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Musik für Dich, ein Büchlein von Dr. Fritz Bose

1934 war die Machtergreifung der Nationalsozialisten gerade mal 1 Jahr her und die deutsche Kultur wurde "neu ausgerichtet". Volk, Vaterland und die (etwas verfälschte) deutsche Geschichte wurde nun heroisiert und propagandistisch herausgehoben.

Dennoch stehen in diesem Büchlein eine Menge verständlicher neutraler Informationen über die Musik, die Arten und die Instrumente - und so schön aufgelistet, daß ich sie Ihnen ans Herz legen möchte. Schnuppern sie mal und wenn es ab und zu politisch komisch angehaucht scheint, lächeln Sie und überlesen Sie die "Zeitgeist Sprüche" - es ist hier noch 1934 und wir wissen es doch inzwischen besser. Überarbeitet im Januar 2015.

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Das deutsche Lied - Deutsch ist das Lied

Alle Kunstmusik ist international. Einzig das Lied ist eine rein deutsche Form, so deutsch, daß die fremden Nationen dafür nicht einmal einen Namen in ihrer Sprache haben und das Wort "Lied" als Fremdwort gebrauchen. Wohl singt man auch anderswo mit Begleitung des Klaviers, aber Chansons, Arien, Nomanzen, Kanzonen, Couplets, Songs, nicht "Lieder".

Ahnlich wie im Volkslied prägt sich auch im Kunstlied - schon in seiner äußeren Gestalt - volkhaftes Wesen, nationale Eigenart aus; und die Volkslieder sind ja auch zumeist Kunstlieder gewesen, ehe das Volk sie in seinen Liederhort aufnahm.

Das deutsche Lied ist von allen Formen der Kunstmusik die kleinste, aber deshalb nicht weniger kunstvoll. Es verzichtet auf Ausmaß und Effekt, es ist dafür persönlich und intim in der Wirkung. Jeder kann es singen, und es gehören nicht große stimmliche Mittel, sondern nur viel musikalischer Geschmack dazu, es schön und kunstgerecht zu singen.

Im Konzertsaal dagegen ist es schwer, die zarten Stimmungen herauszuarbeiten, das Schlichte in diesem Rahmen überzeugend zu gestalten, wo man gewohnt ist, den Glanz großer Orchesterwerke zu erleben. Deshalb ist das "Liederkonzert" eine besonders schwere Aufgabe für den Sänger, und es ist eine besondere Gnade, wenn ein Künstler Lieder und Opernarien mit gleicher Vollendung vortragen kann.

Das Wort und der Ton

Dem Lied liegt ein Gedicht zugrunde. Am besten treffen den Liedstil jene reinen Stimmungsbilder zartester Natur- und Liebeslyrik, wie sie die Romantiker schufen : Goethe, Eichendorff, Heine, Mörike, wo mit knappen Strichen das Bild gezeichnet ist und die Stimmung unausgesprochen hinter den Worten steht, so daß jedes Wort von ihr gesättigt ist. Sachliche Schilderung eines konkreten Vorganges oder eines Seelenzustandes gibt keinen geeigneten Vorwurf (Anmerkung : sicher "Entwurf") für ein Lied. Das Lied folgt nun dem Gedicht, es drückt die Stimmungen musikalisch aus, es setzt die Worte in Töne um.

Das Gedicht besteht aus mehreren Strophen. Der Komponist kann entweder den Worten von Strophe zu Strophe, von Zeile zu Zeile folgend die Stimmungen des Gedichtes musikalisch nachzeichnen - das Lied ist "durchkomponiert", und das ist die Kompositionstechnik der jüngeren Liedmeister -, oder der Komponist fängt die Grundstimmung des Liedes in eine Melodie ein, die dann allen Strophen des Liedes zugrunde liegt - "Strophenlied" (Schubert: "Am Brunnen vor dem Tore").

Das Lied vor Schubert

Die Wiege des deutschen Liedes stand - in Berlin. Hier war um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eine Reihe von Musikern und Musikfreunden vereinigt, die es unternahmen, Lieder in einem neuen, schlichten, preußischen Ton zu schaffen, Lieder, die im Gegensatz zu dem überladenen Schnörkelprunk der italienischen Arien mit schlichten Melodien die Worte des Textes zu besserer Geltung bringen sollten, die unter dem Koloraturenwerk der Arien meist verlorengingen.

Diese Lieder sollten in ihren Melodien so einfach gehalten sein, daß sie jedermann erlernen konnte. Sie wollten die deutsche Dichtung ihrer Zeitgenossen auf diese Weise im Volk populär machen, damit sie ihre erzieherischen Kräfte auswirken konnten. Eine deutsche Dichtung gab es noch nicht lange, und auch damals hatte sie noch sehr um ihre Existenz zu ringen; die vornehme Welt sprach und las Französisch, das Deutsche galt für roh und unfähig, zartere Empfindungen zum Ausdruck zu bringen.

So blühte hier in der glanzvollen Epoche, als Berlin unter Friedrich dem Großen die Hauptstadt Europas war, neben Oper und Kammermusik eine neue Kunstform auf, eine Musik, die sich zum ersten Male bewußt an das Volk wandte. Studentenlieder und Oden waren voraufgegangen, einige herrliche Liedersammlungen reizender Schäferpoesie zu hübschen Rokokomelodien, wie die "Singende Muse an der Pleiße" von Sperontes in Leipzig.

Aber diese auch heute noch recht ergötzlichen Lieder waren für einen engen Kreis von Liebhabern bestimmt. Die Berliner Komponisten jedoch wandten sich an alle. Deshalb erstreben sie gesangliche Vereinfachung bis zur Kahlheit und Popularität der Melodik bis zur Trivialität.

Vergangen - Staub und Moder

Vieles von diesen vielen Hunderten von Liedern, die in den drei "Berliner Liederschulen" von 1750 bis 1810 geschaffen wurden, ist Staub und Moder. Aber manches ist klingende Wirklichkeit, manches dieser frühen deutschen Lieder ist zum Volkslied geworden. Weniger wohl die Oden der ersten Berliner Liederschule, die gar zu nüchtern und simpel sind. Zwar enthält die zweite Liedersammlung "Berlinische Oden und Lieder" (1756) auch schon sangbare hübsche Melodien. Aber erst die späteren Berliner Liedmeister, J. P. A. Schulz, Reichardt und Goethes musikalischer Beirat Zelter, schaffen wirklich volkstümliche und ausdrucksvolle "Lieder".

Sie haben aber auch sangbare deutsche Gedichte zur Verfügung, die eher als "Herrn Professor Gellerts Oden und Lieder" (Erste Berliner Liederschule) zur Vertonung Anreiz bieten: Herders "Stimmen der Völker" und die Gedichte des jungen Goethe. Aus Schulzens "Liedern im Volkston" (Berlin, 1782-1790) singen wir noch heute "Der Mond ist aufgegangen" und "Ihr Kinderlein, kommet", von Neichardt "Ein Veilchen auf der Wiese stand", von Zelters Goetheliedern »Es war ein König in Thule" und »Es ist ein Schuß gefallen", von Augustin Harder »Geh aus, mein Herz", von Himmel "Vater, ich rufe dich".

Neben der Berliner Schule blühte auch eine süddeutsche, die aber mehr das kunstvolle Sololied, besonders die Ballade, pflegte. Ihr Hauptvertreter Zumsteeg war das Vorbild des jungen Schubert, das er kopierte, bis er seinen eigenen Stil fand.

Franz Schubert, der Meister des Liedes

Der große deutsche Liedmeister, der Vollender der neuen Form, knüpfte aber nicht an das Lied der Berliner Schule an, sondern an die Tradition seiner Heimatstadt Wien. Hier war die Geburtsstätte des deutschen Singspiels gewesen, und vom Singspiel her nahm das Schubertlied seinen Ausgang. Die volkstümlich melodischen Arien aus Mozarts "Zauberflöte", Kauers s' "Donauweibchen" und den anderen Singspielerfolgen wurden von jedermann gesungen. Sie wurden auch alsbald als Gesänge mit Klavierbegleitung gedruckt. Osterreichische Volksliedtradition lebte in diesen Singspielarien wieder auf, wie in dem heute noch gesungenen "Kommt ein Vogerl geflogen" von Wenzel Müller.

Im Gegensatz zu den norddeutschen Komponisten schrieben die Wiener ausgearbeitete, kunstvolle Klavierbegleitungen. Die Lieder von Mozart und Haydn, Neefe und auch von Beethoven sind mehr Arie als Lied. Auch die ersten Schubertlieder sind es, kleine, fein ausgearbeitete Soloszenen und Monologe, durchaus theatralische Musik, Balladen im Stile Zumsteegs : "Hagars Klage", »Kolma", "Maria Stuart", "Die Erwartung".

Schubert-Franzl - ein Bub von vierzehn Jahren

Da war der Schubert-Franzl noch ein Bub von vierzehn Jahren und Schüler im k. k. Konvikt in der Universitätsstraße und Sopranist im Knabenchor der k. k. Hofkapelle in Wien. Aber das sechzehnjährige Schulmeisterlein schreibt neben der herrlichen K-Dur-Messe und seiner ersten Sinfonie auch eine Reihe von Liedern, deren feinempfundene Melodien mit den Worten des Dichters verschmelzen. Die erste Liebe erfüllt ihn mit ihrer Poesie, läßt ihn immer wieder nach Dichterworten suchen, die sein Gefühl in Verse kleiden.

Einhundertvierundzwanzig Lieder bringt das eine Jahr 1815, alle neben der Gehilfentätigkeit in des Vaters Dorfschule geschaffen, oft während des Unterrichts auf dem Katheder zu Papier gebracht - weltentrückter Genius inmitten einer Schar johlender und tobender Dorfbuben.

Unter ihnen ist Goethes "Gretchen am Spinnrad" das fortschrittlichste. Hier ist zuerst der Schubertstil ausgebildet, die völlige Einheit von musikalischer und poetischer Stimmung. Das Spinnrad surrt in der Klavierbegleitung, Unruhe der ersten Liebe, Leidenschaft und Gretchenschicksal sprechen aus der Liedmelodie. Von hier ab beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Liedes, die neue Form ist gefunden.

Talentiert, kreativ , aber extrem arm

Und nun folgt Lied auf Lied. Schuberts Freund Vogl, ein begnadeter Sänger, singt sie in den Hauskonzerten der Wiener Gesellschaft. Sie gefallen und sind bald in jedermanns Munde. Aber der Komponist hat kaum Vorteile davon. Die Verlegerhonorare sind niedrig, und jeder kann die erschienenen Noten nachdrucken, ohne dem Autor Honorar zu schulden; ein Urheberrecht gab es damals noch nicht. So sind Schuberts Lieder bald in allen Verlagshäusern heraus, die Verleger verdienen von Jahr zu Jahr mehr, der Autor aber hungert.

Den Lehrerberuf hat er an den Nagel gehängt. Er ist frei schaffender Musiker. Aber es geht ihm schlecht. Er wohnt bei Freunden, die alles mit ihm teilen. Ein Kreis junger Talente und Mäzene schart sich um ihn, den Schweigsam-Heiteren. Ihnen führt er seine Werke zuerst vor. Ihre Gedichte formt er zu Liedern. Leider auch ihre Textbücher zu Opern, die nicht aufgeführt werden. Die Textbücher sind schuld, sie sind nicht bühnenwirksam.

Not ist sein täglicher Gast. Oft fehlt es an Papier zum Notenschreiben. Auf Einwickelpapier sind viele der schönsten Lieder geschrieben, das Ständchen von Shakespeare "Horch, horch, die Lerch’ im Ätherblau" auf die Rückseite einer Speisekarte. Aber aus dieser bitteren Not und Armut quellen die Lieder der Freude und des Leides in unerschöpflicher Fülle. Bei einem Freunde findet er die "Novelle in Gedichten" des gemütvollen Dessauer Poeten Wilhelm Müller "Die schöne Müllerin".

Er steckt sie zu sich, und als der Besitzer sie am nächsten Tage vermißt, ist Schubert mitten in der Arbeit, und drei Lieder sind schon fertig. Bald ist der Zyklus abgeschlossen : zwanzig Lieder von der schönen Müllerin, dem liebenden Jüngling und dem Bächlein, von Glück und Schmerz, von Sehnsucht und Erfüllung. Die schönsten davon "Ich hört’ ein Bächlein rauschen", "Ich frage keine Blume", "In Grün will ich mich kleiden", "Ich schnitt es gern in alle Rinden ein".

Krankheit, Not und Tod werfen ihre Schatten voraus

Das Gegenstück zum Müllerin-Zyklus von 1823 ist die "Winterreise" von 1827, gleichfalls nach Gedichten von Wilhelm Müller. Hier herrscht Schwermut und Dunkel. Krankheit, Not und Tod werfen ihre Schatten voraus. Auf einer Reise nach Graz hat er sie beendet. Krank und schwermütig kommt er zurück. "Ich werde euch einen Kranz schauerlicher Lieder vorsingen", verkündet er den Freunden, setzt sich ans Klavier und singt ihnen die ganze "Winterreise" vor. Eis und Schnee auf den Fluren. Einsam geht er am Haus der Liebsten vorbei. "Gute Nacht !" Wer fragt nach seinem Schmerz? Vorbei! "Die Wetterfahne" wird zum Gleichnis für ihn selbst. "Der Lindenbaum" am Brunnen vor dem Tore weckt Erinnerung an die schöne Vergangenheit, aber die Ruhe, die er verspricht, sucht der Unbeständige nicht. Er kehrt der Stadt den Rücken, die das Liebste barg und ihn enttäuschte.

Ein Irrlicht lockt ihn in finstere Felsengründe. Gisblumen gaukeln ihm Frühlingsträume vor. "EGinsamkeit" deckt ihn zu wie ein Bahrtuch, und doch springt das Herz hoch auf, wenn von der Straße das Posthorn klingt. Eine "Letzte Hoffnung" - und doch wieder "Täuschung". "Der Wegweiser" weist ihm die Straße, von der noch keiner zurückkam. Das "Wirtshaus" lädt den müden Wanderer zur Ruhe, die die letzte ist. Mit den düsteren Klängen des gespenstischen "Leiermannes" schließt dieser Zyklus tragischwehmütiger Lieder. Sie sind bis auf den "Lindenbaum" Kunstlieder größeren Formats, das Volksliedhafte der heiteren Müllerin-Lieder tritt hier mehr zurück.

Fast verhungert verstorben

Ein Jahr später schon deckt ihn der Rasen. Auf dem Währinger Friedhof liegt er begraben, drei Hügel von Beethovens Grab. Nun sind sie im Tode vereint, die sich im Leben nie begegnet sind, obwohl sie in derselben Stadt gelebt haben: der weltberühmte Titan in menschenscheuer Zurückgezogenheit und der kleine, arme Musikant ohne Namen, Ruhm und Geld.

In Armut und Not ist er gestorben, der soviel an Freunde und Heiterkeit in seinen Liedern gestaltete. Von seiner Mitwelt war er kaum gekannt, erst nach seinem Tode begann seine Ruhmeslaufbahn. Seine hinterlassenen Lieder gab man unter dem Titel "Schwanengesang" heraus. Diese letzten Lieder Schuberts sind weniger düster als die der "Winterreise". Es sind leichtere Melodien, heitere Klänge, gelöste, beschwingte Harmonien.

Sieben Lieder von Rellstab, darunter die zart träumerische "Liebesbotschaft", das jubelnde "Ständchen", das schwebende "In der Ferne" zeigen die höchste Vollendung des Schubertstils : in wenigen Tönen schon die Grundstimmung des Gedichtes zu geben, genaueste Entsprechung der musikalischen und der dichterischen Stimmung im Ganzen und in den Teilen.

Die sechs Heinelieder, darunter das bekannteste "Das Meer erglänzte", bringen im "Doppelgänger" und in "Atlas" Proben eines lyrisch-dramatischen Sprechgesanges in völliger Übereinstimmung der Sprach- und Gesangsmelodien, wie sie später von Richard Wagner und Hugo Wolf weitergebildet wird.

Das Lied nach Schubert.

Schubert bleibt lange Zeit ohne Nachfolge. Mendelssohn fußt auf der schlichten Tradition der Berliner Schule, auf dem Stil seines Lehrers Zelter. Erst Robert Schumann setzt das Werk Schuberts fort. Der sich vorher kaum mit dem Lied beschäftigt hatte, erlebte im Jahre seiner Verheiratung einen wahren Liederfrühling: einhundertachtunddreißig Gesangswerke schuf er in diesem einen Jahre 1840. Die Liebe hat ihm, dem Instrumentalkomponisten die Zunge gelöst, und so sind es auch zumeist Liebeslieder, die er vertont hat. "Dichterliebe" nennt er einen Zyklus Heinelieder, einen anderen "Frauenliebe und -leben". Liebeslieder sind die Gedichte aus Rückerts "Liebesfrühling" sowie seine schönsten Lieder aus dem "Liederkreis" nach Gedichten von Eichendorff.

Von Schumanns Liedern sind nicht so viele zu Volkslieder geworden wie von Schubert. Sie sind in weit stärkerem Maße noch Kunstlieder, nicht für Liebhaber, sondern für Berufssänger geschrieben, für ein inzwischen entstandenes öffentliches Konzertleben bestimmt. Die Musikpflege ist aus dem Adels- und Bürgerhaus in den Konzertsaal übergesiedelt. So sind auch die Lieder dieser Zeit anspruchsvoller, vor allem im Klaviersatz, der bei Schumann, dem Klavierkomponisten, besonders reich ausgestaltet ist und wichtige musikalische Aufgaben hat. Schumanns Lieder können ohne die Klavierbegleitung kaum bestehen, ja zuweilen ist das Klavier fast wichtiger als die Singstimme.

Karl Löwe

Karl Löwe, ein Zeitgenosse Schuberts und Schumanns, wurde der Vollender der Ballade. Wie Schubert ging auch er auf Zumsteeg zurück. Beide komponierten als Opus 1 den "Erlkönig" von Goethe, unabhängig voneinander zur selben Zeit, Schubert in Wien 1816, Löwe in Stettin 1818. Die beiden Balladen sind sehr ähnlich und doch ganz verschiedensin der Auffassung. Bei Schubert liegt das Gewicht in der Melodie, bei Löwe in der Begleitung. Bei Schubert ist mehr Gesang, bei Löwe mehr dramatische Spannung. Schuberts Erlkönig ist ein Verführer, Löwes ein gespenstischer Dämon; Löwe trifft den Balladenton besser, er ist ein Meister der Erzählung. Seine Balladen sind Kunstwerke in unerreichter Vollendung, zeitlos und unvergänglich: "Heinrich der Vogler", "Archibald Douglas", "Die Uhr", "Edward" usw.

Robert Franz und Adolf Jensen

Schöne Lieder haben wir von Robert Franz und Adolf Jensen, die aber nicht eigentlich volkstümlich geworden sind, weil sie mehr gedanklich, geistreich als ursprünglich musikalisch sind. In Hugo Wolfs Liedern werden die neuen harmonischen Kräfte und der neue Gesangsstil Richard Wagners mit der überlieferten Liedform zu einer neuen Einheit verschmolzen. Dem Wiener Meister gelingt die Anknüpfung an den großen Ahnen Schubert, dessen Werk er mit den neuen Klangmitteln und in dem neuen Stil des Sprechgesangs fortsetzt.

Er vollendet die von Schubert und Schumann angebahnte Worttreue der Melodie, die sich bei ihm eng an die Sprachmelodie anschließt, ohne dabei musikalisch zu verlieren. Begleitung und Singstimme bilden eine unlösliche Einheit, ergänzen sich, wechseln sich ab, spinnen die Melodie weiter, greifen ineinander über - Duette zwischen Klavier und Sänger. Der Vortrag seiner Lieder erfordert fertige Sänger von höchster stimmlicher und musikalischer Kultur. Am berühmtesten sind seine dreiundfünfzig Mörikelieder, der Eichendorff-, der Goethe- und der Keller-Zyklus und das " Spanische Liederbuch", alle um das Jahr 1890 herum entstanden.

Johannes Brahms

Johannes Brahms hat weniger durch eigenes Liedschaffen ("»Vier ernste Gesänge") als durch die Bearbeitung deutscher Volkslieder gewirkt. Seine Klavierbegleitungen zu den älteren Volksliedern sind unvergleichlich stimmungsvoll und romantisch ("In stiller Nacht"). Dagegen hat Reger viele schöne Lieder geschaffen, die eine Brücke bilden von der Romantik zur "Neuen Musik". Diese richtet ihr Augenmerk aber mehr auf die absolute Musik, die Musik ohne Wort und ohne gedanklichen Inhalt, sie pflegt also in erster Linie Instrumentalmusik.

So gibt es unter den Zeitgenossen eigentlich keine namhafteren Liederkomponisten, wie es denn auch an Lyrikern vom Range eines Goethe, Eichendorff, Mörike mangelt. Ein Stilwandel zum Beschaulichen und zur kleinen Form, der sich anzubahnen scheint, könnte das Lied wieder beleben, wenn die Dichtkunst sich gleichzeitig ebenfalls wieder der Lieddichtung zuwenden würde.

Bitte beachten Sie, das ist ein Büchlein aus 1934

Bestimmte heroische und deutschnationale Ansichten und die propagandistischen Einschätzungen sind dem damaligenn Zeitgeist geschuldet. Sie sollten darüber lächeln, wir wissen es heute besser. Die Texte wurden im Jan. 2015 eingefügt.

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