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Der DUAL Vollverstärker CV 120/121 von 1973/1974

unten der CV 120 in schwarz - oben der CV 121

Wir bezeichnen die beiden Verstärker als "den" DUAL CV 120/121, weil beide Modelle nahezu baugleich sind. Der CV 120 wurde in 1973 gebaut und der Nachfolger CV 121 in 1974 und vielleicht auch noch in 1975.

Aus dem coolen schwarzen aber dennoch etwas schmächtigen "Look"
des CV 120 wurde beim CV 121 eine aufgehübschte Variante mit einem silbernen recht stabilen ALU- Frontplattenprofil.

beide Gehäuse im Vergleich

Die Bedienelemente wurden nicht verändert. Auch das Holz- gehäuse wurde nur optisch etwas verändert und wegen des ALU Profils verkürzt.
Die eigentlichen technischen Daten sowie die äußeren Abmessungen sind nach wie vor gleich geblieben. Auch das Innenleben des Verstärkerchassis ist nahezu unverändert.
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CV 120 vom 21.März 1973
CV 121 vom 12.Dez. 1974
Schlimm, der DUAL CV 1
beide Chassis nebeneinander

Ein Blick auf die DUAL Technik von 1973

Die ersten Transistor-Verstärker von DUAL, allen voran der CV 1, wurden von uns Hifi-Jüngern mitleidig belächelt. Ach Gott, warum das ? Wie gewollt und nicht gekonnt. Die wenigen ehrlichen Testberichte oder Beschreibungen waren vernichtend.

Es stand aber auf dem CV 1 auch nichts von Hifi drauf.

DUAL versuchte, von dem immer noch vorhandenen (Wort- oder Begriffs-) Gemixe aus Hifi und Stereo zu profitieren, es gelang aber nicht.

Dann kamen bei DUAL noch mehrere "Verstärker-Versuche", die aber alle nur recht und schlecht erfolgreich waren. Es gab zu jener Zeit bereits genügend gute Verstärker auf dem Markt. Für einen "me too" (ich auch) Anbieter war fast keine Luft mehr in diesem Markt, und für dermaßen "normale" Produkte schon gar nicht.
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Der Netztrafo (ein unbekanntes Highlight)

In die CV120/121 verbaute DUAL einen recht teuren Schnittbandkern-Trafo. Nach den Abmessungen könnte er der 100Watt Klasse angehören. Der Verstärker soll 2 x 40 Watt Sinus an 4 Ohm und für alle Frequenzen liefern. Zumindest das Netzteil sollte das locker können. Doch 1973 waren 40 Watt an 4 Ohm gerade noch Mittelmaß. Die expandierenden Japaner hatten ab 1970 den Markt mit Mengen von 2 x 60 Watt (an 8 Ohm) Boliden aufgemischt. Und so kamen die Preise - und damit natürlich die Renditen - arg ins Rutschen.
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Gesunde Grundkonzeption

Bei Verstärkern ist es oft kritisch, wenn die Eingänge zu dicht bei den Lautsprecher-Ausgängen angeordnet sind. Man könnte es doch hören, als Echo vielleicht.

Hier ist das räumlich getrennt und die Eingangsbuchsen sind mit einem geschlossenen Metall-Kasten gut abgeschirmt.

Eine (Thermo-) Trennwand zur Endstufe

Auch die Trennwand zwischen Vor- und Endstufe ist sinnvoll und davon könnten sich viele Hersteller "eine Scheibe" abschneiden. Damit werden auch die anderen Bauteile thermisch geschützt. Und auch die Positionierung der Kühlbleche nach hinten ist einem innenliegenden Platz vorzuziehen.

Es war die Zeit der Schiebe"regler" . . .

(Besser formuliert - Zeit der "Schiebesteller".)
Nicht nur Grundig mit dem SV 140 von 1968
, auch andere wollten oder mußten den sogenannten Studio-Look anbieten. In bestimmten Preisklassen waren um 1970 herum Drehpotis einfach out. Das kam erst so um 1977 wieder.

Und so baute DUAL einen Volumen- (Lautstärke-) und einen Balance- Schiebe-Steller sowie 4 Schiebe-Klangsteller in die Frontplatte. Und diese kratzen Heutzutage, was das Zeug hält. Auch schwarze Tasten gab es genug und eine 6,3mm Kopfhörer- Klinkenbuchse gab es auch.
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. . . die Optik stimmte 1975 nicht mehr . . .

Doch das alles reichte nicht. Für uns Hifi-Fans stimmte die Optik nicht. Sie war einfach nicht nur anders, sie war aus damaliger Sicht einfach nicht elegant (genug) - und wir betrachteten das mit unseren speziellen Augen, den Hifi-Augen.

SONY, Pioneer, Kenwood, Sansui, Marantz und vielleicht noch Grundig, das waren auf einmal die Maßstäbe, wobei Grundig vor 1978 nicht gerade die Krönung war, das waren die goldenen Marantz Receiver der 22xx Serie, vor allem der Marantz 2270.
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und offene Schieberegler in Verstärkern :

Der größte Feind aller Dreh- und Schiebepotis ist der Staub. Denn der Staub ist meist anorganischer Natur, sehr oft aus Sand oder Lehm, und diese Staub-Erden haben in Verbindung mit Feuchtigkeit eine agressiv ätzende Wirkung - zum Beispiel auf Kohlebahnen und auch auf Silberschichten.

Mehr darüber steht bei dem ehemals sehr teuren BOSE 4401 Quadro-Vorverstärker, bei dem alle Potis regelrechte "Fraß"-löcher und Ausbrüche und damit richtige "Blackouts" hatten. Jedenfalls die in den beiden Verstärkern kratzen ganz schlimm. Und es ist fast irreparabel.
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Messerscharfe Schnittkanten an den Blechen

Das Chassis von beiden CV 120/121 Verstärkern hatte im wahrsten Sinne des Wortes messerscharfe Schnittkanten innen rings herum im Gehäuse. Die Produktion und Montage muss ein Graus gewesen sein, denn man kommt da ganz leicht dran und dann tut es sofort weh. Daß man das bei DUAL in der Blechfertigung bzw. der Stanzerei nicht in den Griff bekommen hatte, ist ein schlechtes Zeichen. Denn Blech-Stanzteile müssen keine scharfen Kanten haben, es sei denn, die Werkzeuge sind stumpf. Jedenfalls die Servicewerkstätten müssen tagelang geflucht haben - übrigens wie auch bei dem 1972er Telefunken TED Bildplattenspieler.
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Wenn dann noch der "Fachmann" mit dem Spray kommt . . .

bedeutet das den Anfang vom Ende. Wir sprechen hier von der damals gängigen Kontaktspray-"Manie".

Der Hersteller Contakt-Chemie hatte es den meisten "Fernseh- menschen" in irren Mengen von ganzseitigen Anzeigen so weit eingetrichtert (indoktriniert), daß seine Sprays für "Alles und Jedes" gut seien und die ertragsorientierten Händler - weniger die Techniker und schon gar nicht die Ingenieure - haben das gierig aufgesogen. Also wurde gesprayt und gesprüht, bis das ganze Gerät völlig versifft und verklebt war. Und nach wenigen Tagen kratzen die Regler sowieso wieder.
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und dann gehts weiter mit der Schaltung

die Hochlast-Schutzwiderstände
die Lautsprecher-Schalter

Die Schaltung der Endstufe(n) entsprach weitgehend dem damaligen Stand der normalen Verstärker-Technik von 1972, also eine sogenannte eisenlose Endstufe mit symmetrischer Strom- versorgung (±28 Volt) und damit ohne die sonst notwendigen Koppelkondensatoren. Die Einzelheiten führen hier zu weit. Ein paar Besonderheiten fallen aber sofort auf. Was sollen die vielen Hochlastwiderstände in einer Endstufe ? Weder in einem Netzteil noch in einer Endstufe haben solche Mengen etwas verloren oder da wird etwas getrickst. Der Schaltplan gibt darüber Auskunft.

Bei einer Versorgungsspannung von ±28 Volt sind die 4 Endtransistoren der 2 x 40 Watt Endstufen mit 0,33 Ohm Collector- Widerständen geschützt. Jedenfalls ist das ein ungutes Merkmal von ausgangsmäßig weichen "Schlabber"-Endstufen. Der CV1200 (der Nachfolger dieses Verstärkers) mit auch 2 x 40 Watt hatte dann 0,12 Ohm Widerstände an dieser Stelle. Die anderen Hochlastwiderstände dienen dem Schutz der Endstufen bei einer möglichen Parallelschaltung von zwei 4 Ohm Boxenpaaren.

Am Ausgang der Endstufen sind auch noch jede Menge Kontakte zur Anschaltung und Überbrückung weiterer Widerstände eingebaut. Die beiden LS-Schalter sind zwar verkappte starke Netzspannungs- schalter mit den entsprechenden kräftigeren Kontakten, doch jeder Kontakt ist einer zu viel. Dann ist im Lautsprecherkreis auch noch ein Thermoschalter eingebaut, der bei Übertemperatur vor alle Boxen einen 15 Ohm Schutz-Widerstand vorschaltet.

Bevor also das Verstärker- Leistungssignal direkt ohne Vorwiderstand ungebremst an die Haupt-Boxen (das ist das Boxenpaar L1) gelangt, sind 3 Kontakte zu überwinden. Das war vor 40 Jahren im Neuzustand sicher gerade noch ok, doch heute bei den korrodierten und teils verschmorten Kontaktkuppen ist das mehr als "unglücklich".
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Und jetzt kommt der 1 kHz Test, was hinten raus kommt . . .

Der CV 121 schwingt (ohne Eingangssignal) mit etwa 140 Kilohertz auf beiden Kanälen. Da ist also etwas mehr faul.
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Jedenfalls kratzen wirklich alle !!!! Schieberegler so stark, daß eine aufwendige Reinigung samt Reparatur nicht mehr lohnt. Dazu ist die mögliche Qualität dieses Verstärkers zu schlecht. Nachdem wir einen CV 1200 zerlegt hatten, war unschwer festzustellen, sie (bei Dual) haben in 1978 die Qualität deutlich verbessert und damit sind der 120/121 beides Sperrmüll-Ziele, trotz des wertvollen Schnittbandkern-Trafos.

Oder kann man den in den CV 1200 einbauen ??????????.
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Ein Kommentar von Norbert Kotschenreuther

Norbert Kotschenreuther ist der Autor des "DUAL" Buches, inzwischen in mehreren jeweils verbesserten und ergänzten Auflagen erschienen. (Das Buch begann in 2001 und ist hier bereits mit aufgeführt) Er hat laut der DUAL Freunde akribisch recherchiert, was im Hause DUAL und bei den Produkten von DUAL alles so passiert war. Auch die Geschichte des Hauses DUAL ist sorgfältig dargestellt.

Natürlich macht jemand soetwas nur, wenn er eine enge mentale Beziehung zu einem der Produkte, der Firma - oder vielleicht auch zu einem der Mitarbeiter hatte.

Zu dem obigen Artikel hat er mir im Mai 2016 diesen Kommentar gesendet:

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Norbert Kotschenreuther kommentiert :

Sehr geehrter Herr Redlich,

es freut mich, dass der Dual CV 120/121 nun auf ihren interessanten Seiten auftaucht. Es war mein erster eigener Hifi-Verstärker. Nun waren die Dual-Verstärker ja nicht immer der Konkurrenz aus Deutschland oder Fernost ebenbürtig oder voraus, aber es gibt Ausnahmen und der CV 120/121 ist m.E. eine solche.

Das Modell, das von Ende 1971 bis Anfang 1977 gebaut wurde, war damals fast ein Verkaufsschlager, wenn man sich vergegenwärtigt, wie häufig die Geräte seit Jahren in ebay und co. angeboten werden. Warum?

  • Anmerkung : Ob der CV120/121 wirklich so lange gebaut wurde oder ob er nur im Prospeket stehen bleiben mußte, weil so viele Händler diesen Verstärker unverkauft auf Lager oder in der Vorführung hatten, ist ein Ansatzpunkt.


Der CV 120/121 besaß seinerzeit ein ausgezeichnetes Preis- Leistungsverhältnis, was ihm neben der Hifi Stereophonie 1972 auch Fono-Forum im Januar 1973 bestätigte. Dort wurde er als "Spitzenklasse" mit überragendem Preis-Leistungsverhältnis eingestuft und konnte sich deutlich gegen einen gleichteueren Yamaha CA 700 durchsetzen und kam letztlich auf dasselbe Niveau wie ein 200 DM teurerer Panasonic. Hervorgehoben wurde die deutlich über der Prospektangabe liegende Ausgangsleistung, die geringen Klirrwerte und besonders die sehr guten Störspannungsabstände.

  • Anmerkung : Bei aller Sympathie für die Hifi-Stereophonie und insbesondere für Karl Breh, manche Tests machten externe Mitarbeiter und Karl Breh musste diese Artikel dann doch "abnicken", um den Mitarbeiter nicht zu vergraulen.


Allerdings: Ab etwa 1975 enteilte dann die Konkurrenz deutlich und die Nachfolger CV 1400 und CV 1600 kamen Mitte 1977 deutlich zu spät auf den Markt. Das DUAL Image bezüglich Hifi-Elektronik lag bereits darnieder.

Interessant sind die zahlreichen Schutzschaltungen: Als ich das Gerät als Auslaufmodell für knapp 400.- DM Ende 1978 bei einem örtlichen Discounter (Pro Markt) erwarb, teilte mir der Verkäufer mit, dass er nur zwei Verstärker in der üblichen Hifi-Preisklasse kenne, die "unkaputtbar" seien, nämlich der legendäre NAD 3020 und eben der CV 120. - Lautsprecherkurzschluss, komplette Überhitzung durch Vollaussteuerung und abgedeckte Lüftungsschlitze konnten dem Gerät nichts anhaben.

Sogar für den Fall, dass sich aufgrund eines (oft unbemerkten) Ruhestromdefekts die Endstufentransistoren extrem aufheizen, ist aber in der zweiten Serie der Baureihe noch ein dritter Thermoschalter vorgesehen, der die Netzspannung unterbricht. Ansonsten muss man mit einem über 40 Jahren Consumer-Gerät etwas Nachsicht haben, wenn es um Bauteilealterung etc. geht.

Klanglich heute sicher noch Durchschnitt, man kann durch den Austausch des Vorverstärker IC-S (Tipp von Norbert Malek, www.n-malek.de) den Klang durchaus etwas auf Vordermann bringen.

Mit freundlichen Grüßen
Norbert Kotschenreuther

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