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März 2015 - wir haben einen BOSE 4401 mit "saftigen" Problemen

Wir haben einen 4401 geschenkt bekommen. Die Reparatur des wichtigen Lautstärke Potis war mehrfach fehlgeschlagen und der Besitzer war es leid, sich weiter damit herum zu ärgern.

BOSE (in Bad Homburg bzw. Friedrichsdorf) hatte dann (angeblich) keine Teile mehr, der Radio- und Fernsehhändler hat das Teil mit Kontaktspray voll "gepumpt" und von nun an ging es "wieder und wieder" . . . . doch dann nicht mehr so richtig - bis es irgendwann gar nicht mehr ging.

Das wollte ich jetzt genau wissen, denn mit Kontaktspray (Kontakt 60 von Kontakt Chemie) haben bereits Generationen von Radio-Lehrlingen die unbedarften Kunden zum Neukauf "motiviert". Gabs da nicht mal den Spruch : "Fragen Sie den Arzt oder Apotheker oder gleich den Lehrbuben oder das Lehrmädchen."

Also die Fernsehleute (die Reparateure) sprühten sehr gerne die Kontakte ein und kassierten ihren Obulus, allermeist wohl wissend, daß das nie eine Lösung von Dauer sein würde. Der Kunde merkt es erst nach Wochen und ist oder war dann sauer oder er kaufte gleich neu.
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Schaun wir erst mal rein in den 4401

Die große Hauptplatine
die Sub-platine unten drunter

Der 4401 ist sehr "weitläufig" verteilt in dem großen Gehäuse aufgebaut, eigentlich sehr aufwendig. Verglichen mit dem kleinen Grundig MXV100 Vorverstärker ist das ein Monster-Vorverstärker. Dazu hat er auch noch ziemlich dicke sauber gebogene ALU Bleche und ist wirklich mechanisch robust. Leider sind die Löcher der Bohrungen zu ungenau, sodaß sich beim Zuschrauben das ganze Gehäuse über Eck verzieht und ca. 1 mm verkantet und nur noch auf 3 Beinen steht. Das hatte ich mit unserer kleinsten Rundfeile repariert.

Die dicke obere Epoxy-Hauptplatine enthält die wichtigen Verstärkerstufen und den Eingangsumschalter und jede Menge Cinch Buchsen. Von deutschen DIN Ein- oder Ausgängen ist dort - wie bereits auf den Grundig Seiten gesagt - nichts zu sehen. So etwas baute man in den USA nicht ein. Der Phono-Entzerrer Vorverstärker mit den Decoder Pins (für einen der optionalen Quadro-Decoder) wohnt huckpack oben auf diesem Main-Board und unten drunter wohnt eine weitere Platine mit dem Netzteil und mit den Klangregler- Potentiometern und dem Modus-Umschalter.

Beachtenswert ist, die BOSE Ingenieure haben bereits 2 richige 16-beinige ICs eingesetzt. Es sind rauscharme 4-Kanal Operationsverstärker. Alles andere ist noch diskret aufgebaut und wie gesagt, sehr weitläufig.
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Eine weitere Schwachstelle sind die Cinch-Buchsen

Die Cinch Buchsen sind senkrecht auf der Hauptplatine aufgesteckt und unten drunter verlötet. Das hindert den Staub aber nicht, von oben in die Buchsen zu gelangen und dort sein Unheil anzufangen. Die Elektroniker wissen, daß Staub weitgehend aus mineralischen Bestandteilen besteht, die in Verbindung mit Feuchtigkeit eine ätzende Wirkung entfalten und sogar Goldbeschichtungen (zum Beispiel von PC-Prozessor-Sockeln) wegätzen und durch Oxyde ersetzen.

Das bedeutet wiederum, die sensiblen niederpegligen Verbindungskabel, bei BOSE sowieso schon vom untersten und billigsten Level, haben immer weniger Kontakt und die Verbindung vom Plattenspieler zum Vorverstärker und vom Vorverstärker zur Endstufe wird elektrisch immer "dünner".

Kommt dann noch der BOSE Equalizer hinzu, kommen nochmal zwei von diesen billigen Cinch-Strippen zum Einsatz und der Sound ist "vollends weg" - das ist aber nur die Meinung von High-End Spezialisten. - Um das zu ändern, werden wir mindestens einen AUX Eingang und einen Main-Ausgang mit neuen Buchsen bestücken (versuchen).
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Das amerikanische (Billig-) Netzkabel bröckelt

Die braunen Netzkabel, also fast alle BOSE Netzkabel von Vorverstärkern und Equaliziern, sind leider von der absolut billigsten Sorte. Diese Sorte ist bei uns schon seit über 20 Jahren nicht mehr zugelassen (und damit eigentlich verboten). Bei uns müssen Netz-Kabel mindestens noch einmal "umhüllt" sein. Und bröckeln dürfen die natürlich auch nicht.
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Jetzt zum Vierfach Lautstärke Poti

Das Vierfach-Poti ist innen total "versifft", so nennen wir das. Da hat "Jemand" (also ein ziemlich dämlicher Mensch) eine ganze Dose Kontakt 60 reingesprüht - besser gesagt "rein gepumpt", leider auch auf die Umschaltkontakte des Eingangswählschalters und auf die anderen Potis.

Die verbauten Potis
sind eigentlich weitgehend gekapselt, so machte man das damals bei den besseren Geräten (auch bei uns in Deutschland). Doch der Reparateur hat es dennoch geschafft, das Zeug da rein zu bekommen.

Eine gewisse Menge von dem Kontakt Spray ist nämlich auch in die Potis gelaufen oder geflogen oder sonst wie. Das meiste ist draußen auf der Platine und im Gehäuse geblieben.

Man sieht, der "Reparateur" war sehr erfolgreich. Mit soviel "Siff" kann ein Schleifer keinen Kontakt mehr herstellen. Die Schleifer "schwimmen" nur noch auf dem Schmierfilm, selbst wenn dort noch etwas Graphit drinnen sein sollte.

Die anderen drei einzelnen Potis in der Vierer-Kaskade müssen auch noch geöffnet werden, dann kommt das Ganze in die Spülmaschine und wir werden sehen, was dabei noch raus kommt.
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Das Vierer-Poti ist mit ungeschirmten Drähten angeschlossen

Das ist zwar audiotechnisch (qualitativ) nicht gerade optimal, doch in unserem Fall sehr hilfreich. Da kann man jetzt ganz leicht Aussschau halten, in welchen anderen 5-Kanal Geräten jüngerer Generation solche diskreten Potis verbaut waren.

Merkwürdig ist nur, daß selbst im Service Manual nichts über die Werte dieses Potis zu finden ist - außer einer langen Teilenummer. (Die Poti-Achse hat ein amerikanisches Maß mit 6,3mm und die Befestigung außen hat ein Zollgewinde mit 9,5mm - das ist das typische Schraubgewinde für die amerikanischen 6,3mm Kopfhörer Klinkenbuchsen)

Doch dazu habe ich gemessen, es sind also 4 x 150 Kilo-Ohm log mit Mittenanzapfung für die gehörrichtige Lautstärke Und das läßt sich beschaffen, dann eben nur als Stereo-Poti und fertig.
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Noch ein Blick auf den "Siff" im Gehäuse

also die Reste des Kontakt Sprays, das unten im Gehäuse und auf den Deckeln schwimmt. Und wenn man das sorgfältig abwischt, fließt neues Flüssigspray aus verborgenen Ecken nach, also Murks ohne Ende.
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Ein Lichtblick, ein "Poti" gefunden

Da Quadro sowieso vorbei ist, würde auch ein Stereo Poti ausreichen. Und wenn man aufmerksam sucht, kommt man ab und zu zum Erfolg. Wichtig ist die Achse des Potentiometers (6,3mm) und der Durchmesser des Montagegewindes (9,5mm). Es sind alles Zoll-Bauteile, eben aus Amerika. Bekommen wir kein adäquates Poti mehr, ist der Verstärker Schrott, denn da paßt der große ALU-Knopf nicht mehr drauf.

Bei Pollin war ein solches sehr ähnliches Autoradio- Poti von ALPS im Katalog. Es hat anstelle von 150 kOhm (log) zwar 200kOhm (log), doch das dürfte marginal sein. Etwas wichtiger sind die Mittenanzapfungen in beiden Kanälen für die Loudness.

Etwas Nacharbeit ist noch vonnöten, damit der große Lautstärke-Knopf (aus vollem massiven Aluminium) auch drauf paßt.
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Jetzt muss es nur noch passen . . . .

Bislang sieht es gut aus.

Also es paßt, ist aber etwas wackelig.

Der BOSE 4401 Verstärker ist jetzt als (nur) Stereoverstärker wieder einsatzbereit.
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Schaltplan, Bestückungsdruck und Realität

Hier ist noch zu bemerken, daß die Bezeichnungen im Schaltplan des Service- Manuals sehr verwirrend und teilweise sogar falsch sind und mit dem Aufdruck auf der Platine nicht übereinstimmen.

Auch die Benennung der 4 Audio-Wege - mal als Kanal 1-4, dann als A bis D und das kreuz und quer ist schon mühsam. Mit dem Ersatz-Stereo-Poti sind sowieso nur noch 2 Kanäle in Betrieb. Das bedeutet, die korekt beschrifteten Cinch-Buchsen mit Left-Front und Right-Front sind mal Kanal 3 und 4, oder 1 und 2 und mal A-B oder C-D. Wer war das ? Konnte man das nicht durchgängig korrekt markieren ?

Empirisches Verfolgen von Kanal 1 (Front-links) und dann von Kanal 2 (Front-rechts) war angesagt, und wie gesagt, etwas zu mühselig.

....... und jetzt kommen wir zum Schaltplan und dann zum Sound-Test.
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