Im Juli 2025 haben wir einen Siemens RP90 samt zwei Boxen Siemens RL80 bekommen
Während auf dem "Gesicht" des "Konzertmeister RP 90 Electronik" Steuergerätes in der RP 90 Musiktruhe noch Hifi suggeriert wurde, im Handbuch des Rundfunkhandels von 1967/68 ebenso (es steht aber auf der Frontscheibe nicht drauf !), hatte man das "Hifi" auf dem Rückseiten- Aufkleber der beiden RL80 Boxen - zum Glück - gleich ganz weggelassen. Und das, obwohl die beiden Boxen riesig sind und als Zweiwegesystem konzipiert sind.
Doch ein Blick in das Innenleben und ein kleiner Hörtest bringen den Betrachter gleich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Boxen klingen nämlich im Vergleich nicht berauschend.
.
Wie man sich seinen Namen kaputt machen kann ......
Hier lohnt ein Blick auf die UHER W120 Boxen, die wirklich Müll sind und auch so klingen. Wenn das hier die Spitzenlautsprecher von der ehemaligen deutschen Vorkrieges-Edelmarke bei den deutschen Radios waren, dann gute Nacht. Nach dem Öffnen sieht der Betrachter, daß die Boxen-Gehäuse mit schwarzem Kleber zusammengeklebt wurden. Dafür ist der Deckel der Rückseite mit verchromten Linsenkopfschrauben zugeschraubt, sogar mit einem Dichtband. Dennoch, sie klingen nicht.
So macht man sich seinen Namen im Rundfunk- und im Hifi-Bereich ganz bestimmt kaputt. Siemens kam im Hifi-Bereich trotz vieler Werbung nie wieder auf die Beine.
.
Alles an der RL80 ist billig - leider zu billig.
Unsere beiden Exemplare haben ein Gehäuse-Datum aus 1969 und ein Montagedatum aus der Kalenderwoche 4 aus 1970, wurden aber schon 1966 vorgestellt. Das Zweiwege-System blinzelt recht verloren durch die dichte Kunststoff-Bespannung der Vorderfront. Ein Hochtöner und ein großes Baß-Chassis lassen doch vermuten, daß die Boxen klingen könnten.
Die von der Größe her gut vergleichbaren BRAUN L710 - aus 1969 - sind also nicht umsonst der Renner eines ganzen Jahrzehnts geworden. Der klangliche Unterschied ist frappierend. (RL80 = 620 x 285 x 260 mm - BRAUN L710 = 550 x 310 x 240 mm.)
Öffnet man eine der beiden RL80 Boxen und entfernt eine Menge an zerrupften (kitzelnden) Glaswolle- Brocken, dann verbleiben 2 Lowcost Chassis und eine gekapselte Frequenzweiche in einem recht dünnwandigen Holzgehäuse..
Sofort fällt das dünne Lautsprecher-Käbelchen auf mit dem LS-DIN-Stecker dran. Unter der Kapsel der Frequenzweiche findet man einen Kondensator mit Datum aus 1970 und eine große Luft-Drossel.
Das alleine ist aber kein (negatives) Kriterium, weil es eine amerikanische Box von Infinity gab, die die mit der Bezeichnung "POS 1" beworben wurde. Diese Zweiwegebox hatte nicht mal eine Drosselspule im Bass, also nur einen Kondensator vor dem Hochtöner, klang aber im Vergleich zu anderen gleich großen Boxen so estaunlich gut, daß die "POS 1" (in den USA) ein Renner wurde.
Die (böse) Konkurrenz verunglimpfte diese Minimalkonstruktion "POS1" als "a pice of shit" (= ein Stück Scheiße). Das war bösartiger purer Neid, weil natürlich die Handelsspannen des Herstellers Infinity, des Importeurs Audio Intl. und die der aktiven Hifi-Studios ganz exorbitant profitabel waren.
.
Ein paar Eigenschaften - der Klopftest
Wie gesagt, die Seitenwände der Box sind aus maximal 1cm starken Presspanplatten, das hört man. Da gibt es den Klopftest mit dem harten Knochen des Mittelfingers. Klingt das dumpf, wäre die Welt leidlich in Ordnung - klingt es nach einer Zigarrenkiste, setze man die Erwartungshaltung ganz unten an.
Es klingt nach Zigarrenkiste, leider. Da hilft auch die Dämmwolle innen drinen nichts. Auch ist die Zuleitung äußerst schmächtig. Bei uns Hifi-Fans ist es immer ein Kriterium, wie bekomme ich so gut wie die volle Leistung des Verstärkers an die Chassis. Hier geht ganz bestimmt einiges verloren.
Auf der anderen Seite sind die Gummisicken der beiden Bässe äußerlich noch in Ordnung und haben keine Risse, soweit man das von hinten mit dem Scheinwerfer prüfen kann. Bis jetzt (Juil 2025) habe ich noch keine Preise für die RL80 gefunden. Es war die größte Box im Siemens Hifi-Programm vor 1970.
.
Mehr könnte hier zu entnehmen sein
.