanz 30 Ohm symmetrisch
Normaler Eingangspegel + 6 dBm
Normaler Ausgangspegel + 6 dBm an 300 Ohm
Maximale Ausgangsspannung 10 Volt = + 22 dBm an 300 Ohm

Klirrgrad (Ktot) in Stellung »linear«
Ausgangsspannung 40 Hz 1000 Hz 10000 Hz
3,2 Volt    = + 12dB 0,2% 0,% 0,1%
10 Volt     = + 22dB 0,5% 0,3% 0,4%
Begrenzung beginnt bei Ua = 11 Volt

Intermodulation 0,3 %, bei 50/6000 Hz 4 :1 an 300 Ohm bei einer
Ausgangsspannung von 3,2 Volt (+ 12 dBm)

Fremd- und Geräuschpegel Meßabschluß am Eingang 200 Ohm,
gemessen mit J - 78: P (Fremd): 130ftV auf LI N E A R Ohrkurvenbewertung nach CCIR: P (Geräusch) 70 ftV auf LI N E A R

Störfeld-Beeinflussung Genauigkeit der Grenzfrequenzen Genauigkeit der dB-Stufen Verstärkung Isolationswiderstand
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14 Röhren für einen Kanal

Stromversorgung = 117 / 220 Volt 50-60 Hz, 66 Watt
Abmessungen = Gehäuse nach DIN 41610, 550 X 232 X 295
Gewicht =   25 kg

P (Fremd) 140uV bei 50 mGauss (50 Hz) ± 1 dB ± 1 dB
0 dB innerhalb des Gerätes auf + 5 dB umschaltbar
ca. 10 Mohm, Gehäuse gegen Nullpotential

Röhrensatz (Anzahl der Röhren = 14)
und zwar 9 Stück ECC 81 - 4 Stück ECC 83 - 1 Stück E 83 F

4/65/10
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