Sie sind hier : Startseite →  Hifi Hersteller (1) Deutschland→  BRAUN AG (Kronberg)→  Die Braun Hifi Historie→  Braun Kommentare

Hier eine paar Kommentare zu diesen Seiten

Die Meinungen und Ansichten über die Braun Produkte (und viele andere ehemalige Image-Produkte auch) variieren von extrem super bis extrem schlecht. Das ist natürlich genauso subjektiv wie die diversen Einstufungen von Hifi-Qualität und Hifi-Klang.

Darum stellen ich das hier mal (anonym !) rein, um die Bandbreite der Meinungen darzustellen.

Mail vom 26.5.2010 gegen 12.oo

hallo,
mit Schmunzeln habe ich gerade Ihre Ausführungen zum Thema verklärte Wahrheit gelesen. Ich selber beschäftige mich aus Liebhaberei mit alter Unterhaltungselektronik, und habe diese Enttäuschung kürzlich in Zusammenhang mit einer Braun Quadroanlage erlebt, die mit vier aktiven Varianten Ihrer L710 bestückt ist ( LV720 ). Gerade, wenn man bedenkt, was für ein Nimbus um die alten Braun Boxen aufgebaut wird, und was diese Geräte seinerzeit gekostet haben, ist die Performance absolut enttäuschend, selbst wenn man den "Rentnerbonus" mit einrechnet.

Vehement widersprechen muss ich allerdings der These, dass es in den siebzigern keine Lautsprecher oder Geräte gab, die mit heutigen Standards mithalten können. Es gab damals wie heute große Unterschiede, und die wahren Perlen waren nicht unbedingt da zu finden, wo das größte Theater veranstaltet wird.

Bei den ganz alten Röhrengeräten ist mir z.B. schon vor über zehn Jahren aufgefallen, dass das Saba Freiburg total überbewertet wurde, und gegen die wesentlich preiswerteren Spitzensuper von Grundig klanglich keine Schnitte bekam - trotzdem gab es keine besser Methode, sich auf Liebhabertreffen eine rote Nase zu holen, als dies offen auszusprechen. Nie wieder in der Geschichte des Röhrenradios gab es etwas wie das 5010 oder die davon abgeleitete Musiktruhe 9010 - in den späten fünfzigern wurde zwar schon mit dem Begriff HiFi herumgeworfen, echten HiFi-Klang aus Röhrengeräten habe ich bis jetzt nur aus diesen beiden Geräten gehört. Wenn ich heute nochmal eine gut erhaltene vollständige 9010 finden würde, bekäme sie einen Ehrenplatz.

Bei den späteren HiFi-Geräten war es ähnlich - ausgerechnet die mehr als mäßigen Audioramas werden bis heute in den Himmel gejubelt, während die hervorragenden großen Grundig Regalboxen wie die 741 kaum noch zu finden sind, weil niemand sie aufgehoben hat. Der Verstärker SV140 war 1970 State Of The Art, und schlägt sich auch heute noch sehr wacker, zumindest um Längen besser als der ganze Braun Kram aus der Zeit. Sein Schicksal war, dass er halt zu sehr aussah wie Omas Küchenradio, und daher bis heute kaum wahrgenommen wird. Ähnliches gilt für die von Ihnen ausführlich beschriebenen Grundig Tonbandgeräte - ich besitze u.a. ein restauriertes TK600 - dank der neuen Tonköpfe produziert es einen Sound, der sich hinter keinem Revox-Gerät zu verstecken braucht, trotz schon damals belächelter Steinzeit-Technik und -Anmutung. Das zur Ikone hochgejubelte TS1000 von Braun hingegen ist wie eine schöne Frau - herrlich anzusehen, und ansonsten eine Zicke, ein ewiger Pflegefall.

Extrem positiv überrascht haben mich auch einige Dual-Geräte. Die Dual-Quadro-Anlage von 1974 ist im Gegensatz zum doppelt so teuren Braun Pendant auch nach heutigen Maßstäben ein Genuss - die CL190 ist bis heute einer meiner Lieblings-Lautsprecher. Aber auch die etwas kleinere CL185, die aussieht wie eine Zugabe zur Rosita Kompaktanlage, spielt sehr viel natürlicher und ausgewogener als jeder Braun Lautsprecher aus der Zeit.

Letzte Woche habe ich an einer Quadro-Vorführung im Braun-Museum teilgenommen. Dort habe ich mit Erschrecken zur Kenntnis nehmen müssen, dass die damaligen Entwicklungsingenieure auf der Präsentation ein viertel Jahrhundert später zum ersten Mal Quadro auf ihrer selbst entwickelten Anlage gehört haben. Bei Dual und auch bei Grundig waren immer auch Musikfachleute an der Geräteentwicklung beteiligt, den Anlagen hört man dies bis heute an.

Ehrlich gesagt finde ich genau das so spannend am Umgang mit alter Unterhaltungselektronik - die Möglichkeit, sie ohne jeden Popanz und wirtschaftlichen Zwang neu zu entdecken. Nach zahlreichen positiven Erfahrungen mit vergessenen HiFi-Geräten bin ich mittlerweile so weit, dass ich auf jede Grundig- oder Heco-Kompaktbox neugierig bin, die für eine Hand voll Euro auf dem Trödel herumsteht.

Gruß

Mail vom 26.5.2010 gegen 13.oo

Lieber Autor dieser Seiten,

mit Verlaub: Ihr Artikel über die Braun L 710 erscheint mir stark polemisch und sehr abwertend formuliert. Daß ein INTAKTES Pärchen dieser Lautsprecher es nicht mit "dem Sound von 2010" aufnehmen und mit billigen "Blödmarkt-Kisten" verglichen werden kann, halte ich für ein Gerücht, wenn nicht gar für ausgemachten Blödsinn (sorry). Ich bin selbst in Besitz dieser immer noch faszinierenden Boxen und betreibe sie stilgerecht an einem Braun regie 510 (CEV 510). Mein Job ist Tontechniker beim Hörfunk, so schlecht können meine Ohren also nicht sein.

Einen Tipp: Lassen Sie die Chassis Ihrer L 710 beim Braun-Lautsprecherservice Heber... (Herr Heber... war viele Jahre der "Lautsprechermann" von Braun und besitzt heute noch sämtliche Chassiswerkzeuge zur professionellen Reparatur) instandsetzen und basteln sie nicht selbst daran herum.
-

  • Anmerkung des Redakteurs: Basteln ?? 1976 hatte ich bereits die dicken 38cm Basslautsprecher von Isophon mit neuen Membranen versorgt, weil die in "meinen" Diskotheken an einem 150 Watt Verstärker viel zu oft abgeraucht waren. Mit einer konzentrischen Isophon Zentrierlehre hatte ich die Austausch- Membranen komplett neu eingesetzt und verklebt, einschließlich der gummierten Leinen- Zentriersicke direkt an der Schwingspule. Solch eine nackte Membran hatte ich sogar aufgehoben als Andenken an vergangene Fähigkeiten.

-
Hier ist seine Webadresse:
-

  • Anmerkung der Redaktion: Dieser Herr Heber... hat dem Redakteur im Mai 2010 mitgeteilt, daß er nichts mehr repariere.

-

Selbstverständlich sind Klangempfindungen gerade bei HiFi-Lautsprechern stark subjektiv geprägt, darüber sind wir uns einig. Aber die L 710 in solch ein schlechtes Licht zu rücken tut mir persönlich schon weh.

Mit freundlichen Grüßen

Mail vom 26.5.2010 gegen 21.oo

Hallo Herr Redlich,

ein Grund, weshalb ich mich für diese Vorführung im Berufsverkehr von Dortmund nach Frankfurt gequält habe, war, herauszufinden, ob ich bei der Restaurierung meiner eigenen Anlage etwas verkehrt gemacht habe. Bis zu diesem Abend hatte ich die Schuld am miesen Klang auf das Alter und den Zustand meiner LV720 geschoben – jetzt weiß ich es besser. Wie schon gesagt, auch unter Berücksichtigung des Alters geben diese Boxen eine magere Vorstellung ab.

Es gibt aus dieser Zeit Aktivboxen von Heco, die P7302 SLV. Diese Boxen weisen eine so frappierende konstruktive Ähnlichkeit zur LV720 auf, dass man sich automatisch fragt, wer da bei wem gekupfert hat. Klanglich sind die Hecos allerdings um Klassen besser.

Was mich auch irritiert hat – ich bin noch keine 50 und habe die Geräte als Unterstufenschüler kennengelernt – war der „selbstgebastelte“ Eindruck der Braun-Geräte.

Geradezu erschüttert hat mich die Aussage in einem Vortrag, dass die Entwicklungsingenieure bei dieser Präsentation zum ersten Mal gehört haben, wofür sie die Technik damals entwickelt haben. Ingenieure entwickeln Quadroanlagen und hören sie sich anschließend nicht an ?? Das ist schon etwas absurd, oder ?

Ausserdem habe ich mich wieder einmal gefragt, ob es wirklich so aussergewöhnlich ist, wenn man sich wie ich für Unterhaltungselektronik aus allen Epochen interessiert, ohne sich irgendeine vergangene Zeit wieder holen zu wollen. Dem Helden-Epos konnte ich deshalb auch nicht so ganz folgen, eher schon dem Bild, das Herr Räsch gezeichnet hat – Herr Räsch ist auch derjenige, der ein ganz pragmatisches Verhältnis zur Technik hat, und die alten Kisten nicht positiv aber auch nicht negativ überbewertet. Ich fand es schön, wie er eine Lanze dafür gebrochen hat, HiFi mehr als Spielzeug für Erwachsene zu betrachten.

Für mich war dieser Abend trotzdem sehr nett und lehrreich, die Anlage bekommt trotz ihres eher mäßigen Klanges einen Ehrenplatz in meinem HiFi-Museum. Was übrigens auch niemandem aufgefallen zu sein scheint, ist das sonore mechanische Brummen des Plattenspielers – mein PS500 brummt nicht, und den würde ich niemals als neuwertig bezeichnen.
Gruß

P.S. danke für die Info, ich werde mal versuchen, Herrn Hebermehl zur Überholung meiner LS-Chassis zu bewegen, bevor er alles hingeworfen hat.

Mail vom 26.5.2010 gegen 22.oo

Hallo Herr Redlich,

vielen Dank für Ihre rasche Antwort. Mir gefällt der Klang der L 710 trotz allen "verklärten Wahrheiten" äußerst gut. Aber die Chassis und die Elkos auf den Weichen müssen sich selbstredend in einwandfreiem Zustand befinden, was nach 40 Jahren bestimmt nicht immer der Fall ist, gerade bei ebay wird bekanntlich viel Schrott verhökert. Über viele Jahre fristen so manche Exemplare ihr trauriges Schattendasein auf dem Dachboden bzw. im Keller.

Gerade donnert mir aus meinen L 710 eine Kesselpauke aus Richard Strauss' "Sinfonia Domestica" ins Kreuz, während ich diese Zeilen schreibe. Soviel zu der "Bassschwäche". Der größte Flaschenhals sind die Tonträger an sich. Und mal ehrlich: Gerade viele heutige Pop-Produktionen sind tontechnisch zum Davonlaufen, Stichwort "Loudness War". Die L 710 sind "ehrliche" Boxen, sie decken gnadenlos Schwächen bei der Abmischung auf. Jedenfalls in der Kombination mit den Braun-Steuergeräten regie 510/520.

Anmerkung der Redaktion: Nachdem im Redaktions-Labor (seit 16.6.2010) ein Regie 550 steht, können wir das nachvollziehen. Der Braun Regie 550 hat eine absolut gewaltige Bassanhebung in der Loudness- "Korrektur" genauso wie auch der CES1020. Betreibt man die L710 Boxen so wie wir an einem Revox B251 oder Accuphase Verstärker E210 richtig flat, ist der Bass nach wie vor sehr mäßig.


Zu den Geräuschen beim Kippen der Tieftöner:

Die Anschlußkabel wurden an die seitlich angebrachten Nietlötösen gelötet (heute heißt so was Terminal). Um die Nieten fest anziehen zu können, wurden auf der Chassisinnenseite Blechscheibchen beigelegt. Durch den starken Anzug und die dadurch entstandene Verdünnung des Messingösenrandes kommt es manchmal vor, daß dieser Rand im Laufe der Jahrzehnte abbricht und auf der Anschlußlitze hin und her wandert, was zu zeitweiligen Verzerrungen führt. Kleine Ursache, große Wirkung.

Aus allererster Quelle weiß ich, daß Braun in den L 710 keine Heco-Chassis verbaut hat, Braun stellte sie ausnahmslos im ehemaligen Hauptwerk II in Frankfurt/Main an der Rüsselsheimer Strasse selbst her.

Anmerkung der Redaktion: Das ist bereits korrigiert. Braun hatte eine Zeit lang die Chassis bei Heco bauen lassen, bis den Braun Chefs die Heco Leute zu "klug" wurden. Dann erst wurden die Chassis im Braun Werk 2 in Frankfurt selbst hergestellt. Nach wie vor wurden Sicken und Membranen eingekauft.


Zu dieser Quadro-Vorführung bei Braun kann ich nichts sagen, aber die Elektronik der aktiven LV 720 altert auch (gerade!!) beim Nichteinsatz. In der Regel sind so einige Elkos fertig. Eine voll intakte LV 720 ist sehr pegelfest, das durfte ich selbst schon hören.

Vielleicht komme ich nach Wiesbaden vorbei, interessieren würde mich die Vorstellung schon.

Mit freundlichen Grüßen

Mail vom 31.5.2010 gegen 00.41

NAME:  "xxxyyyzzz" vom BRAUN-Forum
Bin innerhalb von 2 Wochen zum Fan Ihrer Seiten geworden, Übereinstimmung mit meinen Ansichten 90% oder mehr. Super!  Von "k7r" bis .... , eventuell schaffe ich ja noch alle Seiten ;-)
( www.k7r.de )
Freundliche Grüße

- Werbung Dezent -
Zurück zur Startseite © 2007/2024 - Deutsches Hifi-Museum - Copyright by Dipl. Ing. Gert Redlich Filzbaden - DSGVO - Privatsphäre - Zum Telefon der Redaktion - Zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - kostenlos natürlich.

Privatsphäre : Auf unseren Seiten werden keine Informationen an google, twitter, facebook oder andere US-Konzerne weitergegeben.