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Für die etwas tiefer einsteigenden Hifi-Fans ein paar Besonderheiten des BOSE 4401 4-Kanal-Vorverstärkers

Dieser 4401 kam nach dem BOSE 1800 und 1801 raus. Der dicke BOSE 1800 Endverstärker war aus der Not geboren, denn die 901 Boxen Serie 1 waren nicht so berauschend effizient. Das wurde erst ab der "901 Serie III" verbessert.

Doch für den wohnzimmertauglichen 1801 (der hatte jetzt zwei riesige Zeigerinstrumente und die LEDs) brauchte man einen ebenso beeindruckenden Vorverstärker. Und der sollte alles haben, das von den Profis geschätzt wurde, aber er durfte kein Profi-Geld kosten.

Vor allem durfte es bei der geballten Leistung der Endstufe keinen Einschaltknacks oder Ausschaltknacks oder einen Umschaltknacks bei der Auswahl der Quelle geben. Auch sollte der Phono-Entzerrer Vorverstärker höchsten Ansprüchen genügen. Wie gesagt, wir bleiben bei der technischen Design-Philosphie der Entwickler von 1973.
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Im Service Manual finden wir die Schaltungen :
Der Phonovorverstärkerteil

Bei der Benennung der Transistoren fällt auf, im Phonovorverstärkerteil wird mehrfach die rauscharme europäische "BC 239C Low Noise" Type verbaut, keine US Typen. Weiterhin fällt auf, der Ausgang der gesamten Phonovorstufe wird mit einem N-Channel FET am Ausgang ganz brutal auf Masse (Ground) gelegt, wenn dieser Eingang nicht gewählt ist bzw. nicht gebraucht wird.

Das haben die Revox Entwickler beim B251 Verstärker mit annähernd 100 solcher FETs auch gemacht und zwar sehr erfolgreich. Es gibt somit kein Übersprechen von "gefütterten" aber nicht ausgewählten Eingängen auf das aktuelle Signal.
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Ähnlich wie bei Grundig in den Edelverstärkern arbeitet der Phono-Vorverstärker (noch kein MC Vor-Vorverstärker) mit 4 Transistoren pro Kanal, davon diese 3 besonders rauscharme "BC" Typen. DUAL zum Beispiel hatte in der Phono-Vorstufe lange Zeit immer nur insgesamt 2 Transistoren pro Kanal eingesetzt und sich gewundert, warum das nicht klingt und dazu auch noch rauscht. Der 4401 Phonoteil wird mit stabilisierten ±15 Volt versorgt, andere Stufen werden sogar mit ±25 Volt versorgt.
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Das Netzteil

Die professionellen Amerikaner lieben die einfachste russische Methode. Das bedeutet : zwei Primär-Wicklungen für 110/220V und zwei Sekundärwicklungen, deren gemensame Mittenanzapfung auf Masse gelegt wird und damit hat man über den Brückengleichrichter eine symmetrische komplementäre Gleichspannung - hier sind es etwa ±25 Volt, die mit 2 x 1.000 uF geglättet werden. Die Kapazität der beiden Elkos ist für die Stromaufnahme eines Vorverstärkers absolut "überausreichend".

Zusätzlich werden die beiden ±Spannungen auf ±15 Volt stabilisiert und mit 5uF nochmal geglättet/gepuffert und die versorgen die anderen Vorverstärkerstufen. Das ist einfach und übersichtlich und funktioniert.

Hier wird auch die sogenannte Gatespannung (von -17V) für die Schalt-FETs erzeugt, die die unbenutzten Eingänge auf Masse legen.
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Die Quadro Zusatzplatinen sind nur vorbereitet . . . .

Der ganze Vorverstärker ist - warum auch immer - 4 kanalig ausgelegt. Es war 1973 in der Zeit der Quadro-Visionen. Man konnte jedoch nur eine Zusatzplatine ergänzen, entweder den SQ-Decoder oder den CD-4 Demodulator. Ob diese Platinen jemals produziert wurden und auch im Verkauf gelandet waren, ist nicht zu ergründen, auch in USA nicht.

Im Stereo-Phono-Vorverstärker werden nach der Entzerrung jedoch die (Stereo-) Ausgangs-Signale für einen CD-4  Demodulator-Eingang abgegriffen und dem (zusätzlich einzusteckenden - also optionalen) Demodulator zugeführt. Das dort extrahierte Stereo- Front-Signal der vorderen Kanäle wird auch dort wieder eingefügt. Die beiden zusätzlich extrahierten Rear-Kanäle werden an den "Rear"-Ausgang weitergeleitet. Jedenfalls verkompliziert das die innere Schaltung erheblich - und dann wurde das ganze Quadro Geplänkel auch noch ein Flop.
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Der Lautstärkeregler (ist eine mechanische Krücke)

Wir mussten ihn austauschen, weil die Kohleschichtbahnen auf allen 4 Kanälen ausgekratzt waren. Das war ein Flop bei der Auswahl des Herstellers. Das 4-Section- Potentiometer (Volume Control) R1 ist nirgendwo spezifiziert, das hat man anscheinend irgendwie einfach auf Vorrat da ??? Ein unerwartete Lücke im Service-Manual, in dem eigentlich sonst alles steht.

Ich hatte es dann ausgemessen. Es sind 150 Kilo-Ohm (log) je Kanal. Der Schaltplan zeigt zumindest, daß da 100 mV Audio-Signalspannung angeliefert werden "sollten" und daß am Schleifer dann nach dem 47 Kilo Widerstand noch 50 mV Signal übrig bleiben müssten.

Die Loudness-Funktion wird über ein schaltbares RC-Netzwerk ein- oder ausgeschaltet. Unser Ersatz Poti hat eine sehr "unglückliche" Gleichlaufgenauigkeit, ist aber auch für Autoradios gedacht gewesen.
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Auch der Line-Ausgang zur Endstufe wird per FET freigegeben

Der Vorverstärker hat 2 vierkanalige Main-Outputs mit je 4 Cinch Buchsen und dazu 2 Stereo-Kopfhörer- Klinkenbuchsen auf der Frontplatte.

Die mit ±25Volt über zwei 82 Ohm Widerstände versorgten komplemantären Ausgangstreiber-Transistoren werden ohne Koppelkondensatoren mit nur 33 Ohm und 56 Ohm Strombegrenzungswiderständen zu den Kopfhörerbuchsen geführt.

Dort könnte also richtig viel Kopfhörer Power ankommen. Von dort wird das Ausgangssignal weiter über vier vorerst geschlossene Kontakte in den Klinken-Buchsen zu den Main-Outputs geleitet. Wird einer oder beide Kopfhörerstecker eingesteckt, werden die jeweiligen Endstufen abgeschaltet.

Widersprüchlich : Von dort zu den Cinch-Buchsen sind aber wiederum 2 Ausgangs-Widerstände mit 180 und 390 Ohm sowie jetzt doch ein Koppelkondensator mit 15uF eingereiht.

Was der Koppelkondensator an dieser Audio- kritischen Stelle verloren hat, ist nicht schlüssig. Die allermeisten Endstufen haben eine Koppelkondensator direkt am Eingang.
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Er geht wieder -- aber er klingt "nur" normal.

Als der 4401 Ende 1973 raus kam, wurde er in höchsten Tönen beworben und als die Krönung des amerikanischen Verstärkerbaus hingestellt. Doch dafür sind die Eingeweide zu billig. Auch die beiden Vierfach- Balance-Regler haben einen üppigen Toleranzbereich, was den Gleichlauf angeht. Den ehemaligen Lautstärkeregler können wir bezüglich der Kanalgleichheit nicht mehr messen, der war völlig defekt.

Übrigens das gleiche Mißverhältnis war mir bei den beiden CROWN Verstärkern aufgefallen. Der CROWN DC300A ist/war auch eine hervorragende Endstufe, der CROWN IC150 Vorver- stärker war - völlig konträr zum DC300A - zwar optisch toll, aber im Innenleben eine akustische Krücke.
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Von den "überragenden" Klangeigenschaften des IC-150 hatte ich mir deutlich mehr versprochen, also mindestens das GRUNDG SXV 6000 Niveau. Das hatte und hat er aber nicht. Die im Bild gezeigte und zum Test benutzte DENON Endstufe hat an einem DENON 2 x 120 Watt und einem ACCUPHASE Vorverstärker ihre Qualitäten gezeigt, daran kann es also nicht liegen.
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