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Musik für Dich, ein Büchlein von Dr. Fritz Bose

1934 war die Machtergreifung der Nationalsozialisten gerade mal 1 Jahr her und die deutsche Kultur wurde "neu ausgerichtet". Volk, Vaterland und die (etwas verfälschte) deutsche Geschichte wurde nun heroisiert und propagandistisch herausgehoben.

Dennoch stehen in diesem Büchlein eine Menge verständlicher neutraler Informationen über die Musik, die Arten und die Instrumente - und so schön aufgelistet, daß ich sie Ihnen ans Herz legen möchte. Schnuppern sie mal und wenn es ab und zu politisch komisch angehaucht scheint, lächeln Sie und überlesen Sie die "Zeitgeist Sprüche" - es ist hier noch 1934 und wir wissen es doch inzwischen besser. Überarbeitet im Januar 2015.

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Unsere Klangwerkzeuge - eine Aufstellung aus 1934

Wenn wir Orchestermusik aus dem Lautsprecher hören, dann hebt sich oft aus dem kompakten Klang des Orchesters ein Instrument mit einem Solo oder eine Instrumentengruppe heraus - und dann bedauern wir, daß wir nicht im Konzertsaal sitzen und sehen können, wie diese Instrumente wohl aussehen, die jetzt unser Ohr berühren.

Denn die wenigsten von uns werden jedes Instrument am Klange erkennen. Und doch ist das gar nicht so schwer zu lernen, und wenn man es kann, hört man mit doppeltem Vergnügen - wenn man sagen kann: das da jetzt ist eine Oboe, das da ist eine Baßklarinette, das eine Posaune.

Schauen wir uns einmal die Instrumente an, aus denen unsere Sinfonieorchester bestehen! Wir unterscheiden vier Gruppen: Streicher, Holzbläser, Blechbläser und Schlagzeug (das in der Sprache der Orchestermusiker "Schießbude" genannt wird).
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Die Streichinstrumente

In der ersten Reihe des Orchesters sitzen die Geiger, zu zweit an einem Pult, die erste Geige links, die zweite rechts vom Dirigenten. Die Violen oder Bratschen sitzen in der Regel hinter den zweiten Geigen, die Celli in der Mitte vor dem Dirigenten. Die Bässe stehen weiter zurück im Hintergrund. Violine, Viola und Cello sind im Bau übereinstimmend, nur in der Größe und in der Tonlage verschieden.

Die Violine ist das Sopraninstrument dieser Instrumentenfamilie, d. h. sie ist das höchste, so wie der Sopran unter den Chorstimmen die höchste ist. Die Bratsche vertritt den Alt, das Cello den Tenor. Die ersten Violinen sind erst um 1590 gebaut worden.

Die früheren Geigen sind Violen. Violino heißt ja "kleine Viola". Man kannte davon zwei Haupttypen, die "viola da braccio" (Armgeige, Bratsche) und "Viola da gamba" (Kniegeige, Gambe, Abb. 1), die auch heute wieder zur Aufführung alter Musik benutzt werden.

Diese Violen gehen zurück auf die mittelalterliche Fiedel (viello, Rotte), das Rebec, das wiederum aus dem persischen Rebab - wahrscheinlich durch Vermittlung der Mauren - hervorging.

Man nannte sie Armgeige und Kniegeige

Abb. 2
ABb. 3

Der Streichbaß ist der einzige Vertreter der alten Violenfamilie im modernen Orchester. Armgeige und Kniegeige sind durch die Bratsche und das Cello ersetzt worden. Der Baß zeigt in seinem nach oben spitz zulaufenden, in den Hals übergehenden Körper die Bauart der Violen (Abb. 2). Seine vier Saiten sind in Ouarten gestimmt, die der Violine dagegen in Quinten.

Die im 17. und 18. Jahrhundert sehr beliebte "viola damore" war eine Geige vom Violentyp mit 6 oder 7 Saiten, die außerdem unter dem Griffbrett noch eine Anzahl frei schwebender Saiten hatte, die beim Spielen mitklangen und dem Instrument einen hallenden, schmelzenden Klang verliehen.

Auch dieses Instrument ist heute in Konzerten mit alter Musik wieder zu hören (Abb. 3).

Die Holzblasinstrumente

Älter als die Streichinstrumente sind die Blasinstrumente. Ein hohler Vogelknochen, ein Stückchen Bambusrohr, das mögen die ersten tongebenden Instrumente gewesen sein. (Die nur geräuschbildenden, wie Klappern und Rasseln, sind sicher noch älter.) Unsere Flöte ist nur eine Verbesserung dieser ersten Klangwerkzeuge. Von den verschiedenen Flötentypen hat sich im modernen Orchester nur eine gehalten, die Querflöte (Abb. 4.)

Wie eine Flöte funktioniert

Bei allen Flöten wird der Luftstrom gegen die scharfe Kante des Blasloches geblasen. Der Luftstrom bricht sich dort, weicht bald in die Flöte, bald nach außen aus. Dadurch kommt es zu wechselnder Verdichtung und Verdünnung der in der Flöte befindlichen Luft, d. h. es entsteht ein Ton. Der richtet sich in seiner Tonhöhe nach der Länge der Luftwellen, d.h. nach der Länge der Flöte. Will man mehrere Töne erzeugen, so muß man entweder mehrere Flöten aneinanderreihen und erhält so die Panpfeife (Papagenoflöte), oder man muß das Flötenrohr verkürzen - durch einen beweglichen Stöpsel (Lotosflöte) oder besser durch Grifflöcher. Diese schließt man, wenn man den tiefsten Ton haben will, und öffnet sie der Reihe nach von unten, wenn man höhere Töne blasen will.

Die Querflöten

Abb. 4 - Querflöte

Nach diesem Prinzip sind nicht nur die Flöten, sondern alle Holzblasinstrumente gebaut. Bei der Orchesterflöte hat man nun sehr viele Grifflöcher, mehr als man mit den zehn Fingern schließen kann. Man hat daher die Grifflöcher z. T. durch Klappen verschlossen, die durch Hebeldruck von verschiedenen Fingern geöffnet werden können. Von den Querflöten sind zwei Größen im Orchester üblich, die normale große Flöte und die kleine, eine Oktave höhere Pikkoloflöte, eine Verbesserung der Querpfeife unserer Militärkapellen, die mit den Trommeln zusammen das Tambourchor, die sogenannte "Knüppelmusik", bildet.

In dieser primitiveren Form ist die Querflöte schon seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in der Landsknecht- und Tanzmusik heimisch. In der Orchestermusik spielt sie erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts eine Rolle. Mit ihren elegischen, schwellenden Tönen vertritt sie das Klangideal dieser "empfindsamen" Zeit. Die Vorliebe Friedrich des Großen für dieses Instrument trug viel zu seiner großen Beliebtheit bei.

Die Block- oder Schnabelflöte

Vorher verwandte man für die ernste Musik die Block- oder Schnabelflöte, von der es viele Größen und Stimmungen gab. Sie wird der Länge nach geblasen, und der Luftstrom wird bei ihr durch einen Kanal (Schnabel) zu dem gleichfalls seitlichen Blasloch geleitet. Die Tonerzeugung ist dann die gleiche wie bei der Querflöte. Nur ist die Blockflöte viel leichter zu blasen, da der Luftstrom durch den Schnabel sicher gegen die Kante des Blaslochs geleitet wird, während bei der Querflöte die richtige Blasrichtung durch die Lippenstellung bewirkt werden muß.

Dafür ist aber der Ton der Blockflöte schwächer und nicht schwellbar und das gab schließlich der Querflöte den Vorzug. Die Blockflöte hat sich nur in der Form der Trillerpfeife und als Kinderinstrument in Blech und Holz gehalten. Heute beginnt man freilich wieder, diese schönen und leicht zu lernenden Instrumente zu bauen und für Hausmusik und Schule, für den ersten Instrumentalunterricht zur Begleitung des Volksschulgesanges und zur Aufführung alter Meister bis zu Bach zu verwenden (Abb.5).

Die anderen Holzblasinstrumente

Die übrigen Holzblasinstrumente haben eine andere Art der Tonerzeugung als die Flöte. Bei ihnen wird der Ton durch ein Mundstück erzeugt, in welchem die Luft durch einen federnden Spalt getrieben wird. Dieser wird aus einem oder zwei federnden Blättern aus Rohr gebildet, die unter dem Druck des Luftstroms auseinanderweichen, somit die Luft in den Spalt eintreten lassen, nun durch ihre Elastizität wieder in die alte Stellung zurückschnellen und damit den Spalt wieder schließen. So entstehen aus der raschen Folge von Öffnen und Schließen des Spalts Luftstöße, d. h. ein Ton. Unter den vielen möglichen Tönen bestimmt die Länge des Instrumentenrohrs nun den hervorgebrachten. Durch Grifflöcher und Klappen kann man, wie bei der Flöte, das Rohr verkürzen, den Ton erhöhen. (Und auch - wie gleichfalls bei der Flöte - durch stärkeres Blasen. Man erhält dann Obertöne des gegriffenen Tons.)

Die Klarinette

Bei der Klarinette besteht das Mundstück aus einem Rohrblatt, das mit der schrägen Holzwand des Schnabels den Spalt bildet. Oboe und Fagott haben ein Doppelrohrblatt-Mundstück, wo zwei federnde Rohrblätter den Spalt bilden. Klarinette und Oboe gehen auf die Schalmei zurück, wie sie bei unseren Hirten heute noch in Gebrauch ist und schon im alten Agypten vorkommt. Im 17. Jahrhundert bildet sich aus dieser Hirtenschalmei in Frankreich die Oboe, die sich eigentlich nur durch ihre Größe, sorgfältigere Herstellung und ihre von der Flöte übernommenen Klappen von dem alten Volksinstrument unterscheidet (Abb. 6). Die moderne Klarinette wurde von Denner 1690 erfunden, d. h. aus dem alten chalumeau (Schalmei) entwickelt, doch erst im 18. Jahrhundert fand sie Eingang in die Orchester. Sie hat z. T. die schwerer zu blasende Oboe verdrängt, vor allem im Militärorchester.

Die Oboe

Abb. 7
Abb .8

Die Oboe klingt näselnd, quäkend, in der Mitte weich, in der Höhe schrill. Die Klarinette hat vier verschiedene Klangbereiche (Register), in der Tiefe stumpf, in der tieferen Mitte matt, in der höheren Mitte glänzend, in der Höhe quiekend. In der hellen Lage ist ihr Klang sehr schön, trompetenartig - daher auch ihr Name, der "kleines Elarino", d. h. kleine Trompete, bedeutet (Abb. 7).

Das Englische Horn und die Altklarinette und die Baßklarinette

Von der Oboe gibt es eine größere, tiefer und weicher klingende Abart, das "Englische Horn". Von der Klarinette gibt es zwei größere Schwestern, die seltenere Altklarinette und die Baßklarinette, die zum ersten Male in Meyerbeers "Hugenotten" in Erscheinung trat und von Wagner im deutschen Orchester, neuerdings auch in der Jazzmusik, beheimatet ist.

Das Saxophon

Das Saxophon hat das Mundstückeder Klarinetten, aber einen kegelförmigen, sich nach unten erweiternden Körper wie die Oboe. Während aber Klarinette und Oboe aus Holz sind, ist das Saxophon aus Metall. Im Klang steht es zwischen Holz- und Blechbläsergruppe mit einem ganz eigenen Klangcharakter. An Klangnuancen und Spieltechniken übertrifft es alle Blasinstrumente, besonders seitdem es, durch die Jazzmusik beliebt geworden, sehr vervollkommnet wurde.

Erfunden ist es von dem Pariser Instrumentenbauer Sax im Jahre 1840. Schon ab 1848 verwendet Berlioz das Instrument in seinen sinfonischen Werken, dann Meyerbeer, Bizet, Verdi, Richard Strauß. Eine große Rolle spielte es in der französischen Militärmusik. Von der Militärmusik kam es in die Jazzkapellen, wo es nach einigen klanglichen und technischen Verbesserungen das wichtigste Jazzinstrument wurde. Man baut es in vier Größen und verschiedenen Stimmungen: Sopran, Alt, Tenor, Bariton.

Das Sopransaxophon und das Altsaxophon

Das Sopransaxophon ist gerade (Abb. 8), die anderen sind am Unterende nach oben umgebogen. Das Altsaxophon ist das meistgebrauchte, der eigentliche Solist der Familie. Es klingt etwa wie ein "geblasenes Cello", doch können Virtuosen ihm alle möglichen Klangfarben und Effekte abgewinnen (Abb. 9).

Das Fagott

Abb. 10

Das Fagott ist das eigentliche Baßinstrument der Holzbläsergruppe (Abb. 10). Es ist ein Doppelrohrblattinstrument wie die Oboe, nur sehr viel größer. Das Rohr ist in der Mitte nach oben umgebogen, das Kontrafagott ist sogar mehrmals gewunden.

Die Blechblasinstrumente

Die Tonerzeugung ist auf allen Blechblasinstrumenten gleich, aber grundsätzlich anders als die der Holzblasinstrumente. Hier werden die Lippen des Spielers fest an den Rand des Rohrs gepreßt und nun hindurchgeblasen. Dadurch geraten die straff gespannten Lippen in Schwingung und mit ihnen die Luft in dem Rohr, das Instrument gibt einen Ton. Bläst man stärker oder spannt man die Lippen stärker, so schlägt der Ton um in einen höheren Oberton. Auf diese Weise kann man durch Veränderung der Lippenstellung verschiedene Töne hervorbringen, den Grundton und eine Reihe von Obertönen. Man nennt diese Töne "Naturtöne". In der tiefen Lage liegen diese Naturtöne weit auseinander, in der hohen Lage aber so eng benachbart, daß man Signale und Melodien mit dieser Tonreihe blasen kann.
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Über die Naturtöne und die Verlängerungsstücke

Um aber nun Töne zu erhalten, die zwischen die Naturtöne der Obertonreihe fallen, muß man das Trompetenrohr so verlängern, daß eine neue Naturtonreihe entstehen kann, in der dr neue Ton vorkommt. Das geschieht bei den Trompeten und Hörnern durch Einschalten eines Verlängerungsstücks, das man mit einem Ventil schließen oder öffnen kann. Man hat meist drei, zuweilen auch vier solcher Einschübe, mit denen man das Instrumentenrohr verlängern, die Trompete also umstimmen kann. Bei der Posaune verlängert man das Schallrohr durch Ausziehen, wodurch sich der Ton stufenweise vertiefen läßt.

Das Horn

Abb. 11

Das älteste Trompeteninstrument ist das Horn, das anfangs wirklich ein Tierhorn (Abb. 11) vom Rind ("Stier von Uri" aus der Tellsage), oder vom Elefanten (Rolands Horn "Olifant") oder eine große Seemuschel war. Dann fertigte man die Hörner auch aus Holz an, wie das heute noch in den Alpen geblasene Alphorn. Schließlich stellte man die Hörner auch aus Metall her.

Die altnordischen Luren

Die ältesten europäischen Hörner, die altnordischen Luren, sind aus Bronze gegossen (Abb. 12).

Sie sind bereits gewunden (die Alphörner aus Holz sind noch gerade).

Vom Mittelalter ab wird das Horn kreisrund gebogen.
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Das Waldhorn

Als Waldhorn geht es im 18. Jahrhundert in die Orchesterliteratur ein (Abb. 13). Aber erst im Orchester der Romantiker gewinnt es wegen seiner sanften, säuselnden Klangfarbe die volle Bedeutung.

Die Trompete

Abb 14

Die Trompete ist länglich gewunden, hell und schmetternd im Klang. Sie ist als "Busine" im 11. Jahrhundert aus dem Orient nach Europa gekommen. Während das Horn der Jagd dient, ist die Trompete Kriegsinstrument, das Instrument des Adels und der Ritterschaft. Noch heute ist sie das Signalinstrument der Kavallerie, während bei der Infanterie das Horn die Signale gibt. Früh schon wird die Trompete zur Kunstmusik herangezogen, vor allem bei Freiluftaufführungen. Erst im 19. Jahrhundert bürgern sich die Ventiltrompeten ein, die nun den Kern der Militärmusik und der Sinfonieorchester bilden und die Holzblasinstrumente aus ihrer Vormachtstellung verdrängen (Abb. 14). In der Militärmusikbenutzt man noch heute für besonders feierlichen Anlässe die einfachen Trompeten ohne Ventile (Fanfaren oder Heroldstrompeten), die einen glänzenderen, durchdringenderen Ton als die Ventiltrompeten haben.

Das Kornett

Das Kornett ist eine gedrungener gebaute Trompete mit weiterem Rohr. Es ist beweglicher, spricht leichter an und klingt weicher (Abb. 15). Es ist weniger im Sinfonie- als im Militärorchester zu Hause. Die Kornette werden, wie auch die Trompeten, in verschiedenen Stimmungen gebaut, am beliebtesten ist das "kleine Kornett", auch "Piston" genannt. Es vertritt bei Straßen- und Dorfmusikanten die tonedlere, ausdrucksvollere, aber schwerer zu blasende Trompete.

Die Posaune

Im 13. Jahrhundert bereits baute man neben der kleinen Trompete, der Busine, eine größere in Baßlage, die man Busune (später Posaune) nannte. Im 15. Jahrhundert erhielt sie den "Zug", und seitdem hat sie sich nur unwesentlich geändert (Abb. 16). Ihr feierlicher, ernster Klang macht sie zum geeigneten Instrument für alle weihevolle, religiöse Musik, für Priesterchor und Tempelmusik, aber auch für Wutausbrüche, Schlachtgetümmel, Jüngstes Gericht.

Die Tuba

Neben der Posaune ist die Tuba das eigentliche Baßinstrument der Blechbläsergruppe.

Sie hat ein mehrfach, entweder im Kreis oder nach Art des Kornetts gewundenes Rohr, das aber im Gegensatz zum Kornett und zur Trompete den Schallbecher (Stürze) nach oben gerichtet hat.

Eine Verbesserung der Tuba ist das moderne Sousaphon der Jazzkapellen, eine Riesenbaßtuba mit sehr großem Schallbecher, der beim Spielen hoch über die Schulter des Spielers hinausragt (Abb. 17).

Das Schlagzeug

Zur Trompete gehört die Pauke, die mit der Trompete zugleich aus dem Orient einwanderte (Abb. 18). Sie wird und wurde immer paarweise gebraucht, die eine um eine Ouarte höher als die andere.




Die modernen Kesselpauken lassen sich durch An- oder Abspannen des Fells während des Spiels stimmen. Trommeln haben wir in zwei verschiedenen Größen: die Wirbeltrommel, die mit zwei Schlegeln "gerührt" wird (Abb. 19),



und die große Trommel, die beim Marsch vor dem Bauch getragen und mit nur einem Schlegel geschlagen wird (Abb. 20).







Zur großen Trommel, die man fälschlich auch zuweilen als "Pauke" bezeichnet, gehören das Becken und das Triangel, die beide aus der türkischen Janitscharenmusik im 18. Jahrhundert übernommen sind (Abb. 21 und 22), der Schellenbaum und das Glockenspiel, das aber statt der Glocken Metallplatten hat (Metallophon oder Celesta, letzteres mit Klaviatur).

Die Zupfinstrumente

Im Sinfonie- und Opernorchester kommt außer den bisher erwähnten Instrumenten noch, als einziges Zupfinstrument, die Harfe vor.
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Die Harfe

Sie hat eine lange Geschichte. Schon aus dem fünften vorchristlichen Jahrtausend kennen wir ägyptische Bogenharfen, bei denen die Saiten über einen Bogen mit Resonanzkörper gespannt sind (Abb. 23).

Um 1600 hat die Harfe schon ihre heutige Form: ein auf der Spitze stehendes Dreieck, die dem Spieler zugewandte Seite ist der Resonanzboden, auf dem die "Saiten" (mit "ai") befestigt sind.

Sie enden im Ouerbalken der oberen, meist geschweiften, Seite des Dreiecks in Stimmwirbeln.

Die dritte Seite ist der senkrecht stehende Stützbalken. Die Harfe hat in der Regel 43 Saiten aus Darm oder Stahl, die in der 088-Dur-Tonleiter gestimmt werden.

Die im Orchester verwendete Pedalharfe hat sieben Fußhebel, mit denen man die Saite im ganzen vierzehnmal umstimmen kann (Abb. 24).

Die übrigen Zupfinstrumente dienen mehr der Musik im Haus oder in Liebhaberorchestern.

Die Laute und Gitarre

Die Laute und Gitarre unterscheiden sich heute nur durch die äußere Form. Die moderne Laute ist in Besaitung, Stimmung und Spielweise eine Gitarre. Sie hat von der alten Laute nur den Körper beibehalten. Die Lauten der früheren Jahrhunderte hatten mehr Saiten, einen größeren Körper und einen nach hinten zurückgebogenen Kopf (Abb. 25). Lange Zeit hindurch war die Laute das wichtigste Hausinstrument und zusammen mit ihrer größeren Schwester, der "Theorbe", das Fundament des Orchesters, das Begleitinstrument für alle Gesangs- und Instrumentalmusik. Diese Rolle trat sie später an das Klavier ab.

Das 18. Jahrhundert, das so große Umwälzungen auf dem Gebiet der Musik gebracht hat, die unser Musikleben noch heute entscheidend bestimmen, ließ die Laute ganz verschwinden. Die Gitarre aber blieb. Sie war schon vorher das Instrument für die Schrum-Schrum-Begleitung einfacher volkstümlicher Musik, Villanellen, Frottolen, Bauernlieder und Tänze. Diese Bestimmung ist ihr auch weiterhin geblieben. Trotz aller Bemühungen, die Gitarre oder die moderne Laute in Gitarrenstimmung als Soloinstrument zu verwenden, wird es wohl nicht gelingen, die Kultur der alten Lautenmeister wiederzuerwecken. Von ihrer Kunst berichten uns viele Notenhandschriften und Drucke des 14. bis 17. Jahrhunderts aus Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien, die aber nicht in Noten, sondern in Griffen, z. T. auch mit Noten kombiniert, notiert sind ("Lautentabulatur").

Laute und Gitarre haben gleichfalls eine lange Geschichte. Die Herkunft der Gitarre ist freilich dunkel. Sie taucht zuerst in Spanien auf, wohin sie anscheinend schon mit den ersten Arabereinbrüchen im 8. Jahrhundert gelangt ist. Die Laute, deren Name aus dem Arabischen stammt ("al'ud"), taucht zuerst in Italien im 14. Jahrhundert auf. Aber schon altbabylonische Tonreliefs von 2.300 v. Chr. zeigen die Laute in der später üblichen Form.

Die Mandoline

Abb. 26

Die Mandoline entwickelt sich aus Schwesterformen dieser Instrumente in Angleichung an die Violine im 17. Jahrhundert. In Italien spielt sie noch heute vielfach die Rolle der Violine im volkstümlichen Orchester.

Das Banjo

In der Jazzmusik ist das aus Portugal stammende Banjo zu hohen Ehren gekommen. Es ist ein Gitarreninstrument, bei dem die Saiten über ein gespanntes Fell als Resonanzkörper laufen. Seine Töne sind dadurch wohl sehr laut, aber ohne Dauer. Sie klingen kurz, knackend und geräuschähnlich. Das Instrument hat meist fünf Saiten, eine (kürzere) Melodiesaite und vier Akkordsaiten (Abb. 26).

Das Ukelele

Aus Amerika stammt das Ukelele, eine Gitarre in Taschenformat mit vier Saiten in Banjostimmung. Man spielt darauf Akkorde zur Begleitung von Schlager- und Coupletgesang. Der Ton ist sehr schwach, gerade ausreichend zur Begleitung eines flüsternden Baritons. Es ist auch nicht für das Orchester bestimmt, sondern als Liebhaberinstrument gedacht. Bei uns hat es sich wenig eingebürgert.

Die Hawaiian-Gitarre

Auch die Hawaiian-Gitarre ist eine amerikanische Erfindung. Um auch auf der Gitarre glissando und vibrato spielen zu können, hat man die Saiten erheblich höher gelegt, so daß die Finger beim Niederdrücken das Griffbrett möglichst nicht berühren. Die so präparierte Gitarre wird auf dem Tisch oder auf den Knien liegend wie eine Zither gespielt. Es spielen gewöhnlich zwei oder drei Instrumente, besonders Langsame Walzer, Blues und Slow-fox.

Die Zither

Die Zither ist ein Hausmusikinstrument, das in der europäischen Volksmusik eine besondere Rolle spielt. Als bodenständiges Volksmusikinstrument kommt es in den Alpenländern und in Skandinavien vor - zwei ausgesprochenen Rückzugsgebieten älterer Kultur. Bei der Zither liegen fünf Melodiesaiten über einem Griffbrett, das direkt auf dem Resonanzkörper aufliegt. Daneben laufen parallel vierundzwanzig bis dreißig Akkordsaiten. Während die linke Hand auf den Melodiesaiten die Töne greift, reißt die Rechte die Saiten an. Die sogenannte Waldzither hat nur Akkordsaiten. Sie kann nur nach untergelegten Grifftafeln gespielt werden und ist mehr Spielzeug als Musikinstrument.

Die Tasteninstrumente

Von allen unseren Instrumenten ist das Klavier das einzige, das mit Sicherheit erst in Europa entstanden, nicht aus dem Orient bezogen ist. Ein Vorläufer ist das Hackbrett, wie es heute noch die Zigeuner spielen (Zymbal): frei über ein Brett oder einen Resonanzkasten gespannte Saiten werden mit Holzhämmerchen geschlagen. Wenn man diese Hämmerchen nun durch Hebel ersetzt, die von Tasten bewegt werden, hat man das Prinzip des Klaviers. Die ältesten Klavierinstrumente sind schon im 14. Jahrhundert entstanden.

Das Klavichord

Zwei Typen sind zu unterscheiden: das Klavichord, bei dem die Saiten von rechts nach links laufen und durch Metallstäbe (Tangenten) berührt bzw. angeschlagen werden, und das Cembalo oder Klavizimbel, bei dem die Saiten von vorn nach hinten laufen und mit Federkielen oder Lederplättchen angerissen werden.

Das Klavichord war das bevorzugte Hausinstrument. Es ist ein kleines Kästchen, auf jeden beliebigen Tisch zu stellen, auch wohl auf Reisen mitzuführen (Abb. 27). Manche sind in Nähtischchen eingebaut, andere sind zugleich Schachbretter. Größere Instrumente stehen wohl auch auf eigenen, zierlich geschnitzten Füßen. Sie geben einen schwachen, dünnen, zirpenden Klang, leiser als der der Laute.

Das Cembalo

Das Cembalo aber ist ein großer Flügel, ein Instrument für Konzert und Orchester. Es hat meist mehrere Besaitungen, die durch verschiedene Hebel (Register) und zum Teil auch durch verschiedene Tastenreihen (Manuale) betätigt werden können und so ein abwechslungsreiches Spiel in verschiedenen Lautstärken und Klangschattierungen gestatten (Abb. 28). Der Ton des Cembalos ist rauschend, harfenähnlich. Für das Cembalo sind die großen Klavierwerke bis zur Bachzeit geschrieben. Es ist auch das Begleitinstrument für alle Musik von 1600 bis 1750 im Orchester wie im Theater und in der Kirche. Das Klavichord ist ein intimeres Instrument für die Hausmusik, für Salon- und Modemusik, für die Gavotten und Sarabanden, Allemanden und Menuette, zur Begleitung der Schäferlieder des Rokoko.

Das Hammerklavier

In diese festgefügte Welt brach die Erfindung des Hammerklaviers wie der Wolf in die Schafherden. Die mit dem filzbespannten Hammer - der nach dem Anschlag sofort wieder zurückfällt - angeschlagenen Saiten geben einen völlig anderen Klang als die von der Tangente berührten oder vom Kiel gezupften. Sie können vor allem laut und leise tönen, je nach der Stärke des Anschlags. Auch dauert der Ton viel länger an. Es entstand mit dem neuen Instrument, das zuerst von dem Italiener Cristofori 1709, dann von den deutschen Klavierbauern Silbermann gebaut wurde, ein neues Klangideal und eine neue Spieltechnik. Größere Klangfülle, größere Beweglichkeit, größere Individualität des Instruments geben der Klaviermusik ein neues Gepräge. Friedemann, Bach, Mozart, Beethoven, Liszt, Chopin, Debussy bezeichnen den Weg der immer weiter fortschreitenden Differenzierung und Verbreiterung der Klangmöglichkeiten und Spieltechniken des Klaviers.

Das Tafelklavier

Der erste Typ des Hammerklaviers ist das Tafelklavier, bei dem die Saiten quer zum Spieler liegen. Dann folgt in der Beethovenzeit der Flügel und endlich, seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts, das Pianino. Um die Jahrhundertwende wird dieses das bevorzugte Hausmusikinstrument, es gehört schließlich als Möbel in jede Bürgerwohnung. In der Gegenwart ist der Absatz an Klavieren ungeheuer zurückgegangen. Nicht nur die geschwundene Kaufkraft des Bürgertums, auch die Geschmackswandlung hat es verdrängt.

Die Zukunfts des Klaviers aus 1934

Da man auf ein Tasteninstrument für die Hausmusik kaum verzichten kann, wird die Industrie wahrscheinlich einen neuen Typ des Klaviers herausbringen, der als Möbelstück und als Klangkörper dem Geschmack der Zeit Rechnung trägt. Ein solches Instrument könnte z. B. aus dem Neo-Bechstein-Flügel entwickelt werden, einem Stutzflügel mit elektrischer Tonerzeugung (Mikrophon über den Saiten - Verstärker - Lautsprecher), zugleich Rundfunkempfänger und Schallplattenspieltisch. Ein solches Klavier müßte freilich auch in seiner Preisgestaltung auf die veränderte Kaufkraft Rücksicht nehmen.

Die Orgel

Die Orgel ist schon 200 v. Chr. in Kleinasien als Jahrmarktsinstrument bekannt - eine Panspfeife mit Blasebalg. Im antiken Rom war sie vor allem im Zirkus im Gebrauch. In nordische Länder kommt sie zuerst als Geschenk des byzantinischen Hofes an Pipin den Kleinen. Um 1000 finden wir die ersten Orgeln in der Kirche. Aber erst um 1400 wird sie fester Bestand des Kultes, daneben immer noch weltlich gebraucht. Es gibt tragbare Orgeln (Portativ), größere heißen Positive (= aufstellbare).

Die Orgel vereinigt eine Reihe von abgestimmten Pfeifen zu Registern. Das aus mehreren Registern zusammengesetzte Orgelwerk wird mit Hilfe von zwei, auch drei Manualen (Tastenreihen) und einem Pedal (Fußtastenreihe) gespielt. Durch verschiedene Züge kann man die einzelnen Register einschalten und miteinander kombinieren. Die Klangfarben der Register sind verschieden in den einzelnen Jahrhunderten und entsprechen immer dem idealen Orchesterklang der Zeit.

Das Harmonium

Das Harmonium hat mit der Orgel nur äußerlich Ahnlichkeit. Es geht zurück auf das chinesische Sheng (Mundorgel), das eine Anzahl von Röhren mit Metallzungen auf einem kleinen Windkessel aufweist. Erst am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dieses Prinzip in Europa auf ein Tasteninstrument übernommen. Ein Blasebalg, den der Spieler mit den Füßen tritt, pumpt Luft in einen Windkessel, der Niederdruck der Tasten öffnet die Windkanäle, die von frei schwebenden Metallzungen abgeschlossen sind, und setzen diese in Schwingung. Form und Größe der Zungen und etwaiger Resonanzrohre bestimmen Tonhöhe und Klangfarbe. Es gibt Harmoniums vom ganz einfachen einregistrigen Hausinstrument bis zur großen elektrisch angetriebenen Kinoorgel mit geteilten, an gegenüberliegenden Wänden
eingebauten Werken, mit Vibrato, Glockenwerk, Jalousieschweller und Echoeffekten.

Die Ziehharmonika

Die Ziehharmonika ist eine Art tragbares Harmonium. Es wurde 1822 von dem 17jährigen Berliner Friedrich Buschmann erfunden. Die Anordnung der Töne ist aber eine andere als bei Tasteninstrumenten. Die Tasten oder Knöpfe geben hier bei Zug und Schub einen anderen Ton. Die Baßknöpfe geben nicht Einzeltöne, sondern ganze Akkorde, wodurch die harmonische Beweglichkeit natürlich sehr begrenzt wird. Das Akkordeon ist eine Verbesserung besonders der Baßseite. Konzertina und Bandonion sind chromatische Instrumente mit großem Tonumfang und großer harmonischer Beweglichkeit. Sie gut zu spielen erfordert große Geschicklichkeit und musikalischen Geschmack.

Die Mundharmonika

Die Mundharmonika wurde 1821 von dem Erfinder der Ziehharmonika geschaffen. Sie ist wohl heute das verbreitetste Musikinstrument der ganzen Welt. Auch bei ihr erhält man durch Ein- und Ausatmen verschiedene Töne. Es werden heute etwa sechzig verschiedene Modelle gebaut. Das Hauptherstellungsland ist Deutschland, die Instrumente werden von hier bis Ostasien (in den dort üblichen Stimmungen) ausgeführt.

Bitte beachten Sie, das ist ein Büchlein aus 1934

Bestimmte heroische und deutschnationale Ansichten und die propagandistischen Einschätzungen sind dem damaligenn Zeitgeist geschuldet. Sie sollten darüber lächeln, wir wissen es heute besser. Die Texte wurden im Jan. 2015 eingefügt.

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