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Zu dem Gast-Kommentar von Karl Tetzner (1960)

Karl Tetzner war ein Journalist aus Berufung und er war mit Leib und Seele dabei.
Anfänglich hatte er die Funk-Technik groß gemacht, dann wurde er - vielleicht auch aus internen Gründen - von der Funkschau abgeworben und später deren Chefredakteur. Aufgrund seiner hervorragenden Fachkenntnisse und seiner gelungenen Rhetorik bekam er eine Professur und war von nun an "Professor Tetzner".

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1960 - Das große Jahr des Fernsehens

Von Karl Tetzner, Chefredakteur der „Funkschau"

1960 ist ein großes Fernsehjahr. Die Programmleute bereiten eine lecker gedeckte Tafel vor - und wir alle sind freundlichst eingeladen.

Kaviar und Hummer

Kaviar und Hummer auf diesem Tisch sind die Olympischen Spiele in Rom. Wir werden dabei sein, wenn im Sommer die besten Athleten der Welt um Ruhm und Ansehen kämpfen. Die Fernsehgesellschaften Europas, der Neuen Welt und Asiens entsenden Reporter und Kameraleute; einige Hundert von ihnen fangen das Geschehen in Wort und Bild ein und bringen es den zweihundert Millionen Zuschauern in Ost und West, Nord und Süd nahe.

Hierzulande sind wir fein heraus! Man wird uns während der Spiele in Rom das Wichtigste, das Interessanteste und das Spannendste direkt ins Haus schicken; täglich wird es Sendungen geben. Erneut bewahrheitet sich der Satz
„Fernsehen heißt dabeisein!"

Gespeichert auf Magnetband oder Film

Wer tagsüber nicht am Fernsehempfänger sitzen kann - leider ist es die Mehrzahl der Bundesbürger -, darf sich trotzdem auf den Abend freuen. Ihm wird nachserviert: es liegen dann die spannungsreichen Ereignisse des Tages auf Magnetband oder Film vor und ergeben eine fesselnde Folge.

Aber das große Hauptgericht der Fernsehtafel für 1960 wird dann zum Jahresende aufgetragen. Man offeriert uns das Zweite Fernsehprogramm. Natürlich setzt es anfangs nur zögernd ein. Die ersten Sender werden in den Bevölkerungszentren stehen, und erst im Laufe der Zeit kann jedermann im Bundesgebiet daran teilhaben, auch wenn er versteckt im Walde hinter den sieben Bergen wohnt.
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Das Zweite Fernsehprogramm!

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  • Anmerkung : Wir sind erst im Frühjahr 1960 und das wirkliche 2. Programm - also das ZDF - das kam erst im April 1963.

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Den alten Hasen unter den Fernsehzuschauern läuft - mit Verlaub gesagt - schon jetzt das Wasser im Munde zusammen. Heute können sich rund 50 Prozent aller Fernsehfreunde im Bundesgebiet neben dem „Deutschen Fernsehen" noch andere Programme fischen: ein Auge voll von jenseits der Elbe (Anmerkung: das war das Ostfernsehen), aus Holland, der Schweiz oder Österreich und vielleicht aus Dänemark. Der große RKest muß sich aber noch mit der „Einheitssendung" zufriedengeben.

Bald aber wird es sich ändern - was in einem weiteren Kanal gesendet wird, steht dann zur Verfügung. Zwar streiten sich zur Zeit die Politiker ganz enorm, wer dieses Zweite Programm gestalten und aussenden darf - wir normalen Fernsehzuschauer machen uns darüber wenig Sorgen.

Einer wird's schon tun, entweder die Rundfunkanstalten
oder private Programmunternehmen, für die die Bundespost die Sender hinstellt. Und wenn man sich nicht einigen kann? . . .

Lieber Himmel, wir wären nicht im geringsten böse, wenn neben dem Zweiten Programm noch ein Drittes aus dem Äther zu holen ist. Wir würden „Danke schön" sagen und uns diebisch freuen.

Nocheinmal das Zweite .....

Bleiben wir vorerst beim Zweiten Programm. Es soll seinem Inhalt nach jeweils im Gegensatz zum Ersten, dem jetzigen Fernsehprogramm stehen; während hier der Quizmaster seine Spaße treibt, wird dort ein ernster Film gesendet. Wer sich am Sonntagnachmittag nicht für Sport interessiert, kann umschalten und Unterhaltung hören und sehen. Gibt es auf einem Kanal eine heiße , politische Debatte, so bietet der zweite Kanal einen Reisebericht - und so weiter. Zwei Sendefolgen also ... damit läßt sich mehr Rücksicht auf die verschiedenen Geschmäcker nehmen.

Vielleicht wird das Zweite Programm viel Wirtschaftswerbung enthalten. Uns soll es recht sein, soweit sie lustig und witzig und uns nicht zu aufdringlich ist.

Es wird bestimmt alles gut

Wenn alles gut geht, wird man uns zum Jahreswechsel 1960/61 mit dieser Programmausweitung erfreuen. Die Sender sind schon im Bau, und alles wird vorbereitet.

Aber auch die Empfänger sind soweit. Auf den Seiten dieses Revue-Heftes werden Sie das sehen.

Weitere Verlockungen

Noch mehr verlockende Sachen stehen in Aussicht: Wir lasen von der Gründung einer Fernseh/Film-Ateliergesellschaft mit der Aufgabe, große Fernsehfilme für uns zu drehen; wir hörten von Neubauplänen der Fernsehstudios in Köln, Hamburg, Frankfurt, München und anderswo - und wir erfuhren, daß jene Leute, die das Zweite Programm als private Unternehmer mit Hilfe der Wirtschaftswerbung aufziehen wollen, mit beachtlichen finanziellen Mitteln einzusteigen gedenken.

Man verspricht uns große Künstler, Stars der ersten Garnitur, viel Unterhaltung, Information und Reiseberichte, abendfüllende Filme, Krimi's in Fortsetzungen, lustige Abende und mancherlei Quiz-Veranstaltungen.

Es wird anregend und lebhaft zugehen auf unserem Bildschirm; Sport, Politik, Kabarett und weniger heitere Sachen werden sich abwechseln. Man wird uns viel bieten, und wir werden zugreifen . . . wir werden uns bedanken, hin und wieder protestieren und den Programmleuten die Hölle heiß machen, wir werden sehr zufrieden sein und (zu Zeiten) hell begeistert.

von Karl Tetzner, Chefredakteur der „Funkschau" Anfang 1960
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