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aus der Funk-Technik 04/1949 - Natürliche Musikwiedergabe
(Anmerkung: gemeint ist die Loudness-Schaltung)

Bei Grundig hieß es später Contour I und Contour II - hier auf dem SV85 von 1968
1972 bei den Japanern "Loudness"
dann 1982 hieß es "Defeat" und "LIN."

von HANS GOERICKE
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Anmerkung:
Warum ist dieser Funk-Technik Artikel aus 1949 so interessant ? Das weiß "man" doch alles schon oder ?

Es ist aber das frühe Wissen bereits aus Februar 1949, als die meisten von uns noch gar nicht auf der Welt waren.


Bekanntlich kommt die Musikwiedergabe mittels Verstärkern und Lautsprechern der Originaldarbietung
am Aufnahmeort dann am nächsten, wenn die Lautstärke am Ort der Wiedergabe die gleiche ist wie im Senderstudio usw.

Da diese Bedingung praktisch nicht erfüllbar ist (Rücksicht auf Nachbarn), muß man bei der Wiedergabe wesentlich kleinere Lautstärken in Kauf nehmen, die leider eine wesentliche Verfälschung des Gesamtklangbildes bedeuten.
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Das Ohr als das Maß der Klänge

Diese Tatsache beruht auf der frequenzabhängigen Empfindlichkeit des menschlichen Ohres. Der Verlauf der Frequenzabhängigkeit des Ohres wird aber auch noch stark von der eingestellten Lautstärke beeinflußt und ist außerdem individuell verschieden. Es ist ja z. B. hinreichend bekannt, daß ältere Leute hohe Frequenzen wesentlich schlechter hören als junge.

als Nächstes kommt die Psyche

Weiter kommt hinzu, daß das Hören sehr vom Erschöpfungszustand des Menschen abhängt. Wenn man sich einmal die Frequenzkurven des Ohres ansieht, dann erkennt man sofort, daß die tiefen und hohen Frequenzen gegenüber der Mittellage mit einer wesentlich größeren Energie vom Lautsprecher abgestrahlt werden müssen, um annähernd den gleichen Lautstärkeeindruck im Ohr hervorzurufen. Die erforderliche Anhebung speziell der Tiefenlage muß um so größer sein, je geringer die Wiedergabelautstärke ist.

Abhilfe schaffen

Aus den vorgenannten Gründen ergibt sich also die Notwendigkeit, daß für eine natürliche Wiedergabe in Wohnräumen die Mittellage gegenüber den tiefen und hohen Frequenzen bedeutend geschwächt werden muß, d.h. die tiefen und hohen Frequenzen müssen stark angehoben werden.

Es ist seit langem bekannt, daß man mit Hilfe von Längs- und Querentzerrern die Frequenzcharakteristik eines Verstärkers beeinflussen kann. Diese Entzerrer bestehen im wesentlichen aus gedämpften Schwingungskreisen, die aus entsprechend gewählten Induktivitäten und Kapazitäten gebildet werden.

Vor- und Nachteile der Technik

Den vorgenannten Schaltungsmaßnahmen haften folgende Nachteile an:

1. Die Empfindlichkeit der Induktivitäten gegen Streu- und Fremdfelder.
2. Die durch die Schwingungskreise hervorgerufenen Zeitkonstanten, die für Menschen mit gutem musikalischem Gehör schon störende Einschwingzeiten nörbar werden lassen.
3. Die erforderliche Anhebung der bevorzugt wiederzugebenden Frequenzbereiche wird meist nur unvollkommen, besonders bei kleinen Lautstärken erreicht.

Zu 1. sei noch erwähnt, daß die bisher üblichen Entzerrer meistens in den Anfangsstufen der Verstärker liegen. Hinter ihnen folgt also noch eine beträchtliche Verstärkung. Es ist deshalb oft nötig, die erforderlichen Induktivitäten sorgfältig zu kapseln bzw. abzuschirmen. Die Kapselung dieser verhältnismäßig großen Induktivitäten erfordert oftmals einen erheblichen Materialaufwand und die damit verbundene mechanische Arbeit.

Trotz Durchführung dieser Maßnahmen ist ein Verstärker, der mit diesen Dingen ausgerüstet ist, nicht immer so brummfrei, wie es eigentlich sein müßte. Es ist nämlich hierbei zu bedenken, daß ein Verstärker, der Frequenzen in der Größenordnung von 30Hz noch gut durchläßt, selbstverständlich für Brummspannungen, die von 50periodischen Streufeldern oder ihren Harmonischen aus dem Netzteil herrühren, sehr empfindlich ist.

Die Qualität der Übertragungskette

Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß der hinter dem Entzerrer liegende Verstärker selbstverständlich die erforderliche Qualität hinsichtlich nichtlinearer Verzerrungen bei entsprechender Endleistung aufweisen muß.

Da die tiefen Frequenzen auch bei gehörmäßig kleinen Lautstärken eine Sprechleistung von einigen Watt zur verzerrungsfreien Abstrahlung benötigen, muß man schon bei bescheidenen Ansprüchen mit den obenerwähnten Endröhren möglichst in Gegentakt A-Schaltung arbeiten.

Als letztes Glied in der Übertragungsanlage muß natürlich der Lautsprecher auch eine entsprechend gute Qualität aufweisen. Mit Hilfe des Kondensators C2 kann man beliebig die Amplitude des zu entzerrenden Bereiches der tiefen Frequenzen verschieben. Die günstigste Wirkung wird dann erzielt, wenn das Maximum der Frequenzkurve mit der Lautsprecherresonanz- Frequenz zusammenfällt.

Es hat z. B. keinen Sinn, den Entzerrer so zu bemessen, daß das Maximum der Tiefenamplitude bei 50Hz liegt, wenn die Resonanzfrequenz des Lautsprechers bei 80Hz festgestellt wird. Es ist natürlich möglich, die an den Potentiometern P1 und P2 abzugreifenden niederfrequenten Spannungen auch über zwei getrennte Verstärker zu geben und Hoch- und Tieftonlautsprechern zuzuführen. Weiterhin ist der Einbau eines dritten Potentiometers über entsprechende Entkopplungs Widerstände für die Regelung der Mittellagen durchführbar.
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Beachten Sie bitte : Ein Artikel aus 1949 !!!

Das wußte man alles schon 1949, als der breiten Bevölkerung das mit dem Hifi - oder gar Stereo - überhaupt noch nicht bekannt oder geläufig war !!!!

 

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