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Funkschau Heft 1 / 1961
Die Schalter für die Kennlinien

Der TELEWATT ULTRA von 1960/61

Der ULTRA war Walter Hummels erster "dicker" Hifi- Voll- Verstärker mit - für damalige Zeiten - richtig viel Leistung am Lautsprecherausgang. Zwei EL34 Röhren konnten deutlich mehr als 30 Watt Sinus an mehreren Impedanzen problemlos liefern. Doch das konnten andere Hersteller auch.

Der ULTRA hatte etwas ganz Besonderes und nahezu
Einmaliges, man konnte eine Menge Phono-Entzerrer-Kurven einstellen. In dem (nie als Buch erschienenen) Buch von Peter Copeland von der BBC, hier bei uns vollständig (in Englisch) enthalten, wird von weltweit über 300 firmenspezifischen Abwandlungen der späteren RIAA Entzerrer-Kurve (auch "Schneidkennlinie" genannt) geschrieben.

Das sind natürlich sowohl alle Arten von 78er Schellackplatten (und natürlich alle noch Mono) von vor 1945 als auch die "neuen" 33er Mono Vinyl-LPs (und 45er Singles) mit der damals neuen mit (25µ Radius) "Microgroove" Rille - nach 1948 bis etwa 1968. Der Phono-Eingang war laut Schaltplan und Datenblatt für beide Typen von Abtastsystemen (Schellack und Vinyl) ausgelegt.
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Wer heute noch Mono-Platten von 1948 bis 1962 hat, . . . .

ein neuwertiges Sammler-Exemplar

. . . . der kann solch einen Mono- Röhren-Verstärker brauchen. Nicht die 30Watt Endstufe, die gibts woanders auch. Aber die Entzerrer- Einstellungen des Magnetvorverstärkers auf der Frontseite sind sehr interessant.

Hängt man an diesen Vorverstärker eine zeitgemäße hochwertige Elektronik samt entsprechenden hochwertigen Boxen dran, kann man die 25 verschiedenen Entzerrungen des "Probanden" - also der auf dem Teller liegenden Platte - nach Gehör einstellen und ausprobieren.

Die 45er und 33er Mono-Platten von 1949 bis etwa 1965 (dannkam Stereo mit einer noch dünneren nadelspitze) kann man mit dem Schellackabtaster gar nicht abspielen. Auch die seit etwa 1958/1960 gebräuchliche Stereo-Abtastnadel (also der für uns heute ganz normale Abtast-Diamant) ist nicht besonders geeignet.

Das uns geläufige gängige Stereo-Abtastsystem tastet nämlich dann auch die Tiefenschrift-Signale ab, die auf der in Seitenschrift geschnittenen Mono-Scheibe gar nicht drauf sind und das sind dann wirklich nur Störsignale.
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Übrigens - dieses Konzept mit den 10 Kennlinien-Schaltern

. . . . gab es bei den Amerikanern bereits 1954, weil dort die verwirrende Unsitte Schule machte, daß jedes noch so kleine Platten-Label einschließlich der EMI und DECCA Engländer eine eigene - zwar nur leicht abweichende - aber immerhin abweichende Kennlinie entwickelten und auch beim Schneiden einsetzten.
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Hier die Funkschau Beschreibung aus dem Herbst 1960:

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"Niederfrequenzverstärker - kritisch betrachtet"
Klein & Hummel 40 Watt Verstärker "Telewatt-ULTRA"

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von INGENIEUR OTTO DICIOL im Herbst 1960
- Herr Diciol war eine Zeit lang Chefredakteur des "fonoforum" und hatte dann später für mehrere andere Hifi-Zeitschriften die ersten Tests bzw. Qualitäts-Kontrollen duchgeführt, - und mal waren die wirklich kompetent, mal waren sie leider auch weniger aussagekräftig.
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Das Äußere

Bild 1. Außenansicht des 40W-Verstärkers Typ Telewatt-Ultra der Firma Klein&Hummel

Der Telewatt-Ultra, der von der Firma Klein & Hummel als (Mono-) Verstärker hoher Ausgangsleistung, hoher Übertragungsqualität und großer Betriebssicherheit zum Preise von 660.- DM geliefert wird, erhielt ein ansprechendes, wenn auch in seiner Formgebung konservatives Gehäuse. Bild 1 zeigt die Außenansicht des Gerätes. Sie läßt erkennen, daß sämtliche Bedienungsorgane zweckmäßig und übersichtlich auf der Frontseite angeordnet sind und auch für eine gute Be- bzw. Entlüftung des Verstärkers Sorge getragen wurde.

Der Innenaufbau

Bild 2. Oberseite des Verstärkers mit Röhren, Ausgangsübertrager (links) und Netztransformator (rechts)

Nach Abnehmen der oberen Abdeckhaube, die von vier seitlich gut zugänglichen Schrauben gehalten wird, liegt die Oberseite des Verstärkers mit sämtlichen Röhren, dem Netztransformator und dem Ausgangsübertrager (beide mit M 102/36-Kern) vor uns (Bild 2). Die Unteransicht des Verstärkers mit der Verdrahtung, die nach Abnehmen eines weiteren Abdeckbleches freigelegt wird, zeigt Bild 3. Um eine möglichst hohe Betriebssicherheit zu gewährleisten, sind nicht nur ausschließlich Einzelteile bekannter Firmen verwendet, sondern alle Teile wurden auch reichlich dimensioniert.

Technische Daten

Bild 3. Unterseite dos Chassis mit Verdrahtung
Bild 4. Klirrfaktorverlauf als Funktion der Ausgangsleistung für verschiedene Frequenzen
Bild 5. Frequenzverlauf bei verschiedenen Ausgangsleistungen und linear eingestelltem Frequenzgang
Bild 6. Einstellbarer Frequenzverlauf; - a = maximale Höhen- und Tiefenanhebung, - b = linear eingestellter Frequenzgang, - c = maximaie Höhen-und Tiefenabsenkung
Bild 7. Oszillogramm der Brumm- und Rauschspannung des Hauptverstärkers bei linear eingestelltem Frequenzgang
Bild 8. Überalles-Impulsbilder des Hauptuerstärkers; a = bei einer Impulsfolgefrequenz uon 40 Hz,
b = bei einer Impulsfolgefrequenz von 10OO Hz,
c = bei einer Impulsfolgefrequenz von 10.000 HZ

Die Messung und Untersuchung des dem Autor zur Prüfung überlassenen Telewatt-Ultra, dessen Pflichtenheft ihn zu einem Qualitätsverstärker mit Hi-Fi-Eigenschaften stempelt, brachten folgende Ergebnisse:

1. Ausgangsleistung, gemessen an den Ausgangsklemmen bei 1 kHz und einem reellen Abschlußwiderstand von 16 Ohm = 47 Watt (Anmerkung : bei anderen Ausgangsimpedanzen stimmt das nicht mehr.)

2. Nichtlineare Verzerrungen:
a) Klirrfaktor (k gesamt)
Den Klirrfaktorverlauf in Abhängigkeit von der Ausgangsleistung zeigt Bild 4.

3. Eingangsempfindlichkeit für Pa = 40 W
a) Hauptverstärker mit Radio-, Tonband und TV-Eingang = 135,00 mV = - 15 dB
b) mit Vorverstärker bei Mikrofoneingang = 7,75 mV = - 40 dB
Phonoeingang, Kristall normal = 75,00 mV = - 20 dB
Phonoeingang f. Keramik Tonabnehmer = 115,00 mV = -16,5 dB
Phonoeingang f. magnetische Tonabnehmer MAG 1 = 3,50 mV = - 47 dB
Phonoeingang f. magnetische Tonabnehmer MAG 2 = 8,00 mV = - 39,5 dB

4. Frequenzgang bei linear eingestelltem Verstärker zwischen 20 Hz und 20 kHz, bezogen auf 1 kHz ± 0,6 dB
Den Frequenzverlauf des Hauptverstärkers bei verschiedenen Ausgangsleistungen zeigt Bild 5.

5. Maximale Tiefenanhebung bei 20 Hz, bezogen auf 1 kHz + 14 dB
6. Maximale Tiefenabsenkung bei 20 Hz, bezogen auf 1 kHz - 14 dB
7. Maximale Höhenanhebung bei 20 kHz, bezogen auf 1 kHz +, 14 dB
8. Maximale Höhenabsenkung bei 20 kHz, bezogen auf 1 kHz - 16 kHz

Den mit Hilfe des Höhen- und Tiefenreglers einstellbaren Frequenzverlauf zeigt Bild 6. Als Plus der Frequenzgangregeleinrichtung ist zu werten, daß sich bei deren „Linearmarkierung" auch wirklich ein gerader Frequenzgang ergibt (Kurve „b" in Bild 6).

9. Signal-Störspannungsabstand bei linear eingestelltem Frequenzgang, bezogen auf eine Ausgangsspannung von 25,4 V an 16 Ohm = 40 W

I gemessen mit einem Mittelwerte anzeigengendem Röhrenvoltmeter.
a) Hauptverstärker mit Radio-, Tonband und TV-Eingang =1 : 10 000 = 80 dB
b) mit Vorverstärker und geschaltetem: Phonoeingang (entzerrt nach CCIF für Höhen und Tiefen) = 1 : 318 = 50 dB und mit  Mikrofoneingang = 1 : 358 = 51 dB

9a. Signal-Geräuschspannungsabstand bewertet nach CCIR und linear eingestelltem Frequenzgang, bezogen auf eine Ausgangsspannung von 25,4V an 16Ohm = 40W.

a) Hauptverstärker mit Radio-, Tonband- und TV-Eingang = 1 : 9000 ^ 79 dB
b) mit Vorverstärker und geschaltetem: Phonoeingang (CCIF für Höhen und Tiefen) = 1 : 620 ^ 56 dB Mikrofoneingang = 1 : 1050 ^ 60,5 dB
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Ergänzungen zu den Daten :

10. Netzspannung umschaltbar auf: 110, 125, 220, 245 V
11. Leistungsaufnahme bei unmoduliertem Verstärker = 88 VA bei voll ausgesteuertem Verstärker = 165 VA
12. Abmessungen : Breite 420 mm, Höhe 170 mm , Tiefe 240 mm
13. Gewicht 12,5 kg
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Die Messungen (von 1961 !!!)

Bild 10. Frequenzverlauf bei den Stellungen Laut (Kurve a), Mittel (Kurve b) und Leise (Kurue c) des gehörrichtigen Lautstärkereglers
Bild 11. Frequenzgang bei Betrieb über die Mikrofonvorstufe und linear eingestelltem Höhen- und Tiefenregler

Die vorstehenden Meßergebnisse des Telewatt-Ultra 40W Verstärkers bestätigen die wesentlichen vom Hersteller genannten Übertragungsdaten und Qualitätsaussagen. Da im Übertragungsbetrieb die Modulation durchweg nicht aus reinen Sinustönen besteht, sondern vielfach impulsartigen Charakter aufweist, dürfen Rechteckimpulse bei hochwertigen Verstärkern keine bzw. nur vernachlässigbar geringe Impulsverzerrungen erleiden.

Der Verstärker wurde daher am TV-Eingang mit Rechteckimpulsen der Folgefrequenz 40 Hz, 1000 Hz und 10.000 Hz beaufschlagt. Die am 16 Ohm Belastungswiderstand abgegriffenen und oszillografierten Impulse (Bild 8a bis 8c) weisen aus, daß innerhalb des Verstärkerzuges für den gesamten Hörbereich auch die Impulsverzerrungen genügend klein sind.

Auf Grund der Meßwerte kann gesagt werden, daß der Verstärker bei Betrieb über den Radio-, Tonband- und TV-Eingang den Definitionen nach Langford-Smith und dem vom Autor dieses Berichtes gemachten Pflichtenheft-Vorschlag für High-Fidelity Verstärker 1) entspricht. Mit Vorverstärker, d. h. über Mikrofon- oder Phonoeingang, werden die vom DNA (Deutscher Normen Ausschuß) in Ausarbeitung befindlichen Normen für Verstärkereigenschaften in bezug auf Klirrfaktor, Frequenzgang, Störspannungsabstand usw. eingehalten.
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  • Anmerkung : Die deutsche Hifi-Norm DIN 45500 kam erst gegen 1965. Vorher konnte man fast alles messen, das man als gewünschtes Ergebnis so bekommen wollte. Insbesondere bei den echten Ausgangsleistungen wurde oft viel "aufgehübscht".

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Die Schaltung (ist nur noch für Röhren-Fans und nostalgische Mono-Platten-Fans interessant)

Anhand des Stromlaufplanes (Bild 9) seien - zunächst für den Hauptverstärker - die wesentlichen Merkmale der Schaltung und deren Wirkungsweise besprochen.
Das Schaltbild in hochauflösendem JPG ist bei uns vorhanden (1 MB groß).
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Auf dieser Folgeseite werden die einzelnen Schaltungsfeinheiten dieser Röhrentechnik beschrieben, die zur damaligen Zeit etwas ganz Besonderes darstellten.
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