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Unser Fotograf Rudi war im Sommer 2012 in Kanada

Sandon, tief in den Bergen
Sandon in der Blütezeit 1900

Und dort gibt es in der entlegensten Ecke dieser Welt ein kleines Heimatmuseum.

Der klitze kleine Ort mit weniger als 100 Bwewohnern heißt Sandon und liegt in British Columbia irgendwo mitten in den wilden Bergen zwischen Calgary und Vancouver. Inzwischen ist Sandon im Vergleich zu seiner Blütezeit um 1900 eine Geisterstadt. Vermutlich würden nie irgendwelche Besucher dorthin kommen, wenn sie nicht Urlaub bei Verwandten machen würden.

Die Straße dorthin ist nämlich eine Sackgasse und es ist die einsamste "tote Hose", die sich ein Europäer überhaupt vorstellen kann. Der nächste Fleck auf der Landkarte, den man überhaupt findet, ist New Denver am Slocan Lake.

Dank google earth kann man am Bildschirm das ganze ca. 5km lange enge Tal hinauf "fahren" und die Reste der alten Silberminen von 1900 "erkunden". Im Tal von Sandon wurde um 1890 Silber entdeckt und schon setzte der "Goldrausch" ein.

Es war sehr einsam dort um 1900 - darum auch diese Story hier.

Alkohol, Pokern und Dirnen
das könnte eher eine Orgel sein
Die Reste eines "Fireside" Phonographen für ganze 28$

Erst noch ein Blick auf die Situation der "Goldgräber" in den explodierenden Orten rund um die Silber- oder gar Goldminen. Um 1890 gab es weder Telefon noch Radio oder Funk oder Fernsehen, es gab nichts außer harter Arbeit , Arbeit und nochmal Arbeit.

Und wenn dann nach 12 bis 14 Stunden in der Mine die "Luft" raus war, gingen die Männer in den Saloon oder ins Bordell. Mehr war dort nicht. Die in den ganzen amerikanischen und kanadischen Western-Schinken dargestellten Bilder waren fast schon übertrieben schön. In der Realität war es nahezu trostlos.

In jedem Saloon stand ein Klavier oder eine kleine Orgel, in den Kirchen natürlich auch, denn die Kirchen kamen fast genauso schnell hinterher wie die Saloons in den Hotels.

Für das Klavier brauchte man immer den Piano-Mann. Und wenn der trotz jeder Menge von Alkohol gar zu gräuselich spielte, wurde er kurzerhand auf die Straße gesetzt.

Das war die Zeit von Thomas Edison mit seinen Musikmaschinen, über die Walter Bruch in 39 Artikeln sehr ausführlich schreibt.

In den Saloons standen sie zuhauf, die Edisonschen Walzen Abspielgeräte und später dann die Grammophone des Emil Berliner. Denn die Minenarbeiter hatten ja Geld, das sie fast nirgendwo ausgeben konnten.

Und solche alten Exponate haben die Museumsbetreiber aufgefunden und ausgestellt.

Bitte um die Ecke zum Eingang
mit Sperrholzbrettern zugenagelt
dennoch ein Haus aus Stein

Das "Sandon Historical Society Museum" in Sandon

Nachdem der Ort in seiner Blütezeit von 1897 bis 1900 fast 10.000 Menschen beherbergte, brannten 1900 die gesamten Holzhäuser der Stadt in einem katastrophalen Feuer komplett ab. Nur ein Teil der Häuser wurde wieder aufgbaut, da außerdem der Boom des Schürfens in den Silberminen etwa 1903 bis 1905 zu Ende schien.


Irgendwann in den 1950er Jahren rauschte dann nach einem richtigen Unwetter auch noch der Wildbach völlig ausgeufert durch den verbliebenen Teil der Geisterstadt und schwemmte die wenigen nahezu verfallenenen Holzruinen auch noch mit weg.


Und so wurde dann in den noch intakten Gebäuden gesammelt, was noch vorhanden war.


Unsere Maßstäbe von einem Museum sind hier völlig fehl am Platz,es ist eben am Ende der Welt.
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Über den Ort, als er noch "lebte".

Der Ort wurde im Jahr 1890 bis 1893 aus dem Boden gestampft. In den beiden Bildern sieht man, es wurde in dem Tal links und rechts neben dem Gebirgsbach jeder Flecken Erde bebaut. Die Eisenbahn fuhr das ca 5km lange Tal runter bis an den See, den Lake Slocan. - Die Blütezeit erlebte der Ort vermutlich zwischen 1898 und 1900, bis der ganze Ort komplett abbrannte.

Der Ort Sandon 1898
Das Tal von Sandon

Was gibt es im Museum noch zu sehen ?

Geschult und aufgeklärt durch die Grammophon-Artikel von Walter Bruch sind wir den Machern natürlich ein paar Nasenlängen voraus, was sie da ausstellen.

Das Folgende ist natürlich lange nach dem Goldrausch dort eingelandet. Ein mechanisches Grammophon mit Kurbel und jetzt im eigenen Kasten versteckten Trichter, das war damals das Modernste vom Schrei. In dem Korb und links in dem Karton sieht man alte Schellackplatten.

Heute wissen wir, daß sehr sehr viele dieser Platten aus Deutschland exportiert worden waren. Es gab nur ganz wenige Lackfabriken, die Schellack herstellen konnten und in Europa waren die nahezu alle in Mainz am Rhein. Und darum wurden auch sehr viele RCA und DECCA Platten in Berlin und in Hannover gepresst.

Das zweite Grammophon mit dem Fischmaul Tonarm kann selbst ich nicht zuordnen.

As letztes kommt ein hypermoderner Tonfilmprojektor, der aber ganz bestimmt nicht mehr aus der Zeit des Goldrausches stammt (es war dort natürlich ein Silberrausch).
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Das war ein gekürzter Einblick in ein Heimatmuseum am Ende der Welt in British Columbia.

Es gibt dort in der Gegend sicher noch mehr zu sehen, doch das würde unsere Themen sprengen.
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