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Ein Blick auf die Sonnenseite der Entwicklung und der Geschichte von BRAUN - Bereich Audio und Hifi

Chefentwickler Wolfgang Hasselbach in 2008

von Gert Redlich in 2009 - Für die BRAUN Ausstellung im April 2008 wurde die BRAUN Zeitschift "live" mit einer umfas- senden werbewirksamen Chronologie von BRAUN-Hifi gefüllt. Und alle BRAUN-Mitarbeiter und -Fans (und natürlich auch die Besucher) haben sich darin wiedergefunden. Zu diesem Zeitpunkt waren die ehrlichen und realen Interna von BRAUN- Hifi nur noch wenigen bekannt und zu diesem Zeitpunkt wurde ich mit dem ehemaligen Chefentwickler Dipl.-Phys. Wolfgang Hasselbach gerade erst bekannt gemacht. Als der merkte, daß ich mich für mehr als nur die Dieter Rams Lobeshymnen und weiße oder silberne Frontplatten interessierte, hat er lange aus der Schule geplaudert, wie es damals in den 1950ern und 1960ern bei BRAUN wirklich war.

Nachtrag aus 2013 : Herr Hasselbach und ich hatten uns ganz langsam angefreundet und ich versprach ihm vor seinem Tod, seinen Nachlass so objektiv und ehrlich wie möglich zu verarbeiten. Und in seinem Nachlass hatte ich dann alle die Informationen gefunden, die er über Jahrzehnte gesammelt hatte, auch nachdem er aus der Firma Braun ausscheiden "mußte". Er ging nämlich nicht freiwillig !! Es war - nach der Übergabe der Hifi-Sparte an den "Doktor aus Amerika" - ein gezieltes Ausdünnen der Entwicklermannschaft - später mit ganz fatalen Folgen. Die geträumten Glorien und Mythen in diversen BRAUN-Liebhaber- Foren sind absolut weltfremd.

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Wie Braun HiFi-Geschichte schrieb - Teil 2

(nach einer Vorlage von Joachim Bung - aus April 2008) - Mehr über Hifi-Geräte der Firma Braun finden Sie hier.

Die Geburtsstunde schlug mit der Forderung nach einheitlicher Qualität von Design und Technik. Im Produktionsprogramm von Braun sind Rundfunk- und Phonogeräte ältester und traditionsreichster Bestandteil. Viele Pionierleistungen auf diesem Gebiet markieren die Geschichte der Firma seit ihrer Gründung 1921. Braun kombiniert Anfang der dreißiger Jahre Radiogerät und Plattenspieler zum "Phono-super", ist einer der ersten Hersteller von Kofferempfängern, setzt seit 1955 die Leitbilder für zeitgemäße Formgestaltung und nimmt mit der Trennung von Steuergerät und Lautsprechereinheit die Bauweisen der HiFi-Technik vorweg.

Nach dem frühen Tod des Firmengründers Max Braun 1951 übernehmen Artur und Erwin Braun das Unternehmen. Ihre besondere Fähigkeit liegt darin, nicht nur marktorientiert an einen Neuanfang zu gehen, sondern auch hellhörig und sensibel auf Stimmen zu achten, sie anzuhören und auf sie zu reagieren. Tief beeindruckt kommt Erwin Braun von einem Vortrag in Darmstadt zurück, auf den ihn sein Zeichenlehrer aufmerksam macht. Darin referiert der Designer Wilhelm Wagenfeld vor Kunsterziehern über moderne Formgestaltung von Industrieprodukten.

1954 - Die Vision eines neuen Wohnstils

Die Brüder sehen ein großes Potenzial für Erzeugnisse, die sich vom Rest des Marktes absetzen. 1954 formulieren sie ihre Vision, Radiogeräte als "ehrliche, schlichte und funktionelle Geräte" kreieren zu wollen. Bestärkt werden sie von den Ergebnissen einer Marktstudie, die sie beim Institut für Demoskopie Allensbach in Auftrag gegeben haben. Danach wünschen sich 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung Rundfunkgeräte, die modernem Wohnstil entsprechen. Mit der Entscheidung, dem Trend zu folgen, kommt es zu einem grundlegend neuen Firmenkonzept.

Erwin Braun holt seinen Freund Fritz Eichler in die Firmenleitung.
Der Kunsthistoriker und Regisseur verbreitet einen neuen Geist im Unternehmen. Als Leiter der Abteilung Produktgestaltung wird Eichler für das Design aller Radio- und Phonogeräte von Braun verantwortlich. Entwickelt wird es in Zusammenarbeit mit Hans Gugelot und der Ulmer Hochschule für Gestaltung sowie freien Mitarbeitern wie Wilhelm Wagenfeld, Otl Aicher und Herbert Hirche. Den Kontakt nach Ulm hat ein Fabrikant von Holzgehäusen hergestellt, der auch Braun damit beliefert.

1955 - Mit neuen Ideen gegen den "Trend"

Produktgestaltung wird damals von vielen Herstellern als Nebensache angesehen. Dem vom Bauhaus-Stil beeinflussten Team gelingt es hingegen, die neuen Erzeugnisse von Braun aus dem üblichen Markangebot herauszuheben. Die neuen Radios unterscheiden sich nicht nur im Design von ihren Konkurrenten im Nussbaumgehäuse mit golddurchwirkten Lautsprecher- bespannungen. Sie tragen auch keine Namen wie "Caruso", "Jubilate" oder "Tannhäuser", sondern eine schlichte Kombination aus Buchstaben und Zahlen.

1955 wird die neue Design-Philosophie auf der Funkausstellung in Düsseldorf vorgestellt. Die in nur acht Monaten neu gestaltete Palette von Braun-Radios und Rundfunkkombinationen erregt großes Aufsehen. Dafür sorgt auch der von Otl Aicher und Hans Conrad entworfene Messestand. Ausgestattet mit Knoll-Möbeln, entspricht er im Stil den Produkten und lässt die Firmenpräsentation wie aus einem Guss wirken. Das demontable System wird 32 Jahre verwendet und lediglich "modellgepflegt". Sein Äußeres beeindruckt heute noch durch Transparenz und Zeitlosigkeit.

Es melden sich auch kritische Stimmen.
Max Grundig zum Beispiel warnt Erwin und Artur Braun, sie würden mit der neuen Kollektion das Erbe des Vaters verspielen. Händler fragen sich, wie sie den ungewohnten Stil ihren Kunden verkaufen sollen. Doch die Brüder sind trotz kommerzieller Rückschläge von ihrer neuen Linie überzeugt.

1956 - Erwin Braun holt Dieter Rams mit in's Boot

Schließlich holt Erwin den Architekten Dieter Rams in die "Abteilung für Formgestaltung". Er ergänzt das Design der Radio-und Phonotruhe SK 4, die Hans Gugelot entworfen hat. Neu bei dem Vorläufer der Kompaktanlage "audio" ist die oben liegende Anordnung der Bedienungselemente, die geschlitzte Lautsprecherfront, eine Plexiglashaube sowie das Stahlblechgehäuse, links und rechts von Holzseiten flankiert. Unter dem Spitznamen "Schneewittchensarg" schreibt der SK 4 von 1956 Designgeschichte und ist heute begehrtes Sammlerobjekt.

 

Das Zerlegen der Radio-Phono-Kombination in einzelne Bausteine unter Verbesserung des "Innenlebens" wird weiter vorangetrieben. Auf der Deutschen Funkausstellung 1959 in Frankfurt stellt Braun mit dem "studio 2" seine erste HiFi-Anlage im Baukastensystem der Öffentlichkeit vor. Herzstück ist die eigenwillige Kombination von Plattenspieler und Vorverstärker CS 11 - eine Idee, die Braun nicht weiter verfolgt.

 

Dass ein Steuergerät aus drei Elementen - dem Tuner sowie Vor- und Endverstärker - besteht, ist damals kaum bekannt. So sind es vor allem der Empfänger CE 11 und die Endstufe CV 11 in separaten Gehäusen, die etwas ratlose Blicke der Besucher auf sich ziehen. Ein deutscher Kraftverstärker in einem Blechkasten, der keinen einzigen Regler besitzt und in dem Röhren glimmen, gilt auf der Messe als Sensation.

Der Quad Elektrostat im Braun Kleid, eine geniale Idee

Übernommen haben Chefentwickler Wolfgang Hasselbach und seine Ingenieure das Bausteinkonzept nach intensivem Studium der internationalen Fachliteratur, verbunden mit Reisen zu führenden Herstellern im Ausland (Acustical Research / USA). Separate Empfänger sowie Vor- und Endverstärker sind in den USA und England in der HiFi-Klasse schon länger die Norm.

 

Aus England dringt auch die Kunde von einem genialen Schallwandler nach dem elekrostatischen Prinzip. Der Lautsprecher der Firma Quad in Rahmenbauweise arbeitet mit 2+2 großflächigen, auf ganzer Fläche angetriebenen elektrostatischen Membranen und die gelten als mit die besten der Welt.

So reift in Frankfurt die Idee, von dem - optisch an einen Heizkörper erinnernden - Modell Quad LS 57 eine Lizenz zu nehmen und es mit einem attraktiven Kleid zu versehen. Daraus entsteht die von Dieter Rams gestaltete Lautsprechereinheit LE 1, die mit dem "studio 2" sowie den Röhrenverstärkern CSV 13 und CSV 60 kombiniert wird. Braun ist weltweit der einzige Hersteller, dem es gelingt, von Quad eine Produktionslizenz zu nehmen.

(Anmerkung : Dieser Lautsprecher LE1 wurde laut Hasselbach zu einem finanziellen Fiasko, weil der Chef von Quad das KnowHow nicht rausrückte.
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Der zündende Funke - Einstieg in die Edel-Hifi Klasse

Bald genügt Erwin Braun die "Design"-Erfolgs- geschichte nicht mehr. Mit dem neuen Erscheinungsbild hat sich der Kundenkreis des Unternehmens vom Land mehr in die Stadt verlagert. Dort stellen die Käufer höhere Ansprüche. Die Schere zwischen dem hochwertigen Äußeren der Rundfunkgeräte und ihrer herkömmlichen Technik klafft immer weiter auseinander. Ihm schwebt deshalb ein neues Produktprogramm hoch über den üblichen "Dudelkästen" und den Musiktruhen mit ihrem schwülstigen Plüschklang vor- kombiniert mit der neuen Designauffassung.

Die Ingenieure bei Braun erhalten für die Entwicklung von Geräten in HiFi-Qualität freie Hand. Erste Schritte zu modularen Systemen sind die Radio-Phono- Kombinationen "atelier 1" und "studio 1" mit der für besseren Klang wichtigen Trennung von Steuergerät und Lautsprecher. Ein Journalist schreibt in einem Messebericht (von 1962) : "Soviel ich feststellen konnte, ist nur eine einzige Firma der Branche auf den Gedanken gekommen, dass außer dem Aussehen und der Lautstärke auch die Klangqualität der Geräte interessieren könnte. Um diese prüfen (Anmerkung: beurteilen und genießen) zu können, waren in dem weiträumigen Pavillon von Max Braun schalldichte Kabinen eingebaut."
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1962 - Braun wird Mitbegründer des "dhfi",
des "Deutschen High-Fidelity-Instituts"

Reihen immer leistungsfähigerer Verstärker, Empfänger, Plattenspieler und Lautsprecher entstehen. Braun entwickelt sich zum einzigen inländischen Hersteller mit einem kompletten HiFi-Programm - und das auf durchweg sehr hohem Niveau.

 

Am 1. März 1962 gründet Braun mit sieben anderen mutigen Firmen und zwei Privatpersonen das Deutsche High-Fidelity-Institut (dhfi). Es sind dies die Importeure Herbert Anger und Garrard Audioson, die US-Firma Shure, die deutschen Hersteller Dynacord, Elac, Elbau (heute nicht mehr bekannt), Klein + Hummel sowie der Journalist Ernst Pfau und der Werbeberater Dietrich Hahn - der nach einigen Jahren den Kontakt zur HiFi-Szene wieder verliert.

 

Sitz des dhfi ist zunächst im BRAUN Werk Rüsselsheimer Straße. Mit Manfred Walter stellte das Unternehmen auch den ersten Vorsitzenden. Zweck des gemeinnützigen Vereins ist die Förderung der HiFi-Technik sowie die Beratung von Fachhandel und HiFi-Interessierten.

1963 - Braun schult das Verständnis für "Hifi"

Braun setzt sich aber nicht nur für die Entwicklung und Produktion echter HiFi-Geräte ein. Dazu gehören auch Werbung, Vertrieb und Verkauf. Das Unternehmen publiziert ein aufwändiges Brevier zur Verbreitung des HiFi-Gedankens, das in mehreren Auflagen erscheint. Auf Messen und Ausstellungen werden die Leistungen der Geräte demonstriert.

 

Ab 1963 finden im "Studio Braun" am Frankfurter Opernplatz wöchentlich öffentliche Schallplattenkonzerte bei freiem Eintritt statt - eine Übung, die alle Braun-Informationszentren übernehmen. Star dieser Konzerte ist die neue Spitzenanlage "studio 1000" in Verbindung mit dem Großlautsprecher L 1000. Die Vorführungen werden von hunderten meist junger, hoch konzentrierter Menschen besucht und zu einer fest mit dem Namen Braun verbundenen Institution.
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Super Ideen sind nicht immer erfolgreich

Die Ingenieure von Braun können ohne finanzielle Limits nach dem Stand der Technik entwickeln. Einfach besser zu sein als andere ist das ehrgeizige Ziel - dessen hohe Investitionen Erwin Braun auch mit Blick auf das unternehmerische Verständnis seines Vaters verantwortbar erscheinen. So kommt es ab 1966 sogar zum Engagement von Braun in der kommerziellen Musikübertragung. Die Idee: HiFi-Qualität von Braun soll auch in großen Räumen, etwa Hotels, Schulen oder Kirchen, möglich werden.

Auf Basis der Bausteine des "studio 1000"
entwickeln die Techniker so genannte Ela-Komponenten. Die professionellen Geräte mit ihren typischen "Handgriffen" werden in genormte Metallgestelle übereinander eingebaut - ein Vorgriff auf die HiFi-Racks der späten 1970er und 1980er Jahre.

 

Ein Schaltpult für HiFi-Vorführstudios und Bausteine für Diskotheken folgt. Das Hifi-Umschaltpult war zu fummelig und die Disko-Verstärker hielten die tägliche 6 stündige Überlastung nicht lange durch. Dafür waren die ja auch nie konstruiert worden. Kommerziell sind das alles Fehlschläge. Von der Ela-Anlage, einer der hinreißendsten Design-Entwürfe von Dieter Rams und heute Krönung jeder Braun-Sammlung, werden weniger als 100 Exemplare verkauft.

  • Anmerkung : Diese Anlage war mit einer der ersten teuren BRAUN-Flops. Chefentwickler Hasselbach hatte die Verkaufsleitung immer wieder vor dieser Torheit gewarnt, denn die thermische Enge der Verstärker wurde von den Designern um Dieter Rahms strikt und gnadenlos vorgegeben und das war der Grund für eine hohe Ausfallrate, bei Geräten, die eigentlich nie hätten ausfallen dürfen. Da war das primitve Design von DYNACORD und Radio-RIM Endstufen haushoch überlegen. Und ob man in einer Tiefgarage oder einem Warenhaus im Technikraum wirklich eine ELA Anlage im BRAUN Design brauchte, mag dahingestellt sein.

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Was bleibt von Braun Hifi ? (Rückblick aus 2008)

Die in drei Jahrzehnten produzierten HiFi-Geräte gelten immer noch als die Flaggschiffe im Braun- Programm - einmal als technisch-konstruktive, äußerst komplexe Objekte, zum anderen auch durch ihre Absonderung vom rein Körperlich-Nützlichen. "Sie dienten nicht nur dem Leiblichen, der Nahrungszubereitung oder der Körperpflege, sondern waren auch Mittler zu geistigen Bereichen", schreibt Hans Wichmann in seinem Buch "Mut zum Aufbruch". Für Genusshörer und Designkenner hat Braun HiFi, das nunmehr bald 20 Jahre Geschichte ist, nichts von seiner Faszination verloren.
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Besondere Highlights - PCS 5 und CSV 13

1962 stellt Braun mit dem PCS 5 den ersten selbst entwickel- ten HiFi- Plattenspieler vor. Eine Kombination aus Reibrad und Riemen treibt den drei Kilogramm schweren Teller mit 30 cm Durchmesser an. Die aufwändige Konstruktion, die sich bei Braun-Plattenspielern bis in die siebziger Jahre bewährt, verleiht dem Gerät den hohen Rumpel-Fremdspannungs- abstand von - 40 dB. Das auffällig geschwungene Rohr des Tonarms sorgt für gleichmäßige Belastung seiner vertikalen Lager. Der Tonarmlift besitzt Rastpunkte für die drei damals üblichen Schallplattendurchmesser 17, 25 und 30 cm. Ganz Braun-like ist die in lichtem Grau oder Anthrazit lackierte Zarge, die sich vom Nussbaum-Einerlei anderer Hersteller wohltuend abhebt.

 

Passend zum Plattenspieler PCS 5 liefert Braun den Röhrenverstärker CSV 13, der Vor- und Endverstärker in einem Normgehäuse vereint. Metallene Kantigkeit und lichtes Grau gelten bereits als "typisch Braun". Das Gerät mit einer Dauertonleistung von 2x12 Watt verfügt über getrennte Regler für Lautstärke (gehörrichtig) und Pegel (linear). Nur mit dieser Kombination ist eine stufenlose Anpassung an das Ohr möglich, das tiefe und hohe Töne schwächer als die Mitten wahrnimmt. Darüber hinaus lassen sich Höhen und Tiefen für jeden Kanal getrennt beeinflussen - ein bei nur sehr hochwertigen HiFi-Geräten anzutreffendes Ausstattungsmerkmal.

 

Ein mehrstufiges Rauschfilter unterdrückt Nadelgeräusche von Schallplatten, ohne die hohen Frequenzen mehr als nötig zu beschneiden. Der Klirrfaktor liegt im gesamten Hörspektrum und bei Vollaussteuerung unter einem Prozent. Die Zeitschrift "fono forum" bescheinigt, dass hier ein deutscher Verstärker Anschluss an die Spitzenklasse gefunden hat: "Konzeption und äußere Gestaltung haben geradezu internationales Format."
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Spitzentechnik in Röhre - der Braun CSV 60 und LE 1

Mit dem CSV 60 bringt Braun bereits ein Jahr später einen wesentlich stärkeren Stereoverstärker auf den Markt. Seine vier modernen Leistungsröhren PL 500 - Bauteile aus Schwarz- Weiß- Fernsehgeräten mit besonders hoher Belastungsfähigkeit garantieren 2 x 30 Watt Dauerton.

Auffallend ist der servicefreundliche Aufbau des Geräts mit reichlich dimensionierten Bauteilen. Die Bedienungsmöglichkeiten gleichen denen des kleineren Bruders CSV 13. Für Radioempfang sorgt der Tuner CET 15, der nach Einsatz eines Adapters auch die künftigen Stereosendungen auf UKW wiedergeben kann. Mit den Lautsprechereinheiten L 25, L 40, L 60 und L 80 ist Braun der erste deutsche Hersteller, der über ein geschlossenes HiFi-Programm von gleichmäßig hohem Niveau verfügt - sowohl technisch als auch im Design.

  • Anmerkung : Der CSV 13 war "das erste Kind" von Chefentwickler Wolfgang Hasselbach und er wußte, was der CSV 13 konnte. Der konnte garantierte 2 x 12 Watt Sinus pro Kanal an allen Impedanzen. Grundig spezifizierte 2 x 15 Watt Sinus und andere Hersteller kamen sogar auf 20 Watt. Das war eine Überforderung der 4 x EL84 Röhren.
  • Der CSV 60 sollte dann die Ausgangsleistung auf 2 x 30 Watt verdoppeln, jedoch war der Platz für die beiden Ausgangsübertrager, die dafür mit etwas Reserve wie beim CSV 13 gerechnet werden "hätten sollen", in diesem Gehäuse zu knapp. So wurden die Ausgangsübertrager "auf Kante genäht", also grenzwertig dimensioniert und bei 2 x 30 Watt Sinus werden die sehr heiß und kommen schnell ins Clippen..


Kommen wir zu den Lautsprechern :

Einen besonders transparenten Klang bieten die Lautsprechereinheiten LE 1 nach dem elektrostatischen Funktionsprinzip - wofür die Braun-Verstärker für die Versorgungsspannung spezielle Anschlüsse besitzen. Bei der LE 1 werden großflächige, sehr leichte Membranen von der Tonwechselspannung auf ihrer ganzen Fläche angetrieben. Sie können den Impulsen schneller folgen als die Konusmembranen dynamischer Lautsprecher. Gesangsstimmen und akustische Einzelinstrumente werden dadurch sehr realitätsnah abgebildet.

Nachteilig sind relativ schwache Bässe und die ausgeprägte Richtwirkung dieser Lautsprecher. Von den LE 1 werden nach Lizenz der englischen Firma Quad bis 1966 lediglich etwa 500 Paare gebaut. Heute ist die Lautsprechereinheit ein gesuchtes Sammlerstück.

  • Anmerkung : Die Elektrostaten - genau wie die von Quad - sind doch sehr empfindlich für zu hohe Impulsleistungen moderner Verstärker und bekommen Brandflecken, also kleine Löcher. Das ist fast nicht mehr reparabel.

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März 1991 - Braun HiFi ist von nun an Geschichte

Die Letzte Edition der "atelier" - Anlage - heute ein begehrtes Sammlerstück

"Am 31. März 1991 wird Braun HiFi Geschichte." Mit dieser Botschaft verkaufte Braun in der Saison 1990/91 die letzten atelier-Anlagen als Sammler- objekte. Die limitierte Auflage wurde nummeriert und mit entsprechenden Urkunden versehen. Zusätzlich erhielten die Käufer eine Dokumentation über die Braun Designgeschichte bei HiFi-Geräten.

Was aber gab den Ausschlag, dieses traditionsreiche und die Marke prägende Geschäftsfeld nach über 30 Jahren aufzugeben?

Die Hersteller von Unterhaltungselektronik lieferten sich schon Anfang der 1980er Jahre einen harten Verdrängungswettbewerb, dessen Tempo japanische Firmen bestimmten. Ständige Produktmodifikationen erforderten den Einsatz immer größerer Finanzmittel und verkürzten die Lebenszyklen von HiFi-Bausteinen. Die Eigenfertigung wurde für Braun zusehends unwirtschaftlich - zumal bei den im oberen Preissegment beschränkten Stückzahlen.

Da Braun an die Produktion hohe individuelle Ansprüche stellte, bot Fremdfertigung in Japan nur bedingt einen Ausweg. Die Qualitätssicherung machte in Kronberg oft Nacharbeiten erforderlich. Logistikprobleme und Währungsrisiken kamen hinzu. Dem 1981 mit der US-Firma a/d/s/ gegründeten Gemeinschaftsunternehmen gelang es nicht, auf dem HiFi-Sektor eine eigene Identität aufzubauen.

Anmerkung: Eigentlich war die Geschichte weit weniger trivial, als man es herunterspielen wollte. Mit dem Chef der Firma "ads" Dr. Günter gab es dicke Probleme, der Absatz auf dem amerikanischen Markt stockte genauso wie in Europa und die Firma "ads" kam fürchterlich ins Schlingern. Nach unbestätigten Informationen war sie dem Konkurs sehr sehr nahe.

Die BRAUN AG (unter der Leitung der Amerikaner) hatte darum aus Imagegründen viel Geld für den gesamten Rest dieses "Ausgliederungs-Projektes" hingelegt, damit der Name BRAUN nicht in Verbindung mit einem Konkurs weltweit für Schlagzeilen gesorgt hätte. Das war der BRAUN Mutter Gillette mehrere Milionen Mark wert. Am Ende führte dieser teure Marketing-Trick zum Erfolg. Der Abgang von BRAUN-Hifi wurde zumindest nicht negativ wahrgenommen.


Braun (jetzt Gillette) nahm (Anmerkung: kaufte) deshalb die Gesellschafteranteile des Partners wieder zurück und entschloss sich, das HiFi-Geschäft mit einer "Letzten Edition" auslaufen zu lassen.

"Wir hätten drei- bis viermal so viele Anlagen verkaufen können", lautete die Schlussbilanz.

  • Anmerkung: Das ist natürlich blankes Marketing Blablabla, denn dann hätte der ganze Trick ja nicht mehr funktioniert.

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Die 250 ausgewählten Händler mussten erkennen, dass es für Braun HiFi keinen Ersatz gibt. Andere Hersteller konnten die Nische, die für Braun selbst zu klein geworden war, nicht füllen. Einen Run auf die drei atelier-Anlagen mit der Editionsnummer 1 hat es übrigens nicht gegeben: Diese gingen als Spende an das Institut für neue Technische Form in Darmstadt, an das Deutsche Rundfunkmuseum in Berlin und an das Deutsche Museum in München.

Am Anfang war die Vision. Die Vision, ehrliche Produkte für den modernen Menschen zu gestalten. Aus der gestalterischen Vision wuchs ein unternehmerisches Konzept. Und aus den Visionären wurden Begründer einer neuen Design-Ära. Was als Revolution im Kleinen begann, hat bis heute das Gesicht sehr vieler Produkte des täglichen Gebrauchs nachhaltig verändert.

Konsequenz war der Motor, der dieser Vision zum Durchbruch verhalf. Konsequenz war auch der Motor beim Rückzug aus dem HiFi-Bereich, als der Markt nicht mehr erlaubte, langlebiges Gerätedesign zu produzieren.

Mehr steht in der Dokumentation der "Letzten Edition" zur Braun-Designgeschichte


Und mehr über Hifi-Geräte der Firma Braun finden Sie hier.
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